Читать книгу Die stolze Nymphe - Ell Wendt - Страница 8

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Wenn Christine später an die ersten Tage ihrer Tätigkeit bei Sommerhoff zurückdachte, kam sie sich vor wie Don Quixote im Kampf gegen die Windmühlenflügel. Sie war so tapfer und von unbändigem Eifer erfüllt ans Werk gegangen, aber sie hatte nicht gewußt, daß Unordnung etwas ist, das schichtweise auftritt. Wenn sie an einer Stelle dem Chaos mit Aussicht auf Erfolg zu Leibe gerückt war, wurde unter dem einen Chaos ein neues sichtbar. Ein weniger willensstarkes Mädchen hätte vielleicht die Waffen gestreckt, aber Christine, bis an die Zähne mit Besen, heißem Wasser und schwarzer Seife bewaffnet, war entschlossen, durch sämtliche Schichten zu den Regionen blitzender Sauberkeit und segensreicher Ordnung vorzudringen.

Ihre Aufgabe wurde durch den Wunsch ihres Arbeitgebers nach Ruhe und Ungestörtsein erschwert. Am ersten Morgen hatte er ihr einen Fünfzigmarkschein zwischen die Berge von Geschirr auf den Küchentisch gelegt und die Hoffnung geäußert, sie werde ihn nun nicht mehr behelligen, bis das Geld ausgegeben sei.

„Legen Sie mir dann die Abrechnung vor“, hatte er gesagt und war im Atelier verschwunden.

Christine sah einen Beweis ehrenden Vertrauens in der Tatsache, daß ihr eine so große Summe anvertraut wurde. Andrerseits konnte sie nicht umhin zu befürchten, daß dieses Vertrauen Sommerhoff manchmal zum Schaden gereicht habe. Ihr Vater pflegte zu sagen, man dürfe die Menschen nicht allzu großen Prüfungen auf ihre Ehrlichkeit aussetzen. Aber schließlich war es nicht ihre Sache, Sommerhoff darauf aufmerksam zu machen. Sie würde sparsam wirtschaften und ihr Bestes tun. Während sie an Töpfen und Tiegeln herumscheuerte, dachte sie an Klaus und seine Bestrebungen, der Hausfrau das Leben zu erleichtern. Zum erstenmal begriff sie wirklich, daß sein Apparat zum Geschirrabwaschen etwas Großartiges war, ebenso wie der „Rapido“. Sie brauchte nur die Schuhe ihres Brotherrn nach einem Regenspaziergang anzusehen, um sich nach den elektrisch betriebenen Bürsten zu sehnen. Sommerhoff liebte es, Wald und Flur bei jedem Wetter zu durchstreifen, und seine Schuhe legten beredtes Zeugnis von der Beschaffenheit des heimischen Bodens ab. Christine begann, den Himmel von anderen Gesichtspunkten aus zu betrachten als bisher; sie freute sich, wenn die Sonne schien, nicht nur weil Sonnenschein an sich des Menschen Herz erfreut, sondern weil sie dann hoffen durfte, Sommerhoffs Schuhe nur von einer leichten Staubschicht bedeckt vorzufinden.

Wirkliches Kopfzerbrechen verursachte ihr aber weder die Sommerhoffsche Fußbekleidung noch das allgemeine Tohuwabohu. Wirkliches Kopfzerbrechen verursachte ihr lediglich der Speisezettel. In der Nacht vor ihrem Dienstantritt hatte sie nicht einschlafen können, weil sie sich vorgestellt hatte, es frage sie jemand auf Ehre und Gewissen, was sie eigentlich kochen könne. Einem im Examen durchgefallenen Schüler hätte nicht erbärmlicher zumute sein können als Christine, wie sie gleichsam an den Fingern abzählte: Sahnenschnitzel, Bratkartoffel, Spiegeleier. — Wie eine Erleuchtung kam der Gedanke an Apfelstrudel über sie. Apfelstrudel war ihre Spezialität, es fragte sich nur, ob ein Mann besonders darauf erpicht war. Ihr Vater und Klaus zum Beispiel liebten das Handfeste in Gestalt von Kalbshaxen und Geräuchertem mit Kraut. Ein Glück, daß es auf den Sommer zuging! Im Sommer gab es Salat, ja, der Sommer warb geradezu für das Kühle, Erfrischende, Vitaminreiche in Gestalt von Salat! Mit der Vision einer Salatschüssel vor Augen, die sie mit hartgekochten Eiern verzieren würde, schlief Christine endlich ein.

