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III. Aufstieg und früher Zenit: Thedald und Bonifaz Thedald

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Nach dem Tod Adalbert-Attos 988 setzte sein Sohn Thedald (976–1015) die überaus erfolgreiche Politik seines Vaters fort und intensivierte die von ihm geknüpften Kontakte. Hierbei galt es, zunächst die Nähe zum ottonischen Herrscherhaus zu pflegen und sich beim König positiv in Erinnerung zu rufen. Der überraschend frühe und völlig unerwartete Tod Ottos II. (983) und die darauf folgende lange Regentschaft für Otto III. hatte in Italien zu einem Machtvakuum geführt, das die diversen lokalen Kräfte – und nicht zuletzt auch die Canusiner – zu ihren Gunsten zu nutzen verstanden. Doch gebot es die politische Vernunft, schnellstmöglich Kontakt zum Herrscher zu suchen – und das bedeutete: sobald sich dieser in der Nähe aufhielt. Als Otto III. im Frühjahr 996 zu seinem ersten Italienzug aufbrach, reiste ihm Thedald daher nach Verona, bis an den Fuß der Alpen also, entgegen. Gemeinsam mit den Bischöfen Rozo von Treviso und Lambert von Vicenza wohnte Thedald einer Gerichtssitzung des jugendlichen Königs bei und unterfertigte als erster der weltlichen Zeugen mit dem neuen Titel dux et marchio. Wie und wann der Canusiner diesen Titel – mit dem eine erhebliche Rangerhöhung verbunden war – erworben hatte, ist unbekannt. Eine Usurpation während der langen Regentschaft für Otto III., als Italien weitgehend sich selbst überlassen war, ist jedenfalls nicht auszuschließen. Widerstand gegen die neue Titelführung regte sich scheinbar nirgends, denn künftig nannten sich alle Nachfolger Thedalds dux et marchio, ohne dass Kritik laut geworden wäre. Ob Thedald gemeinsam mit den beiden Bischöfen nach Verona gelangt war oder ob sie sich dort erst getroffen haben, ist ebenso unbekannt wie das Verhältnis des Canusiners zu den Kirchenleuten. Allerdings hatte Bischof Rozo unmittelbar zuvor im Streit mit Venedig eine bittere Niederlage einstecken müssen, weshalb er sich womöglich nach neuen politischen Koalitionen umsah. Ob Thedald den jungen Herrscher im Anschluss an das Treffen weiter südwärts nach Pavia geleitete, wo Otto III. die Huldigung der italischen Fürsten entgegennahm, überliefern die Quellen nicht. Ebenso fraglich ist, ob Thedald den bereits 1002 verstorbenen Kaiser nach ihrem ersten Zusammentreffen noch einmal wiedergesehen hat.

Thedald war jedoch nicht nur zur Stelle, wenn es galt, sich bei glanzvollen Huldigungsakten vorteilhaft zu präsentieren; er wusste auch in Krisenzeiten überlegt und zielführend zu handeln. Nach dem völlig überraschenden Tod Ottos III. am 23. Januar 1002 in der Burg Paterno nahe Rom riss Arduin von Ivrea die Macht in Italien an sich und ließ sich nur zwei Wochen später zum König von Italien krönen. Arduin war ein großzügiger Mann und privilegierte die Bischöfe Oberitaliens reich, um ihren Widerstand gegen seine Herrschaft aufzuweichen. Der Glanz des Geldes erwies sich als überaus verlockend, und selbst Bischof Peter von Como, immerhin der Erzkanzler des Reiches für Italien, erlag der Versuchung und lief zu Arduin über. Anders Thedald! Wie die Bischöfe von Ivrea, Vercelli, Brescia und Novara sowie der mächtige Erzbischof von Mailand – etwas später auch derjenige von Ravenna – suchte er den Schulterschluss mit dem letzten Ottonen, Heinrich II., der freilich anfangs wenig Neigung zeigte, sich in Italien zu engagieren. Thedald wollte nicht warten, sondern möglichst rasch ein unmissverständliches Zeichen setzen: Am 28. Februar 1003 intervenierte er zugunsten des ihm eng verwandten Bischofs Siegfried von Parma bei König Heinrich II., der dem Bischof daraufhin die traditionsreiche Abtei Nonantola übertrug. Thedald wurde bei dieser Gelegenheit – höchst ehrenvoll für ihn – von Heinrich als fidelis noster bezeichnet. Er hatte eine weite, angesichts der winterlichen Jahreszeit besonders beschwerliche Reise auf sich genommen, um dem neuen König zu huldigen und zugleich seine oberitalienischen Netzwerke zu pflegen, denn die Urkunde wurde in Nimwegen ausgefertigt, mehr als 1100 Kilometer vom politischen Machtbereich des Canusiners entfernt.

