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Kapitel Fünf

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Jesse

»Es steht kein Besitzer außen dran. Aber können Sie mir vielleicht weiterhelfen, mit einer Besichtigung oder so?« Jesse beschattete seine Augen und stellte sich auf die Zehenspitzen, als er versuchte, durch einen Riss in den ausgeblichenen Zeitungen im Fenster zu spähen.

Er war durch die ganze Stadt gegangen und hatte an allen Schaufenstern dieselbe Telefonnummer vorgefunden, falls überhaupt ein Schild vorhanden war. Aber der Immobilienhändler am anderen Ende der Leitung gab nicht nach. »Sie sagten, in der Nähe des Hart Square?«

»Oder am Wasser.« Jesse hatte die Lagerhäuser am Hafen bereits entdeckt. Es waren hinreißende, alte Gebäude – vielleicht ein bisschen verbaut, aber damit konnte er arbeiten.

»Oh, nein, nein. Im Stadtkern haben wir nichts.«

Diese Straße als Stadtkern zu bezeichnen, war sogar für einen Immobilienmakler weit hergeholt, aber Jesse ließ es ihm durchgehen. »Oh ja? Wer denn?«

»Ich bin mir nicht ganz sicher. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte.«

Der Klang seiner Stimme war wie eine Tür, die Jesse vor der Nase zugeschlagen wurde. »Okay… Danke?«

Der am wenigsten hilfreiche Agent aller Zeiten legte auf und Jesse starrte auf sein Handy, dann zurück zum Schaufenster. Es sah aus, als wäre es seit Monaten nicht genutzt worden. Vielleicht seit Jahren.

Es gab nicht einmal eine öffentliche Bücherei, in der er Erkundigungen einziehen könnte: wem die Gebäude gehörten oder was in den Grundbucheinträgen stand, zum Beispiel. Vermutlich würde er nach Portland zurückkehren müssen, um an diese Informationen zu gelangen. Oder ins Rathaus gehen, das anscheinend im selben Gebäude lag wie die Polizeistation.

Jesse seufzte. Der Makler hatte sich ganz eindeutig herausgeredet. Was er wirklich brauchte, war jemand, der sich in der Gegend auskannte. Vielleicht Cher? Aber wer konnte schon sagen, ob sie heute öffnen würde und falls ja, wann. Derzeit war die Bar fest verschlossen.

Er hatte mit jedem gesprochen, der ihm in den Sinn gekommen war: mit dem Makler in Portland, der ihnen geholfen hatte, ihr Haus anzumieten, mit dem örtlichen Bankdirektor und selbst dem Besitzer des Surfladens unten am Wasser.

Alle hatten sich freundlich und einladend gezeigt, aber hatten klar gesagt, dass sie nicht wussten, mit wem er über die Häuser sprechen müsse – selbst wenn ihre Mienen etwas anderes ausgedrückt hatten.

Jesse setzte zu einer weiteren Runde durch die Stadt an. Wenn er nicht an ein Studio und eine Werkstatt auf dem Marktplatz oder am Wasser kommen konnte, wusste er nicht, was er tun sollte. Angesichts all der leeren Schaufenster hatte er darin vor ihrem Umzug kein Problem gesehen. Und da die Stadt an der Küstenstraße lag, kamen jedes Jahr genug Touristen vorbei – es ging nur darum, ein paar Schilder aufzustellen, die hübsche Kunst versprachen, und sie zum Anhalten zu bringen.

Doch es gab immer noch etwas, das er tun konnte. Er konnte dafür sorgen, dass ihre Waren in Geschäften in stärker besuchten Städten angeboten wurden, aber dann mussten seine Freunde und er getrennt arbeiten und jeder von ihnen mehr strampeln, um ihre Werke zu verkaufen. Ihre Kräfte zu vereinen, sodass sie alle genug Platz zum Arbeiten und gegenseitig die Aufmerksamkeit auf die fertigen Stücke der jeweils anderen zogen, ergab einfach Sinn.