Als sie ihrem Brotherrn das erste Schnitzel mit Salat vorsetzte, war sie froh, daß er nicht ahnte, wie oft er beides noch bekommen würde. Er sah sie zerstreut und freundlich an, während sie den Tisch deckte, und fuhr fort, an etwas herumzukneten, das wie eine Katze aussah. Ein ärgerlicher Ausruf, als Agathe vom Diwan heruntersprang, bewies ihr, daß sie sich nicht getäuscht hatte.

„Die Prinzessin hat genug“, sagte Sommerhoff. Er liebte es, Agathe „Prinzessin“ zu nennen mit der Begründung, sie sehe so huldreich aus. „Na, lassen wir es für heute. Sie hat wunderbar Modell gesessen. Tiere sind herrlich, weil sie unbewußt sind.“

Christine erlaubte sich einen Blick auf die tönerne Agathe. Sie steckte erst in den Anfängen, aber alles war schon im Ansatz vorhanden, der lässig hingestreckte Körper, die weichen Pfoten und der schöne hochmütige Kopf. Einen Augenblick stand sie bewundernd, das Tablett in der Hand, dann besann sie sich auf ihre Pflicht und sagte höflich: „Darf ich zu Tisch bitten.“

Über den Erfolg dieses ersten Mittagessens erfuhr sie leider nichts. Da Sommerhoff sich nicht mißbilligend dazu äußerte, hoffte sie, es habe ihm geschmeckt. Damals wußte sie noch nicht, daß man ihm, wenn er in der Arbeit steckte, gebratene Schuhsohlen versetzen konnte, ohne daß er es bemerkte. Aber er bekümmerte sich um das, was die Tiere bekamen.

„Nicht zuviel Fleisch für die Prinzessin“, mahnte er, „sonst wird sie zu blutdürstig. Und Bibi sollte nur ein wenig gekochten Reis bekommen. Er hat einen schwachen Magen.“

,Vielleicht ist er darum so bösartig‘, dachte Christine. Sie besaß eine Großmutter, deren Magenleiden der Familie manche schwere Stunde bereitete. Warum sollte es bei Tieren anders sein! Was an ihr lag, hatte sie getan, um Bibis Zuneigung zu gewinnen, aber vielleicht spürte der Pekinese, daß ihre Bemühungen mehr dem guten Willen als einem zärtlichen Herzen entsprangen. Jedenfalls fuhr er fort, sie anzukläffen, und sie fühlte sich vor heimtückischen Attentaten auf ihre Kleider niemals sicher.

„Er ist ein kleines Mistvieh“, sagte Sommerhoff, als er einmal dazu kam, wie Bibi sich in Christines Rock verbiß. „Eigentlich gehört er nicht recht hierher, aber —“

Christine, die derselben Meinung war und nun gespannt auf nähere Erläuterungen aus Sommerhoffs Mund wartete, kam nicht auf ihre Kosten, denn der Bildhauer beendete den angefangenen Satz nicht. Er hob die Schultern, murmelte: „Da kann man nichts machen“ und kehrte ins Atelier zurück. Enttäuscht setzte Christine ihre Arbeit fort. ,Wenn ich ebenso dächte, würde es hier niemals anders aussehen‘, dachte sie in einer Anwandlung von Ärger. Es gab Augenblicke, in denen sie sich wie eine Märtyrerin vorkam. Sommerhoff spendete ihr nicht die geringste Anerkennung, er schien gar nicht zu bemerken, wie sie schuftete und sich plagte. Und von Klaus hatte sie auch nichts als ein triumphierendes „Habe ich es dir nicht gleich gesagt!“ zu erwarten, wenn sie gegen Abend todmüde nach Hause kam.

