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Burnout: Daten und Fakten
ОглавлениеLassen Sie mich beginnen mit einem Auszug aus einem aus meiner persönlichen Sicht sehr beachtenswerten Artikel des renommierten Magazins „FOCUS“.
FOCUS stellte die Frage:
„Brennt die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts aus?“
Und gab auch gleich selbst eine Antwort:
… „Es scheint so, auch wenn man die wachsende Zahl von Prominenten betrachtet, die tatsächlich oder angeblich zu Burn-Out-Opfern wurden - von u.a. dem US-Starrapper Eminem über den renommierten Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld, dem als Jahrhunderttalent gefeierten Bundesliga-Fußballstar Sebastian Deissler, dem langjährigen Fußballtorwart des FC Bayern München und der Nationalmannschaft Oliver Kahn, dem bekannten TV-Koch Tim Mälzer, dem Kurzzeit-SPD-Parteichef Matthias Platzeck, der renommierten Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Miriam Meckel, dem Skisprungstar Sven Hannawald, der Radrennfahrerin Hanka Kupfernagel, dem spanischen Sternekoch und Begründer der Molekularküche Ferran Adrià bis hin zu einigen bekannten und renommierten Künstlern von TV, Film und Bühne, so die (zum Zeitpunkt der Erkrankung 26jährige) Innendesignerin und Schriftstellerin Eva Lohmann, dem Bücherautor Frank Schätzing, dem männlichen Teil des Duos Rosenstolz Peter Plate … - und im Sommer 2009 - der deutschen Rapperin „Lady Bitch Ray“ (vulgo: Reyhan Sahin) - und dann im Sommer 2011 - dem Bundesliga-Fußballtorwart Marcus Miller und im Spätsommer/Frühherbst 2011 der renommierte Bundesliga-Fußballtrainer Ralph Rangnick und gleichzeitig der 21-jährige brasilianische Bundesligafußballer Breno Vinicius Rodrigues Borges, genannt Breno … [diese Reihe lässt sich schier endlos lange fortsetzen … fast täglich werden in den Medien „neue VIP-Betroffene“ genannt]!“
War es bis vor wenigen Jahren ausschließlich ganzheitlich-biologisch tätigen Therapeuten vorbehalten, Burn-Out-Patienten zu behandeln (und auch eine den Beschwerden entsprechende und gerecht werdende Diagnose zu stellen, wenn auch nicht explizit unter dem Namen „BOS“!), so findet dieses Krankheitsbild zunehmend immer stärkeren Eingang auch in der Schulmedizin.
Warum das letztlich so ist, ist sehr schwer fassbar und zu beschreib-en. Ein Grund könnte sein, dass immer mehr sog. „VIP’s“ an und unt-er dieser Krankheit leiden.
Weiter im „FOCUS“: …
… „Dazu gehört aber auch abzustecken, ob denn BOS definitiv eine Krankheit im Sinne der WHO (World Health Organization/ Weltgesundheits-Organisation) bedeutet oder, ob sich hinter diesem Terminus lediglich ein Sammelsurium an Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen verbirgt! Ob es sich also de facto um Krankheit oder um eine Modeerscheinung handelt? …
Nicht zuletzt:
Wie kann man diese „Krankheit“ diagnostizieren und nachfolgend dann auch – und im optimalen Falle – wirkungsvoll + erfolgreich therapieren?
Denn immer mehr Mitmenschen fragen sich – so bereits eine Meldung im FOCUS (49/2006) –:
„Bin ich bloß gestresst - oder habe ich Burn-Out?“
Oder handelt es sich um eine „Deutsche Nervenkrise“?
Fakt ist und zwar vielfach belegt:
Fast verdreifacht haben sich die Fehltage wegen psychischer bzw. vegetativer (psychosomatischer) Erkrankungen.
Für einen erheblichen Teil dieser Beschwerden und somit Fehltage dürften Burn-Out-Syndrome verantwortlich sein.
Und weiter:
Was verbirgt sich hinter dem Phänomen „Ausgebrannt und Leer“?
Offenbar war es der große britische Schriftsteller Graham Greene (02.10.1904 - 03.04.1991; u.a. Autor der Bücher „Der Dritte Mann“ und „Unser Mann in Havanna“), der „Ausbrennen“ erstmals psychologisch verwendet hat in seinem 1961 veröffentlichten Roman „A Burn-Out-Case“ („Ein ausgebrannter Fall“).
Übrigens:
Heerscharen von Psychologen haben sich hinsichtlich der Deutung des Begriffes „BOS“ bzw. „Burn-Out“ mit nur geringem Erfolg herumgeschlagen.
Erst 1974 kam Burn-Out zu ‚akademischen Ehren und Weihen’:
Dies ist dem (gebürtigen Frankfurter) US-Psychoanalytiker (vor den Nazis in die Staaten geflohen) Herbert J. Freudenberger (1926-1999) zu danken. Neben seiner Tätigkeit als Psychoanalytiker war er im New Yorker Stadtteil Harlem in einer Klinik („Free Clinic“) ehrenamtlich tätig, um Junkies und Prostituierten zu helfen.
Seine permanente Arbeitsüberlastung führte bei ihm zu einer schweren psychischen, neuro-mentalen und letztlich auch körperlichen Krise.
Diese „Zustände“ beschrieb er in seinem Buch als „Burn-Out“!
Freudenberger ging bei seiner Selbstanalyse recht „unwissenschaftlich“ einerseits vor, andererseits aber traf er mit seinem Begriff den „Nerv der Zeit“ und so machte der Begriff rasch Karriere, letztlich auch in der Wissenschaft.
Was man Freudenberger in seiner Selbstanalyse als optimale Beschreibung hoch anrechnen muss, das ist die genaue Beschreibung der BOS-Symptome und die detaillierte Auflistung wie sich der Krankheitsprozess letztlich zum BOS aufschaukelt:
Zunächst großer Ehrgeiz zum Erreichen eines Zieles,
Dabei werden zunehmend die eigenen Interessen vernachlässigt;
Misserfolge werden verdrängt und dafür
Werden die eigenen Anstrengungen gesteigert.
