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30. Das helle Haus und das heiße Haus
Оглавление(1284.)
Im Jahre 1284, am Tage des heil. Chriacus, d. J. am 8. August, ereignete sich zu Hamburg eine ganz erschreckliche Feuersbrunst, welche fast die ganze Stadt, so groß sie damals war, einäscherte, wobei viele Menschen, Männer, Weiber und Kinder, elendiglich umkamen. Damals waren die meisten Wohnhäuser Holzbauten, die brannten lichterloh, aber auch die steinernen Gebäude konnten der Glut nicht widerstehen, sie barsten und stürzten zusammen. In die Halle eines großen Hauses hatten sich einige 100 Personen geflüchtet, die allesamt umkamen. Man sagt auch, dass alle Kirchen mit dem St. Johannis-Kloster dabei abgebrannt seien. Ja, Einige sagen sogar, dass die ganze Stadt bis auf ein einziges Haus in Schutt und Trümmer gesunken wäre; dieses aber habe auch schon in hellen lichten Flammen gestanden, nachdem aber die Nachbargebäude heruntergefallen, sei es durch ein Wunder Gottes dennoch vom Feuer nicht verzehret, sondern bestehen geblieben, und habe von der Zeit an das helle Haus gehießen, unter welchem Namen es noch manche Jahrhunderte bekannt gewesen. Vielleicht ist gemeint: das heele, d.h. das heil, ganz, unverletzt gebliebene Haus. Übrigens gab´s noch bis 1500 ein altes Haus am Fischmarkt, welches das Hell- oder Hehl-Haus hieß, in welchem man gefundenes, herrenloses Gut zu bergen pflegte, was man damals „Hehlen“ nannte.
Als in genanntem Jahre der neue Krahn gebaut wurde, kam diese Hehl-Einrichtung in die daneben stehende Waage, in einen Raum, der „Archeln-Kammer“ hieß. Andere aber sagen, dies einzig stehengebliebene helle Haus habe in der Bohnenstraße gestanden und später einem Bürger Namens Kahle zugehört.
Wieder Andere wissen nichts von dem hellen Hause, wohl aber von dem heißen Hause. Es sei dies ein stattliches Gebäude gewesen, welches in der großen Feuersbrunst einzig unversehrt geblieben. Aber so ungeheuer sei der Brand und die Glut gewesen, dass noch nach Jahren, als längst die Stadt rings umher wieder aufgebaut, die Mauern, Steine und Ziegel dieses alten Hauses sich ganz heiß anfühlen lassen, weshalb man dasselbe nie anders als das heiße Haus genannt habe.
Die Hamburger aber, wie sie´s selbst bei den verderblichsten Feuersbrünsten noch jetzt im Brauch haben, verloren keinen Augenblick den Kopf oder den Mut, und begannen alsbald den Neubau. Anfangs wollten die Vögte der Holsteinischen Grafen, vermutlich aus freundnachbarlicher Gesinnung, den Hamburgern kein Holz verkaufen oder wegführen lassen, aber als ihre Herren, die Grafen Adolf, Johann und Albrecht, sich den Hamburgern freudwillig bezeigten und ihnen die Anerkennung der kostbaren Privilegien Kaiser Friedrich´s I. glorreichen Angedenkens, verbrieften, auch ihnen Beistand gegen etwaige Übergriffe des Bremischen Erzbischofs verhießen, - da mussten gedachte Vögte das Bauholz unsern Bürgern wohl verabfolgen lassen. Und vom Grafen Helwig von Schwerin und von andern großen Waldherren, kam Bauholz in Menge, so dass Hamburg dennoch bald wiederum, wie die Poeten sagen, „phönixartig aus der Asche“ wieder erstand.