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Um wieviel die Welt ärmer geworden ist Erinnerungen eines jüdischen Revolutionärs

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Memoiren sind gefragt, wenn es auf das Individuum zu allerletzt ankommt. Je weniger die gesellschaftliche Objektivität noch Raum läßt, »Ich« zu sagen, desto größer der einträgliche Geständniszwang der Zeitgenossen, die ihr Seelenleben entblättern, oder was sie dafür halten. Wie die Gesellschaft auf den universellen Gedächtnisverlust mit Gedenkfeiern antwortet, so reagiert das autistische Etwas, das an seiner Gleichschaltung leidet, auf die objektive Gedankenlosigkeit mit subjektiver Bedenkenlosigkeit. In der gegenwärtigen Befindlichkeitsliteratur kommt endlich jener unsägliche Satz Rilkes zu seiner vollen Wahrheit: »Armut ist ein stiller Glanz von innen«, oder wie es die Großstadtflüchtigen von heute den Alternativen von damals nachzwitschern: »Der Reichtum kommt von innen her.«

Wenn man über den Verlust der Erinnerung redet, der marktgängig mit so vielen Memoiren kaschiert wird, wenn das Ende der Geschichte sich mit so zahlreichen Geschichtchen geltend macht, dann müssen wir uns jenseits aller Augurenschau auf Theorie besinnen. Vom jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn, der gegenwärtig überall gefeiert und deshalb nirgendwo gelesen wird, stammt die Bemerkung, daß die Menschen in Kindertorheiten verfielen, sobald die Theorie vulgär werde. Er fügt hinzu: »Dann will man lieber von toten Gespenstern umgeben sein, als in einer toten Natur zwischen lauter Leichnamen wandeln.« Er hat damit nicht den Nationalsozialismus meinen können, aber wir müssen es. Denn die anthropologischen Leerstellen der Gegenwart, der Gedächtnisverlust und die nicht mehr poetische, sondern wörtliche Gedankenverlorenheit sind vom Nationalsozialismus zwar nicht erfunden, wohl aber in einem Ausmaß zur Grundlage moderner Herrschaft geworden, daß noch die übernächste Regierung davon profitieren könnte. Der Nationalsozialismus hat auf eine zuvor nie gekannte Weise mit der Drohung ernstgemacht, daß den Menschen Schlimmeres als der Tod widerfahren könne. Den sicheren Tod vor Augen, sollten die Opfer schon vor ihrer Vernichtung aufgehört haben, noch irgend an Menschen zu erinnern. Zu jenem Bild gemodelt, das die Nazis davon hatten, sollte spurlos verschwinden, was kein Recht auf Erinnerung hatte, denn die Opfer waren nicht jemand, sondern etwas. Wie um den Nazis recht zu geben, hat die Welt nach dem Krieg die einzige Hoffnung der Ermordeten gründlich verhöhnt und sie noch um ihren schlimmsten Fluch enteignet: Das »Nicht gedacht soll deiner werden« steht über den Massengräbern und nicht über dem gemütlichen Lebensabend der Henker.

Weil Erinnerung und Eingedenken ein gnadenloses Strafgericht heraufbeschwören könnten, vor dem keiner bestehen würde, weil ohne Gedächtnis allein sich überleben läßt, deshalb darf der Einzelne in seiner fensterlosen Biographie stochern und anderen Einzelnen versichern, daß er von vergleichbarer Trivialität sei. Das gilt für Albert Speer wie für Hildegard Knef, für Helmut Schön wie für Henriette von Schirach. Sie reden viel, aber zu sagen haben sie nichts. Ungewollt gleicht ihnen darin die aufblühende Entblößungsliteratur der »Neuen Sensibilität« Beide eint eine leutselige Selbstdarstellung armseliger Verhältnisse, der geschwätzige Ausdruck eines stummen Zwangs.