Mit den Folgen:
Überarbeitung, Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit
Und weiter:
Innere Verhärtung, Intoleranz.
Plötzlich distanziert man sich von Menschen, für deren Wohl man eigentlich arbeitet; man beginnt sogar, diese zu Hassen und man wird …
Zum Einzelgänger.
Es folgen unausweichlich:
Probleme im Arbeits- und Gesellschafts-Leben und notabene auch im
Privat-Bereich.
Es kommt zur:
Sinnkrise und zu
Depressionen
Und nicht selten außerdem zu
Suizidneigung und (bedauerlicherweise auch) zum Suizid!
Soweit zu den Beobachtungen von Freudenberger an sich selbst.
Hat Freudenberger die Symptomatik beim BOS ausschließlich auf die psychische Ebene transferiert (naheliegend bei einem Psycho-Analytiker), so stellte man schon bald fest, dass zu diesem breit-gefächerten und vielschichtigen wie vielfachst vernetzten Krankheitsbild – zumindest in vollen Ausprägung – auch die beiden anderen Ebenen des Menschen gehören, nämlich einmal die geistige (neuro-mentale/kognitive) und dann aber auch die körperliche (somatische/physische) [dazu später].
Übrigens fielen Freudenberger bereits die sogen. „Helfenden Berufe“ (Ärzte, Pflegeberufe, Rettungsdienste, Feuerwehr, Sozialarbeiter, Lehrer und Erzieher) durch besonders häufige ‚Krankschreibung‘, Arbeitsunfähigkeitszeiten und auch durch Frühverrentungen besonders auf.
Als Ursache hierfür sah er in deren hohen Arbeitsbelastung, gepaart mit einem besonders hohen persönlichen Engagement, was er letztlich verantwortlich machte für das „Ausgebranntsein“ und der vielmals ausbleibenden Anerkennung der Leistungen.
Die Folgen reichen dabei vom schlichten „Dienst nach Vorschrift“ über viele Krankschreibungen bis hin zum Abusus (Missbrauch) – v.a. ‚schaurige‘ Kombinationen wie z.B. Alkohol + Psychopharmaka + sonstige Drogen – über Sucht bis letztlich zum Suizidversuch oder auch zum Suizid.
Kommen wir noch einmal auf Herbert J. Freudenberger zurück.
Dabei wird augenfällig, dass das „Ausbrennen“ auch andere Zeit-genossen trifft, - wie FOCUS berichtete - so u.a.:
Nicht nur hochleistungswillige, sondern auch völlig unauffällige und nicht stark belastete Zeitgenossen sind betroffen;
Bei vielen Ausgebrannten fehlen – die von Freudenberger genannten – „klassischen Symptome“ wie Zynismus und Aggressivität;
Inzwischen wird der Terminus mehr und mehr auch außerhalb des
Arbeitslebens verwendet. Selbst überforderte Schüler und frustrierte Hausfrauen bezeichnen sich mittlerweile als ausgebrannt.
Seelische Krisen – die unstrittig eine Ähnlichkeit mit Burnout-Beschwerden haben (können) – hat es schon zu allen Zeiten gegeben (s. Anmerkung unten); sie kommen auch heute noch unter anderen Namen in anderen Kulturen vor.
Die Ärzte Hillert und Marwitz (Schön-Klinik Roseneck, Prien/Chiemsee) ziehen daraus radikale Folgerungen und Konsequenzen:
Es gibt demnach ein weites Feld von psychischen Störungen, in denen Demotivation, Stress, Angst und Depression eine Rolle spielen.
Burnout sei dabei nicht klar und eindeutig abzugrenzen.
Ihre Schlussfolgerung:
Man solle tunlichst ganz auf den Begriff verzichten!
Der Mythos vom ‚Ausgebranntsein’ beschönige bloß die Tatsache, dass es sich um eine ‚echte Erkrankung’ handle. Er führe zudem sachlich in die Irre und erschwere so eine kompetente Therapie
[Anmerkung:
Diesen beiden letztgenannten Punkten kann und will sich der Autor dieses Buches absolut nicht anschließen und dies aus vielerlei Gründen, wie im weiteren Verlauf der Abhandlung sich noch herauskristallisieren wird]
Der Freiburger Universitätsarzt und Psychiater Joachim Bauer – er ist wahrlich kein „Burnout-Rebell“ – skizziert für Burnout folgenden biochemischen Mechanismus:
„Motivations- und Stress-Systeme gleichen einer Waage. Botenstoffe, die freigesetzt werden, wenn die Motivations-Systeme aktiv sind, beruhigen das Stress-System. Wenn die Motivation sinkt, weil Beachtung und Anerkennung ausbleiben, steigt die Stress-Anfälligkeit. … Das steigere das Risiko für körperliche, neuro-mentale und psychische Erkrankungen. …
Eine häufige typische Folge nach einem Zusammenbruch der Motivations-Systeme bei gleichzeitiger Aktivierung der Stress-Biologie ist die Depression!“
Einig sind sich alle Forscher – hierzulande unbedingt hinzuzuzählen u.a.: der Medizin-Soziologe Johannes Siegrist, der Burn-Out-Experte Prof. Matthias Burisch – darin, dass …
… „die Waage kippt (Modell der Gratifikationskrise nach Siegrist), dass hoher Stress einzig auszuhalten ist bei hoher Motivation und adäquater Anerkennung (gleich ob Gehaltserhöhung, beruflicher Aufstieg, Lob von Vorgesetzten, Respekt der Kollegen/Mitarbeiter, Erfolg bei der Tätigkeit usw.). Erlebt der Betroffene hingegen die Belastung als Überforderung, dann stürzt er ab!“ …
Das heißt:
Individuelle Resistenz spielt zwar eine Rolle, doch im Prinzip kann bei jedem Menschen nicht zu bewältigender Stress in eine Depression oder eine Erschöpfung – also auch in ein Burnout – umkippen.
