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Trish und Bahnstationen
ОглавлениеDas Leben ist wie eine Bahnstrecke. Du steigst an Station 1 in den Zug ein, der dich durch dein Leben begleitet. Am Ende dieser Strecke blickst du nicht auf die gesamte Fahrt zurück, sondern nur auf die Stationen, die dich geprägt haben. Die dich zu dem Menschen gemacht haben, der jetzt die letzte Station erreicht hat. Wie jeder von uns, kann auch ich mich nicht an meine 1. Station erinnern. Aber schon sie hatte Einfluss auf den Weg, den meine Bahnstrecke nehmen würde. Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Ein Fakt, den mein Vater mir nie verziehen hat. Es ist schwierig, so etwas wie Geborgenheit und Liebe kennenzulernen, wenn diese Dinge einem vorenthalten werden. Einen Großteil meiner Kindheit habe ich mit den Kindermädchen verbracht, die mein Vater eingestellt hat, damit er sich nicht mit mir befassen musste.
Ständig wechselnde Kindermädchen, denn die meisten von ihnen haben sich viel intensiver um meinen Vater gekümmert als um mich. Trotz der Kälte, die mein Vater mir entgegengebracht hat, hat es mir an nichts gefehlt. Was ich wollte, habe ich bekommen. Vielleicht hatte mein Vater zumindest ein schlechtes Gewissen, oder es war ihm einfach egal, wie viel Geld ich ausgegeben habe, für all die Dinge, die ich gebraucht oder nicht gebraucht habe, um meine einsame Welt etwas bunter zu gestalten. Wahrscheinlich war es ihm egal, er hatte ja genug. Diese erste Station, meine Kindheit, sie war wohl schuld daran, dass ich mich zu sehr daran gewöhnt habe, immer alles haben zu können, reich zu sein, ein Leben zu führen, das für andere purer Luxus ist, für mich aber einfach nur normal. Das Verlangen nach diesem Luxus wurde mir also in die Wiege gelegt.
Eine weitere Station auf dem Weg zum Erwachsenwerden und zum Callgirl war Timothy, der Sohn unseres Gärtners. Als ich fünfzehn war, war er zweiundzwanzig. Timothy sah wahnsinnig gut aus. Noch besser, wenn er mit nacktem, vom College-Football geformten, Oberkörper unseren Rasen gemäht hat, um sich ein wenig Geld dazu zu verdienen. Ich weiß nicht, vielleicht war ich frühreif, eine Lolita mit sehr speziellen Bedürfnissen. Dem Bedürfnis schon viel zu früh die Kälte und Einsamkeit in meinem Leben mit Sex auszufüllen. Aber als Timothy bemerkte, wie ich ihn ansah, führte er mich in eine Welt ein, die heute dafür sorgt, dass ich zum einen meinen unstillbaren Hunger nach Sex befriedigen kann, zum anderen mein Verlangen nach dem Leben in Luxus, mit dem ich aufgewachsen bin.
Meine Therapeutin glaubt, in Timothy eins meiner größten Probleme zu sehen. Wahrscheinlich hat sie recht, denn unsere Beziehung beruhte nicht nur auf Sex, er hat mir auch die Drogen verschafft, mit denen ich mit fünfzehn Jahren begonnen habe, mir noch mehr Farben in mein Leben zu holen. Aber ich kann nicht bereuen, was ich mit Timothy hatte, denn wir haben uns geliebt. Er mich so sehr wie ich ihn. Auch wenn unsere Liebe im Laufe der Jahre selbstzerstörerische Ausmaße angenommen hat, Timothy mich immer tiefer in seinen Abgrund gezogen hat, hatten wir trotz allem zwei wundervolle Jahre, bis zu Timothys Tod. Ein Tod, der mich aufgerüttelt hat und dafür gesorgt hat, dass ich freiwillig einen Entzug und meinen Highschoolabschluss gemacht habe.
