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ОглавлениеDie Bonbonniere
Viele Freunde und Verwandte
hat die liebe Hilda-Tante
Klar dass alle daran denken:
Schönes sollte man ihr schenken.
Weil sie bald Geburtstag hat,
trifft sich der Familienrat.
Willi meint: „Das ist nicht schwer,
wie wär’s mit einer Bonbonniere?
Die Hilda ist auf Süßes scharf,
obwohl sie es nicht essen darf!“
Der Willi ist gleich los gelaufen,
um die Bonbonniere zu kaufen.
Er erwischt, mit etwas Glück,
ein besonders schönes Stück:
die blaue Schachten lacht ihn an,
mit vielen bunten Schleifchen dran,
die glitzern, wenn sie Licht bescheint.
„Voll super“, wie der Willi meint.
Das Ding gefällt ihm ungeheuer,
aber leider: viel zu teuer!
Da die Kassierin Charme versprüht
und sich um Willi sehr bemüht,
bietet sie dem netten Mann
das Geschenk als Schnäppchen an,
denn es hat auf einem Eck
einen kleinen braunen Fleck.
„Aber nein, den sieht man nicht!“,
flötet sie ihm ins Gesicht.
Die Bonbonniere ist billiger,
da wird der Willi williger.
Die Hilda hat sich sehr gefreut!
Doch täglich grübelt sie erneut
und hört gleich gar nicht auf zu denken:
„Was soll ich denn der Resi schenken?“
Ihr Gatte hilft natürlich gleich,
denn er ist sehr ideenreich:
„Eigentlich ist das nicht schwer.
Schenk ihr doch die Bonbonniere,
mit den bunten Glitzerschleifen.
Drüben steht sie, gleich zum Greifen!“,
meint er überzeugt und lacht.
Nur eines hat er nicht bedacht:
Die Schachtel stand, oh Wonne,
seit Wochen in der Sonne!
Die Resi hat sich sehr gefreut,
doch bald grübelt sie erneut.
Ein paar Tage später dann,
sucht sie Rat bei ihrem Mann:
„Mit der Nachbarin, der Mitzl,
gibt es einen Nervenkitzel!
Ständig Zank und ständig Streit!
Ich bin das, ehrlich, wirklich leid!
Schlechte Stimmung kann verdrießen.
Sollten wir nicht Frieden schließen?“
Der Gatte findet das nicht schlecht.
„Aber freilich, du hast Recht!
Zur Versöhnung, ist nicht schwer,
geben wir ihr die Bonbonniere
mit den Glitzerschleifen dran,
damit sie sich recht freuen kann,
weil sie auch noch, in der Tat,
übermorgen Geburtstag hat.“
Man feiert sie, wie’s ihr gebührt.
Sie ist zum Schluss total gerührt.
„Mein Gott, ist das beispielhaft!
So eine gute Nachbarschaft!“
Die Schachtel macht noch einen Test,
denn bald geht’s hin zum Osterfest. -
Nun ja, das kann man sich doch denken,
Resi will dem Tom was schenken!
Für ihn hebt sie die Schachtel auf
und setzt ein Schoko-Häschen drauf.
Weil Tom grad mit dem Lego baut,
hat er die Schachtel schnell verstaut.
Eh’ Christkind naht mit bunten Träumen,
gilt es, sauber aufzuräumen
statt zu spielen; schade, schade!
Resi öffnet schnell Toms Lade,
findet so, gedankenvoll,
die Bonbonniere. Oh wie toll!
Sie ruft fröhlich, lächelt breit,
von einer Sorge jäh befreit:
„Die können wir, es braucht kein Denken,
zum 80ger der Hilda schenken!“
Die Familie ist versammelt
und ein kleines Mäderl stammelt
ein Gedicht zum langen Leben;
mög’ es ihr der Herrgott geben!
Alle sind davon gerührt
und jeder, wirklich jeder, spürt,
vom Erwachsenen zum Kind,
wie reizend die Verwandten sind!
Nur der Willi, der wird blass:
Das erinnert ihn an was,
denn sie liegt vor ihm zum Greifen:
die Schachtel mit Glitzerschleifen.
Ein rascher Blick: Auf einem Eck
war doch ein kleiner, brauner Fleck!
Noch ein Blick, er glaubt, er träumt.
Zweifel sind jetzt ausgeräumt.
Zum Feiern ist man schon bereit,
zum Grübeln hat er keine Zeit.
Die Hilda lässt sich tief bewegen,
nimmt die Bonbonniere entgegen,
wagt am Schaumweinglas zu nippen,
Dankesworte auf den Lippen:
„So Schönes“, ruft sie froh und lacht,
„habt ihr euch für mich ausgedacht!“