Das betrifft alle: sogen. „Weicheier“ ebenso wie „Hartgesottene“, es kommt nur auf den Druck an, um auch die härteste Schale zum Platzen zu bringen“. …
Auch das ist mir bereits an dieser Stelle sehr wichtig:
Betroffenen sollte es letzten Endes egal sein, welchen Namen ihre Krankheit trägt: ob Schaffens- oder Sinneskrise, Midlife-Crisis, Erschöpfungsdepression oder ob „Burn-Out“.
Viel wichtiger und sinnhafter ist es nach meinem Medizinverständnis, die Krankheit so früh wie nur möglich zu erkennen und entsprechende und effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Zurück zum Burnout.
Fazit:
Zuletzt und letztlich spielt der gesamte Körper nicht mehr mit!
Burn-Out heißt:
„Rundum-Krankheit“!
Es gilt aber auch:
Nicht alle Menschen, die unter schwierigen/schwierigsten Bedingungen arbeiten – u.a. Priester, die in leeren Kirchen predigen, Lehrer, die von aufsässigen Schülern in die Verzweiflung getrieben werden, Krankenschwestern/-Pfleger, denen ihre Patienten immer gleichgültiger werden usw. … – sind gleichermaßen betroffen.
Was unterscheidet den Ausbrenner/Ausgebrannten vom Burn-Out-Resistenten?
Dies war über lange Zeit ein umstrittenes und kontrovers diskutiertes Thema.
Aber letztlich ist die Wissenschaft fündig geworden.
Gefährdet sind vor allem die allzu Ehrgeizigen, die Hyper-Idealisten, die hochakribischen Perfektionisten, die sogen. Workaholics, die Einzelgänger und aber auch die Dünnhäutigen und Hypersensiblen und insbesondere auch die Multitasker und die Menschen, die nie „Nein-Sagen“ können bzw. wollen.
Hinzu kommt noch infolge Globalisierung und Rationalisierung, in Zeiten von Shareholder-Ansprüchen, Just-in-time-Planung und vor allem Zukunftsängsten – insbesondere in den höheren/hohen Gehaltsstufen bzw. Leitungs- und Führungsebenen – der permanente und wachsende Druck:
„Immer weniger Mitarbeiter sollen immer mehr leisten“,
was dann letztlich einmündet im Burn-Out.
Etwas lapidar formuliert – so Dr. Andreas Hillert (Schön-Klinik Roseneck, Prien/Chiemsee) –:
„Leistungssteigerung mal Flexibilität minus Sicherheit = Burnout!“
Es gar nicht so selten, Menschen im Berufsleben anzutreffen – so Dr. Hillert weiter –, „die schon Hunderte ihrer Kollegen erfolgreich wegrationalisiert haben, bevor sie selbst unter Burn-Out weggeschoben wurden!“
Wer ist gegenüber Burn-Out gewappnet, gar gefeit?
Das sind vor allem Menschen mit einer ausgeglichenen „Work-Life-Balance“ [der Begriff Work-Life-Balance steht für einen Zustand, in dem Arbeits- und Privatleben und Sozialleben miteinander in Einklang stehen], Menschen mit hohem Selbstwert und mit Selbstsicherheit, mit stabiler familiärer (partnerschaftlicher) und gesellschaftlicher Einbindung und Bindung.
Bleibt die Frage aller Fragen – wie es FOCUS trefflich formuliert –:
„Alles Burn-Out, oder was?“
Dr. Hillert und sein Kollege Dr. Marwitz weisen zunächst einmal auf neuere Befunde hin, die dem klassischen Verständnis widersprechen.
Auch dies ist eine neue Erkenntnis:
Burn-Out-Phänomene … können nicht nur auftreten bei Überforderung, sondern auch bei Unterforderung!
Burnout erkennen – sprich diagnostizieren – und verstehen, das sind die beiden Seiten derselben Medaille!
Wenngleich Burnout nahezu in jedermanns/-frau Munde ist, darüber tagtäglich in der gesamten Medienlandschaft zu hören, sehen und zu lesen ist, so bleibt dennoch in der weit überwiegenden Zahl der Menschen hierzulande das Wissen über Burn-out – um es einmal sehr vorsichtig auszudrücken – mehr als bescheiden.
Leider nicht nur bei Laien, sondern auch Therapeuten stellen hier keine Ausnahme dar.
Ich darf hier einige Textfragmente und -passagen zitieren aus „Psychosoziale Gesundheit“ (Prof. Dr. med. Volker Faust):
… „Burnout ist ein beklagenswerter Zustand, der immer häufiger wird. Und der verhängnisvolle Konsequenzen für den Betroffenen und sein Umfeld hat: Beruf, Partnerschaft, Familie, Freundeskreis, nicht zuletzt für die Gesundheit.“ …
Kurzum:
„Burnout-Teufelskreis“!
Was muss man wissen?
Nachfolgend eine komprimierte Übersicht zum Erkennen und Verstehen.
Unter Burnout verstand man ursprünglich die negativen Folgen der beruflichen (Über-)Beanspruchung mit gemütsmäßiger Erschöpfung, innerer Distanzierung und schließlich Leistungsabfall.
Oder – wie es früher beschrieben wurde –, ein „Stress-Syndrom der helfenden Berufe" bzw. auf einen kurzen Nenner gebracht:
„Die Folgen von schlechten Bedingungen, unter denen viele gute Leute tätig sind und sein müssen!"
Inzwischen handelt es sich um ein reichlich komplexes Beschwerde- bzw. Leidensbild, das zwar immer mehr Betroffene belastet, aber nur zögerlich Eingang in Wissenschaft und Lehre und damit in Beratung, Klinik und Praxis findet.