Meine nächste Station auf dem Weg zum Callgirl war das College in New York und der totale Bankrott meines Vaters. Von heute auf morgen hatte ich nichts mehr. Ich konnte mir das College nicht mehr leisten, aber ich war auch nicht bereit, aufzugeben, denn innerhalb kürzester Zeit waren das College und meine neuen Freunde für mich zu einem Anker geworden. Plötzlich gab es nicht mehr nur mich und die quälende Erinnerung an Timothy. Es gab etwas, woran ich mich festhalten konnte. Das waren vor allem meine männlichen Mitstudenten. Aber meine Welt geriet gehörig unter Druck, als es mir nicht gelang, genügend Geld zu verdienen, um meine Kosten zu decken. Der Druck wurde so gewaltig, dass ich erstmals seit Timothys Tod wieder zu taumeln begann und Drogen plötzlich wieder verführerisch erschienen.
Wenn mich die letzte Station auf dem Weg zum Callgirl nicht rechtzeitig gerettet hätte. Auf einmal war da Trish, die mir ihre Welt eröffnet hat. Und ihre Welt hat mich nicht nur vor dem Rückfall bewahrt, sie hat mir einen neuen Weg aufgezeigt, mit meiner Finsternis umzugehen, sie für kurze Zeit sogar zu besiegen.
Trish ist nicht nur meine beste Freundin, sie ist auch meine derzeit einzige Mitbewohnerin. Bis vor Kurzem hat auch Sally mit uns zusammen gewohnt, bis sie einen ihrer Kunden geheiratet hat. Wenn ihr eine romantische Ader habt, glaubt ihr vielleicht, dass diese Dinge oft passieren. Aber träumt weiter, Aschenputtel ist nur ein Märchen. Der wohlhabende Traumprinz ist nicht ausgerechnet auf der Suche nach einem Callgirl, das er heiraten kann. Er ist auf der Suche nach einem Callgirl, das er ficken und danach einfach vergessen kann, bis ihm vielleicht wieder nach ficken ist. So läuft das im wahren Leben.
Ihr wundert euch vielleicht, warum ich über Callgirls mit euch rede. Das hat einen ganz einfachen Grund. Ich ficke gern und ich bin seit Vaters bankrott chronisch pleite. So pleite, dass ich mir einen Weg suchen musste, um mein Studium zu finanzieren, das ich dann trotzdem abgebrochen habe. Aber ein Callgirl bin ich noch immer. Nicht nur wegen des Geldes, sondern auch wegen des Sexes, den ich wegen der Farben in meinem Leben brauche wie atmen.
Ich habe Trish am ersten Tag meines dritten Semesters auf der NYU kennengelernt. Sie war so vollkommen anders als ich: lustig, laut, auffallend und dabei ziemlich sexy. Ich bin eine Frau, und ja, manchmal stehe ich auch auf Frauen. Und Trish ist mir sofort ins Auge gesprungen. Die Art, wie sie sich bewegt hat, wie sie den Männern um sich herum nur mit ihrem verführerischen Lächeln zugleich das Blut in die Lenden getrieben und sie abserviert hat. Ich hätte sie unmöglich nicht bemerken können, denn sie stand umringt von einer Gruppe männlicher Studenten, wie Scarlett O’Hara auf einem Gartenfest, und lachte über ihre Versuche, sie auf ein Date einzuladen. Sie winkte kokett ab, durchbrach den Kreis, den sie um sie herum gebildet hatten, und warf sich mir in die Arme, als ich gerade im Begriff war, vorbeizugehen, ohne allzu fasziniert auf die junge Frau zu starren, die strahlte wie die Sonne, während ich selbst mit meinem Stein auf der Brust herumlief, den ich schon mein ganzes Leben mit mir herumschleppte.
»Das ist meine Freundin, wenn ich überhaupt mit jemandem auf eine Party gehe, dann mit ihr«, rief sie, löste sich von mir, nur um sich dann bei mir unterzuhaken. »Spiel einfach mit«, flüsterte sie mir zu. »Ich erklär es dir später.«
Ich kämpfte sekundenlang mit meiner Verdutzung, weil ich es nicht gewohnt war, dass jemand mir so nahe kam und dabei auch noch fröhlich und unbesorgt aussah. Ich bin in einer kleinen Stadt etwa 100 Meilen entfernt aufgewachsen, bei den meisten Menschen dort hatte ich es mir mit meiner abweisenden Art verscherzt, niemand wollte etwas mit mir zu tun haben. Erstrecht nicht mehr, nach Timothys Tod. Ich ließ zu, dass sie mich mit sich zog und munter drauflos plauderte, und ihre männlichen Fans uns bittend und bettelnd hinterherliefen.
