Читать книгу Paddington 2 - Edel:Kids Books - Страница 8
ОглавлениеSo ein Jahrmarkt, der ist lustig ...
An diesem Abend gingen die Browns wie versprochen mit der ganzen Familie zu Madame Kozlovas Jahrmarkt.
Ihnen bot sich ein wirklich märchenhafter Anblick. Paddington fand, dass er seit seinem Weggang aus dem fernen Peru nichts so Schönes mehr gesehen hatte. Judy und Jonathan waren genauso aufgeregt wie er. Sie redeten wild durcheinander, zeigten auf die verschiedenen Fahrgeschäfte und fragten Paddington, welche er zuerst ausprobieren wolle. Doch Paddington war mit seinen Gedanken ganz woanders. Das Pop-up-Buch in Mr Grubers Antiquitätengeschäft ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und jetzt war er hier auf diesem Jahrmarkt! Er musste einen Weg finden, um das Buch für Tante Lucy zu kaufen. Aber wie sollte er nach der Katastrophe im Friseurgeschäft einen weiteren Job finden?
Mr Brown holte für alle etwas zum Naschen. Als er mit Zuckerwatte für Mrs Bird und kandierten Äpfeln für die anderen zurückkam, fragte Paddington Mr Brown, ob er schon mal gefeuert worden sei.
Mr Brown wurde leicht verlegen. »Nicht direkt, aber … ich denke, du solltest vorsichtig sein, bevor du eine Arbeit antrittst, Paddington. Meinst du wirklich, dass du schon bereit bist für die Arbeitswelt? Wir leben in einer Zeit harten Wettbewerbs. Wer wüsste das besser als ich?«, sagte er und seufzte. »Und ich fürchte, dass so mancher auf einem freundlichen, gutmütigen Bären wie dir herumtrampeln würde.«
Nachdenklich biss Paddington in seinen kandierten Apfel.
»Dad hat recht«, mischte Judy sich plötzlich ein. »Man kann keinem trauen.«
Paddington wollte widersprechen und sagen, dass das nicht stimmte — er wusste, dass er den Browns zum Beispiel trauen konnte —, doch weil der kandierte Apfel seine Zähne zusammengeklebt hatte, blieb er stumm.
Mrs Brown legte Judy eine Hand auf die Schulter. »Spielst du auf Tony an, mein Schatz?«, fragte sie.
»Nein«, blaffte Judy sie an.
»Bei dir geht es immer um Tony!«, stichelte Jonathan.
»Ich tue wenigstens nicht so, als sei ich jemand, der ich nicht bin«, fauchte Judy.
»Ich auch nicht«, sagte Jonathan patzig. Er drehte seiner Schwester den Rücken zu und ging zu einer Gruppe von Jungs, die alle ganz ähnlich gekleidet waren mit verspiegelten Sonnenbrillen und Baseballkappen.
»Hey, G-Man!«, rief Jonathan, zog seine Sonnenbrille vom Kopf auf die Nase und machte eine kompliziert aussehende Handbewegung.
»Ah, J-Dog«, sagte der Junge, schlurfte ihm entgegen und hob eine Hand. »Check ab, Mann«, sagte er und boxte mit der Faust gegen die von Jonathan.
Paddington hatte den Mund endlich wieder leer. »Aber, Mr Brown«, sagte er, um auf das Thema von vorhin zurückzukommen. »Ich bin mir sicher, dass ich mich an einem Arbeitsplatz wohlfühle. Tante Lucy hat gesagt, wenn man freundlich und nett zu allen ist, lächelt die Welt zurück.«
»Das nenne ich mal einen guten Rat«, sagte Mrs Bird mit einem schiefen Blick auf Jonathan und seinen Kumpel.
»Und Sie sind freundlich und nett, Mr Brown«, fuhr Paddington fort. »Und Sie haben es beruflich bis ganz nach oben geschafft.«
Mr Brown verzog das Gesicht. »Ich bin bei Weitem nicht ganz oben, Paddington. Ich stecke auf halber Höhe der Karriereleiter fest. Und inzwischen kriege ich schon graue Haare, habe einen Bauch, und meine Knochen knacken.«
Mrs Brown fasste ihren Mann am Arm. »Du knackst doch nicht, Liebling«, sagte sie. »Wann hast du schon mal geknackt?«
»Immer wenn ich mich hinsetze. Und wenn ich aufstehe …«, sagte Mr Brown.
»Ach, ich dachte, es sei der Stuhl«, sagte Mrs Brown netterweise.