Was kann zum Burnout führen?
Zur Frage „was kann zum Burnout führen?" besteht bisher kein einheitliches Meinungsbild.
Manche Wissenschaftler betonen Faktoren wie Mangel an Autonomie, Rollenkonflikte, zu hohe Erwartungen, Unklarheiten in den hierarchischen Strukturen, inadäquate Ziele und Konzepte, unzureichende Unterstützung durch Vorgesetzte usw.
Andere weisen vor allem auf Beziehungskonflikte hin, was dann tatsächlich Berufe mit Patienten, Kunden, Schülern/Studenten usw. besonders anfällig macht.
Wieder andere betonen die Diskrepanz zwischen dem anfänglich hohen Engagement („lodern“), verbunden mit ggfls. irrealen persönlichen Erwartungen und der desillusionierenden Realität.
Was heißt das alles konkret?
Nachfolgend in Stichworten die häufigsten Ursachen, wie sie beim Burnout-Syndrom immer wieder genannt werden (wobei immer wieder neue Belastungsformen hinzukommen):
Hohe Arbeitsbelastung
schlechte Arbeitsbedingungen
Zeitdruck oder zu großes Pensum in einem zu eng gesteckten Zeitrahmen, vor allem stoßweise
schlechtes Betriebsklima
wenig tragfähige Beziehungen zu den Mitarbeitern
wachsende Verantwortung;
Nacht- und Schichtarbeit, Wochenend- und Feiertags-Schichten
vor allem dort, wo man sich nicht arbeitsphysiologischen Erkenntnissen anpassen will oder kann
unzulängliche materielle Ausstattung des Arbeitsplatzes
schlechte Kommunikation unter allen Beteiligten (Arbeitgeber, aber auch Mitarbeiter untereinander)
zu geringe Unterstützung durch den Vorgesetzten
wachsende Komplexität und Unüberschaubarkeit der Arbeits-Abläufe und -Zusammenhänge
unzureichender Einfluss auf die Arbeitsorganisation
Hierarchieprobleme
Verwaltungszwänge
Verordnungsflut (gestern neu, heute zurückgenommen, morgen modifiziert usw.)
Termin- und Zeitnot
unpersönliches, bedrückendes oder Intrigen-belastetes Arbeitsklima, vom Mobbing ganz zu schweigen
ferner ständige organisatorische Umstellungen, ohne die Betroffenen in Planung und Entscheidung einzubeziehen, bei Misserfolgen aber verantwortlich zu machen
zunehmende, immer neue und vor allem rasch wechselnde Anforderungen
zuletzt die wachsende Angst vor Arbeitsplatzverlust u.a.m. …
Einige psychologische Aspekte des Burn-Out-Syndroms:
Die Liste äußerer Belastungen ließe sich beliebig verlängern.
Dabei ist aber folgendes zu beachten:
Ihre Bedeutung bemisst sich nicht nach dem, was „man“ für richtig hält, sondern orientiert sich an den Grenzen, die den Betroffenen seitens seiner seelischen, geistigen und körperlichen sowie psychosozialen Fähigkeiten her gesetzt werden.
Hier wäre/ist man dann bei den psychologischen oder inner-seelischen Aspekten eines Burnout-Syndroms.
Das ist nicht sehr populär.
Hinsichtlich der äußeren Belastungen sind alle einer Meinung, während man sich innerseelische und psychosoziale Schwachstellen nur bei anderen vorstellen kann. Doch spielen meist beide Aspekte eine Rolle. Dabei ist es im innerseelischen Bereich zuerst einmal ein Faktor, der im Grund nur Gutes verheißt: Einsatz, Initiative, Engagement, ja Überengagement. Das aber schließt auch die Gefahr von Überforderung und Erschöpfung mit ein.
Oft wirkt schon die Diskrepanz zwischen hohem persönlichen Einsatzwillen, großen Erwartungen und dem grauen Arbeitsalltag ernüchternd. Dazu kommt in manchen Fällen die mangelhafte gemütsmäßige Belastbarkeit im Umgang mit Patienten, Kunden, Schülern usw.
Natürlich werden diese auch immer anspruchsvoller, fordernder, reizbarer oder aggressiver:
Jeder scheint nur noch seine Rechte, kaum einer noch seine Pflichten zu kennen. So ist es sicher nicht falsch, wenn vor allem auf das engere Umwelt für das Entstehen von Ausbrenn-Syndromen! hingewiesen wird. Doch sind wir auch gehalten, psychologische Einflüsse zu klären. Denn die Kombination beider Aspekte ist wahrscheinlich das Naheliegendste.
Häufig sind es auch Menschen mit Leistungswillen und Idealismus, die ihren beruflichen Aufgaben zwar gerecht werden wollen, dann aber bitter feststellen müssen, dass die erwarteten Erfolge und Anerkennungen ausblieben, ganz zu schweigen von einem Minimum an Lob, das heute tatsächlich kaum mehr zu haben ist. So werden Misserfolge im Arbeitsfeld dann nicht nur als Kränkungen, sondern sogar als persönliche Niederlagen erlebt und erlitten. Das führt schließlich im Laufe der Zeit zu Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühls, zu Kommunikationsstörungen, schließlich Leistungseinbruch, depressiv und ängstlich gefärbten Erschöpfungszuständen und zuletzt zu vegetativen Funktionsstörungen (Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Wirbelsäulenbeschwerden usw.).
Nicht wenigen Burnout-Betroffenen macht im übrigen Leben auch eine zunehmende Sinnleere zu schaffen. Bei fehlendem Sinnbezug drohen aber noch rascher Erschöpfung, Entfremdung und Erholungsunfähigkeit – und im Gefolge davon neurotische und psycho-somatische Störungen, bei denen sich seelische Probleme in körperlichen Krankheitszeichen niederschlagen.
