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STREET LIFE

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SUPPORT ME SISI

Die Verlängerung der Kloof Street ist die berühmt-berüchtigte Long Street. Früher war dies Kapstadts längste Straße und heutzutage gilt sie als ›the place to go‹, wenn man abends weggehen will.

Während Silvie und Simon an der großen Kreuzung zwischen der Kloof und der Long Street auf die grüne Ampel warten, bemerkt Silvie eine junge Südafrikanerin mit einer schönen weißen Pünktchenverzierung auf dem Gesicht.

(Apropos: Lehm- und ockerfarbene Gesichtsbemalungen sind typisch für Xhosas. Frauen tragen den Lehm nicht nur zu dekorativen Zwecken auf, sondern schmieren ihn manchmal als Sonnenschutz auf das gesamte Gesicht.)

Sie trägt ihr Baby in einer Decke auf dem Rücken. Über ihrem langen traditionellen Kleid hat sie sich eine knallorangefarbene Weste gezogen auf der ›The Big Issue‹ steht – das ist wohl so etwas wie die Zeitschriften, die Obdachlose daheim auf der Straße verkaufen. Die Frau schlendert mit einem Packen Zeitschriften an den angehaltenen Autos vorbei und lächelt, obwohl sie abwechselnd ignoriert oder abgewiesen wird, unentmutigt weiter und wünscht allen einen schönen Tag. Verkäufer daheim könnten sich hier ein Scheibchen an positiver Verkaufstaktik abschneiden ...

Muss trotzdem total frustrierend sein, tagein-tagaus wie Luft behandelt zu werden und stundenlang auf einen sozial engagierten Käufer zu hoffen, um am Ende des Tages hoffentlich ein wenig Essen für sein Kind kaufen zu können, das man den ganzen Tag mit sich durch die Autoabgase schleppt. Silvie würde sich die Kugel geben, wäre sie diese Frau.

Aber die Südafrikanerin bewerkstelligt das Ganze mit so viel Würde und Elan, dass sie allein dafür jede Unterstützung verdient. Silvie kramt einen Schein aus ihrer Socke – hoffentlich hat sie niemand das Geld da herausholen sehen ... – und kauft ihr eine Zeitschrift ab. Die Südafrikanerin bedankt sich freudestrahlend, und auch Silvie ist froh, etwas Gutes getan zu haben.

Keine zehn Meter weiter sitzt ein etwa 80-jähriger weißer Mann in Hemd, Fliege und ordentlich nach hinten gekämmtem Haar auf einem Klappstuhl am Straßenrand. Er ist zu schwach und zu alt zum Stehen – und verkauft genau die gleiche Zeitschrift. Hat er denn niemanden, der ihm helfen kann? Herzzerreißend. Silvie kann sich doch jetzt nicht schon wieder dieselbe Zeitschrift kaufen? Sie schlendert an dem Mann vorbei, ohne ihm etwas zu geben. Und keine drei Meter später plagen sie fürchterliche Schuldgefühle. Die zwei Euro hätten sie jetzt auch in keine Finanzkrise gestürzt. Wo aber zieht man eine Grenze?

Die Armutsverhältnisse und sozialen Kontraste in Südafrika können einen zunächst einmal mitnehmen, vor allem wenn man das erste Mal in ein Entwicklungsland reist und mit ›Armut‹ bis dato deutsche Sozialhilfeempfänger assoziiert hat. Abwechselnde Emotionsschübe von Schuld, Mitleid und totaler Genervtheit sind durchaus normale Eingewöhnungsphänomene.

Leider kann man nicht allen helfen, die Hilfe verdienen. Eine gute Idee ist es, Initiativen und Organisationen zu unterstützen, die ihr Geld sinnvoll einsetzen.

Südafrika hat leider kein Sozialsystem wie Deutschland, was solche Initiativen zu einem wichtigen Überlebensfaktor für viele Menschen macht.

Sobald man die Ampel von der Kloof Street zur Long Street überquert, wird alles lauter, chaotischer, betriebsamer und, aufgrund der vielen unterschiedlichen Menschen, die Silvie nirgendwo einordnen kann, bedrohlicher.