»Wes würde sich so freuen«, jammerte einer von ihnen.
»Es ist sein Geburtstag«, der nächste.
Sie warf grinsend einen Blick über die Schulter zurück. »Keine Dates, ich hab es euch und auch Wes immer wieder gesagt.«
Als die Männer es endlich aufgegeben hatten, zog sie mich in ein Café auf dem Campus und schob mich auf einen Tisch zu. »Du hast doch Zeit, oder?«, wollte sie wissen.
Ich nickte ergeben, völlig erschlagen von ihrer aufgeweckten, fast schon quirligen Art und setzte mich auf einen der Stühle.
»Ich gehe nie auf Dates«, erklärte sie mir noch immer breit lächelnd und zupfte unaufhörlich an ihren blonden, fast weißen Haaren herum. »Nicht auf solche. Da muss ich Konsequent sein, aber sie wollen es nicht verstehen. Ich werde bezahlt, wenn ich auf ein Date gehe. Mein Name ist übrigens Trish.«
Ich hatte sie wohl fassungslos angestarrt, weil sie mich völlig überrumpelt hatte, aber daran störte sie sich nicht, stattdessen zuckte sie nur mit den Schultern. »Und wie heißt du?«
Am gleichen Abend ist sie mit mir in einen sehr exklusiven Club gegangen und hat ihre Visitenkarte an jeden Mann weitergegeben, der sie auf einen Drink einladen wollte, was mich noch mehr fasziniert hat. Die Leichtigkeit, mit der sie Kontakt mit fremden Männern hatte, und das Selbstbewusstsein, das sie an den Tag legte, wenn sie ihnen erklärte, dass sie sie nur gegen Bezahlung bekommen würden, sorgten am Ende dafür, dass auch ich sie wollte. Und ich habe sie bekommen. Für ein paar Nächte, dann hat sich unsere Beziehung mehr und mehr verändert. Aus Verlangen wurde Freundschaft. Und diese Freundschaft ist die wichtigste Beziehung in meinem Leben. Und damit hatte mein Zug seine bisher letzte Haltestelle erreicht.
Ich lasse mir ein Bad ein, das ich ausgiebig genieße, zwischen meinen Schenkeln pulsiert es, Aiden ist dieses Mal noch viel grober mit mir umgegangen als sonst. Bei der Erinnerung ziehen meine Brüste sich lustvoll zusammen. Schmerz verbinde ich mit Bestrafung und mit absoluter und vollkommener Lust. Schmerz und Sex sind es, die mir das Gefühl geben, lebendig zu sein. Sie sind die Droge, die jetzt die Farben in mein Leben bringen. Meine neue Haltestelle, und ich habe vor, zu bleiben. Die meisten von euch denken wahrscheinlich, ich wäre verrückt, weil ich so empfinde, vielleicht bin ich das auch. Aber so ticke ich nun mal. Ich liebe es, hart gefickt zu werden. Und damit meine ich nicht unbedingt SM, zumindest nicht die verrückten Sachen. Nein, ich meine dominanten, harten, düsteren Sex. Er vertreibt die Finsternis, die meine Seele verdunkelt, solange ich denken kann. Nicht einmal meine Psychologin weiß, woher diese Finsternis kommt. Aber sie erklärt es mit einem Ungleichgewicht in meinem Gehirn. Merkt euch das Wort Ungleichgewicht, denn ihr werdet noch öfters davon hören und vielleicht am Ende meiner Geschichte verstehen, warum ich immer auf der Jagd nach dem einzigen außer Drogen bin, dass dieses Ungleichgewicht besiegen kann: die Befriedigung meines Lustzentrums. Wahrscheinlich denkt ihr jetzt, dass es einfacher wäre, Schokolade zu essen, als meinen Körper zu verkaufen. Aber Schokolade reicht mir nicht.
Ich schließe die Augen noch fester und berühre mich, spüre dem Schmerz zwischen meinen Beinen nach, während das heiße Wasser meine Brüste umspielt. Ich glaube, Aiden hat herausgefunden, dass er mir auch noch Vergnügen bereiten kann, wenn ich längst nicht mehr bei ihm bin, indem er dafür sorgt, dass ich ihn noch Stunden später spüre. Ich schiebe einen Finger in mich und reibe mit der anderen Hand über meine Klitoris, während sich in meinem Kopf die Szenen vom Nachmittag noch einmal abspielen. Aiden sich wieder und wieder brutal in mich stößt, bis ich unter mächtigem Schütteln komme.