Manche Menschen unterschätzen auch ihre berufliche Qualifikation und damit Leistungsfähigkeit und sind getrieben von blindem Ehrgeiz mit all seinen Folgen. Kommen noch entgleiste Selbstbehandlungsversuche mit Alkohol, Nikotin, Medikamenten oder gar Rauschdrogen hinzu, ist die Situation schließlich völlig verfahren.
Der Wille zum Helfen und zur hervorragenden Leistung ermöglichen im Übrigen auch das Erlebnis, gut und gleichzeitig mächtig zu sein – eine ideale Kombination. Kommt es jedoch – entgegen der unrealistischen Wünsche – nicht zu dieser Selbstbestätigung, droht eine Ernüchterung, im Extremfall das Burnout-Syndrom. Das in Einzelfällen überstarke Streben nach Selbstdarstellung, Belohnung, Erfolg, Ruhm, öffentlicher Aufmerksamkeit und Dankbarkeit, das sich immer mehr auszubreiten scheint, wird inzwischen nicht nur als Sonderform süchtigen Fehlverhaltens bezeichnet, sondern kann der direkte unheilvolle Weg zum Burnout-Syndrom werden.
Manche Menschen überschätzen auch ihre berufliche Qualifikation und damit Fähigkeiten und sind getrieben von einem bisweilen blinden Ehrgeiz, dessen Keim nicht selten schon in jungen Jahren von ihrerseits ehrgeizigen und falsch beratenen Eltern gelegt wurde, die ihre eigenen Grenzen durch den Erfolg ihres Kindes zu sprengen versuchen. So hat für manche „Ausgebrannte“ ihr Beruf, ihre Position, das Projekt an dem sie arbeiten usw. eine besondere, ja – uneingestanden – einzigartige Bedeutung: Selbstverwirklichung, Selbstbestätigung, vielleicht sogar Selbsterhöhung als Selbstbehandlungsmaßnahme gegen miserable sonstige Bedingungen, als Therapie gegen Entmutigung, Nichtbeachtung, Überforderung, Kränkungen, Demütigungen usw.
Oder auch das Gefühl, eigentlich nur durch Leistung und Anpassung geliebt, geschätzt oder zumindest akzeptiert zu werden.
Natürlich treffen die hier genannten Punkte auf die meisten Menschen in irgendeiner, wenngleich abgewandelten Form zu.
Eine Direktverbindung zum Burnout-Syndrom lässt sich daraus noch nicht konstruieren.
Ein wenig Burnout ist wohl in uns allen!
Vermutlich hat es seinen Sinn.
Doch der wird ins Gegenteil verkehrt, wenn sich die Mühsal des Alltags in ein Leidensbild verwandelt, das den Betroffenen lautlos, aber unerbittlich hinab zieht in eine selbstzerstörerische Krankheit, deren Gefährlichkeit noch lange Zeit nicht erkannt wird.“ …
Doch es gilt aber auch:
Nicht alle Menschen, die unter schwierigen/schwierigsten Bedingungen arbeiten (s.o.) sind gleichermaßen betroffen.
Der Perfektionist
Die Welt ist alles andere als perfekt, darunter leidet dieser Zeitgenosse. Bei ihm muss alles bis ins kleinste Detail „passen und stimmen“. Oft jagen diese Menschen Anerkennungen und Lob regelrecht nach (und hinterher) und setzen sich zudem unrealistische, weil nicht er-reichbare, Ziele. Sie sind von Burnout bedroht, wenn sie nicht zeitig lernen, diese Lebens-Unzulänglichkeiten zu ertragen und auszuhalten.
Der Helfer
Menschen mit einem „Helfer-Syndrom“ (Komplex!) sind immer, verfügbar und hilfsbereit und bringen sich und andere so geradezu in eine Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit anderer steigert das Selbstwertgefühl dieses Menschentypus. Helfer sollten sich unbedingt und möglichst frühzeitig fragen sich: Welche eigenen Wünsche und Bedürfnisse vernachlässige ich? Unbedingt notwendig, dass der Helfer lernt, sich selbst zuerst zu helfen.
Der JA-Sager
Er kann vor allem nicht „NEIN“-sagen. Das erfordert nämlich eine gewisse Stärke, die diesem Typus leider vielmals völlig abgeht. Für den Ja-Sager ist es (über-)lebenswichtig zu erkennen, dass man es nicht immer allen und zu jeder Zeit recht machen kann. Bevor er aber zu dieser Haltung kommt/kommen kann, muss er zuerst und zunächst einmal seine eigenen Bedürfnisse und Interessen kennenlernen.
Der Idealist
Dieser Menschentypus setzt sich Ziele, welche weit weg sind und er denkt immer an den übernächsten Schritt (Beispiel: Beim Hinsetzen denkt er schon an das Aufstehen). Jede Aufgabe scheint ihm gewaltig. Diesem Typus kann und wird es helfen die großen Aufgaben, die er sich ständig und gerne setzt, zu zerlegen, damit er die Gesamt-Arbeit letztlich in Teilen bewältigen kann.
Bedeutend für die Ursachenforschung beim Burnout sind die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Wolf-Dieter Gerber (Direktor des Instituts für medizinische Psychologie und medizinische Soziologie der Uni Kiel - publiziert 07/2011).
Was ganzheitlich behandelnde Therapeuten schon seit langer Zeit mit als wichtige und wesentliche Ursache in der Entstehung eines Burnout angesehen haben – entsprechend ist auch meine ganzheitliche Therapie ausgerichtet – laufen seit kurzer Zeit auch die Erkenntnisse der Schulmedizin darauf hinaus, dass sich in der ätiologischen Spurensuche eindeutige Indizien finden lassen, dass dabei - insbesondere in der Stress-Reaktion – die immens wichtige „Hypothalamus-Hypophysenvorderlappen-Schilddrüsen-Nebennierenrinden-Gonaden-Achse“ mit „die“ Schlüsselstellung einnimmt!
Es handelt sich dabei um eine wichtige „Stress-Achse“.
