Читать книгу Fettnäpfchenführer Südafrika - Elena Beis - Страница 9
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MONEY MONEY MONEY
GELDAFFÄREN
Puh, Simon will jetzt einfach nur ins Hotel, Beine ausstrecken, Schlaf tanken und frisch morgen losstarten. Während Silvie an einem Informationsstand in der Flughafenhalle Broschüren einsammelt, schlurft er schon einmal zu den zwei Geldautomaten am Ausgang. Na, hoffentlich funktioniert seine EC-Karte hier. Whoops! Der Automat gibt ihm sechs Optionen – Sprachen? – zur Auswahl: Venda, Sotho, Xhosa, Tswana, Zulu und Afrikaans. Das Letzte ist anscheinend so was wie Holländisch. Vom Rest hat Simon noch nie etwas gehört. Na ja, Deutsch ist jedenfalls nicht dabei, dafür aber, Gott sei Dank, Englisch. Jetzt muss er kurz umrechnen. – 1.500 Rand, meinte Silvie, seien um die 100 Euro. Mal schauen, was er maximal abheben kann.
(Apropos: Abheben kann man bis zu 400 Euro am Tag. Dieses Limit ist von der deutschen Hausbank festgelegt. Die Geldautomaten von Standard Bank und Nedbank erlauben eine Auszahlung von bis zu ZAR 4.000, ABSA und First National Bank (FNB) erlauben nur Abhebungen bis zu circa ZAR 2.000 pro Tag. Gebührentechnisch empfiehlt es sich, größere Beträge auf einmal abzuheben, da pro Abhebung unabhängig von der Höhe des Betrages um die fünf Euro Gebühren anfallen.)
AUTOMATIC TELLER MACHINE (ATM)
Fragen sie nach einem ›E-I-TI-EM‹, wenn sie wissen möchten, wo der nächste Geldautomat steht. Geldautomaten gibt es in Südafrika zwar erst seit 1977, in den Großstädten aber mittlerweile wie Sand am Meer. Das Banken- und ATM-System ist allerdings noch nicht überall ins Land durchgesickert. Das ist kein Wunder, denn bis 1994 waren die meisten Südafrikaner weder mit dem modernen Banksystem konfrontiert, noch darin integriert. Viele südafrikanische Arbeiter werden auch heutzutage noch alle zwei Wochen bar ausbezahlt, weil sie kein Konto besitzen. Schätzungsweise 15 von 50 Millionen Südafrikanern haben noch keine Bankanbindung. Ab und an hört man die eine oder andere charmante Anekdote von Bankneulingen, die das System überlisten wollen, indem sie ihren Lohn an mehreren Bankomaten und/oder Filialen hintereinander abzuheben versuchen – nur, um dann enttäuscht festzustellen, dass es da wohl eine heimliche Kommunikation zwischen den Maschinen und den Banken gibt. Bevor man in ländliche Gebiete reist, sollte man daher die Bargeldvorräte sicherheitshalber aufstocken. Generell empfiehlt es sich, eher in belebten Shopping Malls als an einsamen Straßenecken abzuheben. ATMs gibt es in jedem Einkaufszentrum, an fast jeder Tankstelle und in den meisten Supermärkten. Man kann mit der deutschen EC-Karte problemlos Geld abheben.
Die vier Filialen der großen südafrikanischen Banken – ABSA, Standard Bank, First National Bank und Nedbank – sind montags bis freitags von 9 bis 15:30 Uhr und samstags von 8:30 bis 11 Uhr geöffnet.
Mit der EC-Karte abzuheben scheint überhaupt kein Problem zu sein. Der Maximalbetrag auch nicht – coole Sache.
Der Bankomat hört sich an, als würde er gerade leer gefegt. Nach etwa zehn Sekunden spuckt er ein Riesenbündel an verschiedenfarbigen Scheinen aus – braune, pinke, blaue, rötliche. Sieht wie Spielzeuggeld aus. Hinter Simon steht ein dickes amerikanisches Touristenpärchen in Bermudas und Sportschuhen. Ganz klassisch wie ihr Vorurteil. Simon ist froh, dass Silvie nicht mit fleischfarbenem Bauchgürtel und Birkenstocks hier herumrennt – er hat keine Lust, dass die Amis von ihm genau dasselbe denken. Er lässt das Pärchen zum Automaten durch, lehnt sich an die Wand neben der Eingangstüre und zählt vorsichtshalber das dicke Bündel durch. Da sind 200, 100, 50 und 20er-Noten dabei und auf jeder ist auf der einen Seite ein glücklich lächelnder Nelson Mandela und auf der anderen ein Tier abgebildet. So sieht also das Geld der Safari-Nation aus ...
DER SÜDAFRIKANISCHE RAND
Die südafrikanische Währung heißt Rand, für einen Euro kriegt man in der Regel um die zehn ZAR bzw. R. Die Bezeichnung Rand kommt von ›Witwatersrand‹, dem 200 Kilometer langen Höhenzug im Nordosten des Landes, der die mit Abstand größten Goldfelder der Welt beherbergt.
Die ersten Goldfunde am Witwatersrand (1886) haben Südafrikas Entwicklung maßgeblich vorangetrieben und hatten zur Folge, dass unzählige Digger, Minenarbeiter, europäische Ingenieure und Spekulanten in die davor fast unbesiedelte Region strömten und die jetzige Millionenstadt Johannesburg gründeten. Johannesburg heißt auf Zulu eGoli (Ort des Goldes). Die Region um Johannesburg ist immer noch die Wirtschaftszentrale Südafrikas – 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des ganzen Landes werden dort produziert. Johannesburg ist eine von weltweit nur einer Handvoll Großstädten, die weder am Meer noch an einem Fluss noch an einem anderen bedeutenden Gewässer liegen. (siehe Kapitel 25)
Die ›Big Five‹ (siehe Kapitel 27) schmücken die fünf Rand-Noten: den R10-Schein das Nashorn, den R20-Schein der Elefant, den R50-Schein der Löwe, den R100-Schein der Büffel und den R200-Schein der Leopard.