Hersch Mendel hingegen redet in seinen »Erinnerungen eines jüdischen Revolutionärs« darüber, um wieviel die Welt ärmer geworden ist. Nicht von der Verarmung im Wohlstand ist darin die Rede, jenem beliebten Thema, das von wirklicher Armut nichts mehr wissen will. Hersch Mendel schreibt über Fehlendes, über eine unheilbare Wunde des 20. Jahrhunderts, über Bedeutendes, was vernichtet, was buchstäblich zu Nichts geworden ist: Die Kultur des osteuropäischen Judentums und ihr virulentes Subjekt, die jüdische Arbeiterbewegung. Der Massenmord der Deutschen ging einher mit der Zerstörung der jiddischen Kultur; Genozid plus Ethnozid würden die Experten in einer Fernsehrunde beiläufig und mit professioneller Kühle sagen und damit die allgemeine Unfähigkeit dokumentieren, trotz und wegen »Holocaust«, die Zahl der Opfer als ausgelöschte Möglichkeiten einer menschenwürdigen Geschichte zu begreifen.8

Die Erinnerungen von Hersch Mendel sind weder eine dokumentarische Sozialreportage, noch eine sentimentale Reise in die Vergangenheit, weder sektiererische Rechthaberei, noch erbauliche Sozialkritik. Sie sind vor allem, vorgetragen in einer eigentümlichen Mischung aus Pathos und Ironie, eine unerbittliche Chronik des Scheiterns der traditionellen Arbeiterbewegung, ohne daß der Autor jenem allgemeinen Verhängnis, in welches sich Nationalsozialismus und Stalinismus teilen, verständnisvoll oder gar von einer gesicherten Position aus begegnete.

»Ich habe die ganze Tragödie jener Tage aus tiefstem Herzen mitempfunden«, schreibt Hersch Mendel am Schluß seiner Erinnerungen über den Hitler-Stalin-Pakt; »fast 30 Jahre meines sozialistischen Kampfes gingen verloren. Im Namen dieses Kampfes hatte ich alles gegeben, was ein Mensch nur zu geben vermag. Ich habe mich niemals zur Spitze gedrängt. Wenn ich von Zeit zu Zeit in die höheren Ebenen der Bewegung aufstieg, dann nur, weil bestimmte historische Ereignisse mich ohne eigene Anstrengung und oft gegen meinen Willen aus den Reihen heraustreten ließen. Für mich war der Kampf für den Sozialismus alles. An andere Dinge hatte ich nie gedacht, und nun wurde ich Zeuge eines furchtbaren Sturms, der alles zerstören würde. Ein ganzes Leben voll Kampf und Hoffnung ging verloren. Das war die Tragödie, die ich erlebte – eine persönliche und gesellschaftliche Tragödie in einem.«

Vor allen Dingen aber sind die Memoiren ein mehr als hundertfacher Vorwurf gegen jeden möglichen Leser, der schon als Kind eher von den Helden der Marlboro-Reklame geträumt hat als davon, das Staatsoberhaupt zu verprügeln wie Hersch Mendel. Als Jugendlicher steht man heute kaum, wie der Zwölfjährige im jüdischen Elendsviertel von Warschau, vor der Alternative, sich zwischen der Laufbahn eines Kriminellen und dem nicht minder gefährlichen Leben eines Revolutionärs zu entscheiden. Der Aufstieg in die gehobene Unterwelt, den Mittelstand, wird einem heute schon in die Wiege gelegt; Hersch Mendel hingegen wuchs mit dem durch keinerlei Gratifikationen oder politische Ämter domestizierbaren Instinkt heran, daß nämlich Recht und Gerechtigkeit verschiedene Dinge sind.

