Читать книгу Luis und die Aliens - Edel:Kids Books - Страница 7
Оглавление„Hi, Jennifer, ich habe dir ein Stück von meinem Geburtstagskuchen mitgebracht, ich habe ihn selbst gebacken, mit extra vielen Rosinen.“
Luis schüttelte den Kopf. Nein, das war nicht gut. Er hörte sich ja an wie ein Baby, und Jennifer stand sicherlich auf coole Jungs.
„Hey, Jenny“, sagte er betont langsam mit tiefer Stimme und ließ lässig die Lunchbox mit dem Kuchenstück aufspringen. „Ich hab da was für dich …“
„Geil, was denn, Luise?“, riss ihn jemand aus seinem Tagtraum. Marlon! Wer sonst? Schon hatte sich der große Junge das Kuchenstück aus der Lunchbox gegrapscht, grinste seinen beiden Kumpels zu – und stopfte sich das ganze Stück auf einmal in den Mund.
„Boah, ist der eklig“, schmatze er. Kuchenkrümel klebten in seiner Zahnspange. „Da hast du wohl eine Abreibung verdient, Luise.“
Das war das Stichwort, auf das Marlons Kumpels gewartet hatten. Schon nahmen sie Luis in ihre Mitte – und steckten ihn in den Abfalleimer. Gehässig lachend schlenderten die drei Jungen davon.
Na toll, da saß Luis nun. Er steckte fest und konnte nichts machen.
Doppelt toll! Denn jetzt kam auch noch Jennifer auf ihn zu!
„Luis, möchtest du einen Flyer?“, fragte sie ihn. „Der neuste Webcast ist jetzt auf der Schulnachrichtenseite. Echt cool.“
„Wow“, sagte Luis und betrachtete den Flyer. „Kann man da auch deine Sachen sehen?“
„Tsä!“, machte Jennifer. „Nein. Diese Trottel in der Chefredaktion haben einfach kein Gespür für große Talente.“
„Das ist echt unfair“, sagte Luis und suchte im Abfalleimer nach einer bequemeren Sitzposition.
Erst jetzt schien Jennifer Luis’ Lage zu bemerken und fragte ihn: „Soll ich dir da vielleicht raushelfen?“
„Was? Äh, nein, nein“, stotterte Luis und versuchte eine lässige Pose hinzubekommen. „Alles bestens, ich fühle mich sehr wohl hier.“
„Wenn du meinst“, sagte Jennifer und ging davon.
„Alles bestens …“, grummelte Luis und versuchte, sich aus dem Abfalleimer zu stemmen. Dabei verlor der Metallkorb das Gleichgewicht und kippte um. Luis landete, umringt von Müll, auf dem Bauch – und blickte direkt auf ein Paar spitze rote Stöckelschuhe.
Sein Blick wanderte an dünnen Hosenbeinen hinauf zu einem kantigen Gesicht mit spitzer Nase und einer riesigen, strengen Brille darauf. Aber das Schlimmste an dieser schwarz gekleideten Frau waren die kalten Augen, die ihn jetzt durchdringend musterten.
„Das ist Luis“, stellte ihn Mr Rooney vor, der neben der gruseligen Lady stand.
„Oh, da komme ich wohl gerade rechtzeitig“, sagte die Frau mit trockener Stimme und zog die dünn gezupften Augenbrauen hoch.
„Was?“, fragte Luis und rappelte sich auf.
„Ms Diekendaker ist Leiterin des Heims Sonnige Tage für vernachlässigte Kinder.“ Die Frau grinste Luis an und zeigte dabei zwei Reihen großer weißer Zähne. „Schau, Luis, ich mache mir Sorgen um dich“, fuhr Mr Rooney fort. „Eure Nachbarn haben mir von den schlimmen Zuständen berichtet, in denen du leben musst. Es … hat den Anschein, dass die Dinge bei dir zu Hause seit dem Dahinscheiden deiner armen Mutter etwas aus der Spur laufen.“ Er räusperte sich. „Meinst du nicht, dass es dir im Heim viel besser gehen würde? Du könntest dort so viel Spaß haben mit all den anderen … äh … vernachlässigten Kindern …“
Luis riss die Augen auf und machte erschrocken einen Schritt zurück. Er sollte nicht mehr zu Hause wohnen? Nicht mehr bei seinem Vater sein? „Nein, niemals! Ich will da nicht hin!“
„Aber Luis, es geht doch nicht darum, was du willst, sondern, was du brauchst“, sagte Ms Diekendaker und kam auf ihn zu. „Oje, sind das etwa Tränen? Na, na. Lass sie mich trocknen.“ Sie öffnete ihre Handtasche – und zog ein stiftartiges Gerät heraus. Mit der Pipette an der Spitze des Gerätes sog sie eine Träne auf. Sofort leuchtete eine Reihe violetter Lichter auf. „Das dachte ich mir doch“, murmelte Ms Diekendaker entzückt. „Definitiv die Tränen eines einsamen Jungen.“
„Nun, Luis“, sagte Mr Rooney. „Ich erwarte deinen Vater und dich heute Nachmittag zum Gespräch. Punkt drei Uhr, in meinem Büro.“ Damit wandte er sich ab und ging mit Ms Diekendaker auf das Schulgebäude zu. „Seid pünktlich, verstanden?“, rief er Luis über die Schulter zu.
„Aber …“ Luis ließ die Schultern hängen. Was sollte er nur tun? Er würde Dad niemals rechtzeitig wach bekommen … Luis hatte das Gefühl, als zöge sich über seinem Kopf ein großes, finsteres Gewitter zusammen … und daran konnte auch die lustige Melodie des netten Eisverkäufers, der gerade mit seinem Eiswagen am Schultor vorbeifuhr, nichts ändern.