»Schön wär’s«, sagte Mr Brown betrübt.
Auf einmal wogte eine Welle von Applaus durch die Menschenmenge. Die Browns unterbrachen ihre Unterhaltung, drehten die Köpfe und sahen einen attraktiven Mann vor ihnen auf die Bühne springen.
»Oh!«, rief Paddington. »Wohnt dieser Mann nicht in dem großen Haus an der Ecke von Windsor Gardens?«
»Stimmt«, sagte Judy und machte ein Foto. »Er ist einer von Dads berühmten Kunden — Phoenix Buchanan.«
Mr Brown nickte mit Nachdruck. »Er ist Platin-Club-Mitglied und ein sehr berühmter Schauspieler.«
»War er mal«, warf Mrs Bird ein. »Inzwischen macht er nur noch Werbung für Hundefutter.«
Mrs Brown schmunzelte. »Mrs Bird mag ihn nicht, Paddington, weil er sich nie an ihren Namen erinnert.«
»Das ist nicht der einzige Grund …«, brummte Mrs Bird.
Paddington sah hinter dem Mann eine alte Jahrmarktsorgel, auf der stand: »Kozlovas Jahrmarkt — Wo alle Träume wahr werden«.
Das stand doch auch auf dem Umschlag des Pop-up-Buchs, fiel Paddington ein. Wenn ich nur wüsste, wie ich das nötige Geld zusammenbekomme, um es für Tante Lucy zu kaufen — damit auch ihre Träume wahr werden.
Die laute Stimme von Phoenix Buchanan auf der Bühne riss ihn aus seinen Gedanken.
»Danke schön, vielen Dank. Oh bitte, das reicht!«, rief der Schauspieler der Menge zu, die weiter frenetisch klatschte und jubelte. Abwehrend hob er beide Hände, als wenn ihm so viel Aufmerksamkeit peinlich wäre. Doch als der Applaus verebbte, rief Phoenix: »Nein, nein, bitte macht weiter … Oh, was ist nur in mich gefahren?«, ergänzte er mit einem affektierten Grinsen. »Ich bin ein schlimmer Junge heute Abend. In Wirklichkeit freue ich mich wie ein Schneekönig, dass ich diesen wunderbaren Jahrmarkt mit seinen nostalgischen, dampfbetriebenen Fahrgeschäften eröffnen darf.« Wieder brandete Applaus auf. »Aber lasst euch eines sagen«, fuhr Phoenix fort, »als Madame Kozlova selig diesen Jahrmarkt vor vielen Jahren gründete, so geschah es nicht für Leute wie mich — Berühmtheiten, Stars, bekannt aus Film und Fernsehen (oh, wie ich diese Bezeichnungen hasse, glaubt mir), oder auch West-End-Legenden — um noch ein Beispiel zu nennen. Ha, ha! Nein, sie tat es für normale Menschen wie euch.« Er deutete ins Publikum. »Und aus diesem Grund möchte ich einen von euch bitten, zu mir auf die Bühne zu kommen und mir bei der Eröffnung zu assistieren. Gibt es einen Freiwilligen?« Sein Blick schweifte über das Publikum.
Paddingtons Tatze schoss nach oben. »Bären sind gute freiwillige Helfer«, sagte er.
Phoenix blickte über das Heer von Händen. »Mal sehen … Ene, mene, muh — ein Bär?« Er stutzte, als er Paddington erblickte. Dann: »Aber ja, warum nicht?« Er nickte ihm zu. »Wie wär’s mit dir, kleiner Bär? Komm zu mir hoch.« Das Publikum klatschte.
»Und du bist …?«, fragte Phoenix.
»Paddington Brown«, erklärte Paddington und zog seinen Hut.
»Ach ja, ich weiß!«, rief Phoenix. »Du bist ja mein Nachbar.« Er strahlte. »Du wohnst bei Henry und Mary und Mrs — sonst was, richtig?«, murmelte er.
»Sie meinen Mrs Bird«, half Paddington ihm auf die Sprünge.
»Richtig«, sagte Phoenix herablassend. »Aber viel wichtiger ist: Weißt du, wer ich bin?« Er deutete auf sich und zwinkerte ins Publikum.
»Sie sind ein sehr berühmter Schauspieler«, erwiderte Paddington.
»Oh … Ach was!«, sagte Phoenix und klimperte mit gespielter Bescheidenheit mit den Wimpern.