Beim Burnout liegt immer ein chronischer Stress vor mit der Folge: Hyperaktivität dieses endokrinen Verbundsystems! In deren Folge kommt es zu einer gestörten Homöostase der Stresshormone mit der weiteren und unausweichlichen Folge für den Betroffenen: er ist in einem anhaltenden psychischen, später auch neuro-mentalen und zuletzt auch physischen Alarmzustand versetzt und wird dort unabwendbar festgehalten.
Fazit:
Burnout ist - nach Prof. Gerber - eine „Stresserkrankung mit zentral-nervösen Konsequenzen“!
Er führt weiter in seinen Untersuchungen aus:
… „Wie stark die neuroendokrine Stressachse auf einen Stressreiz reagiert, ist individuell sehr unterschiedlich. Zudem werden zuletzt auch genetische Faktoren diskutiert, welche die Reagibilität der endokrinen Verbundsysteme im Voraus festlegen. D.h. in letzter Konsequenz: Der Weg zu einer erhöhten Prädisposition für Burnout wird also schon vor der Geburt festgelegt!“ … (und weiter):
… „Die sogen. „Stress-Gene“ (Brain Derived Neurotrophic Factors - BDNF), die auf die Stress-Antwort einwirken, finden sich bei ca. 30% der Bevölkerung. Mit ca. 70% davon machen Frauen den Großteil aus (Anmerkung des Verfassers:
Das könnte dann auch eine Erklärung sein, warum Frauen häufiger an einem Burnout erkranken).
Diese Gene müssen aber nicht unbedingt und zwangsläufig negative Auswirkungen haben, aber nur so-lange wie die Bewältigung von Stress – das sogen. ‚Coping‘ – funktioniert. Versagt dieses, können die Stress-Gene dann allerdings bereits bei geringen Belastungen ‚angeschaltet‘ werden.“ …
Von großer Bedeutung und Wichtigkeit für einerseits bestmögliche Funktionsabläufe und andererseits Harmonie bzw. Balance der Prozesse in den Ebenen „Geist und Psyche“ ist eine optimale Einstellung und des „Gehirn-Stoffwechsels“ [Brain metabolism].
Wie im Stoffwechsel allgemein und generell, so ist auch hier zu unterscheiden zwischen dem primären und dem sekundären Hirnstoffwechsel.
Beim primären Stoffwechsel handelt es sich um den Teil des Zellstoffwechsels, in dem Saccharide (Kohlenhydrate/Zucker), Lipide (Fette), Aminosäuren und ihre Derivate (= Abkömmlinge) umgesetzt werden.
Beim sekundären Stoffwechsel handelt es sich um den Teil, in dem komplexe Verbindungen aus Aminosäuren (Proteine), Sacchariden (Glykogen), Lipiden (Steroidhormonen und Neurotransmitter/Biogene Amine) und Nucleinsäuren (DNA/RNA) synthetisiert werden.
Um alle diese Funktionen und Prozesse bestmöglich leisten zu können, muss stets in ausreichender Menge als „Energielieferant“ Glucose zugeführt werden und vorhanden sein.
[Anmerkung:
Das setzt wiederum voraus, dass einmal die Leber als wichtiges Speicher-Organ (neben Muskelzellen) intakt ist und bei Bedarf Glucose ausgeschüttet werden kann und, dass zweitens stets ein ausreichendes ‚Zuckerdepot‘ (Glycogenspeicher in der Leber) vorhanden ist. Das wiederum aber heißt, dass durch die Ernährung Kohlenhydrate in ausreichender Menge zugeführt werden. Daher sind Hypoglycämien = Unterzuckerungszustände (z.B. beim Diabetes oder bei drastischen Diätmaßnahmen bzw. in Hungerzeiten) so gefährlich für die Gehirnfunktionen; in gravierenden Fällen können sie zu irreversiblen Hirnschäden führen. Nebenbei: in solchen Fällen kann unser Gehirn sich vorübergehend behelfen, indem es die anfallenden Ketonkörper (Aceton) (werden in der Leber gebildet) verwerten kann. Im Stoffwechsel der Aminosäuren ist von besonderer Wichtigkeit die Glutaminsäure; sie ist unverzichtbar als Quelle für GABA (Gamma-Amino-Buttersäure = Neurotransmitter) und zur Bindung des für das Gehirn toxischen Ammoniaks].
Unverzichtbar ist zudem ein adäquates Vorhandensein des Spurenelementes Zink.
Nicht zuletzt:
Unser Gehirn hat einen hohen Sauerstoffbedarf/-verbrauch; unter Ruhebedingungen macht das ca. 20% des gesamten Sauerstoffverbrauchs unseres Organismus aus!
Weiter:
Ca. 80% der gesamten Energiezufuhr ‚verbrauchen‘ die Nerven-Zellen im Gehirn!
Das ist die eine Seite der Medaille „Gehirnstoffwechsel“ und die andere:
1. Entzündungen
zumal chronische und zwar jedweder Ursache wirken sich schädigend aus und zwar durch Beeinflussung des Stoffwechsels der Aminosäuren (insbesondere kommt es zu einem Mangel an Tryptophan, was wiederum zu einem Mangel an Serotonin und Melatonin führt!). Ferner greift
2. Rauchen
bzw. die Inhaltsstoffe im Tabak schädigend in den Hirnstoffwechsel ein (u.a. kommt es zu Veränderungen der endogenen Opioiden und besonders zu einer Synthese-Blockierung von Dopamin; bes. in Mitleidenschaft gezogen wer-den dadurch die ‚Emotionen‘). Aber auch
3. andere Krankheiten
bringen den Gehirnstoffwechsel in Schieflage; besonders
4. psychische Krankheiten
(Depressionen, bipolare Störungen): hier kommt es in jedem Falle zu einer Minderung der wichtigen Gehirnbotenstoffe (Neurotransmitter, Biogene Amine).