Die zweite Begegnung Thedalds mit Heinrich II. erfolgte in Rho, in der Provinz Mailand. Im Frühjahr 1004 hatte der letzte Ottone den Usurpator Arduin zurückgeschlagen und empfing in Bergamo die Huldigung der mächtigen Vasallen und Bischöfe, unter ihnen, wie Heinrichs II. Biograph eigens erwähnt, Thedald, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein festes Mitglied im Kreis der Einflussreichen war. Am 31. Mai 1004 verlieh der König den Söhnen des Ribaldus Zoll und Uferabgaben von der Schiffahrt auf dem Po entlang ihren ufernahen Besitzungen. Ausschlaggebend für die Verleihung war die Intervention Thedalds, der auch im Fall dieser Urkunde fidelis noster genannt wird. Die Söhne des Ribaldus sollten durch die Verleihung für ihre treue Hilfe bei der Unterstützung des Ottonen belohnt werden, und der Verdacht liegt nahe, dass sie im Umfeld der Canusiner für den Herrscher tätig geworden waren. Nimmt man hinzu, dass zwei Söhne Ribalds Atto und Thedald hießen, also canusinische Leitnamen trugen, so kann dies zwar ein Zufall sein, wahrscheinlicher ist jedoch, dass durch die Namengebung die Nähe und Verbundenheit zu den Burgherren von Canossa unterstrichen werden sollte. Angesichts der immensen Bedeutung des Po als wichtigster Verkehrs- und Kommunikationslinie Oberitaliens konnte es Thedald nicht gleichgültig sein, wer innerhalb seines Machtgebietes entlang des Flussufers Zölle einfordern durfte.

Neben den Ottonen, deren Anspruch auf das Kaisertum sich zunehmend zu einer Selbstverständlichkeit verfestigte, gab es ja aber noch eine andere Universalgewalt, zu der die Canusiner bislang kaum merkliche Kontakte unterhalten hatten: das Papsttum. Hier eröffnete Thedald seiner Familie ganz neue Perspektiven, politische Optionen und Netzwerke, die für die späten Canusiner zunehmend wichtiger werden sollten.

Ob Thedald im Auftrag seines Vaters tatsächlich eine Pilgerfahrt zu den römischen Apostelgräbern unternommen hat, ist fraglich; sichere Belege für diese Reise existieren nicht.

Nachweislich jedoch knüpfte er bereits 975 – offenbar unabhängig von seinem Vater, auch von seinem Bruder Rudolf ist keine Rede mehr – persönliche Kontakte zum Papsttum. Auf seine Bitte hin bestätigte Benedikt VII. 975 die Einrichtung eines Kanonikerstifts in der Burgkapelle von Canossa. Die Stifterfamilie behielt sich die Einsetzung der Pröpste vor und behielt so die Kontrolle über den Konvent und seine Verwaltung ebenso in der Hand wie die Aufsicht über den Umgang mit dem Schenkungsgut. So großzügig die Ausstattung dieser Stiftung auch anmutet (vor allem, stellt man die Lage der Burg in den unwirtlichen Vorhöhen des Apennin in Rechnung), so gering war angesichts dieser Steuerungsmöglichkeiten der tatsächliche Verlust der Canusiner. Die Burgkapelle in Canossa diente wohl vor allem familiären Zwecken. Möglicherweise dachte bereits Thedald an eine Grablege für seine Vorfahren unter dem Schutz des heiligen Apollonius, dessen wundertätige Kraft dem Vernehmen nach bei der Heilung eines Augenleidens seiner, Thedalds, Mutter wirkmächtig geworden war. Aber erst Mathilde sollte die Gebeine ihrer frühen Vorfahren prunkvoll in Canossa beisetzen lassen und der Familie so ein geistliches Kristallisationszentrum schaffen.