»Oder Sie waren es …«, fuhr Paddington fort. »Inzwischen sieht man Sie nur noch in Werbespots für Hundefutter.«
Höhnisches Kichern kam aus dem Publikum, und Phoenix’ Lächeln verblasste. »Nun, man muss schließlich von etwas leben«, sagte er.
»Hä? Von Hundefutter?«, fragte Paddington verdutzt.
Nun brach das Publikum in lautes Gelächter aus, und Phoenix rang sich ein schiefes Grinsen ab. »Ha, ha! Sehr witzig.« Nach einer kurzen Pause wurde er dann aber sehr ernst und geheimnistuerisch. »Genug von mir geredet! Man sagt, bei Madame Kozlova würden ›alle Träume wahr werden‹. Hast du das gewusst, junger Bär? Wenn am heutigen Abend einer deiner Träume wahr werden würde, welcher wäre das?«
»Oh, das ist leicht«, antwortete Paddington. »Ich würde mir ein Geburtstagsgeschenk für meine Tante Lucy wünschen.«
»Aaah!« Vor Rührung rieb Phoenix sich die Hände. »Wie süß!«
»Ja, es handelt sich um ein altes Pop-up-Buch von London«, erklärte Paddington. »Eines, das zufällig von Madame Kozlovas Urgroßmutter gemacht wurde.«
Bei dieser Ergänzung blitzten Phoenix’ Augen auf, doch er bemühte sich, sein Interesse schnell wieder zu verbergen. »Ach wirklich?«, sagte er betont lässig. »Wie … faszinierend.«
»Ja, ich habe gleich auf den ersten Blick gewusst, dass es das Richtige für Tante Lucy ist«, sagte Paddington.
»Nun, ich weiß nicht, ob ich dir dieses Buch versprechen kann«, fuhr Phoenix fort, »aber …«, er blickte wieder ins Publikum und hob die Stimme, »… euch allen kann ich versprechen, dass ihr unglaublich viel Spaß haben werdet, meine Lieben! Also, Paddington, wenn du mir jetzt deine Tatze leihen würdest — hiermit erkläre ich Madame Kozlovas Jahrmarkt für ERÖFFNET!«
Paddington legte seine Tatze auf Phoenix’ Hand, und sie legten gemeinsam einen Hebel um. Augenblicklich erwachte die alte Jahrmarktorgel zum Leben. Paddington fielen vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf, als auf dem ganzen Jahrmarktgelände Tausende von Glühbirnen angingen und sich die wunderschönen, dampfbetriebenen, alten Fahrgeschäfte in Bewegung setzten. Die Pferdchen auf dem Karussell drehten sich im Kreis und bewegten sich dabei auf und ab, die Schiffschaukeln begannen, hin und her zu schwingen, und aus der Geisterbahn kam eine Reihe von gespenstischen Geräuschen. Paddington konnte es kaum erwarten, sich das alles aus nächster Nähe anzusehen.
Er wollte möglichst schnell zu den Browns zurück, doch Phoenix Buchanan nahm ihn zur Seite.
»Junger Bär, junger Bär! Noch kurz ein Wort im Vertrauen! Wie war das mit diesem Pop-up-Buch?« Der Schauspieler sah sich verstohlen um, weil er sichergehen wollte, dass niemand sie belauschte.
»Sie kennen es?«, fragte Paddington.
»Das nicht, aber ich habe schon davon gehört«, sagte Phoenix. »Mir wurde gesagt, es sei verschollen. Wo um alles in der Welt hast du es gefunden?«
Paddington entging der ungewöhnliche Eifer in Phoenix’ Stimme, und er erklärte unbekümmert: »In Mr Grubers Antiquitätengeschäft in der Portobello Road. Er hat es für mich zurückgelegt, aber es ist sehr teuer.« Hoffnungsvoll sah er Phoenix an. »Haben Sie nicht zufällig einen Tipp für mich, wie ich zu Geld kommen kann?«
»Nicht wirklich, nein«, antwortete Phoenix. Man merkte ihm an, dass er keine Lust mehr hatte, sich mit Paddington zu unterhalten, und ihn vielmehr loswerden wollte, denn in seinem Kopf formte sich bereits ein Plan. »Ich würde sagen, dass du auf der untersten Sprosse der Leiter anfangen und dich nach oben arbeiten musst«, sagte er hastig und wandte sich dann ab.
Paddingtons Augen begannen zu funkeln. »Wissen Sie was, Mr Buchanan? Sie haben mir einen wertvollen Tipp gegeben!«