Hippe Alternativcafés reihen sich an afrikanische Restaurants, kubanische Zigarren-Bars, dubiose Billard-Spelunken, Livemusik-Schuppen, teure Öko-Restaurants, orientalische Bars mit Wasserpfeifen und Bauchtanz, Irish Pubs und kreativ eingerichtete Klamotten-, Deko-, und Antiquitätengeschäfte. Zwischen den Altbauten mit kunstgeschmiedeten Balkongittern und kunterbunten Art-Déco-Fassaden befinden sich ein paar extrem hässliche Häuser – das eine mit den eingeschlagenen Scheiben sieht aus wie ein Asylantenheim und das andere weiter hinten wie ein heruntergekommener Bürokomplex aus den 60er-Jahren. Mein Gott, was für ein wilder Stil- und Menschenmix hier!

»Sisi, Sisi!« Jemand schreit Silvie hinterher. Der verwechselt sie wohl grad.

»Sisi, Sisi!! Etwas Kleingeld bitte!« Ein schmächtiger farbiger Junge mit braunen Kulleraugen und dreckigem Gesicht kommt schnurstracks auf Silvie zugeschossen und hält ihr seine leere Hand hin.

»Bitte Sisi!«

Warum nennt der sie die ganze Zeit Sisi?

(Apropos: Schwarze Südafrikaner sprechen Gleichaltrige – unabhängig davon, ob sie auch Xhosa sind oder nicht – mit Sisi, Schwester, bzw. Bhuti, Bruder, an. Wenn der/die Gesprächspartner/in älter ist, also etwa im Alter der Eltern, spricht man eine Frau mit Mama und einen Mann mit Tata, Vater, an. Sisi, Bhuti, Mama und Tata gehören fest zum südafrikanischen Slang und kreieren eine freundliche Zusammengehörigkeitsatmosphäre im südafrikanischen Alltag.)

»Bitte kauf mir etwas zu essen, Sisi. Sisi, bitte!«

Der Kleine hat Silvie in weniger als zehn Sekunden weichgekocht. Silvie fischt eine Münze aus ihrer Hosentasche und steckt sie dem Jungen zu. Der Kleine flitzt mit dem Geld davon – und fast zeitgleich stürmen zwei andere Straßenjungs auf Simon und Silvie zu. Oh nee! Hat sie ja fast befürchtet, dass DAS jetzt als Nächstes kommt.

»Sisi! Sisi! Bitte hilf uns.« – »Bitte, Sisi!« – »Bitte Sisi, wir wollen Brot kaufen.«

Warum haben sich die Jungs alle ausgerechnet auf SIE so eingeschossen? Es laufen hier so viele Menschen kreuz und quer. Dabei hasst sie es, so bedrängt zu werden.

(Apropos: Die meisten Straßenjungs leben seit Jahren auf der Long Street und erspähen einen neuen Touristen in town sofort. Die bevorzugte Zielgruppe der Jungs sind weibliche Touristinnen mit Mutterinstinkt, weil die am schnellsten ein paar Münzen ›für Essen‹ herauskramen.)

Die Passanten schauen Silvie beim Vorbeigehen halb schmunzelnd, halb mitleidig an, und Simon steht da auch nur ganz hilflos daneben.

»BITTE Sisi, wir haben Hunger!«

»Ach, komm. Jetzt hast du dem einen schon etwas gegeben, jetzt gib den beiden hier halt auch etwas.«

Das Wort ›Hunger‹ aktiviert offensichtlich auch bei Simon gleich das schlechte Gewissen.

Silvie drückt beiden jeweils eine kleine Münze in die Hand und verschwindet mit Simon so schnell sie kann in das nächstliegende Geschäft.

»Komm, lass uns hier kurz verstecken. Nicht, dass wir gleich die komplette Bande an der Backe haben.«

»Aber müssen wir ausgerechnet in ein Glasperlengeschäft? Lass uns doch schnell in den Surf-Laden da vorne reinschauen ...«

Nach zehn Minuten muss Silvie ihren Freund aus dem Geschäft herauszerren, denn der ist kurz davor, ein Surfboard zu kaufen und ihren Sightseeing-Plänen ein abruptes Ende zu setzen. Bloß nicht! Silvie drängt ihn weiter. Die Long Street führt wohl noch an einem großen panafrikanischen Markt vorbei, den sie noch unbedingt besichtigen will.