Nach dem Bad gehe ich in mein Zimmer, lehne die Tür nur an, damit ich mit einem Ohr immer nach Trish lauschen kann, die bestimmt auch bald nach Hause kommt, und rufe Lola an. Unsere Chefin ist streng, was die Einhaltung ihrer Regeln betrifft. Sie will nach jedem Auftrag angerufen werden, damit sie sichergehen kann, dass es uns gut geht. Lola ist eine unglaublich tolle Frau. Die erste Frau, in der ich eine Art Mutter sehe. Sie gibt mir das Gefühl, immer für uns da zu sein, uns bestmöglich beschützen zu wollen.
»Mir geht es gut, alles lief prima«, sage ich nachdem sie abgenommen hat.
»Fabelhaft«, antwortet sie. Fabelhaft, das ist ihr Wort. Sie benutzt es ständig. Die meiste Zeit ist es ein Ausdruck ihrer Zufriedenheit. Manchmal aber ist es auch ein Fluch. »Ich hätte eine neue Mitbewohnerin für euch. Du hast morgen frei, dann schicke ich sie zu dir und du kannst sie dir mal ansehen.«
»Passt sie zu Trish und mir.«
»Wie soll ich diese Frage beantworten? Du und Trish passen auch nicht zusammen. Ihr seid wie Feuer und Eis, wie soll ich da wissen, wer zu euch passen würde?«
Ich lache in das Telefon. Ich habe vor Trish nur selten gelacht. Sie hat mir mein Lachen zurückgebracht. Oder mir gezeigt, wie man lacht. Ganz wie man es sehen will. »Schick sie einfach vorbei.«
»Ist Trish noch nicht zurück?«, will sie wissen und ich höre leises Papierrascheln. Es ist fast Mitternacht und Lola arbeitet noch immer. Ihr Büro ist ihr zu Hause, sie wohnt in der Agentur, hat dort ein kleines Zimmer ganz für sich allein, in dem es nichts weiter als ein Bett, einen Kleiderschrank und ein kleines Bad gibt. Mehr braucht sie nicht, sagt sie immer. Alles andere findet sie in den Räumlichkeiten der Agentur. Obwohl sie nichts braucht, besteht sie darauf, dass ihre Mädchen leben wie Königinnen. »Denn ihr seid Königinnen«, sagt sie immer. Ich muss sagen, ich bin sehr froh darüber, dass Lola so denkt. Gäbe es sie nicht, bestünde mein Leben wohl kaum aus begehbaren Kleiderschränken, Designermode und einem Penthouse, das sich sonst nur die Elite in London leisten kann. Nachdem mein Vater alles verloren hatte, war es schwer, plötzlich mit wenig auskommen zu müssen. Einer meiner Kunden ist der Sohn eines Scheichs aus Dubai, er bewohnt das Apartment direkt neben uns. Wir sind in unserem Job umgeben von den reichsten Menschen, da kleidet man sich nicht in Klamotten aus dem Kaufhaus.
»Nein, aber sie kommt gleich. Sie hat mir vor einer halben Stunde eine Nachricht geschickt«, erkläre ich, lasse das Handtuch, das ich mir umgewickelt hatte, auf den Boden fallen und schlüpfe umständlich in meinen weichen Hausanzug. Er ist blassrosa und mit Einhörnern bedeckt, die über Regenbogen springen. Zu Hause mag ich es gern bequem. Natürlich nicht zu bequem, ich würde ungern auf unsere hochmoderne Küche verzichten - unser Kühlschrank bestellt tatsächlich Milch, wenn sie zur Neige geht - oder die Dachterrasse mit Blick auf London.
»Sie soll mich anrufen«, sagt Lola, bevor sie auflegt.
