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GESANDT UND GEHEILT

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Erinnert euch immer wieder an die, die einst die Verantwortung für eure Gemeinde trugen und euch die Botschaft Gottes verkündeten. Haltet euch vor Augen, wie sie Gott bis ans Ende ihres Lebens vertrauten, und nehmt euch ihren Glauben zum Vorbild.

Hebräer 13,7

Ich bin inmitten der Dschungelhochebene im Gebiet der Stammesleute aufgewachsen. Ich gehöre zum Koti-Stamm und habe wie alle anderen dort die Naturgottheiten verehrt. Besonders die heiligen Wasserfälle haben uns einen Eindruck vermittelt, dass die Götter in der Schönheit und Macht der Natur wohnen. Aber diese Götter „zeigen oft auch ihre harte Seite“. So sagte man hier immer, wenn Unwetter tobten oder eine strenge Hitzeperiode die Ernte vernichtete. Dann hieß es, der Zorn der Götter müsse mit Opfern beschwichtigt werden. Noch in jungen Jahren habe ich das Mädchen Shanti geheiratet und wir bekamen eine Tochter, die wir Dwiti nannten.

Eines Tages kam ein Pastor der Nethanja-Kirche in unser Dorf und berichtete vom einzigen und wahren Gott, der alle Natur erschaffen hat und der alle Opfer beendet hat, weil er seinen einzigen Sohn als Opfer dahingegeben hat, um alle Menschen zu erlösen. Wie gut, das zu hören, dass Gott die Menschen liebt! Begierig nahm ich diese Botschaft auf und ließ mich nicht lange danach taufen. Ich entschied mich, einen christlichen Namen anzunehmen und wählte Amos, den Propheten des Alten Testaments, als meinen Namensgeber. Auch Shanti ließ sich taufen, aber sie behielt ihren Namen, denn der bedeutet Frieden. Sie sagte: „Das ist ein schöner Name, denn Jesus Christus ist unser Friede.“ Gott schenkte uns eine zweite Tochter, sie erhielt den biblischen Namen Salome.

Dann schickte uns der Pastor zum sechswöchigen Bibelkurs der Nethanja-Kirche nach Visakhapatnam. Begeistert studierte ich dort mit vielen anderen. Am liebsten wäre ich geblieben, um das ganze dreijährige Studium am Bible College zu machen. Aber wie sollte ich dann meine Frau und die beiden Töchter versorgen? Also stellte ich mich darauf ein, wieder nach Hause zurückzukehren und dort zu arbeiten, wenigstens nebenher könnte ich ja ehrenamtlich in der Gemeinde mitarbeiten. Kurz bevor mein Kurs zu Ende ging, kam eine Gruppe von deutschen Theologiestudenten als Gäste zur jährlichen großen Pastorenkonferenz mit Bischof Singh und Dr. Ekkehard Graf. Als wir uns bei einem Begegnungsabend kennenlernten und ich von unserer Situation erzählte, haben die Studenten spontan beschlossen, für diese drei Jahre für unseren Lebensunterhalt zu sorgen. Meine Frau und ich waren sehr bewegt, und so ist es dann tatsächlich gekommen. Jeden Monat kamen Überweisungen an die Nethanja-Kirche für unsere Wohnungsmiete und den täglichen Bedarf. Unsere Familie ist in dieser Zeit sogar gewachsen. Aus Freude über die Nethanja-Kirche bekam unser Sohn die Vornamen der drei Bischöfe: Pratap Singh Roy. Die Studienzeit war für mich herausfordernd, weil ich ja keinen höheren Schulabschluss hatte, aber es war ein Privileg, mich so intensiv mit dem Wort Gottes beschäftigen zu dürfen. Von unseren Lehrern habe ich sehr viel gelernt, nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Denn wir Studenten sind an jedem Mittwoch in die umliegenden Dörfer und in die Slumgebiete der Großstadt gefahren, um gemeinsam mit den dortigen Pastoren Menschen von Jesus und seiner Liebe zu den Menschen zu erzählen.

Nach dem Abschluss des Bible College kam ich als Assistant Pastor zu Reverend Santosh. Bei ihm lerne ich innerhalb von drei weiteren Jahren alles Praktische für den Dienst in der Gemeinde. Wir wohnen in Kottapalli, wo ich in seiner Gemeinde mitarbeite. Zusätzlich bin ich dabei, im 32 Kilometer entfernten Dorf Bodajuvee eine neue Gemeinde aufzubauen. Hier wohnen etwa 30 Familien, die ursprünglich zu drei verschiedenen Stämmen gehören. Aber weil ich in einem benachbarten Stamm aufgewachsen bin, verstehe ich ihre Sprache recht gut und kann ihnen das Evangelium in ihrer Muttersprache weitersagen. Die weite Entfernung dorthin kann ich zum Teil mit dem Motorrad zurücklegen, den Rest muss ich allerdings zu Fuß laufen, weil es keine Straße gibt. Ich gehe rechtzeitig zum Freitagabendgebet hin, mache samstags Hausbesuche und feiere sonntags den Gottesdienst. Danach kehre ich zu meiner Familie zurück.

Leider gibt es für die Christen im Dorf große Probleme. Die Stammesleute verlieren nämlich die staatliche Unterstützung, wenn sie Christen werden und sich taufen lassen. Das hält manche ab, sich klar für Jesus zu entscheiden. Zudem bedrohen mich immer wieder die terroristischen Naxaliten und verbieten mir die Verkündigung, weil ihnen das potenzielle Kämpfer abzieht. Aber ich mache trotzdem weiter.

Kurz nachdem ich das Bible College beendet hatte, hat mir Gott deutlich gezeigt, dass er mich in seinem Dienst haben will. Ich bekam nämlich schwere Bauchschmerzen, die sich bis in den rechten Arm erstreckten. Sie haben mich dann in eine kleine Krankenstation gebracht, wo es aber gerade keinen Arzt gab. Deshalb konnte mir dort nicht geholfen werden.

In diesen großen Schmerzen erinnerte ich mich an unseren Bischof Singh, an die Bibelschullehrer und auch an unsere deutschen Gastprediger, wie es in Hebräer 13,7 heißt: „Erinnert euch immer wieder an die, die einst die Verantwortung für eure Gemeinde trugen und euch die Botschaft Gottes verkündeten. Haltet euch vor Augen, wie sie Gott bis ans Ende ihres Lebens vertrauten, und nehmt euch ihren Glauben zum Vorbild.“

Ich habe dann meiner Lehrer gedacht und zu Gott gebetet. Und tatsächlich hat Gott mich geheilt – ohne jegliche Medizin! Seither habe ich nie wieder diese Schmerzen bekommen. Das ist für mich ein deutliches Zeichen, dass Jesus mich in seinem Dienst gebrauchen möchte. Wenn ich meine Aufgabe als Assistant Pastor beendet habe, möchte ich im Bereich des Koti-Stamms in Pusanapalli eine Gemeinde gründen, eine Kirchenhütte bauen, dann mit meiner Familie dorthin ziehen und ein eigenständiger Nethanja-Pastor werden. Danke, wenn ihr mich im Gebet begleitet!

Amos konnte durch Theologiestudenten aus Deutschland finanziell mit einem Stipendium unterstützt das dreijährige Studium am Nethanja Bible College absolvieren. Nun arbeitet er als Assistant Pastor im Dschungelgebiet.

Stärker als der Biss der Kobra

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