5. Alkohol
hier der übermäßige und chronische Konsum hat ebenfalls entscheidende Veränderungen im Gehirn zur Folge:
Geschädigt werden das sogen. ‚Gehirn-Belohnungssystem‘ (), dann die Region im vorderen Teil der Hirnrinde (dort ist das Zentrum zur Planung und Umsetzung für Gedankengänge und Handlungen); zudem wird die Merkfähigkeit beeinträchtigt. Aber auch einige
6. Arzneimittel(wirkstoffe)
greifen schädigend in den Hirnstoffwechsel ein (u.a. Psychopharmaka, Analgetika, Antihypertensiva).
Aber es ist beileibe nicht alleine der Gehirnstoffwechsel, der beim Burnout sich in Schieflage befindet, sondern vielmehr sind wichtige Gehirnareale und damit/dadurch Gehirnfunktionen ebenfalls aus dem Takt und Gleichgewicht.
Was gleichbedeutend ist mit fehlerhafter Verarbeitung von Reizen, Sinneseindrücken, Emotionen usw. Dabei eingedenk, dass das Gehirn die „alles entscheidende Steuerzentrale“ unseres Körpers ist! Von elementarer Bedeutung sind dabei das Zwischenhirn (Diencephalon) und bes. auch das gesamte Limbische System und die Hirnanhangdrüse (Hypophyse).
Das Zwischenhirn besteht aus 4 Teilen:
Thalamus [„Kammer bzw. Schlafgemach“ = der größte Teil des Diencephalon - setzt sich aus zahlreichen Kerngebieten zusammen mit starker Verbindung zur Großhirnrinde (Cortex cerebri)] – er ist die ‚zentrale Schaltstation’ der sensorischen und motorischen Funktionen, sowie Zentrale des vegetativen Nervensystems -.
Hypothalamus () [„Kammer, Zimmer“ = das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems und zu-gleich das oberste Steuerungsorgan für die Hormone - selbst kleinste Störungen dieses Areals wirken sich auf die Lebensfähigkeit des Menschen gravierend aus] –
Wichtige Aufgaben sind:
- Aufrechterhaltung der Homöostase ()
- Circadiane Rhythmik (Bio-Rhythmus) und Schlaf
- Steuerung des Sexualverhaltens
- Entwicklung von Emotionen (Wut, Aggression, Apathie usw.)
- Regulation von Nahrungs- und Wasseraufnahme
dazu
- Subthalamus und Epithalamus und als Teil darin die wichtige Epiphyse [Zirbeldrüse = Produktionsort für das Hormon Melatonin = wichtig für den Schlaf-Wach-Rhythmus und andere zielabhängige Rhythmen des Körpers].
Dem Hypothalamus hängt an die
- Hypophyse [Hirnanhangdrüse] () an; beide bilden eine Funktions-Einheit.
Die Hirnanhangdrüse ist Bildungs-, Speicherungs- wie auch Steuerungsort für lebenswichtige Hormone () [Oxytoxin, Vasopressin/Antidiuretisches Hormon, Melanozyten-Stimulierendes Hormon, Gonadotropine (Follikel-Stimulierendes Hormon, Luteinisierendes Hormon), Adrenocorticotropes Hormon/ACTH (), Thyreoidea-Stimulierendes Hormon, Wachstumshormon (Somatotropes Hormon), Prolaktin].
Die Hypophysen-Hormone regulieren vielfältige Körperfunktionen, so u.a. den Schlaf, Funktion der Schilddrüse, den Wasser- und Elektrolyt-Haushalt, Zucker- und Fettstoffwechsel usw. Gleichzeitig ist die Hypophyse Schaltstelle zu den anderen Gehirnzentren.
- Das Limbische System stellt eine Funktionseinheit des Gehirns
dar zur Verarbeitung von Emotionen und auch von intellektuellen Leistungen. Das LS wird gebildet von Anteilen der Großhirnrinde und subcorticalen Strukturen – anatomisch gesehen besteht das LS aus: a. Hippocampus (gelegen im Temporallappen/Lobus temporalis cerebri bds. = zentrale Schaltstation des gesamten LS! = hier fließen Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammen, die hier verarbeitet und zur Hirnrinde zurückgesandt werden = wichtig für das gesamte Gedächtnis), Fornix, Corpus mamillare, Gyrus cinguli,
b. Corpus amygdaloideum (Amygdala/Mandelkern = wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen und der Analyse möglicher Gefahren; die A. verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen ein), Nuclei anterio-ventrales des Thalamus (s.o.), Gyrus parahippocampalis und Septum pellucidum.
Gesichert ist heute, dass sich einige Krankheiten auf Störungen des Limbischen Systems und/oder der Amygdala zurückführen lassen, so u.a. die Unfähigkeit, emotionale Situationen einschätzen zu können, ferner Gedächtnisstörungen, Phobien, Depressionen, Erschöpfungs-Zustände und auch Belastungsstörungen.
Burnout steht u.a. für eine gravierende, alles niederdrückende Müdigkeit, Schwäche und einen hochgradigen Energieverlust auf und in allen Ebenen.
Da drängt sich mir schon seit langer Zeit die Frage auf, ob nicht hinter diesem Energieverlust eine Schädigung der Mitochondrien () stecken könnte und steckt?
Ganz gleich, ob ursächlich/primär - angeboren (evtl. genetisch) oder autoimmun oder idiopathisch – oder sekundär = erworben – oder als Folgeschädigung durch Burnout.
Die Mitochondrien stellen die immens wichtigen „Kraftwerke aller Zellen mit einem Zellkern“ dar. In den Mitochondrien erfolgt die Umwandlung von Substraten (z.B. Traubenzucker) in energiereiches ATP (Adenosintriphosphat ()).
[Reaktion in der Atmungskette wie folgt: Traubenzucker + Sauerstoff Kohlendioxid + Wasser + „Energie“]
Die dabei gewonnene Energie brauchen die Zellen zum Leben allgemein und zu ihrer Leistungsfähigkeit im Besonderen!