Ich werfe das Handy auf mein Bett und gehe in die Küche, wo ich für Trish und mich eine Pizza in den Ofen schiebe. Wir ernähren uns alles andere als gesund, was man uns auf keinen Fall ansieht. Wir haben beide eine makellose Haut, weiches und glänzendes Haar und schlanke Körper. Wobei Trish eher sportlich schlank ist, denn sie mag es, sich im Fitnesscenter zu verausgaben. Während ich eher weiblich und weich bin, ich hasse Sport, außer ich darf gut gebauten MMA-Fightern im Ring zusehen. Ich öffne eine Flasche Weißwein und stelle sie im Wohnzimmer auf den Tisch.
»Ich bin da!«, ruft Trish aus dem Flur.
»Ruf Lola an, sie wartet schon«, rufe ich zurück und decke den Tisch fertig. Anschließend schalte ich den TV ein und spiele die Aufzeichnung von Royals TV von heute Nachmittag ab, die wir uns immer gemeinsam ansehen. In dieser Sendung erfährt man alles über den Adel von Großbritannien. Es gibt kaum einen Klatsch, den es nicht gibt. »Beeil dich, ich seh schon den Vorspann. O! Er hat es schon wieder getan«, erkläre ich aufgeregt.
»Was getan?«, will Trish wissen und kommt nur in Unterwäsche ins Wohnzimmer. Sie hält ihr Handy ans Ohr und verdreht die Augen. »Ja, Lola. Danke. Machen wir. Du auch.« Mit einem genervten Grinsen beendet sie das Gespräch und legt das Handy auf das Sofa. Als sie nah genug an mich herankommt, lege ich meine Hand auf ihre Kniekehle und streichle mit den Fingerspitzen ganz langsam ihren Oberschenkel bis zum Ansatz ihres Hinterns, und lasse dann meine flache Hand klatschend auf ihren Arsch sausen. Sie stößt einen leisen Fluch aus und springt ein Stück von mir weg.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und grinse sie zufrieden an. »Warst du wieder bei Mr Rochester? Dein Hintern ist jetzt noch ganz rot?«
Sie setzt sich neben mich auf das Sofa, zieht die blassrosa Decke von der Lehne, die wir uns vor dem Fernseher immer teilen, und deckt uns beide damit zu. »Meinst du ihn da?«, fragt sie mit einem zufriedenen Gurren, als das Gesicht von Colton Rochester in der TV-Show auftaucht.
»Ihn meine ich«, werfe ich grinsend ein und wackle mit den Augenbrauen. Seit ich mit Trish zusammenlebe und mit meinem Vater nicht mehr spreche, ist mein Leben so viel einfacher geworden. Ich und auch meine Therapeutin sind uns sicher, dass das daran liegt, dass ich nicht mehr das Gefühl habe, ihm beweisen zu müssen, dass ich es wert bin, dass meine Mutter wegen mir gestorben ist.
»Ja, da liegst du wohl richtig.« Trish stöhnt leise und bewegt sich unter der Decke. »Ich kann seine Hände noch immer spüren. Dieser Mann ist so heiß«, schwärmt sie. »Aber ich habe meine Prinzipien: Sex, Geld und Tschüß.« Diese Prinzipien vertreten wir beide. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt noch zu Liebe fähig bin, denn ich habe nach Timothys Tod nie wieder tiefe Gefühle für jemanden empfunden. Natürlich liebe ich Trish, aber nicht auf diese Art.
Ich beuge mich zum Tisch vor, reiche Trish ihr Essen und nehme mir auch einen Teller. Wir stoßen mit dem Wein an und verfolgen interessiert den Bericht über Rochester und seine Entourage. Er bezeichnet sie als seine Brüder, sie alle gehören zum wichtigen Adel, einer von ihnen, Damien Westhouse, hat eine Schwester, die mit dem Cousin der Prinzen verheiratet ist. Die 5 begehrtesten und skandalträchtigsten Junggesellen im Land. Entsprechend häufig bekommen wir sie in der Show zu sehen. Zwei von ihnen sind Stammkunden von mir, Rochester ist Trishs Stammkunde.
»Bist du dir sicher?«, frage ich Trish, als ich ihren glühenden Blick sehe. Sie sitzt neben mir und verschmilzt halb mit dem Mann, der eben zusammen mit einem seiner »Brüder« ein Interview gibt und die üblichen Fragen nach seinem Beziehungsstatus beantwortet.