In einer Geschichte der deutsch-jüdischen Literatur von 1913 heißt es ironisch: »Man findet heute schon Juden, die sozusagen noch die Spur eines Magens von der Größe eines Eies haben, und man darf wirklich hoffen, daß die Juden mit der Zeit die Gewohnheit des Essens abschaffen.«

Gerade dieses kreatürliche Motiv, der Hunger, durchzieht die gesamten Erinnerungen von Hersch Mendel, aber in einer den satten Zeitgenossen ganz fremden Weise, denn es ist der Auslöser einer davon völlig verschiedenen politischen Phantasie und revolutionären Aktion. »Man hat mir oft vorgeworfen, daß ich mich niemals um mein persönliches Leben, um meine eigene Existenz gekümmert hätte«, schreibt er und fügt hinzu, daß es in der jüdischen Arbeiterbewegung undenkbar gewesen sei, sich im Privatleben einzurichten. Genau diesem Umstand verdanken wir eine individuelle, unverwechselbare Autobiographie.

Im Unterschied zu den handgestrickten Lebensläufen und der alternativen Seelenschau hat Hersch Mendel immer in dem Bewußtsein gehandelt, daß die Vermenschlichung des Individuums sich allein im Maße des Kampfes gegen die Barbarei der Verhältnisse verwirklicht. Umso mehr hat er das Recht, von sich zu sprechen. Jakob Moneta, der Übersetzer der Erinnerungen aus dem Jiddischen, dessen politischer Lebensweg sich, wenn auch mit umgekehrten Schlußfolgerungen, mit dem von Hersch Mendel gekreuzt hat – Moneta war von 1933 bis 1948 in Palästina und wandte sich vom Zionismus ab –, bemerkt an einer Stelle, die »Erinnerungen eines jüdischen Revolutionärs« stellten die Konfrontation mit einem anderen Typus von Juden dar. Anders als welcher?

Der Antisemitismus bedarf der Juden nicht. Umstands­los kann in Deutschland das antisemitische Stereotyp, je nach Konjunkturerfordernis, auf ausländische Arbeiter, Studenten, Homosexuelle übertragen werden – doch das zu wissen bedarf es kaum der Forschung, sondern bloß täglicher Zeitungslektüre. Die neueste Umfrage des Soziologen Alphons Silbermann über Antisemitismus in einem Land fast ohne Juden dokumentierte eher das Ineinander von kollektiver Verdrängung und fortwährender pathischer Projektion: Ein Gutteil der Befragten sprach, als käme er direkt aus einer Sportpalastveranstaltung mit Goebbels und phantasierte von ein bis zwei Millionen Juden, deren Einfluß in Wirtschaft und Politik schon wieder übermäßig hoch sei.

Ein anderes Bild ist aus der gewissermaßen außenpolitischen Vergangenheitsbewältigung entstanden: Im zionistischen Unternehmen erschien der Jude den Deutschen so, als habe er endlich die Lehren aus der Vergangenheit begriffen; aus dem »Parasiten«, wie es völkisch, und aus dem »Luftmenschen«, wie es zionistisch hieß, wurde der »Muskeljude«, wie ihn der zionistische Theoretiker Max Nordau gefordert hatte. Nur als militaristischer Draufgänger und schwitzender Kibbuznik durfte der Jude den Deutschen erscheinen, nicht als Mensch.

Wäre der Blochsche Topos vom »aufrechten Gang« nicht schon für jede Selbstverständlichkeit okkupiert, an der Biographie Hersch Mendels gewänne er spezifische Substanz. Die Juden Osteuropas waren Objekt einer zweifachen Unterdrückung, der nationalen und sozialen, aber Hersch Mendel verkauft sein moralisches Erstgeburtsrecht nie für ein Linsengericht, schon gar nicht dort, wo es jeder aus Gründen der Selbsterhaltung täte: Inmitten eines aufgehetzten antisemitischen Pöbels, in einer kommunistischen Genickschußpartei – fast alle Personenhinweise in den Fußnoten des Buches sind gewissermaßen Todesanzeigen – oder in den Gefängnissen des faschistischen Polen. Als politischer Häftling hat er so viele Jahre im Gefängnis gesessen wie heutzutage, statistisch errechnet, jemand im Laufe seines Lebens vor dem Fernseher vertrottelt; und im Unterschied dazu hat Hersch Mendel sich durch politische Diskussionen und Lektüre auf ein Niveau emporgearbeitet, um welches ihn viele Professoren beneiden könnten.