Als er sich auf dem Platz umsah, blieb Jesses Blick an der Bank hängen. Es war erst wenige Abende her, dass er sich dabei erwischt hatte, wie er auf das Feuer zuschlich; egal, ob es ihn verbrannte. Es hatte nur eine Haaresbreite gefehlt, doch dann hatte er sich an sein Versprechen gegenüber seinen Freunden erinnert.

Keine Männer. Ein besseres Leben, das sie sich gemeinsam aufbauten. Kooperation statt Wettbewerb.

Auch wenn sie sich derzeit das große Hinterzimmer zum Arbeiten teilten, war das auf Dauer keine Lösung. Nur ein oder zwei von ihnen konnten gleichzeitig arbeiten und Jesses Töpferscheibe und Ton waren schwer und schlecht zu bewegen, wenn Ezra Platz brauchte, um seine Leinwände zu trocknen. Sie konnten es sich nicht leisten, sehr viel länger so weiterzumachen.

Der Hafen war auch großartig, aber hatte eindeutig seine beste Zeit hinter sich. Auf den Lagerhäusern am Ufer war immer noch Hart Fischerei und Hart Abfüllung zu lesen. Nun, da er die unterschiedlichen Beschriftungen entdeckt hatte, konnte er sie voneinander unterscheiden, aber letztendlich sah das eine so schäbig aus wie das andere.

Die Außenarbeiten auf dem Hart Square waren wunderschön. Sie zeigten auf ganz eigene Weise die klassische amerikanische Bauweise. Aber die abplatzende Farbe an den Fensterläden, die dunklen Glasscheiben, die mit Zeitungspapier verhüllt waren… machten sie beinahe zum Schandfleck. Und wenn man an ihnen entlang zur Küste blickte, erwies sich die kurze Straße hinunter zum Hafen als erschreckend schlecht erhalten. Ein Meerblick wie dieser war in anderen Städten Millionen wert.

So viele Touristen kamen die Küstenstraße entlang. Es würde nicht viel brauchen, sie herzulocken – ein oder zwei anständige Restaurants, ein paar malerische Aussichtspunkte, ein paar Kunstgalerien oder Kitschläden. Und weniger vertrocknetes Gras, dafür mehr helle Farben.

Selbst wenn sie sich nicht mit Finns Hälfte der Familie verstanden, waren die Harts, denen die Gebäude gehörten, doch sicher geschäftstüchtig. Wer würde ein Angebot ablehnen, das den Wert ihres Besitzes steigerte und Menschen in die Stadt lockte? Ob sie nun vermieten oder verkaufen wollten, Jesse war flexibel.

Er würde alles tun, damit es funktionierte und um der Notwendigkeit zu entgehen, sich schrecklichen Happy-Hour-Events zu stellen, sich unter dem Mäntelchen des Networkings zwischen den richtigen Leuten herumzuquetschen, jedes Mal sein LinkedIn-Profil upzudaten, wenn jemand seiner Arbeit einen goldenen Stern verliehen hatte…

Uffz. Allein wenn er daran dachte, ging sein Blutdruck in die Höhe.

Es brauchte eine andere Art des Networkings, um seinen Plan zu verwirklichen. Geduld, harte Arbeit und ein freundliches Lächeln – das öffnete früher oder später alle Türen.

Vielleicht musste er aufhören, am Offensichtlichen vorbeizuschauen. Es gab einen Menschen, der ganz klar wusste, mit wem man in diesem Ort reden musste. Finn redete vielleicht selbst nicht mit denjenigen, aber er konnte Jesse zumindest die richtige Richtung weisen.

Endlich hatte Jesse eine Ausrede, mit Finn zu verkehren – auf welche Weise auch immer es nötig sein sollte.

Keine Ausrede, versuchte er sich einzureden, als er vom Hafen zurück zum Supermarkt ging. Einen Grund.

Denn die Wortwahl machte ganz eindeutig einen Unterschied. Oder?

***

Wie sich herausstellte, gab es im Supermarkt nur eine Sorte vegetarische Burger und überhaupt keine vegetarischen Würstchen. Ross würde noch trübseliger als ohnehin sein, wenn er das herausfand.