»Ganz sicher«, sagt Trish. »Was nicht bedeutet, dass ich ihn nicht zum anbeißen finde. Aber was ich von ihm haben will, bekomme ich schon und werde sogar dafür bezahlt.« Wir stoßen unsere Gläser zusammen.
»Auf uns«, sage ich und gebe Trish in Gedanken recht. Lolas Agentur ist sehr exklusiv. All unsere Kunden sind wichtige und angesehene Persönlichkeiten. Einer meiner Kunden ist ein Rockstar, als Teenager habe ich seine Poster mit meinen Lippen malträtiert und niemals geglaubt, dass ich irgendwann meine Lippen um seinen Schwanz legen würde.
»O, schau mal, da ist Mark. Trägt er noch immer diese albernen Tangas?«, will sie lachend wissen.
In der Show verlässt Mark gerade seine Limousine vor einer der angesagten Bars in Glasgow. Er ignoriert die Kameras, streckt seine Hand in den Wagen und hilft seiner Frau beim aussteigen. »Ich wüsste gern, ob er dieses Rüssel-Tanga-Teil auch anzieht, wenn er mit seiner Frau ins Bett steigt«, überlege ich und stelle meinen leeren Teller zurück auf den Tisch.
Trish kichert und streckt die Beine aus. Sie legt ihre Füße auf meine Oberschenkel und ich schiebe sofort meine freie Hand unter die Decke und beginne, sie zu massieren. »Ich werd nie dein Gesicht vergessen, als wir beide im Hotelzimmer auf dem Bett saßen und er kam in diesem scheußlichen Ding aus dem Bad. Sein Rüssel war im Rüssel.«
Wir brechen in Gelächter aus. Diesen Anblick werde ich wohl auch nie wieder vergessen. »Immerhin hat sich der Rüssel vor unseren Augen aufgerichtet.«
»Immerhin«, fügt Trish an. »Was hältst du von der Sache mit der neuen Mitbewohnerin?«
Ich trinke mein Glas aus, nehme auch das von Trish und stelle beides auf den Tisch zurück. Sally war von Anfang an unsere Mitbewohnerin, wir sind Freundinnen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich an eine neue Frau gewöhnen kann. Ich weiß nicht, wie ich es euch erklären soll, aber in mir schlagen zwei Herzen. Da ist das Callgirl, das für seine Kunden eine Rolle spielt. Dieser Teil von mir kann lustig und munter sein, kraftvoll und offen. Und da bin ich, die 24-jährige Amanda: nachdenklich, zurückhaltend, versperrt und oft düster und traurig. »Wir werden sehen. Wenn sie uns nicht gefällt, sagen wir Lola, sie kann uns mal«, schlage ich vor.
»Wenn sie gut aussieht, kann sie mich auf jeden Fall mal«, meint Trish grinsend und wackelt mit den Fußzehen. »Ich hatte schon eine Weile keine Frau mehr. Mir fehlt die Art, wie es Frauen mir mit der Zunge machen.«
»Willst du mir damit etwas sagen?«, frage ich sie und lecke mir über die Lippen. Unter der Decke schiebe ich meine Hand Trishs Oberschenkel nach oben, bis meine Fingerspitzen gegen den Stoff ihres Höschens stoßen. Ich grinse verführerisch und lache über meinen kleinen Spaß.
Trish spannt ihren Unterkörper an und drückt ihre Fersen stöhnend tiefer in mein Fleisch. »Möglich«, sagt sie heiser und bewegt sich fordernd gegen meine Finger. Sie schnurrt leise. »Sehr sogar.«
Jetzt ist es kein Spaß mehr, denn mein Unterleib zieht sich als Reaktion auf Trishs dunkle Stimme fordernd zusammen. Ich verziehe die Lippen zu einem trägen Lächeln und drücke meinen Daumen zwischen ihre Schamlippen, genau auf den Punkt, von dem sie sich wünscht, dass ich ihn mit meiner Zunge bearbeite. Durch den dünnen feuchten Stoff ihres Höschens reibe ich Trishs Klit, bis ihre Lippen sich leicht öffnen, ihre Augen sich schließen und ihr Unterleib rhythmisch zuckt. »Diese Stelle?«, frage ich sie und fühle heiße Erregung zwischen meinen Schenkeln. Es fühlt sich wie ein Echo von dem an, was ich mit ihr tue. »Das haben wir wirklich schon lange nicht mehr getan.«
»Amy«, stöhnt Trish auf und reißt die Decke von unseren Körpern. »Zieh deinen hässlichen Schlafanzug aus und lass uns das jetzt endlich tun.«
Ich stehe vom Sofa auf, steige aus dem Schlafanzug und fahre vor Trishs Augen mit meinen Händen über meine Brüste, meine Hüften, meinen Bauch und meinen nackten Venushügel. Ich schiebe einen Finger zwischen meine Schamlippen und bewege ihn über meine Klit. Ich brenne innerlich und sehne mich danach, Trishs wundervollen Körper anzubeten. Ich gebe ihr recht, es ist zu lange her. Und auch mein Lustzentrum könnte heute noch etwas mehr Gleichgewicht gebrauchen.
