Читать книгу 6 Punkte zum Glück? - Elfi Loth - Страница 6
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ОглавлениеEigentlich wollte ich heute noch neue Klamotten kaufen, aber nun hatte ich mein Konto geplündert und musste warten, bis das nächste Gehalt überwiesen würde.
Ich machte mich auf den Heimweg und überlegte, was Peter wohl zu meiner neuen Frisur sagen würde. Ob der mich überhaupt erkannte? Wenn ich nicht wüsste, dass ich es war, ich würde mich ja selber nicht erkennen.
Ein Liedchen vor mich her summend, schloss ich die Wohnungstür auf und stolperte über Peters Klamotten. Was machte der Kerl nur den ganzen Tag? Warum konnte er nicht einmal seine schmutzigen Kleidungsstücke in den Wäschepuff schmeißen? Alle zwei Meter hob ich ein Teil vom Boden auf. Stinkende Socken, ein schmutziges T-Shirt, sogar seine Boxershorts, die er gestern anhatte, begegneten mir am Garderobenhaken. Das konnte doch nicht wahr sein!
Auf dem Weg ins Wohnzimmer fand ich noch eine leere Packung Fleischsalat, zwei leere Joghurtbecher und ein paar Bierflaschen, die einsam auf dem Boden lagen.
Jetzt reichte es mir! Ich hatte die Schnauze gestrichen voll.
Peter lag wie immer mit strähnigen Haaren auf meinem Sofa und sah fern, natürlich mit einem Bier in der Hand. Ich konnte seinen Anblick einfach nicht mehr ertragen. Schon, wenn ich ihm beim Essen zusah, wurde mir schlecht. Er aß nicht, er fraß und schaufelte alles in sich hinein, egal wie lange ich für die Zubereitung gebraucht hatte. Dabei schmatzte er ekelerregend vor sich hin, sodass ich mir genau vorstellen konnte, wie das Essen in seinem Mund, vom Speichel durchtränkt, zerkleinert wurde. Wenn ich nur dran dachte, grauste es mir.
Ich warf ihm seine Klamotten hin und schrie ihn an.
„Sag mal geht’s noch? Was machst du den ganzen Tag?“
„Na siehste doch, ich sehe fern“, gab er mir pampig, ohne überhaupt in meine Richtung zu sehen, zur Antwort. „Ich hab ja sonst nichts zu tun.“
Der Typ brachte mich auf die Palme.
„Nichts zu tun? Wie das hier aussieht, schlimmer als bei Hempels unterm Sofa. Der Müll versucht auch schon von alleine in den Mülleimer zu kriechen oder warum liegt das da alles rum?“
Was sollte ich nur tun? Ich war kurz vorm Explodieren.
„Steh auf, du hast was zu tun“, schnauzte ich ihn an. Ich war auf 180!
„Du packst jetzt deine Klamotten und verschwindest, auf der Stelle!“, schrie ich vor Wut.
Ganz verdattert stand Peter auf. So was war er von mir nicht gewöhnt. Er sah mich mit offenem Mund an, als wäre ich eine andere Person, flüchtete in den Flur und knallte die Wohnungstür hinter sich zu. Seinen Wohnungsschlüssel hatte er in der Eile am Schlüsselbrett vergessen. Das kam mir sehr gelegen. Ich ging ins Schlafzimmer, riss die Türen meines Kleiderschrankes weit auf und zerrte alle seine Klamotten raus. Aus dem Schuhschrank fischte ich noch seine zwei Paar müffelnden Käselatschen, ging mit dem ganzen Kram auf den Balkon, und ließ es Klamotten und Schuhe regnen. Fasziniert sah ich den zu Boden segelnden Kleidungsstücken hinterher und mit jedem Stück, das ich flattern ließ, verflog auch ein Teil meiner angestauten Wut. Danach ging es mir besser. Ich fühlte mich befreit und konnte endlich wieder durchatmen, während ich meine Wohnung aufräumte und putzte, um die letzten Spuren von Peter zu beseitigen. Das war schon lange fällig gewesen. Irgendwie war ich stolz auf mich, diesen Schritt endlich gemacht zu haben. Ich stellte die Klingel aus und zog den Telefonstecker. Der Typ nervte mich heute nicht mehr!
Da hatte ich doch glatt Punkt zwei, mich von unnötigem Ballast zu befreien, der einem nur die Zeit raubt, schon hinter mich gebracht! Dabei war Punkt eins noch gar nicht vollständig erledigt. So schnell konnte es gehen und ich war froh diesen Schmarotzer endlich los zu sein. Es hatte noch nicht einmal wehgetan! Ich war wieder frei.