Jesse hoffte, dass der Halloumi und der Tofu, den er gefunden hatte, einen Ausgleich bilden würden. Und natürlich hatte er richtiges Fleisch, Kohle und einen Grillanzünder eingepackt, bevor er zu Bier und Wein weitergezogen war. Sie hatten den Grill bereits am Abend ihres Einzugs im Garten entdeckt, aber bisher nicht benutzt.

Zeit, das zu ändern.

Als Jesse nach Hause fuhr, war seine Laune im Aufwind. Sicher, letztendlich war es erneut auf eine fruchtlose Suche hinausgelaufen, aber er würde den Rückstand aufholen – dessen war er sich sicher.

Und er würde Finn wiedersehen.

Er konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. An den Geschmack seiner Lippen, die Hitze seines Körpers, wie sein Hintern sich unter Jesses Handflächen angespannt hatte, als er in ihn hineingestoßen hatte, wie er ihn hochgehoben und gegen den Felsen gepresst hatte, während seine Fingernägel sich in Jesses Haut gebohrt hatten…

Verflucht. Er wand sich hinter dem Lenkrad und drückte die Handfläche gegen die harte Linie seines Schwanzes, damit er sich an den Körper legte, während er den Motor ausschaltete. Allein der Gedanke an Finns heißen Atem an seinen Lippen, wie er ihn herausforderte, sich nach vorn zu beugen und ihn zu küssen…

Alles in ihm wollte Ja sagen. Ihr erstes Treffen war fantastisch gewesen – die Art Sex, an die sich Jesse nicht einmal mehr hatte entsinnen können. Sicher würde das zweite Mal sogar noch besser werden. Wie sehr konnte Finn ihn um den Verstand bringen, wenn er ihn ließ?

Wie sehr würde er dich ablenken?, erinnerte Jesse sich in einem nutzlosen Versuch, seine Geilheit zu zügeln. Er kletterte aus dem Auto und nahm die Taschen, gab sein Bestes, um seine gute Laune beizubehalten.

Falls Finn ihm in dieser Angelegenheit half, würde er ihm etwas schulden. Und oh Junge, das war ein aufregender Gedanke. Er ließ kleine Lustwellen über Jesses Rückgrat tanzen, die ihn wiederum an das Gefühl von Finns rauen Fingerspitzen erinnerten, die über seinen Rücken und seinen Hintern fuhren.

Finns Finger in seinem Arsch, seine Lippen heiß auf seinem Nacken. Sein Schwanz tief in ihm vergraben, während Jesse sich an den Felsen klammerte und wimmerte. Wie die Brise jedes Stöhnen und Ächzen davongetragen hatte. Die brennende Hitze, die mit jedem Rollen von Finns Hüften durch Jesses Körper geschossen war.

Verdammt, Jesse. Reiß dich zusammen.

Jesse schob sich mit der Schulter voran durch die Tür und ließ die Tüten auf dem Boden zurück. Dann kehrte er zum Wagen zurück, um Bier und Wein zu holen. Er brauchte dreißig Sekunden, um sein Gehirn auf etwas auszurichten, das ihm kein Zelt von der Größe einer Jurte in der Hose bescheren würde.

»Oh, hey! Schau mal, wer da ist.« Aaron riss die Tür zur Gänze auf, während Jesse den Karton in seinen Armen etwas absenkte, um auf Nummer sicher zu gehen. Nur für den Fall.

»Ich bringe Alkohol.«

Aaron grinste und hob die Tüten vom Fußboden. »Du bist mein bester Freund. Scheiß auf die anderen Jungs.«

»Hey!«, rief Ezra empört von nebenan. Einen Moment später gesellte er sich zu ihnen. »Woah, grillen wir?«

»Tun wir. Hol die Kohle aus dem Wagen.« Die Ablenkung durch seine Freunde vertrieb Jesses Gedanken daran… nun, es zu treiben.

»Super.«

Selbst Ross schien glücklich, auch wenn er die Augen verdrehte, als sie die Tüten auspackten und Jesse ihm seine Auswahl an Essen für den Abend erklärte.

