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21. Vom Spökelberg

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(1225.)

Eine kleine Weile von Hamburg, an der Straße zwischen Schiffbeck und Steinbeck, da, wo sich das hohe Geestufer nach dem Bach bei Nieder-Schlems senkt, ist noch heute ein kleiner buschiger Hügel zu sehen, auf dem jetzt ein stattliches Haus steht, mitten in Gartenanlagen. Das ist der sogenannte Spökelberg. Noch um 1830 hatte er eine andere Gestalt, daran man leichtlich seine Bestimmung in alten Zeiten erkennen konnte.

Auf diesem Hügel hat nämlich die Veste gestanden, die Graf Albrecht von Orlamünde, des Dänenkönigs Waldemar Statthalter und Marschall in Holstein, um 1216 gebaut hatte, um Hamburg zu bezwingen, wie oben erzählt ist.

Als nun König Waldemar und der Graf von Orlamünde gefangen waren, die Holsteiner sich unter ihrem rechtmäßigen Herrn, dem jungen Grafen Adolf IV., erhoben, und schon den größten Teil des Landes von der Dänenherrschaft befreit hatten, da wollte Adolf auch diese Gegend und die beste Stadt seines Erbes, Hamburg, wieder gewinnen.

Hamburg (wie oben erzählt ist) hatte sich zwar eigentlich schon durch Vertrag mit dem großen Grafen von Orlamünde von der Dänen Herrschaft befreit und war einigermaßen selbstständig geworden, aber in den Vesten am Eichholz und bei Schiffbeck lagen auch noch dänische Besatzungen, die mussten besiegt werden.

Zuerst kam die Reihe an Schiffbeck. Graf Adolf und seine Holsten belagerten und bestürmten es, die Dänen wehrten sich kräftig, aber endlich ergaben sie sich auf Gnade und Ungnade, nachdem sie in blutigen Gefechten die Kühnheit des Grafen und die Tapferkeit seiner Holsten erfahren hatten.

Und einige Zeit danach, als Adolf sich an dieser Stelle mit den Hamburgern friedlich geeinigt, und mit ihrer Hilfe auch die Dänenburg am Eichholz erobert und zerstört hatte, ließ er auch die Schiffbecks-Veste schleifen und abtragen, weil die Hamburger das Privilegium hatten, dass auf zwei Meilen rund um die Stadt keine feste Burg durfte bestehen.

Und der Hügel, darauf diese Veste gestanden, blieb mit einigen Steinhaufen noch lange Jahre so wüst liegen. Und um 1720 bezeugte es der Pastor Nic. Alardus in Steinbeck, dass ein gut Stück der alten Veste annoch erkennbar sei. Nach und nach trugen die benachbarten Leute die Steine fort, wenn sie deren etwa benötigt waren. Und die Sage ging, dass der Graf von Orlamünde große Schätze, darunter eine goldene Wiege und die 1500 Mark Silbers, welche die Hamburger ihm für die Freiheit ihrer Stadt gegeben hätten, im Innern des Berges vergraben habe, die noch nicht gehoben seien; es hieß auch früher, dass es dort arg spukte oder spökelte, wie man´s auch nennt, nämlich, dass nächtlicher Weise allerlei gespenstische Gestalten auf dem Berge säßen, etwa die Hüter des Schatzes oder die Geister der hier bei Erstürmung der Burg erschlagenen räuberischen Dänen, die das umliegende Land gedrangsalt hatten und nun keine Ruhe im ungeweihten Grabe haben möchten. Vielleicht waren es auch nur Schatzgräber, die mit Wünschelrute und anderem Zaubergerät ihr Glück versuchen wollten, und sich gern, wie solche nächtige Gesellen lieben, mit spukhaftem, gespenstischen Wesen umhüllten. Offen am lichten tage betrieb jedoch der Chemicus Dr. Brand (1688), der Erfinder des Phosphors, seine Nachgrabungen, jedoch ohne Schätze zu finden. Genug, der wüste Berg bekam daher den Namen „Spökelberg“, den er noch jetzt trägt. – Der uralte Kaufschilling für Hamburgs Befreiung von der Fremdherrschaft mag noch darin vergraben liegen.

Hamburgische Geschichten und Sagen

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