Politisch, wirtschaftlich und auch strategisch bedeutender wurde die zweite Klostergründung Thedalds. Eine Tagesreise flussabwärts von Brescello, der Gründung seines Vaters, errichtete Thedald 1003 auf einer Insel zwischen dem Hauptlauf des Po und dem südlichen Seitenarm Lirone eine Eigenkirche, die er 1007 in ein Kloster umwandelte: Polirone (San Benedetto Po). Die Bedeutung des Ortes hatte bereits sein Vater erkannt, der dort planhaft Ländereien erwarb, die im neuen Kloster nun ihren Verwaltungsmittelpunkt erhielten. Um den Konvent nicht aus den Händen gleiten zu lassen, löste Thedald ihn aus der Zuständigkeit des Bischofs von Mantua heraus und reservierte sich und seinen Erben die Bestätigung der Abtwahl. Doch noch zwei andere Dinge waren dem Markgrafen wichtig, und er ließ sie in zwei Klauseln festschreiben, die seine Nachfolger in eigene Schenkungs- und Gründungsdokumente übernahmen: Zum einen sollte die Dotation nur so lange Gültigkeit besitzen, wie die Mönche den Regeln entsprechend lebten; zum anderen war es den Brüdern strengstens untersagt, Liegenschaften welcher Art und Größe auch immer ohne Wissen und Zustimmung Thedalds zu verkaufen, zu verschenken, zu verpachten oder auf irgendeine andere erdenkliche Weise zu veräußern. So sollte die Klosterzucht eingeschärft und jedweder Besitzverschleuderung ein mächtiger Riegel vorgeschoben werden, um die geistliche wie die wirtschaftliche Rendite Polirones stets gleichermaßen zu gewährleisten.

Zugleich erhielten die Mönche aber noch eine weitere Aufgabe. Die Schenkungsurkunde umfasste große Sumpfgebiete und ausgedehnte Ödlandflächen, wobei hervorgehoben wurde, dass die Jagd auf Wasservögel in diesen Regionen besonders lohnend sei. Die unwirtlichen Gebiete sollten aber nicht dem Zeitvertreib dienen; vielmehr oblag den Brüdern die Rodung und Urbarmachung des fruchtbaren Schwemmlandes. Sie leisteten damit den Canusinern unschätzbare Dienste bei der Kultivierung und Strukturierung ihres rasch erworbenen Großgrundbesitzes im Po-Gebiet.

Aber Klosterneugründungen waren selbst für einen vermögenden Herrn eine sehr kostspielige Angelegenheit. Daher engagierte sich Thedald als erster der Familie auch in bereits bestehenden Klöstern, was ihn weniger teuer zu stehen kam, aber nahezu gleichen Ertrag versprach. Vor allem Nonantola, für dessen Übertragung an den Bischof von Parma er sich vor Heinrich II. stark machte, verschaffte ihm durch sein weit verzweigtes Netz von Wirtschaftshöfen, Pfarrkirchen und Kapellen hervorragende Einflussmöglichkeiten am Po und entlang der Via Emilia. Wiederholt saß Thedald daher zugunsten dieser altehrwürdigen Abtei zu Gericht, wodurch er sich in der Öffentlichkeit gleichzeitig als Förderer geistlicher Institutionen sowie als Hüter der Ordnung und des Gesetzes profilierte. Freilich blieben seine Bemühungen um Nonantola und dessen Herauslösung aus dem Zuständigkeitsbereich des Bischofs von Modena nicht ohne negative Begleiterscheinungen, beharrte doch der Modeneser Oberhirte hartnäckig auf seinem Recht und dachte gar nicht daran, die mächtige und reiche Abtei einfach aufzugeben, bevor er nicht bis zum Letzten um sie gekämpft hatte.