»Kleinstädte«, seufzte Ross. »Wehe, es ist einem nicht danach, ein Tier zu schlachten.«

»Ich nehme deinen Anteil. Mir ist dauernd nach Frischfleisch«, sagte Aaron gut gelaunt.

Jesse lachte und stieß Aaron mit dem Ellbogen an, während er den Wein auspackte. »Ich habe den billigen Kram bekommen. Roten, weißen und Rosé. Und Bier.«

Beau neigte den Kopf. »Bier? Wer trinkt hier denn Bier?«

Jesse wappnete sich. Jetzt geht's los, dachte er. Sie würden nie aufhören, ihn aufzuziehen, aber es kam auf das Ergebnis an. »Ich dachte, wir laden Finn ein.«

»Oooooh«, stießen die vier anderen beinahe gleichzeitig aus und hielten mit dem inne, was sie taten, um ihn anzuschauen.

»Schau an, wer sich schon mit dem Vornamen anspricht«, sagte Ross.

Beau schnaubte. »Und uns immer noch nicht erzählt, was draußen vor dem Cher's vorgegangen ist…«

Die Röte, die Jesse in die Wangen stieg, heizte ihm von Kopf bis Fuß ein und er verfluchte seine Nerven. Er neigte schon immer dazu, schnell rot zu werden, und war entsprechend leicht zu lesen. »Weil nichts vorgegangen ist, ihr Deppen. Er kennt die Stadt und ich habe immer noch niemanden gefunden, der mir verraten konnte, mit wem wir für einen Laden im Stadtkern reden müssen.«

»Warte, im Ernst?« Das lenkte zumindest Beau ab, auch wenn Aaron ihn immer noch auf unerträgliche Weise angrinste.

Jesse biss sich auf die Unterlippe und lehnte sich gegen den Tresen, die Daumen in die Hosentaschen versenkt. »Ja. Ich bin herumgelaufen und konnte nirgendwo ein Schild finden. Niemand weiß etwas oder zumindest behaupten sie das.«

»Vielleicht ist das eine Mafia-Geschichte. Irgendeine Geldwäscheverschwörung. Ungenutzte Immobilien aufkaufen und…« Aaron verengte die Augen und verzog das Gesicht, während alle anderen ihn musterten.

»Und?«, fragte Jesse grinsend. »Wie wäscht man damit Geld?«

»Ich weiß es nicht«, rief Aaron. »Wenn ich es wüsste, hätte ich eine ergiebige Mafiakarriere vorzuweisen, statt mit euch Losern rumzuhängen. Himmel.«

Jesse lachte schnaufend auf, während sie Weingläser und Geschirr an sich nahmen. »Geht raus und zündet den Grill an. Ich werde mal sehen, ob Finn von der Arbeit zurück ist.«

Verdammt, das verleitete die Jungs zu einer weiteren Runde von Oooohs und Hol ihn dir, Süße. Als er ging, hörte er, wie Aaron sich laut fragte: »Ist einer von euch Manns genug, um zu grillen? Wenn wir die Köpfe zusammenstecken, bekommen wir es vielleicht hin…«

Sie würden sich über ihn lustig machen, wann immer er es wagte, Finn auch nur anzusehen, aber das war es wert.

Während Jesse die Stufen zur Veranda hochstieg, nahm er sich einen Moment Zeit, das Haus zu bewundern. Es war gut in Schuss – sogar besser als das Mietshaus, das sie sich nebenan teilten. Die Veranda glänzte und wirkte neu, die Geländer waren in einem hellen Violett und Weiß gestrichen. Ein Kübel, der vor Pflanzen überquoll, stand auf den Stufen, daneben eine Metallskulptur und ein Stück Treibholz. Die Fensterläden waren frisch gestrichen und die Vorhänge im Innern waren hell und wirkten luftig.

Jesse stellte fest, dass er zunehmend neugierig auf Finn wurde. Wie war er wohl, wenn er ihm nicht hinterherstieg, ohne all die sexuelle Spannung und auch ohne seine Grübelei? Trank er gern ein Bier und sah sich ein Spiel an oder zog er Wein und eine Show vor? Ging er angeln oder weckte das zu viele Erinnerungen? Welcher Arbeit ging ein Mann wie er nach? Arbeitete er überhaupt?