Aber das Gute trägt seinen Lohn in sich. Nach einiger Zeit begann Christine die Früchte ihres Fleißes zu ernten. Die Küche sah nun wie ein Schmuckkästchen aus, jedes Ding stand an seinem Platz. Und Sommerhoff hätte den Diwan im Atelier gut und gern mit seinem Bett vertauschen können, das frisch überzogen im aufgeräumten Schlafzimmer stand. Christine sah sich befriedigt um. Was in ihrer Macht lag, war geschehen, um aus einer chaotischen Junggesellenbude ein vernünftiges Schlafzimmer zu machen. Vielleicht wirkte es nun ein wenig nüchtern mit den schmucklosen Möbeln und der Atmosphäre von schwarzer Seife, die gleichbedeutend mit Sauberkeit war. Ein Mensch, der Unordnung als malerisch und zum Heim eines Künstlers gehörig empfand, würde nicht mehr auf seine Kosten kommen. Aber Christine war in einem geordneten Hauswesen aufgewachsen, in dem es weder wahllos verstreute Kleidungsstücke noch Katzen auf den Betten gab.

Sehr zufrieden mit sich, stieg sie in die unteren Räume hinab. Sie war allein im Hause, nachdem Sommerhoff in der Küche erschienen war, um ihr mitzuteilen, daß er in der Stadt zu tun habe. Er hatte in einem grauen Straßenanzug, dessen Hosen dank Christine keine zerbeulten Knie aufwiesen, sehr adrett und beinah bürgerlich ausgesehen, aber der Eindruck eines unauffälligen älteren Herrn war durch einen kreisrunden Filzhut, der jeder Mode Hohn sprach, hoffnungslos zerstört worden. Die Art, wie er ihn, nachlässig auf den Hinterkopf gedrückt, trug, sicherte ihm etwas, das er im Grunde verabscheute: die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen.

Christine beschloß, seine Abwesenheit zu benutzen, um im Atelier ein wenig nach dem Rechten zu sehen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen dabei, denn Sommerhoff versicherte ihr täglich, daß sie im Atelier nichts zu suchen habe. Er behauptete, dort selbst für Ordnung zu sorgen, aber Christine hatte ihn noch nie bei dieser lobenswerten Tätigkeit angetroffen, und die mehltarbene Staubschicht auf allen Gegenständen bewies ihr, daß er seiner Ordnungsliebe nicht allzu häufig die Zügel schießen ließ.

Vorsichtig ging sie daran, aufzuräumen. Kaspar, auf seinem Platz vor dem Diwan, begleitete ihr Tun mit wohlwollenden Blicken. Im Gegensatz zu Bibi war er ihr vom ersten Tag an freundlich begegnet. Auf ihrem blauen Kissen ruhte die „Prinzessin“ neben dem Pekinesen, mit dem sie eine auf Gewinnsucht beruhende Freundschaft verband. Gegensätzlich von Natur, fanden sie sich in dem Bestreben, Kaspar die besten Brocken aus dem Freßnapf zu stehlen, und der Neufundländer ließ es in seiner tolpatschigen Gutmütigkeit geschehen. Auf dem Bücherbrett neben einem Tonkrug mit blühenden Zweigen hockte schön und türkisfarben Idomeneo. Christine nahm sich vor, seinen Käfig einer gründlichen Reinigung zu unterziehen. Zunächst jedoch erlag sie der Versuchung, sich einmal gründlich im Atelier umzusehen. Wenn Sommerhoff da war, wagte sie es nicht, und so hatte sie seine Arbeiten noch nie aus der Nähe betrachtet. Auf Zehenspitzen wie ein Kind, das auf verbotenen Wegen wandelt, ging sie umher und betastete mit scheuen Händen die Tierkörper aus Gips oder Bronze, die alle mit einem bewundernswerten Sinn für verspielte Anmut gestaltet waren. Sie bewunderte die Statuette eines Jünglings, der mit erhobenen Armen zum Kopfsprung anzusetzen schien, und stand lange vor dem bronzenen Kopf einer Frau mit reizvoll unregelmäßigen Zügen unter kurzen stilisierten Locken. Die Locken erinnerten Christine an die Bildwerke römischer Kaiserinnen, aber das Gesicht war nichts weniger als klassisch. Eine breite Stirn, die Nase ein wenig zu kurz, volle, weiche Lippen — jedes für sich eher häßlich als schön, und als Ganzes doch von einem ungewöhnlichen Zauber.