Amy seufzt und streckt mir sehnsüchtig eine Hand entgegen. »Ich will, dass du mich leckst«, verlangt sie.
»Und danach?«, frage ich sie stöhnend. Sie schiebt ihren BH nach oben und beginnt, ihre runden kleinen Brüste zu kneten.
»Das sehen wir dann«, sagt sie breit lächelnd. Sie spreizt ihre Schenkel und präsentiert mir ihre feuchten Lippen. Einen Fuß stellt sie auf den Boden, den anderen legt sie über die Rücklehne und öffnet sich noch weiter für mich. Sie glänzt, so nass ist sie. Ich knie mich vor das Sofa, schiebe meine Hände unter ihren Hintern und ziehe sie ein Stück näher. Manchmal bestellt ein Kunde uns beide, dann küssen und streicheln wir uns, aber richtig intim sind wir schon eine Weile nicht mehr geworden. Schon gar nicht nur für uns. Vielleicht fühlt sich das hier deswegen so aufregend an, obwohl für uns beide klar ist, dass Sex miteinander nur etwas ist, das unsere Freundschaft noch ein wenig vielfältiger macht. Keine von uns beiden wird mehr in die Sache reininterpretieren, als das hier wirklich ist. Zu Beginn meiner Karriere als Callgirl, hatte ich noch nicht so viele Termine, aber schon oft den Druck verspürt, mir mit Sex Erleichterung aus der Dunkelheit zu schaffen. Zu der Zeit hat Trish mir oft ausgeholfen. Aber je mehr sich mein Leben als Callgirl eingestellt hatte, desto seltener brauchte ich Trishs Hilfe. Dass Sex für mich zur Ersatzdroge geworden war, habe ich schon vor Trish gemerkt. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich mich auf Studentenpartys herumgetrieben habe, nicht weil ich Spaß haben wollte, sondern weil ich Befriedigung gesucht habe. Und wenn ich mehrere Tage erfolglos war, ist der Druck nach Befreiung immer größer geworden. Seit ich für Lola arbeite, muss ich dem nächsten Orgasmus nicht mehr hinterherjagen wie ein Junkie dem nächsten Schuss. Ich bekomme meine Dosis sozusagen Freihaus.
Ich hauche auf Trishs feuchte Scham, lecke mir genüsslich über die Lippen und öffne sie mit meinen Fingern noch ein wenig mehr für mich. Mit meinen Zähnen knabbere ich sanft an ihren nackten Schamlippen, streiche mit meiner Zunge über die glatte geschwollene Haut, küsse sie und lasse mir Zeit damit, erst ihre äußere Scham zu verwöhnen, bevor ich mit der Zunge zwischen ihre Falten tauche. Trish zuckt und stöhnt auf. Ich schlinge meine Arme um ihren Unterleib und drücke sie fest auf das Sofa, tauche meine Zungenspitze in sie und ficke sie mehrere Stöße lang, bis sie beginnt, sich an meinem Gesicht zu reiben.
»Amy, bitte. Meine Klit, berühr sie.«
Ich tue ihr den Gefallen und lecke einmal kurz über die geschwollene Knospe. Trish schreit auf, zuckt an mir, hebt das Becken und umfasst den Rand des Sofas mit ihrer Hand. Ich ziehe meine Zunge noch einmal ganz langsam über ihre Klit, umschließe sie mit meinen Lippen, sauge hart an ihr, ritze sie mit meinen Zähnen. Trish wirft ihren Kopf wie wild hin und her. Ich bin so erregt, dass ich eine Hand von ihren Hüften löse und sie zwischen meine Schenkel schiebe. Mit meinem Finger stoße ich in mich, mache ihn feucht und drücke die Spitze hart auf meine pulsierende Klit. Meine Zunge reibt jetzt schneller über Trishs Klit, im gleichen Rhythmus lasse ich meinen Finger über meine Perle tanzen.