»Total schön, deine Schuhe.«

Silvie schaut auf ihre Füße. DIE zerfetzten Dinger ...?!

»Kann ich dich etwas fragen, Sisi?«

Die junge Frau mit dem vergammelten Outfit und abgebrannten Zigarettenstummel in der Hand erzählt eine langwierige Geschichte darüber, wie sie von einem weit entfernten Ort namens Atlantis nach Kapstadt gekommen sei, um für ihre schwerkranke Mutter Medikamente zu besorgen (gibt es in Atlantis keine Apotheken?), der boyfriend sie aber ausgeraubt habe, mit einer anderen durchgebrannt sei (der offen gestanden glaubwürdigste Teil der Story), sie jetzt aber dringend Geld brauche, um ihre Kinder zu Hause in Atlantis (war das nicht eben noch die Mutter?) zu versorgen.

»Kannst du mir bitte schnell mit R50 aushelfen?«

»R50?!« – Schon ganz schön unverschämt, nach so viel Geld zu fragen, zudem eh klar ist, dass sie einen totalen Schwachsinn erzählt und mit dem Geld ihre Mittagsration an Drogen aufstellen will.

»Nein, sorry.«

»Dann gib mir bitte, was du entbehren kannst.«

»NEIN.«

Silvies Mitleid schlägt langsam aber sicher in völlige Genervtheit um. Dass man hier auch keine zehn Schritte machen kann, ohne mit den Existenzproblemen wildfremder Menschen konfrontiert zu werden und sich auch noch rechtfertigen und schuldig fühlen muss, wenn man kein Geld herausrücken will!

Höchste Zeit für eine Verschnaufpause! Silvie lässt die drogenabhängige Dame stehen und steuert mit Simon geradewegs in das gegenüberliegende Öko-Café mit der offenen Seite zur Long Street zu. Von hier aus kann man das Treiben auf der Long Street unbehelligt beobachten – das perfekte Plätzchen für einen Kaffee! Die beiden gehen hinein.

Simon inspiziert hinten die Kuchentheke, und Silvie vorne am Tisch die Getränkekarte. Als sie sie weglegt, realisiert sie, dass ein Jugendlicher ohne Vorderzähne und komisch verdrehten Augen auf der Straße vor ihrem Tisch stehen geblieben ist und sie eindringlich anstarrt.

Unheimlich.

ZAHNLÜCKEN

Sich die vier vorderen Zähne ziehen zu lassen oder gar selbst zu ziehen, gilt unter vielen Farbigen in Kapstadt als total hip und stolze Demonstration der eigenen Herkunft. Manche behaupten, man hätte ein schöneres Lächeln ohne Vorderzähne. Oftmals sieht der Plan vor, die gezogenen Zähne später mit Goldzähnen zu ersetzen. Da sich die meisten die Goldzähne dann aber doch nicht leisten können, bleiben die Zahnlücken leer. Unter Gangstern gelten selbst gezogene Vorderzähne als bestandene Mutprobe, und vorderzahn-lose farbige Mädchen behaupten, man könne ohne Vorderzähne besser knutschen. So nennt man die Zahnlücke im Kapstädter Farbigen-Slang pession gep.

DROGEN

Drogenabhängigkeit ist in Kapstadt ein großes Problem. Am weitesten verbreitet ist es, Klebstoff zu schnüffeln und TIK (Metamphetamin oder Crystal Meth) einzunehmen. TIK ist billig, einfach herzustellen und hat sich in nur wenigen Jahren wie eine Epidemie in den Kapstädter Ghettos ausgebreitet. Kapstadt hat die höchste Anzahl an TIK-Abhängigen weltweit. Die Droge besteht aus Batteriesäure, Rattengift, Scheuermilch, zerriebenem Toilettenduftstein und ähnlich unappetitlichen Zutaten. TIK wirkt stark anregend und aggressionsfördernd und trägt zweifelsohne zu den hohen Kriminalitätsraten in Südafrika bei. Das Suchtpotenzial von TIK liegt bei fast 100 Prozent nach dem ersten Konsum und die körperlichen Folgen sind verheerend.