,Man müßte die Farbe der Augen sehen‘, dachte Christine, da schrillte die Haustürklingel, und die Hunde brachen in ein wahres Indianergeheul aus. Christine beeilte sich zu öffnen und stand ziemlich atemlos einer kleinen rundlichen Person mit flinken Eichhörnchenaugen und blondem Wuschelhaar gegenüber. Die Farbe ihrer Wangen wetteiferte mit dem mohnfarbenen Rot eines Pullovers, der einen gefälligen Busen umschloß. Eine kornblumenblaue Jacke, ein sehr kurzes, schottisch gemustertes Plisseeröckchen, buntgeflochtene Sandalen — alles in allem war es das Farbigste, das Christine jemals in Gestalt einer Dame mittleren Alters vorgekommen war.

„Guten Tag!“ rief die bunte Dame in einem Falsett, das Bibi alle Ehre gemacht hätte, „ist Herr Sommerhoff im Atelier?“

„Nein“, sagte Christine, bemüht, den Pekinesen vom Plisseeröckchen der Dame fernzuhalten. „Er ist nicht daheim.“

„Er ist nicht daheim?“ Die Eichhörnchenaugen wurden starr wie Schuhknöpfe.

„Nein“, wiederholte Christine und beförderte Bibi in die Küche. „So“, sagte sie aufatmend, „wollen Sie nicht hereinkommen?“

„Ich war verreist“, erklärte die Dame ohne ersichtlichen Zusammenhang. „Aber Gregor wußte doch — nun, vielleicht kommt er bald wieder“, meinte sie und sah Christine Zustimmung heischend an. „Übrigens kennen wir uns ja noch nicht. Mein Name ist Herbst. Seit wann sind Sie denn hier im Hause?“

Christine gab bereitwillig Auskunft, während sie den Gast ins Atelier treten ließ. Daß etwas so Buntes ausgerechnet Herbst hieß! Blieb nur noch die Frage, ob Frau oder Fräulein Herbst. Christine entschloß sich, „gnädige Frau“ zu sagen aus der Erwägung heraus, daß Damen um die Vierzig keinen übermäßigen Wert darauf legen, für unverheiratet gehalten zu werden. Aber die Besucherin gehörte offenbar nicht zu den Menschen, die ein Hehl aus ihrer Person machen.

„Fräulein!“ sagte sie, während sie ihre Augen wachsam im Atelier spazieren gehen ließ. „Fräulein Herbst, liebes Kind. Also, Sie führen Gregor Sommerhoff den Haushalt! Nun, ich sagte ihm immer, er solle jemand Vernünftiges in sein Haus nehmen. Ich bekümmere mich ja um ihn, so viel es geht, aber schließlich kann man nicht überall sein, nicht wahr?“

„Nein“, gab Christine zu. Es war anzunehmen, daß Fräulein Herbsts Bemühungen um Sommerhoff sich auf sein seelisches Wohl beschränkt hatten. Mit Staubwischen und Geschirrabwaschen hatten sie jedenfalls nichts zu tun gehabt.