Zwischen Hersch Mendels Biographie und den Lebensläufen aus der deutschen Arbeiterbewegung klaffen Welten, nicht erst in der literarischen Form. In Berlin, wo er sich kurz aufhielt, erfuhr er angelegentlich einer Demonstration diesen Unterschied. Jahre bevor Max Horkheimer die Verwandlung der deutschen Arbeiter in Gewerkschaftsobjekte, Unterstützungsempfänger und schließ­lich Gefolgschaft konstatiert hat, war Hersch Mendel zu der sarkastischen Einsicht über die deutsche Arbeiterbewegung gekommen: Entweder man demonstriert, oder man fragt die Polizei um Erlaubnis, beides zusammen ist nicht zu haben.

Die Unterschiede in der Entwicklung der Arbeiterbewegung ost- und westeuropäischer Provenienz reflektieren ein Allgemeines, das auch der unterschiedlichen Geschichte der Juden in Polen und Deutschland Konturen verleiht. Wie die Arbeiterbewegung in Deutschland seit der Jahrhundertwende beachtliche Fortschritte erzielt hat bei ihrem Bemühen, zu einer staatstragenden Institution zu werden, so hat die deutsche Judenheit immer mehr aufgehört, eine durch Gebräuche, Sitten und Anschauungen besondere Gruppe zu sein, was mit einem dem biologistischen Denken des 19. Jahrhunderts entlehnten Begriff als »Assimilation« bezeichnet wurde.

Dieser Prozeß der Angleichung ans falsche Ganze, der die Juden in Deutschland zu oft wahnwitzigen Akten der Selbstverleugnung trieb, hat auch nach der mörderischen Zerstörung der seit je illusionären »deutsch-jüdischen Symbiose« noch kein Ende gefunden. Noch die Überlebenden müssen den Preis entrichten für den nämlichen Sachverhalt, für den andere umgebracht worden sind: Für den Umstand, daß den gleichgeschalteten Massen der anpassungswillige Andere besonders anstößig vorkommt.

Den Siegern Einhalt zu gebieten, ist der verzweifelte Gestus in den Memoiren Hersch Mendels. Die Erinnerungen umfassen wie sein eigenes, so das Leben der jüdischen Arbeiterbewegung. Seine Kindheit ist die Kindheit des »Bund«, jener ersten großen jüdischen sozialistischen Organisation, bei der die russischen Sozialdemokraten in die Schule gingen und ihre ersten illegalen Flugschriften drucken ließen.

Alle politischen Umbrüche, vom Bankrott der Zweiten Internationale bis zur Unterwerfung der kommunistischen Parteien unter das Diktat Stalins, sind Umbruchsituationen im Leben Hersch Mendels. Über verschiedene Stationen führt sein Weg aus dem lumpenproletarischen Milieu Warschaus, das man so trefflich geschildert allenfalls noch bei einem längst vergessenen Schriftsteller, bei Schalom Asch (»Mottke der Dieb«) nachlesen kann, bis in die antistalinistische Opposition, die er in Polen zusammen mit dem späteren marxistischen Historiker Isaac Deutscher begründet. Jedoch behauptet sich in den Brüchen seiner Biographie eine seltene Kontinuität: Die Solidarität mit allen Beleidigten. Für Mendel, der frei war von Karrieredenken, politischen Opportunismus, der nie aus Mitleid verschämt, sondern aus Scham empört war und ein Gegner jeglicher Bürokratie, war diese Solidarität die Quelle seines von nationalistischen Tendenzen ungetrübten Kampfes für die Rechte des jüdischen Volkes in Osteuropa.