Der Rand wird übrigens auch in den Nachbarländern Swasiland, Lesotho, Namibia und Simbabwe als Zahlungsmittel akzeptiert.
Unglaublich, was hier alles angeboten wird! Silvie kämpft sich durch die hundert kleinen Prospektchen und Flyer, die in der großen, modernen Empfangshalle ausliegen. Weinfarmtouren! Safaritouren! Townshiptouren! Oh Gott, oh Gott, wie sollen sie das in zwei Wochen alles überhaupt schaffen? Jetzt gilt es nur noch, Kapstadts Traumstrände im größtmöglichen Radius zu umfahren, damit Simon bloß nicht an einem mit seinem Surfboard hängen bleibt.
Wo steckt er eigentlich? Ah, da vorne am Ausgang steht er ja. Aber was macht er denn da? Er sortiert doch wohl nicht da vorne VOR allen Taxis und Passanten seine Scheine?? Unglaublich. Er zählt tatsächlich sein ganzes Geld, während ihm halb Afrika dabei zuschauen kann ...!
(Apropos: Wer Geld in großen Mengen abhebt und gemächlich vor den Augen aller zählt, will es offensichtlich loswerden. Also – absolutes No-Go! Wenn einem während des Abhebens Hilfe angeboten wird, sollte man auf die heißen Tipps unbedingt und ausnahmslos verzichten. Was allerdings auch nicht anzuraten ist, ist total verängstigt und ständig hinter sich schauend am Geldautomaten zu stehen, und jedes Mal zusammenzuzucken, wenn sich jemand an die Schlange stellt. Größere – und selbstverständlich auch kleinere – Summen sollte man schnell und unauffällig abheben und am besten bei der nächsten Gelegenheit im Hotel-Safe verstauen.)
Silvie stürmt mit ihrem schweren Schiebekoffer und den 400 Infoblättern, Katalogen und Faltbroschüren, die ihr alle nacheinander aus der Hand gleiten, auf Simon zu. »Spinnst du? Das ist saugefährlich hier!«
Silvie grapscht Simon die Scheine aus der Hand, um sie ›unauffällig‹ in ihrer Handtasche zu verstauen, spürt aber, wie ihr währenddessen der Koffergriff aus der Hand entgleitet. Irgendwer versucht, von hinten ihren Koffer wegzuziehen! Sie schreit fast los, als sie realisiert, dass ein uniformierter Mann ihren Koffer mit Ach und Krach auf einen Gepäckwagen hievt und unter dem (im Vergleich zu ihm dreimal so schweren) Koffer fast zusammenklappt. Was soll das denn? Der kann ihr doch nicht mir nichts, dir nichts den Koffer aus der Hand reißen! Wie unverschämt. Silvie versucht ihn davon abzubringen: »No, no, no!« Aber es ist zu spät! Der Koffer ist nach kurzem Kampf auf dem Wagen des Mannes verstaut.
Der Gepäckträger lächelt Silvie freundlich an und fragt: »Taxi?« – und Silvie fühlt sich auf der Stelle schlecht, dass sie diesen armen Afrikaner, der sich auf ehrliche Weise sein Brot verdienen will, so angefahren hat.
(Apropos: Gepäckträgern sollte man unbedingt ein kleines Trinkgeld geben. Angebracht sind R10 pro Gepäckstück.)
SICHERHEITSHINWEISE FLUGHAFEN
Immer wieder hört man Horrorgeschichten von Ausländern, die am Johannesburger Flughafen ins Visier genommen, quer durch die Stadt bis zu ihrem Hotel verfolgt und dann gnadenlos ausgeraubt werden. Solche Einzelfälle sind in Johannesburg zwar schon einmal vorgekommen, es handelt sich dabei aber tatsächlich nur um Einzelfälle, die kein Grund sind, sich in der Flughafenhalle zu verschanzen.
Angriffsziele sind in der Regel schüchterne, ängstliche und desorientierte Touristen, die sichtbar mit Geldtaschen, teuren Kameras und protzigem Schmuck ausgestattet sind. Man tut sich also selbst den größten Gefallen, wenn man sich nicht völlig verängstigt verhält. Hilfreich ist, wenn man sich von vornherein darüber erkundigt, wo die Taxistände, Mietwagen und Ähnliches zu finden sind, um nicht dann vor Ort stundenlang planlos die Flughafeneingänge auf- und abzugehen. Geldgeschäfte und Umpackaktionen von Wertgegenständen erledigt man am besten bereits vor der Zollkontrolle, der innere Bereich des Flughafens ist der sicherste.
Schauen Sie sich die Menschen um sich herum an. Bewegen Sie sich souverän und zielgerichtet. Steigen Sie nur in Taxis, die bei einem Taxiunternehmen registriert und mit einem Taxameter ausgestattet sind.
Generell gilt: Egal ob man mit dem Mietauto oder Taxi fährt, man sollte in Südafrika immer wachsam sein. Wenn man auch nur den leisesten Eindruck hat, dass jemand hinter einem herfährt, ist es ratsam, lieber noch eine Autorunde zu drehen und erst an einer belebten Stelle aus dem Auto auszusteigen.