Ihm schossen hundert Fragen zugleich durch den Kopf und Jesse ging auf, dass er heute Abend vielleicht sogar eine Chance hatte, ein paar von ihnen zu stellen. Beim Grillen und einem Bier, wie ein normaler Nachbar. Nicht wie jemand, der ihm verzweifelt an die Wäsche wollte.

Jesse leckte sich die Lippen und klingelte. Er lauschte, ob er Bewegung hörte. Auf Schritte und eine Stimme, die etwas rief, folgte rasch eine sich öffnende Tür.

Oh, heilige Scheiße.

Jesses Gehirn verlor für mehrere Sekunden in einem Kurzschluss. Alles, was er tun konnte, war, den großartigen Anblick zu genießen, während seine Wangen zweifelsohne dunkelrot anliefen.

Finn stand in ein Handtuch gewickelt vor ihm. Wassertropfen rannen über jede Wölbung seiner perfekt geformten Muskeln. Seine Brustwarzen reckten sich als kleine harte Knubbel hervor, sein Bizeps war verwirrend nah, als er seine Hand dicht neben Jesses Gesicht gegen den Türrahmen stützte.

Und unten, auf der flachen Ebene seines Bauchs, verschwand ein Streifen dunkelblonder Haare unter dem Handtuch – und doch wurden es immer mehr. Das ergab keinen Sinn. Wuchsen sie direkt vor seinen Augen?

Nein, das Handtuch rutschte ab.

Das Geräusch, das Jesse ausstieß, sollte ein Hey sein, aber es hörte sich eher nach einem Quieken an.

Eine breite Hand störte die atemberaubende Aussicht, als Finn das Handtuch auffing. Seine Zähne blitzten, als er grinste. »Selbst hey.« Er machte keine Anstalten, das Handtuch wieder hochzuziehen, ließ Jesse einen flüchtigen Blick auf seine dunkle Schambehaarung erhaschen und sogar – falls Jesse genauer hinsah, was er gerade definitiv nicht tat – die vage Form, die eindeutig seine Schwanzwurzel darstellte.

Oh, verdammt, Jesse starrte. Und das Handtuch zuckte. Was zur Folge hatte, dass Jesses Herz einen Salto machte und er die Zehen einrollte.

Verdammt. Schau ihm ins Gesicht!

Aber er konnte spüren, dass Finns Lächeln breiter wurde, und Jesse zog sich bereits rückwärts zurück, um so bald wie möglich die Flucht zu ergreifen. Bevor ihn seine Röte tatsächlich umbrachte, weil sich sämtliches Blut, das er an anderer Stelle seines Körpers brauchte, in seinem Gesicht versammelt hatte – und in seinem Schwanz.

Alles, was er sagen musste, war: »Komm rüber zu uns. Wir grillen heute Abend.« Ein paar winzige Worte. Vielleicht noch ein paar mehr, um höflich zu sein.

Dann kippte die Welt zur Seite und sein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe, als er auf der Kante der Veranda ins Straucheln geriet. Ein Fuß flog nach hinten. Er griff nach dem Geländer, erwischte jedoch nur Luft.

Bis sich eine Hand vorn um sein T-Shirt schloss und ihn nach vorn riss. Der dünne Stoff war nicht dafür gedacht, sein Gewicht zu halten. Er riss, aber ein Rest hielt lange genug, dass er nach vorn geschleudert wurde.

In Finns Arme.

Sein Körper krachte gegen Finns. Ohne nachzusehen wusste er, dass das Handtuch endgültig verloren war. Finns Hände lagen beide auf seinem Körper, eine in seinem Rücken, während die Hand sich von seinem T-Shirt löste und stattdessen nach seiner Hüfte griff, um sie beide zu stabilisieren.

Nicht einmal Jesses ganzem Körpergewicht war es gelungen, Finn das Gleichgewicht zu nehmen. Er hatte Jesse einfach aus dem freien Fall gepflückt und ihn wieder auf die Füße gestellt, als wäre nichts dabei.

