Читать книгу Cyrano de Bergerac - Edmond Rostand - Страница 10

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5. Auftritt

Cyrano, Le Bret.


Cyrano [Zu Le Bret]: Nun sprich – ich höre zu. [Steht am Büffet und legt die Makrone vor sich hin] Hauptgang –– ! [Dann die Weintrauben] Nachtisch –– ! [Dann das Glas Wasser] Und der Wein ––– ! [Setzt sich]

So! Und nun zu Tisch! Ach, ich bin so hungrig, mein Freund, ach was, ausgehungert! [Isst] Du sagtest –– ?

Le Bret: Diese Trottel und Möchtegern-Kämpfer werden dir, wenn du sie nur lange genug beachtest, den Kopf verdrehen! Frag' mal Leute von gesundem Verstand, was sie von deiner kleinen Unverfrorenheit halten.

Cyrano [Isst seine Makrone auf]: Fantastisch!

Le Bret: Der Kardinal ––– .

Cyrano [Freudestrahlend]: Der Kardinal – war da?

Le Bret: Wird wohl gedacht haben––– .

Cyrano: Einzigartig, würde ich vermuten!

Le Bret: Aber ––– .

Cyrano: Er schreibt selbst Verse. Es dürfte ihm zumindest nicht missfallen, dass ich das Stück eines Reimbruders ruiniert habe.

Le Bret: Du machst dir bei weitem zu viele Feinde!

Cyrano [Isst seine Trauben]: Wie viele sind wohl heute Abend dazu gekommen, was meinst du?

Le Bret: Nicht weniger als vierzig, die Damen nicht mitgezählt.

Cyrano: Zähl' sie mir auf!

Le Bret: Zuallererst Montfleury, der Bourgeois, dann De Guiche, der Vicomte, Baro, die Akademie. . .

Cyrano: Das reicht! Ich bin außer mir vor Freude!

Le Bret: Aber dieses merkwürdige Gebaren, wohin wird es dich am Ende führen? Erklär mir deinen Plan – den möcht' ich kennen!

Cyrano: Ich war in einem Labyrinth, geradezu verloren – es gab zu viele verschiedene Wege und ich nahm ––– .

Le Bret: Welchen?

Cyrano: Oh! Bei weitem den einfachsten Weg – ich beschloss, allen zu gefallen!

Le Bret [Zuckt mit den Achseln]: Das war es also! Aber das Motiv deines Hasses gegen Montfleury – komm, erklär' es mir!

Cyrano [Erhebt sich]: Dieser Silenus, dickbäuchig, grobschlächtig, hält sich immer noch für unwiderstehlich! Eine stete Gefahr für die Liebe schöner Damen, und während er seine Schauspielerrolle förmlich ausspuckt, himmelt er sie in ihren Logen an – glotzäugiger Frosch! Ich hasse ihn seit dem Abend, an dem er sich anmaßte, seine Augen zu ihr zu erheben – es war mir, als ob ich eine Schnecke sah, die sabbernd über die Blütenblätter kroch!

Le Bret [Verblüfft]: Wie nun? Was meinst du? Etwa –– ?

Cyrano [Lacht bitter]: Dass ich mich verliebt habe? [Er wird ernst und ändert seinen Tonfall] So ist es wohl.

Le Bret: Und darf ich erfahren – du hast ja nie etwas erwähnt –– .

Cyrano: Denk' doch mal nach! Die Hoffnung, geliebt zu werden, selbst von der ärmsten aller Frauen, hat mir diese Nase für immer genommen. Diese lange Nase, die, wohin ich auch gehe, immer eine Viertelmeile vor mir steht. Aber das Schicksal will es, dass ich ausgerechnet die Schönste liebe – wie sollte es auch anders sein?

Le Bret: Die Schönste ––– ?

Cyrano: Ja, das schönste Mädchen der Welt, das großartigste, gebildetste, mit den goldensten aller Haaren!

