Читать книгу 6 Punkte zum Glück? - Elfi Loth - Страница 8

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Shoppen bei Moni im Laden machte mir immer riesigen Spaß. Meine große Schwester arbeitete in einem Klamottenladen. Sie drückte mir ein paar Teile, die sie schon mal für mich ausgesucht hatte, in den Arm und ich verschwand in der Umkleidekabine. Ich probierte mich durch Kleider, Overalls und jede Menge Oberteile. Alles voll im Trend, die neueste Mode sozusagen. Ich konnte Klamotten anprobieren, die noch nicht mal im Laden hingen. Das gefiel mir und ich lief nicht Gefahr, morgen, an unserem Samstag, jemand mit dem gleichen Outfit zu begegnen. Das hasste ich am meisten. Passiert war mir das leider auch schon. Ich wusste, wie sich das anfühlte.

Da stand ich nichts ahnend an der Bushaltestelle und wartete auf den Bus, als doch tatsächlich ein Mädchen mit den gleichen Klamotten um die Ecke bog. Sie hatte nicht nur dieselbe Hose und dieselbe Jacke. Nein, sogar die weißen Turnschuhe waren genau dieselben, die ich anhatte. Danach war mir der Bus egal. Ich ging nach Hause und zog mich um, bevor ich mich mit anderen Klamotten wieder an die Bushaltestelle begab und auf den nächsten Bus wartete.

Moni würde die neue Lieferung heute nicht mehr in den Laden hängen, und damit lief ich auch nicht Gefahr, mich noch einmal so einer peinlichen Situation aussetzen zu müssen. Das passierte mir nicht mehr!

Die Sachen, die meine Schwester für mich ausgesucht hatte, waren toll, aber nicht toll genug. Für Samstag brauchte ich was richtig Elegantes. Schließlich wollte ich ja meinen derzeitigen Marktwert testen. Jedes Teil, das ich anprobierte, musste ich Moni vorführen. Ich hatte schon langsam keine Lust mehr mich durch die Klamottenberge zu wühlen, als ich mit einem engen, figurbetonten, feuerroten Kleid aus der Kabine trat, mich vor Moni im Kreis drehte und wieder ihr Kopfschütteln sah.

„Das geht auf keinen Fall. Da fehlt nur noch die rote Handtasche und die Männer stecken dir Geld zu.“

Geld konnte man ja immer gebrauchen, aber auf diese Art und Weise wollte ich dann lieber doch nicht reich werden. Außerdem musste ich in diesem Kleid auf jede Bewegung aufpassen. Ich hatte das Gefühl, dass der Stoff bei der kleinsten falschen Bewegung über meinem Hintern reißen würde. Eindeutig zu eng.

„Ach Moni, das ist doch hoffnungslos. Hast du nicht was Anderes? Was Schwarzes, Edles, Langes?“

Hoffnungsvoll sah ich meine Schwester an. Sie überlegte kurz, verschwand hinten im Lager und kam mit einem schwarzen Overall über dem Arm wieder.

„Der gehört auch zur neuen Kollektion, aber eigentlich wollte ich den für mich. Probiere ihn halt an und wenn er passt, kannst du ihn morgen anziehen. Aber nur morgen verstanden?“ Was machte die denn plötzlich für ein Theater wegen eines Overalls? Moni hatte den ganzen Schrank voll toller Sachen, ich nicht! Sie bekam sie ja auch billiger und sogar in ihrem Arbeitsvertrag stand, dass sie bei der Arbeit, nur die Klamotten aus dem Laden anzuziehen hatte. Das war Verkaufspolitik. So sah die Kundin gleich, wie ein Oberteil oder eine Hose, bei entsprechender Figur, aussehen könnte. Toller Job, den hätte ich auch gerne. Stattdessen stank ich jeden Tag nach Wurst und Fleisch.

Wenn Moni den Overall für sich wollte, konnte er nur was Besonderes sein.

Ich verschwand mit dem schwarzen Overall in der Umkleidekabine und betrachtete das Schmuckstück eingehend. Das Oberteil war ärmellos mit V Ausschnitt und wurde vorne mit ein paar zarten kleinen Knöpfchen geschlossen. Die Taille war eng anliegend, aber hinten mit einem Band zu regulieren. Die Hosenbeine waren kurz, aber von der Taille abwärts war hauchdünner, durchsichtiger Tüll angenäht, der bis zum Boden reichte. Am rechten Bein war er geschlitzt. Ehrfürchtig zog ich den Overall an. Es überraschte mich, wie gut er sich an meinen Körper schmiegte. Der elastische Stoff erleichterte das Anziehen. Dieses Teil war wie für mich gemacht. Ja, den wollte ich morgen tragen. Ich trat strahlend aus der Kabine heraus und Moni sah mich erstaunt an.

„Mensch Süße, der passt dir ja wie angegossen!“

Sie schien wirklich überrascht zu sein und ich drehte mich noch einmal um die eigene Achse.

„Aber denk dran, nur für morgen.“

Da hatte ich endlich mal etwas an, in dem ich mir schön vorkam, sogar ein tolles Dekolleté hatte ich, und meine Schwester wollte es mir morgen wieder wegnehmen?

„Ach Moni, komm schon, so was Schönes hatte ich noch nie. Überlasse es mir, bitte“, bettelte ich meine Schwester an, doch sie war nicht zu erweichen.

„Nur für morgen!“

Schmollend verschwand ich wieder in der Umkleidekabine. Da würde ich mir etwas einfallen lassen müssen, um Moni umzustimmen. Ich wollte den Overall nicht mehr hergeben, da war ich mir sicher.

6 Punkte zum Glück?

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