Und Jesses Knie waren gerade aus so vielen Gründen weich. Das Adrenalin, das ihn durchtoste, fühlte sich gerade mehr nach Ansporn an als alles andere. Ein Antrieb für etwas Heißeres und Verführerisches, das dieser Tage immer nur eine halbe Sekunde von seinen Gedanken entfernt war.

Sein Schwanz brauchte auch nicht länger, um hart zu werden, als sich die nackte Haut seines Bauchs gegen Finns drückte. Der Riss in seinem T-Shirt hatte es offen hängend zurückgelassen und die Feuchtigkeit sorgte dafür, dass sich Finns Haut nur umso heißer an Jesses anfühlte.

Jesse wurde plötzlich bewusst, dass sein Gesicht an Finns Schulter gepresst war und seine Hände sich an Finns Brust krallten.

»Fuck«, keuchte er. »Entschuldige.« Er ließ Finn los und stolperte sofort wieder, klammerte sich an den Türrahmen.

Natürlich versuchte er, sich zu bremsen. Sieh ihn nicht an. Er hat gerade seine Würde geopfert, um deinen Arsch zu retten.

Aber er konnte sich nicht helfen. Noch während er den Gedanken zu Ende brachte, rutschte sein Blick nach Süden.

Zu dem halben Ständer, den Finn vor sich hertrug. Und verdammt, sogar auf halbmast war er groß. Jesse erinnerte sich immer noch an das Gewicht in seiner Hand – und tief in ihm vergraben.

»Nein, mein Fehler«, sagte Finn. Seine Stimme war ein tiefes, warmes Grollen. »Vielleicht sollte ich mir ein weiteres Geländer besorgen.«

Besorg's mir. Die Worte schossen beinahe aus Jesses Mund, aber er holte tief Luft und versuchte, sich davon zu lösen. Die Hitze zwischen ihnen wurde auch mit ein paar Zentimetern Abstand nicht geringer.

Und auf Gürtelhöhe ist der Abstand sogar noch kleiner, erinnerte Jesses verräterisches Gehirn ihn.

Finn hockte sich hin, um sein Handtuch aufzuheben, und warf es sich über die Schulter, als er sich aufrichtete. Er drehte sich um, um nach drinnen zu gehen, ließ die Tür jedoch offen. »Ich sollte reingehen, bevor ich verhaftet werde, aber komm rein.«

Rein? Jesses Atem stockte. Wenn er hineinging, würde er garantiert auf die Knie fallen und diese herrliche Erektion verschlingen. Jesse würde Finn blasen, bis er nach Luft rang, die Hand in Jesses Haar vergraben, um seinen Kopf festzuhalten und seinen Mund zu ficken.

»Oh, ich…« Jesse wagte es nicht, um die Tür zu spähen. Plötzlich kamen ihm wieder Worte in den Sinn. Vielleicht keine sehr eloquenten Worte, aber immerhin. »Ich wollte nur sagen, dass wir grillen. Komm rüber, wir legen gerade los und wir haben eine Menge Fleisch und vegetarische Sachen und Bier und Wein. Ciao!«

Er blieb nicht, um Finns Antwort abzuwarten. Genau genommen wagte Jesse es nicht einmal, Luft zu holen, bevor er die Verandatreppe hinter sich gebracht hatte. Er marschierte hölzern über das Stück Rasen, das ihre Einfahrten trennte.

Er verbrachte so viel Zeit damit, sich auf nicht-aufregende Gedanken zu konzentrieren, dass es ihm erst im eigenen Garten dämmerte…

Ross sprach als Erstes: »Was zum…?«

Seine Freunde hatten sich mit Feuerzeugen und Grillanzünder um den Grill versammelt, hielten jedoch alle inne und starrten ihn an. Selbst Aaron war sprachlos. Für einen Moment fragte Jesse sich, ob er immer noch rot war, wenn es so offensichtlich war.

Dann verfing sich der Wind in den ausgefransten Rissen seines T-Shirts. Jesse keuchte und zog es zusammen.

Oh, verdammt. Das würden sie ihn definitiv nie vergessen lassen. Niemals, niemals, niemals.

Hart's Bay: Wo unser Herz sich entscheidet

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