M.M.n. handelt es sich also um eine „Mitochondriopathie“.
An der Wissenschaft ist es, diesbezüglich zu forschen.
Evtl. handelt es sich aber auch um Mitochondrien-Mutationen, die ihrerseits die Zellen schädigen und in den Tod treiben (Apoptose).
Soviel und soweit zu diesem Punkt und damit zurück zum eigentlich-en Thema.
Wie sieht es mit Erkrankungs-Zahlen aus?
Leider liegen weltweit keine konkreten Burnout-Erkrankungszahlen vor. Fest steht allerdings, dass die Erkrankung an BOS in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und es hat den Anschein, dass die Fallzahlen fast schon von Monat zu Monat hochschnellen!
Besonders stark betroffen vom BOS sind Menschen im Alter zwischen 35 und 55 Jahren – die sogen. „Best-Ager“ –; außerdem lässt sich ein Überwiegen des weiblichen Geschlechts nachweisen – Verhältnis Frauen : Männer von 2,1 : 1,3 –.
Stark (deutlich stärker betroffen als sonstige Berufsgruppen) betroffen sind und werden Menschen, die unter permanentem psycho-neuro-mentalem Leistungs- und Rechtfertigungsdruck mit entsprechender Kontrolle (durch Vorgesetzte wie Untergebene) stehen, weiter die sogen. „Workaholiker“ und die sogen. „Multi- bzw. Pluri-Tasking-Menschen“ und zunehmend aber auch Menschen, die akut in eine soziale (ob selbst verschuldet oder unverschuldet, das steht dahin) Schieflage gekommen sind bzw. bei denen sich ein gravierender sozialer Abstieg (mit all den sattsam bekannten Folgen und Auswirkungen in Gesellschaft und Familie/Lebenspartnerschaft) und die trotz aller ‚verzweifelten‘ Anstrengungen keinen ‚Boden mehr unter die Füße bekommen‘ und, bei denen es zusätzlich noch zu krankheits-bedingt zu Verwerfungen im privat-persönlichen Bereich gekommen ist.
Weiter:
Auffallend die Erkrankungszunahme in den letzten Jahren bei jüngeren Jahrgängen; d.h. schon bei pubertierenden Kindern
(einige Male auch in noch früheren Jahrgängen) kommt es zu einem „seelischen Ausgebranntsein“.
In der Zusammenschau:
Schätzungen zufolge sind derzeit in den Industrienationen weltweit von einem BOS betroffen ca. 10-15 Prozent aller Beschäftigten in sogenannten „Risiko-Berufsgruppen“ (s.v.).
Und weiter:
Zwischen weiteren 20 bis 30 Prozent aller Menschen in diesen Berufen/Tätigkeiten sind gefährdet, an Burnout zu erkranken!
Aber, um es einmal ‚plakativ‘ zu sagen:
Sie alle befinden sich in „bester Gesellschaft“, die sogen. Burn-Out‘s!
Und es werden immer mehr!
Es ist nicht zu leugnen, dass die „Flammen des BOS“ sich nach und nach nahezu schon in sämtliche Berufe ausgebreitet haben und, wenn die Fallzahlen weiter so vehement zunehmen, dass in absehbarer Zeit ein „Flächenbrand“ oder – um im Bild zu bleiben – eine „Feuerwalze“ droht.
Ganz besonders ‚anfällig‘ für Burnout sind nach derzeitigem Stand auch noch und zunehmend die Investmentbanker und die IT-Branche.
Hat FOCUS mit seiner Titelzeile vielleicht doch Recht?
„Generation Burnout“.
Es hat den Anschein, dass Burnout zu einem gesundheitlichen ‚Massenphänomen‘ zu einer regelrechen ‚Epidemie‘ wird oder bereits geworden ist.
Wer aber kann dem Burn-Out entrinnen?
Plakativ:
Sicherlich alle jene Mitmenschen, die nicht in vorderster Verantwortungsfront stehen, die überwiegend körperlich tätig sind (was sicherlich auch zur Erschöpfung führen kann, aber nicht als BOS!) und alle Zeitgenossen, welche es frühzeitig gelernt und verinnerlicht haben, zu delegieren und Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, die es schaffen, den Kollegen auch Können und Wissen zuzutrauen und alle jene, ferner all jene, die rechtzeitig die Kurve kriegen, um auf die ‚Multitasking-Bremse‘ zu treten und die Aufgaben nach Prioritäten zu erledigen, ferner jene, die zudem gelernt haben, mit dem Leistungsdruck umgehen zu können und den (Dauer-)Stress zu kompensieren und – dies ist immens wichtig –, die gelernt haben, auch einmal „NEIN“ zu sagen!
Sie alle haben die besseren ‚Karten‘, einem Burnout zu entrinnen.
Zurück zu den Zahlen:
So „schwirren“ zurzeit Zahlenangaben für BOS durch die Lande, die sich für Deutschland bis hin zu einer Zahl von 8 Millionen (!) BOS-Kranken bewegen!
Ich warne:
Vielmals wird im Übereifer und vorschnell und voreilig – und sicherlich auch, weil es „IN“ ist – „alles in den Topf namens „Burnout“ geworfen.
Was aber heißt:
Nicht bei jeder Erkrankung, die als Burnout geführt wird, handelt es sich realiter und definitiv um ein BOS!
Fakt:
Seriös dürfte eine derzeitige BOS-Fallzahl in Deutschland zwischen 750.000 und 1,5 Mio Betroffenen sein – gesprochen wird derzeit über ca. knapp 2% aller Deutschen –; allerdings mit in den letzten Jahren deutlich steigender Tendenz!
Nicht zu übersehen:
Die Dunkelziffer ist sehr hoch, sicherlich weit höher als die Zahl der bekannten Burnouts. Letztere stellen so etwas wie die Spitze des „Krankheits-Eisberges“ dar.