Neben Nonantola erfreuten sich die Nonnen von San Salvatore und Santa Giulia zu Brescia der Fürsorge Thedalds; zu ihren Gunsten hielt er ebenfalls Gericht. Ganz uneigennützig war sein Engagement freilich auch hier nicht. In Brescia hatten die Canusiner mit Gottfried den Bischofsthron besetzen und so erheblichen Einfluss innerhalb der Stadt erringen können. Am Ende dieser zielstrebigen Politik stand die Übertragung der Grafschaft Brescia an Thedald, wobei der genaue Zeitpunkt unbekannt ist. Ganz bestimmt jedoch gewannen die Canusiner spätestens um 1001 unmittelbaren Einfluss auf die Gerichtsbarkeit in Brescia.

Immer deutlicher wird schon zu Thedalds Lebzeiten das neue Profil der Canusiner: Die landfremden Emporkömmlinge mausern sich binnen zweier Generationen zu den wichtigsten Hütern der Ordnung und zu Garanten der Rechtssicherheit in den von ihnen dominierten Regionen. Willkürakte lokaler Potentaten, wozu sie gerne auch bestimmte Entscheidungen ihnen missliebiger Bischöfe zählten, versuchten sie zu unterbinden. Der ordnende, organisierende Aspekt ihrer Herrschaft sollte vor allem unter Markgräfin Beatrix zu einer immer wichtigeren, ja in ihrer besonderen Situation vielleicht sogar entscheidenden Säule canusinischer Herrschaft werden.

Jegliche Machtanhäufung jedoch wäre vergebens, stürbe die Familie aus. Es galt daher, frühzeitig an eine vorteilhafte Heirat zu denken. Donizo nennt den Namen von Thedalds Gemahlin, Willa (oder Guilla), und erwähnt den Umstand, dass ihre Frömmigkeit allgemein Aufsehen erregt habe. Viel ist das nicht!

Über die Identität Willas gibt es mehrere Vermutungen und Spekulationen. Am plausibelsten ist die These, sie sei eine Schwester des Markgrafen Hugo von Toskana gewesen. Hierfür spricht, dass Hugos Mutter ebenfalls Willa hieß und der Name in dieser Familie mehrfach bezeugt ist; man kann also wohl von einem weiblichen Leitnamen sprechen. Des weiteren findet sich in der Familie der toskanischen Markgrafen der männliche Vorname Bonifaz, den Willas und Thedalds Sohn tragen sollte, ebenfalls; dies ein Zeichen der Ehrerbietung gegenüber der Schwiegerfamilie? Zudem befand sich, wie Margherita Giuliana Bertolini festgestellt hat, die Burg Zola Predosa in der Umgebung Bolognas einst im Teilbesitz der Mutter Markgraf Hugos, Willa; unter Bonifaz jedoch ist sie als alleiniger Besitz der Canusiner belegt. Gut möglich, dass Zola Predosa als Mitgift an die Canusiner gelangte. Und noch ein drittes Indiz könnte für Willas Abkunft aus der Toskana sprechen: In Arezzo amtierte bis 986 Bischof Everard, ein Bruder Willas der Älteren. Unter seinen Nachfolgern findet sich ein Sohn Thedalds und der jüngeren Willa – also ein Neffe Everards –, der ebenfalls Thedald hieß. Paolo Golinelli hat noch ein weiteres Mosaikteilchen beigesteuert: Zwar erhielt erst Thedalds Sohn Bonifaz die Markgrafschaft Toskana, doch ist zu fragen, warum gerade er damit belehnt wurde. Hätten die Canusiner bereits durch Thedalds Heirat mit Willa Einfluss südlich des Apenninenhauptkamms erlangt gehabt, wäre die Entscheidung für Bonifaz umso leichter nachzuvollziehen.