»Etwas Kleingeld bitte!«

Oh, nein, jetzt wird sie sogar angebettelt, wenn sie sich in einem Café verschanzt.

»Nein.« – »Sisi, bitte! Etwas Geld.« – »Nein, tut mir leid.« – »Ein bisschen Kleingeld, Sisi« – »Nein!« – »Ich habe Hunger, Sisi.« – »Nein.« – »Sisi!«– Keine Reaktion – »Sisi! Sisi!« – ... – »Sisi bitte! Etwas Geld.« – »Nein.« – »Sisi!« – ...

Silvie wird es jetzt langsam echt zu bunt: »Ich habe NEIN gesagt. Zieh Leine!«

Das Pärchen vom Nachbarstisch schaut ganz betroffen zu Silvie auf, die süße Hippie-Kellnerin mit den langen Rastas auch, und sogar der ›Public Security‹-Wächter, der im Übrigen die ganze Zeit völlig tatenlos auf dem Bürgersteig vor dem Café steht, dreht sich zu ihr um. Der Junge macht sich endlich vom Acker – und Silvie versteht nicht, was sie falsch gemacht hat.

(Apropos: Egal wie genervt man ist, man sollte immer höflich und respektvoll bleiben. Südafrikaner reagieren meistens mit einem freundlichen »No, thank you«, »Sorry, brother« oder »Next time, sister«, wenn sie aufdringlichen Händlern oder Bettlern nichts geben möchten. Mit diesen Sätzen wird man in der Regel auch am schnellsten in Ruhe gelassen. Manche Touristen fallen in Südafrika dadurch auf, dass sie Bettler mürrisch anfahren oder mit Nichtachtung strafen, was in der Regel eine weitaus längere Diskussion nach sich zieht als eine kurze, freundliche Absage. Ein unfreundlicher oder verachtender Umgangston kommt in einem Land, in dem so überproportional viele Menschen um ihre Existenz kämpfen, und einem Land, in dem man so ausgesprochen viel Wert auf Freundlichkeit legt, nicht gut an. Außerdem provoziert man damit Aggressionen und potenziell gefährliche Situationen heraus – man weiß ja nie, mit wem man es zu tun hat.)

Na ja, was soll’s. Die Latte macchiato auf dem Nachbartisch sieht sehr verführerisch aus. Silvie will eine für sich bestellen, aber die Kellnerin behauptet ganz kategorisch, sie servieren keine »Latte makkatos« – bis Silvie schließlich auf das Kaffeeglas ihrer Nachbarin zeigt ...

»Ah. You mean Caffè Latte!«

(Eine kleine Kaffeekunde: Milchkaffee heißt in Südafrika Caffè Latte. Eine Latte macchiato kennt man hier nicht. Eine normale Tasse Kaffee bestellt man mit ›Americano‹, Kakao mit ›Hot Chocolate‹, Cappuccino mit Sahne ist ein ›Cappuccino with cream‹ und die Milchschaum-Variante ist Cappuccino mit ›frothed milk‹.)

Die hübsche Bedienung verschwindet nach hinten, und noch bevor Silvie die Karte aus der Hand weggelegt hat, taucht der Gruseljunge wie aus dem Nichts auf einmal wieder auf und blitzt sie an: »YOU are going to get ROBBED.« (»Du wirst ausgeraubt werden!«)

Oh mein Gott! Wie gespenstisch.

NICHT VERZWEIFELN ...!

Erschwerend zu der Armut, mit der man in Südafrika schlagartig konfrontiert ist, kommt in den ersten Tagen noch hinzu, dass man als Tourist besonders oft angesprochen und angebettelt wird – Südafrikaner, die fünf Mal am Tag die Long Street hoch und runter laufen und die die Straßenkids schon kennen, werden weniger angeschnorrt als Touristen, die gerade angekommen sind. Nach ein, zwei Tagen lernt man auch zu unterscheiden, wer wirklich in Not ist und wer Lügengeschichten erzählt, um an Geld für Drogen zu kommen. Eine der beliebtesten und unkreativsten Storys ist: »Mir ist das Benzin ausgegangen und ich brauche nur R20, um nach Hause fahren zu können.«

Für Straßenkinder gibt es zwar auch in Südafrika Wohnheime, nichtsdestotrotz entscheiden sich viele dieser Kinder für das Leben auf der Straße – oftmals, weil sie kein anderes Leben kennen.