Le Bret: Wer ist diese Dame?

Cyrano: Sie ist das süßeste aller Verhängnisse, so ahnungslos und voller unbewusster Reize, wie eine süße, duftende Rose, ein Hinterhalt der Natur, in deren Blütenblättern Amor auf der Lauer liegt! Wer einmal ihr Lächeln gesehen hat, hat gesehen, was Vollkommenheit bedeutet – die Anmut jeder kleinsten Bewegung, die Göttlichkeit jeder noch so belanglosen Geste. Nicht einmal Venus kann so elegant in ihre Muschel steigen wie sie in ihre Sänfte, nicht einmal Diana kann so leicht durch die Wälder schweben wie meine Angebetete über die Pflastersteine von Paris ––– .

Le Bret: Donnerwetter! Jetzt ist alles klar!

Cyrano: So klar wie Spinnweben!

Le Bret: Deine Base, Madeleine Robin?

Cyrano: Roxane!

Le Bret: Umso besser! Gesteh' ihr deine Liebe! Sie hat deinem Triumph hier heute Nacht beigewohnt!

Cyrano: Sieh' mich gut an – und dann sag mir, welcher Hoffnung ich mir dank dieses monströsen Auswuchses hingeben kann! Ich gebe mich keinen Illusionen hin – werde aber dennoch manchmal schwach; in düsteren Abendstunden gönne ich mir ein herrliches, duftendes Vergnügen, wenn meine hässlicher Teufelszinken den Duft des Frühlings aufnimmt; dann seh' ich in den silbernen Strahlen des Mondlichts einen Ritter, der ein Fräulein am Arm führt, und denke: "So zu schlendern unter dem Mondschein, oh, wie gern hätt' ich auch mein Fräulein an meiner Seite!" Und dieser Gedanke steigert sich bis zur Ekstase – aber dann der tiefe Fall – der Schatten meines Umrisses an der Wand!

Le Bret [Warmherzig]: Mein Freund –– !

Cyrano: Mein Freund, manchmal ist's schwer und bitter, diese Einsamkeit zu fühlen –– .

Le Bret [Nimmt seine Hand]: Du weinst?

Cyrano: Niemals! Bedenke nur, wie abscheulich eine Träne wirkt, die ihren Weg entlang dieser Nase sucht! Niemals werde ich zulassen, solange ich Herr über mich selbst bin, dass sich die Göttlichkeit einer Träne – ihre Schönheit – mit einem solch hässlichen Zerrbild vermischt. Es gibt nichts Feierlicheres als eine Träne, nichts Erhabeneres – und ich möchte keinesfalls, dass sich das traurige Gefühl, das eine Träne hervorruft, in Lachen verwandelt!

Le Bret: Sei nicht traurig! Was ist schon Liebe? Eine glücklicher Zufall!

Cyrano [Schüttelt den Kopf]: Seh' ich aus wie ein Cäsar, der Kleopatra umwirbt? Oder wie Titus, der Berenike begehrt?

Le Bret: Dein Mut und dein Scharfsinn – die junge Dame, die dir gerade eine Erfrischung anbot, ihre Augen verabscheuten dich nicht – du hast es sehr wohl gesehen!

Cyrano [Beeindruckt]: Wohl wahr!

Le Bret: Und wie weiter? Ich habe selbst gesehen, dass Roxane selbst totenbleich war, als sie das Duell sah.

Cyrano: Bleich?

Le Bret: Ihr Herz, ihre Gedanken, sind schon für dich entflammt! Geh' zu ihr!

Cyrano: Damit sie mein Gesicht verspottet? Das ist das Einzige auf Erden, das ich wirklich fürchte!

Der Portier [Stellt Cyrano jemanden vor]: Mein Herr, man verlangt nach Euch –– .

[Cyrano sieht die Duenna]: Oh, Gott! Ihre Gouvernante!

Cyrano de Bergerac

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