Im damaligen Zwischenkriegspolen lebten ungefähr 3,5 Millionen Juden, etwa eine Million mehr als im Israel des Jahres 1971. Von ihnen und den aus verschiedenen Ländern nach Polen deportierten 700.000 Juden waren im August 1943 nur noch ungefähr 300.000 am Leben. Der Vertreter des »Bund« in der polnischen Exilregierung in London, Schmuel Zygelboim, der sich wegen der Passivität der Welt gegenüber dem Schicksal der Juden und weil er erkannt hatte, daß in den Überlegungen der Alliierten kein Platz für sie war, am 12. Mai 1943 das Leben nahm, schrieb in seinem politischen Testament:

»Ich kann nicht schweigen. Ich kann nicht mehr leben, während die letzten Überlebenden des jüdischen Volkes in Polen, dem ich angehöre, ausgerottet werden. Meine Kameraden im Warschauer Ghetto haben in einem letzten Akt des Heroismus zu den Waffen gegriffen. Mein Schicksal war es nicht, mit ihnen zu sterben, aber ich gehöre zu ihnen und ihren Massengräbern... Ich weiß, daß ein Menschenleben in unserer Zeit wenig bedeutet. Da ich jedoch zu meinen Lebzeiten nichts tun konnte, trage ich vielleicht durch meinen Tod dazu bei, daß die Gleichgültigkeit derjenigen gebrochen wird, die die Mög­lichkeit haben, vielleicht im letzten Augenblick, die noch am Leben gebliebenen polnischen Juden zu retten.«

So wenig wie der millionenfache hat sein einzelner Tod die Gleichgültigkeit der Welt erschüttert, und seine Zeitgenossen wie die Nachwelt haben seine Hoffnungen gründlich verhöhnt. Die Deutschen konnten das Morden fortsetzen, Auschwitz wurde nie bombardiert, und die KZ standen, wie es sogar dem CDU-Politiker Blüm versehentlich einfiel, nur solange die Front hielt.

Der jüdische Historiker Joseph Wulf, Verfasser mehrerer längst vergriffener und von der etablierten Geschichts­wissenschaft nie ernstgenommener Bücher über den Nationalsozialismus, berichtete einmal, daß er im KZ Zeuge geworden sei, wie die Deutschen den berühmten 72jährigen jüdischen Gelehrten Simon Dubnow, den Autor einer vielbändigen »Weltgeschichte des jüdischen Volkes« inmitten einer Gruppe von Juden in die Gaskammer getrieben hätten. Dubnow habe sich im letzten Augenblick umgedreht und gerufen: »Schreibt alles auf.« Wenn schon die Passivität der Welt ein Einhalten des Mordens verhindert hatte, so sollten die Opfer in der Erinnerung nicht nochmals getötet werden durch Vergessen. Aber auch die Hoffnung auf Erinnerung erwies sich als Illusion; über dem geringen öffentlichen Interesse an seinen Forschungsarbeiten beging Joseph Wulf Selbstmord.

1939 begann das Ende, und hier endet auch die Biographie Hersch Mendels. Er ist in den 50er Jahren als zweifach gebrochener Revolutionär, als Überlebender ohne Volk nach Israel emigriert und hat damit, wie er in einer kurzen Nachbemerkung schreibt, die Konsequenz aus seiner vor Hitler undenkbaren Hinwendung zum Zionismus gezogen, ohne sich jedoch zur speziell jüdischen Dissidentenausgabe von der israelischen Propaganda he­rab­würdigen zu lassen. Er war kein Renegat. In seinem Postscriptum kündigt er den zweiten Teil seiner Erinnerungen an. Sie sind, das ist kein Zufall, nie geschrieben worden.9

Hersch Mendel, wie wenige andere zufällig der Ermordung entkommen, hat kein Buch über die Methoden der deutschen Verbrechen, warnend vor der historischen Möglichkeit einer endgültigen Vernichtung, geschrieben. Seine Erinnerungen handeln vielmehr von der endgültigen Vernichtung einer historischen Möglichkeit. Er hat, was unwiederbringlich ist, aufgezeichnet und von der Vergänglichkeit der historischen Voraussetzungen geschrieben, welche der Alternative »Sozialismus oder Barbarei« zugrunde lagen. Diese Frage ist entschieden.

1980

Die Gleichschaltung der Erinnerung

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