»O Amy, ich komme. Ich komme«, schreit Trish und reibt sich hastig an mir, sie schlingt ihre Finger in mein Haar und presst mein Gesicht fest an sich, und kommt.
Ich lecke erst meine Lippen sauber, dann meinen Finger und sehe Trish erwartungsvoll an. »Und danach?«, hake ich noch einmal nach.
Sie drückt ihren Fuß gegen meine Schulter und schubst mich zu Boden. »Werde ich deine Muschi mit meiner verwöhnen«, sagt sie träge lächelnd und reibt über ihre Brüste. »Leg dich hin.«
Ich lege mich erwartungsvoll auf den Boden. Trish legt sich neben mich, die Füße in Richtung meines Kopfs, ich spreize meine Beine und lasse sie zwischen meine Schenkel und keuche auf, als ihre Scham auf meine trifft. Trish beginnt langsam ihre Hüften zu bewegen. Aber ich will es schnell, also bewege ich mich schneller an ihr. Wir reiben uns aneinander. In meinem Unterleib ballt sich Hitze zu einem festen Knoten zusammen, meine Brüste fühlen sich schwer an, mein Herz rast und zwischen meinen Beinen prickelt es immer heftiger.
»Trish, fester«, schreie ich. Trish kommt mir noch ein Stück entgegen, bewegt sich schneller und keucht. Wir sehen uns fest in die Augen. In Trishs kann ich die gleiche Gier sehen, die ich auch fühle. Und dann explodieren wir gleichzeitig. Mein Unterleib zuckt in heftigen Wellen. Immer weiter, immer mehr. Ich lasse mich fallen, atme keuchend ein und aus und starre an die Decke, bis auch die letzte Welle verklungen ist.
Aber Trish lässt mich noch nicht gehen. Sie richtet sich auf und schiebt zwei Finger in mich, presst ihre Lippen auf meine Scham und saugt an mir. Sie entreißt mir noch weitere kleine Wellen und treibt mich mit schnellen harten Zungenschlägen auf einen zweiten Orgasmus zu, in den ich mich einfach fallen lasse, weil ich zu schwach bin, mich noch zu bewegen. Ich lasse ihn einfach über mich hinwegrollen und genieße jedes Aufbäumen meines Körpers.
»Vielleicht sollten wir das wieder öfters tun«, flüstere ich kraftlos.
Trish legt sich neben mich und starrt auch zur Decke hoch. »Warum haben wir je damit aufgehört? Ich meine nur, es wäre einfacher für dich, wenn ich dir manchmal helfe.«
»Ich kann mich nicht erinnern«, antworte ich lachend. »Vielleicht hatten wir Angst, es belastet unsere Freundschaft. Aber ja, wahrscheinlich wäre es an manchen Tagen einfacher, wenn du mir hilfst.« An den Tagen zum Beispiel, an denen Lola darauf besteht, dass ich freinehme, weil es das Gesetz will. An diesen Tagen hilft mir oft nur mein Vibrator oder der Strahl der Dusche. Und oft ist das zu wenig.
Trish dreht den Kopf zur Seite und mustert mich. »Wie könnte es das, wir haben uns so doch erst kennengelernt.«
Ich drehe mich auf die Seite und stütze den Kopf auf die Hand. »Versprich mir, dass niemals etwas sich zwischen uns drängen kann.«
Trish lächelt wehmütig. »Versprochen. Und versprich du mir, dass du fragst, wenn ich dir helfen soll. Ich will nicht, dass du dich quälst.«
Ich nicke, aber ich werde Trish nicht fragen, weil ich sie nicht belasten will. Wenn es sich ergibt, so wie heute, dann ist es okay für mich. Aber ich weiß auch, dass Trish, ganz anders als ich, manchmal auch froh ist, ihrem Körper eine Auszeit gönnen zu können.