„Eine langjährige Freundschaft verbindet uns“, schwärmte Fräulein Herbst, „man kann wohl sagen, eine Freundschaft fürs Leben. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden wäre, wenn nicht ich —“ Täuschte sich Christine, oder schweiften des bunten Fräuleins Blicke wirklich zu dem Frauenkopf mit den römischen Locken? Auf jeden Fall schaltete sie eine vielsagende Pause ein und vollendete dann seufzend: „Er ist so hilflos, der Ärmste!“

„Wirklich?“ fragte Christine zweifelnd. Hilflosigkeit war ihr bisher nicht als ein hervorstechender Charakterzug ihres Arbeitgebers aufgefallen, im Gegenteil, er schien sehr genau zu wissen, was er wollte und durchaus imstande, seinen Willen in die Tat umzusetzen.

„Man merkt es ihm nicht an, nicht wahr?“ fragte Fräulein Herbst lebhaft. „Er ist eigensinnig. Aber Eigensinn ist ein Panzer, mit dem hilflose Menschen ihre Schwäche schützen.“

Diese Weisheit gab sie triumphierend wie einen Fanfarenstoß von sich, um dann milde hinzuzufügen: „Sie sind natürlich noch zu jung, um das zu begreifen, Kind.“

„Mag sein“, gab Christine friedfertig zu. Sie hätte gern zu bedenken gegeben, daß es nicht ihres Amtes sei, Sommerhoff seelisch zu begreifen, aber Fräulein Herbsts Redestrom war nicht zu stoppen. Sie entwarf ein leuchtendes Bild von ihren Beziehungen zu Sommerhoff, in dem sie als Muse und Seelenfreundin erschien. Man mußte den Eindruck gewinnen, als sei der Bildhauer ohne Fräulein Herbst niemals das geworden, was er heute war.

Christine benutzte eine Atempause, das bunte Fräulein zu fragen, ob sie noch länger auf Sommerhoff warten wolle.

„Ich bin mit meiner Arbeit fertig“, erklärte sie, „und fahre jetzt nach Hause.“

Fräulein Herbst schien ratlos. „Wissen Sie denn gar nicht, wann er wiederkommt?“ fragte sie, und als Christine verneinte: „Natürlich konnte er nicht wissen, daß ich gerade heute — aber ich hatte ihm doch geschrieben — nun, ich werde noch ein wenig warten“, entschied sie munter. „Fahren Sie ruhig nach Hause, Kind.“

Christine verabschiedete sich. In der Tür drehte sie sich noch einmal um; Fräulein Herbst saß auf dem Diwan wie eingerammt.

Als sie das Haus verließ, schlug es fünf Uhr. Sie hatte das Rad daheimgelassen, weil der Tag mit Regen begonnen hatte. Nun mußte sie sich beeilen, ihren Zug zu erwischen. Es gab zwar alle zwanzig Minuten einen, aber daheim saß gewiß schon Klaus und wartete. Seitdem sie bei Sommerhoff arbeitete, schien er nichts Besseres zu tun zu haben als auf sie zu warten.

Sie nahm die steile Treppe zum Bahnsteig zwei Stufen auf einmal und kam gerade zurecht, um Sommerhoff dem aus der Stadt kommenden Zuge entsteigen zu sehen. Christine atmete auf — das bedeutete noch drei Minuten bis zu ihrem Zug. Sie benutzte sie, um ihrem Arbeitgeber mitzuteilen, daß eine Dame auf ihn warte.

„Eine Dame?“ Sommerhoffs Gesicht drückte tiefes Mißtrauen aus.

„Ein Fräulein Herbst“, berichtete Christine.

„Mathilde!“ Der Bildhauer schob den runden Hut noch tiefer ins Genick und schien zum erstenmal, seitdem Christine ihn kannte, wirklich hilflos. „Was sagte sie?“ erkundigte er sich vorsichtig.

„Ich glaube, sie nahm an, sie werde von Ihnen erwartet.“

Er schmunzelte grimmig. „Eben drum“, sagte er, doch bevor Christine dieser seltsamen Äußerung auf den Grund gehen konnte, fuhr ihr Zug ein, und sie mußte sich verabschieden.

Sommerhoff sah ihr gedankenvoll nach. „Ich hätte halt einen noch späteren Zug nehmen sollen“, murmelte er.

Die stolze Nymphe

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