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Der Krieg in Europa

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Nach der Einverleibung der „Ostmark“, wie das ehemalige Staatsgebiet Österreichs nun von Hitler-Deutschland bezeichnet wurde, setzte sich noch unauffällig und ungehindert der Eroberungsfeldzug der Deutschen fort. Abgesichert durch die Zustimmung Großbritanniens, Frankreichs und Italiens im Rahmen des Münchner Abkommens vom 30. September 1938 griff die NS-Diktatur nach dem Sudetenland. Polnische und ungarische Truppen schwächten die Tschechoslowakei durch grenznahe Gebietsansprüche.

Ein Jahr nach dem „Anschluss“ besetzte die deutsche Wehrmacht im März 1939 das restliche Staatsgebiet der Tschechei und betrieb die Abspaltung der ersten Slowakischen Republik. Das „Protektorat Böhmen und Mähren“ entstand. Die Akzeptanz aller Forderungen und Maßnahmen Hitlers durch Länder wie Großbritannien, Frankreich, Italien und die Sowjetunion heizte des Führers Besessenheit an, mit einem Krieg die Herrschaft über Europa, wenn nicht sogar die Welt, zu erlangen.

Polen war das nächste Ziel seiner Expansionspolitik. Die Diplomatie hörte die deutschen Säbel rasseln und schrieb auf Papier: Garantieerklärungen zur nationalen Integrität Polens, Beistandspakte, Nichtangriffspakte, Freundschaftsverträge und Bündnisverträge. Hitler bekam die Zeit, die Armee aufzurüsten, seine Soldaten in Stellung zu bringen, unerfüllbare Forderungen gegenüber Polen zu diktieren, deutsch-polnische Auseinandersetzungen zu manipulieren, um einen Krieg zu provozieren. Stalin hatte als Einziger nichts dagegen einzuwenden, wenn nur die Sowjetunion auch etwas vom Gebiet Polens abbekam. Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt vom August 1939 mit seinem geheimen Zusatzprotokoll war Zeugnis dieser politischen Strategie des sowjetischen Führers. Nur wenige Tage später entfesselte Deutschland mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg.

Hatten die neuen Machthaber in Österreich bereits brutal Andersdenkende und Juden ausgeschaltet, so führte die deutsche Wehrmacht in Polen einen Krieg neuer Dimension. Nicht nur die deutschen Truppen, sondern auch spezielle Einsatzkommandos der Polizei und Heinrich Himmlers Schutzstaffel (SS) waren von oberster Stelle dazu aufgerufen, polnische Zivilisten und Kriegsgefangene brutal zu töten. Von Osten drangen zwei Heeresgruppen der Roten Armee in Polen ein, um alte Gebietsansprüche geltend zu machen. Am 28. September 1939 sorgten schwere Artillerie- und Luftangriffe für die Kapitulation Warschaus. Mit dem 6. Oktober 1939 war der Untergang Polens besiegelt, das nun als Reichsgaue „Danzig-Westpreußen“ und „Wartheland“ vom Deutschen Reich vereinnahmt wurde. Für das dem Generalgouvernement unterstehende „Restpolen“, angeführt von Hans Frank und dem Höheren SS- und Polizeiführer Friedrich-Wilhelm Krüger, begann eine Zeit des Terrors, der Willkür und der Angst.

Anstatt Polen, wie garantiert, zu Hilfe zu kommen, setzten Frankreich und Großbritannien auf eine Wirtschaftsblockade gegen Deutschland. Hitler zeigte sich wenig beeindruckt und wandte sich vom Osten in den Norden. Am 9. April 1940 kam er einer britischen Besetzung Norwegens nur um wenige Stunden zuvor. Seine Vision vom Blitzkrieg schien sich ein weiteres Mal zu erfüllen. Dänemark wehrte sich kaum, so dass Hitler seine Kräfte für die am 10. Mai 1940 beginnende Westoffensive gegen die Niederlande, Belgien und Luxemburg bündeln konnte. Die Nachricht über die Verhandlungsbereitschaft der Niederlande erreichte die Deutschen nicht rechtzeitig. Da war die Bombardierung Rotterdams am 14. Mai 1940 bereits angeordnet worden.

Einen Tag danach gaben die Niederländer auf, ebenso Belgien am 28. Mai 1940 und Norwegen am 10. Juni 1940. Wieder einmal zu spät erkannten die Alliierten die Taktik der deutschen Truppen. Ihr Angriff über Luxemburg und die Ardennen durchbrach den schwierigsten Teil der alliierten Front und öffnete den Zugang bis zur französischen Kanalküste. In einer spektakulären Rettungsaktion zwischen dem 26. Mai und dem 4. Juni 1940 wurden knapp 370.000 eingekreiste alliierte Soldaten, darunter etwa 139.000 Franzosen, mit Booten jeder Art und Größe auf dem Seeweg nach England evakuiert. Sie hinterließen ihr Kriegsgerät, bündelten aber ihre Kräfte im Britischen Expeditionskorps sowie in einer französischen Exilarmee. In vier Jahren sollten sie mit der Invasion in der Normandie wieder in das Kriegsgeschehen eingreifen.

Nach dem 5. Juni 1940 umstellte die deutsche Wehrmacht große Teile der französischen Truppen und erzwang ein Waffenstillstandsangebot. Zuvor hatte die französische Regierung vergeblich die USA um Hilfe gebeten. Durch die Flucht tausender Einwohner aus Paris und den Rückzug der französischen Regierung nach Bordeaux wirkte Paris beim Einmarsch der Wehrmachtsverbände am 14. Juni 1940 fast menschenleer und wurde den deutschen Eroberern kampflos überlassen. Als zusätzliche Demütigung wurden die Besiegten gezwungen, den Waffenstillstand am 22. Juni 1940 im historischen hölzernen Salonwagen im Wald von Compiègne zu unterzeichnen; in eben jenem Wagen, in dem die französische Regierung den Deutschen am 11. November 1918 die Bedingungen diktiert hatte.

Hitler beanspruchte die Nordhälfte Frankreichs mit den wichtigsten Industriestädten sowie die französische Kanal- und Atlantikküste bis zur spanischen Grenze. Die Südhälfte des Landes unterstand der konservativ-autoritären Regierung von Henri Philippe Pétain mit Sitz in Vichy, die eine scharfe Pressezensur ausübte, die Opposition unterdrückte sowie Ausländer und Juden verfolgte.

Während Hitler seinen Erfolg feierte, zeigte sich der britische Premierminister Winston Churchill in seiner ablehnenden Haltung unbeeindruckt. Bereits einen Monat nach der Niederschlagung der Franzosen plante Hitler die Invasion in England. Eile war geboten, denn die deutsche Wehrmacht sollte sich auf den nächsten Überfall im Osten konzentrieren können. Doch die deutschen Befehlshaber hatten nicht mit der technisch überlegenen Ausstattung der britischen Abwehr gerechnet, an der die deutsche Luftwaffe und Marine in den August- und Septemberwochen 1940 scheiterten. Bevor Hitler seine Invasionspläne aufgab, versetzte seine Luftwaffe besonders London in Angst und Schrecken und zerstörte Coventry nahezu vollständig. Großbritannien hatte sich erfolgreich seinen Plänen entgegengestellt, aber seine Mission sah Hitler ohnehin in der Eroberung von „Lebensraum im Osten“ und „der Vernichtung des jüdischen Bolschewismus“. Mit geballter Kraft sollte die Wehrmacht die Sowjetunion besiegen.


22. Juni 1940: Wilhelm Keitel, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, überreicht die Waffenstillstandsbedingungen an General Charles Huntziger.

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