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3. La donna della domenica

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Die Malverde packte ihre Koffer, nur die beiden Uniformen hingen frisch gestärkt und gebügelt in einem undurchsichtigen Kleidersack, niemand würde wissen, dass sie ein Mitglied der italienischen Polizei war, als sie die Kaserne verließ und als Zivilistin auf den Strassen Triests verschwand.

Die Malverde fuhr nicht sofort in den Norden. Sie mietete ein Schließfach am Bahnhof und verstaute dort ihr Gepäck, dann kehrte sie ins Zentrum zurück. Sie genehmigte sich noch ein Mittagessen am Hafen, sie saß länger als üblich auf der Piazza dell’Unità d’Italia und sah auf das Meer hinaus, das sie die nächsten drei Monate nur noch an ihren freien Tagen, wenn überhaupt sehen würde, sie las den neuen L’Espresso und gönnte sich noch ein Buch von Fruttero und Lucentini.

Zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus der Provinz las sie wieder einen Roman.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren musste sie nicht an Gesetzestexte, Vorschriften, Berichte denken.

Zum ersten Mal hatte sie kein schlechtes Gewissen, dass sie ihre Zeit mit Belanglosigkeiten vergeuden würde, die ihrer Karriere im Weg stehen könnten.

Sehr zufrieden las die Malverde das ganze erste Kapitel aus ‚La donna della domenica’, und stand mit dem guten Gefühl vom Tisch auf, dass auch sie so eine war, wie in dem Roman der Firma, wie eine dieser schönen Frauen aus Turin, eine Sonntagsfrau aus dem italienischen Norden.

Gegen sechzehn Uhr erreichte die Malverde den Bahnhof, Zeit genug um noch einen Espresso in der Cafeteria zu trinken und ein Panino für die Reise zu kaufen, dann holte sie ihr Gepäck aus dem Schließfach und fand einen freien Platz in der vorderen Hälfte des Regionalzugs nach Gemona del Friuli.

Einen Moment zögerte sie, ob sie den L’Espresso oder das Buch lesen sollte, doch die Versuchung war einfach zu groß, wer wird schon einer Sonntagsfrau widerstehen?

Die Malverde zweifellos nicht.

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