In keinerlei Zusammenhang mit seiner Heirat stand die Übertragung der Grafschaft Ferrara an Thedald, welche den Canusinern nicht nur eine erhebliche Ausdehnung ihres Macht- und Einflussbereiches nach Osten eintrug, sondern auch entscheidende Vorteile bei der Überwachung und Kontrolle des Po verschaffte. Die Umstände dieser Übertragung liegen allerdings im Dunkeln. Donizo berichtet, der Papst habe Thedald die Grafschaft verliehen, weil er den Markgrafen besonders hoch schätzte – dürftige Informationen, die kaum helfen. Faktisch hatte das Erzbistum Ravenna auch dank kaiserlicher Privilegien sehr gut begründbare Anrechte auf Ferrara. Diese waren indes im 11. Jahrhundert nicht durchzusetzen, da es den Canusinern gelang, die Macht in Ferrara und dessen Umland an sich zu reißen. Als rein usurpatorischer Akt wäre dies aber wohl nicht möglich gewesen, was berechtigten Grund zu der Annahme gibt, dass de facto eine päpstliche Übertragung stattgefunden haben muss; dafür wiederum kommt nur Papst Johannes XVIII. (1003–1009) in Frage. Möglicherweise könnte eine solche Übertragung im Zusammenhang mit der Gründung Polirones und dem deutlich sichtbaren Engagement der Canusiner für die Klosterreform gestanden haben. Dass der Papst mit der Verleihung einen überaus wichtigen Erzbischof düpieren musste, unterstreicht augenfällig, welchen politischen Rang Thedald zwischenzeitlich offenbar erlangt hatte. Die Canusiner waren gesellschaftlich und politisch zu überaus gefragten und umworbenen Partnern aufgestiegen.

Päpstliche Unterstützung allein ermöglichte es Thedald indessen noch lange nicht, sich in Ferrara durchzusetzen; die praktische Herrschaftsentfaltung vor Ort war immer eine Frage der Durchsetzungsfähigkeit und der faktischen, von Fall zu Fall ausübbaren Macht. In Ferrara arrangierte Thedald sich – ebenso wie seine Nachfolger – mit den Erzbischöfen von Ravenna. Die Canusiner dominierten den nordwestlichen Teil der Grafschaft, und Ravenna behauptete seine Position im Osten. In der Stadt selbst dürfte freilich Thedald die Oberhand gewonnen haben, weist doch der bis heute gebräuchliche Name eines Viertels, des ‚Quartiere di Castel Tedaldo‘, auf eine Befestigungsmaßnahme des Markgrafen hin, mit der das urbane Zentrum Ferraras gesichert werden sollte. Nach dem Erwerb Ferraras war es nur eine logische Konsequenz, auf die Salinen von Comacchio auszugreifen, sich das überaus kostbare Salz zu sichern und an die Adria vorzustoßen. Eine Produktionsstätte für dieses wichtigste Konservierungsmittel des Mittelalters zu gewinnen und sich gleichzeitig einen direkten Zugang zum Meer zu verschaffen, war aller Mühen wert.

Nur einmal erlitt die schier ungebremste Machtentfaltung Thedalds einen empfindlichen Rückschlag. Weit im Norden gelang es ihm, sich handstreichartig die curtis Riva del Garda anzueignen. Die Freude hierüber kann jedoch nur kurz gewährt haben, denn der Herzog von Kärnten zwang Thedald, den Fronhof an den Bischof von Verona zu restituieren, den er ihm kurz zuvor entrissen hatte. Das geostrategisch wichtige Umland Veronas, das den Brennerpass und das Tor zur Po-Ebene hütete, verschloss sich den Canusinern zu Lebzeiten Thedalds.

Am Ende seines Lebens konnte Thedald auf eine Abfolge schier unglaublicher Machtzugewinne zurückblicken, wobei sich der Schwerpunkt der canusinischen Herrschaft freilich verschoben hatte. War die Familie zunächst im Apennin stark und mächtig geworden, hatte sich ihr Interesse bald in die fruchtbare Po-Ebene verlagert, wo leichter Landerwerb und geringe Konkurrenz lockten. Das unwirtliche Sumpfland bot energischen Kräften ungeahnte Möglichkeiten zur Strukturierung – und damit zur Schaffung zusammenhängender, gut arrondierter Machtbereiche, die nicht nur Ansehen, sondern auch erhebliche Einnahmen eintrugen. In nur zwei Generationen waren die Canusiner reich geworden und wurden von Papst und Kaiser als lokale Partner umworben.

Mathilde von Canossa

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