Man hilft solchen Kindern nicht damit, wenn man ihnen Geld für Klebstoff und andere Drogen gibt und damit letztlich ihren destruktiven Lebensstil weiter fördert. Essen oder Kleidung, die man kauft, wird in der Regel weiterverkauft. Sinnvoller ist es, ihnen etwas Aufmerksamkeit zu schenken – denn das Fehlen von Liebe, Identität und Sicherheit hat diese jungen Menschen auf die Straße getrieben – und Initiativen zu unterstützen, die ihnen dabei helfen, von der Straße wegzukommen. Hier drei Vorschläge:

 The Homestead (www.homestead.org.za) Ein Heim, das Jungen mit Essen, Kleidung und Aufmerksamkeit versorgt und Alternativen zum Leben auf der Straße aufzeigt.

 Ons Plek (www.onsplek.org.za) Das einzige Kapstädter Heim dieser Art für Mädchen, die sich bisher auf der Straße verdingen mussten.

 SOS Kinderhilfe Südafrika (www.kapstadt.org/kinderhilfe)

Als Simon von der Kuchentheke zurückkehrt, sitzt seine Freundin auf einmal ganz angespannt auf ihrem Stuhl.

»Schatz, was ist los mit dir?«

»Ich will zurück nach Hause. Sofort!«

»Warum?«

Silvie ist völlig aufgebracht: »Ich kann doch nicht hier jedem Geld in die Hand drücken ...«

»Nein, natürlich nicht – Schatz, das darfst du dir doch alles nicht so zu Herzen nehmen! Wir können in den zwei Wochen hier nicht alle mit unserem Kleingeld retten.«

»Eben.«

»Lieber investieren wir das Geld in ein neues Surfboard.«

Silvie findet Simons Scherz am Rande angesichts der dramatischen Situation gerade überhaupt nicht lustig.

Als die beiden wenig später von der Long Street zum Green Market Square abbiegen, bietet ihnen ein junger Mann in Schmuddelkleidung ›daggah‹ an.

(Apropos: Dabei handelt es sich um Gras oder Marihuana; das wird Ihnen sicherlich auch einige Male angeboten werden, wenn Sie in der Innenstadt spazieren gehen)

Die beiden gehen kopfschüttelnd an ihm vorbei – was der Typ wohl als eine Art Aufforderung versteht. ›Madame? Madame? Mister?‹

Zum Durchdrehen, wirklich. Da es ja offensichtlich WEDER etwas bringt, Geld herauszugeben, NOCH sich auf langwierige Diskussion einzulassen, NOCH »Nein!« zu sagen, beschließt Silvie, jetzt gar nichts mehr zu machen, bis der Typ von alleine wieder abzischt.

»Etwas Wechselgeld bitte, Madame!« – »Madame? Madame?« – »Euro? Dollar?«

Der Green Market Square ist echt klasse. Dutzende afrikanische Stände mit Kunstwaren aus allen Ländern des Kontinents! Silvie hatte sich eigentlich darauf gefreut, sich die ganzen geschnitzten Figuren in Ruhe ansehen, aber mit der Nervensäge im Schlepptau ist das ein Ding der Unmöglichkeit.

»Madame, kannst du bitte deinen Bruder unterstützen?«

Silvie weiß jetzt langsam echt nicht mehr weiter. Als sie gerade ein paar hölzerne Mitbringsel in ihre Tasche steckt, sieht sie aus dem Augenwinkel schon den nächsten Farbigen auf sie Kurs nehmen.

»Nein, nein, nein, NEIN! Ich habe kein f***ing Kleingeld!«

»Ey? Ich habe nichts mit dir zu tun, Sisi! Ich kenn dich nicht! Lass mich in Ruhe, ich kenn dich nicht!«

Der farbige Typ zischt empört ab und Simon lacht lauthals los.

»Was gibt es denn da zu lachen?«

»Du, der Typ hat doch überhaupt nichts zu dir gesagt.«

Fettnäpfchenführer Südafrika

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