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2. Der Auftrag

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Vor dem Kommissar Sollier war die junge Kollegin zum Dienst angetreten. Clara Malverde, 23 Jahre, gebürtig aus Gemona del Friuli, mit allem ausgestatte, was man von einer jungen Italienerin zu erwarten hatte, und für den Job, den er ihr übertrug die idealen Voraussetzungen mitbrachte, niemand würde diese gewitzte Paparina für eine ernsthafte Ermittlerin der Kriminalpolizei halten.

Ihr Auftrag war sich unauffällig und diskret noch einmal im Mordfall umzuhören, das hieß genau hinzuhören, was der Volksmund nach all den Jahren über den unselig verstorbenen Don Mario zu sagen pflegte, um nach einigen Berichten der jungen Kollegin an den Kommissar zu entscheiden, ob man die Akte des ungeklärten Mordfalles endgültig schließen konnte.

Die junge Kollegin stimmte sofort zu und sie bekam vom Kommissar ihre Dienstmarke und ein paar Handschellen. Er ließ sie aus drei Waffetypen, verschiedener Kaliber eine Dienstwaffe aussuchen und sie entschied sich ausgerechnet mit dem Argument, dass sie lieber immer eine Kugel mehr als die anderen im Magazin haben wollte, für eine flinke Beretta.

Das gefiel dem Kommissar nicht.

Für so einen einfachen Job hätte eine 22er Stupsnase genügt, die kläffte und biss. Eine Beretta war eine mannstoppende Kanone.

Der Kommissar wollte einen Spitzel auf die heikle Sache ansetzen und kein Flintenweib in eine Gegend schicken, die sowieso nicht für Verfolgungsjagden und Schießereien bekannt war.

Aber die junge Kollegin war aus dem Friaul, sie sprach als einzige im Carabinierikommando von Gemona del Friuli Furlan und ihrer Personalakte nach auch Deutsch und Slowenisch und so wie sie aussah war die Malverde der ideale Lockvogel, der sich diskret, aber konsequent, an so manche Strauchdiebe, notstandgeplagte Papagalli und steht’s schwer betrunkene Touristen heran manchen konnte, um sie rein präventiv aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie noch mehr Unfug anrichten konnten.

Außerdem wäre sie die einzige Einheimische auf dem Posten, den ein, in Ungnade und Unehren, gefallener Carabinierigeneral aus Genua kommandierte, ein Polizeirevier, das ob des Personalmangels und der geringen Verbrechensrate notorisch unterbesetzt war.

Außer dem galaxienweit überqualifizierten Chef, rissen dort drei Beamte aus dem Süden den Dienst nach Vorschrift herunter, es wäre also vom polizeilichen Kalkül durchaus ein Gewinn eine Einheimische dort hinaufzuschicken und wenn so eine noch dazu gut aussah, würde selbst in so einem Hühnerstall wie dem Carabinierikommando von Gemona del Friuli endlich etwas vorangehen.

„Fragen, Signorina?“

„Werde ich wieder Uniform tragen?“

„Sie sind den Carabinieri von Gemona zugeteilt und erledigen die kriminalpolizeilichen Aufgaben, es ist anzunehmen, dass dort nicht gerade viel los ist, je nach Notwendigkeit werden Sie die Carabinieri bei anderen Amtshandlungen unterstützen. Die Diensteinteilung obliegt dem örtlichen Kommando.“

„Ich nehme an, dass ich alleine an dem Fall arbeiten werde?“

„Davon ist auszugehen. Sie sollen sich umhören. Indizien sammeln. Unauffällig bleiben. Hinhören, ob und wenn ja, welche Gerüchte es über den Mord an Don Mario gibt.“

„Wie lange werde ich in Gemona bleiben?“

„Drei Monate sind für die Untersuchung veranschlagt. Fragen?“

„Wann geht es für mich los?“

„Der Dienst ist sofort anzutreten.“

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