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Prince Charming und andere Märchen, an die wir glauben

Von den Gebrüdern Grimm über Rosamunde Pilcher und Nicholas Sparks bis Hollywood – es gibt viele Quellen, die uns von klein auf von der Liebe erzählen. Sie stirbt an einem Apfel, er küsst sie wieder wach, und schwupps haben wir ein glückliches Pärchen, und alles wird gut. Schneewittchens Liebesgeschichte zeigt auch gut das Konzept, nach dem die meisten Liebesmärchen ablaufen. Die Story steht sinnbildlich dafür, dass ein Mädchen Hilfe braucht und von ihrem Traummann gerettet wird. Das zeigt bestens, was beim Verlieben eigentlich passiert. Wir alle haben eine Bedürftigkeit, und jemand anderer befreit uns (scheinbar) davon. Doch Liebe geht so weit darüber hinaus.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass die meisten Liebesgeschichten in Büchern und Filmen kurz nach dem ersten Kuss oder dem Zusammenkommen enden? Ich kann dir auch sagen, warum. Danach wird’s nämlich für jedes Paar irgendwann einmal richtig schwierig, und auch die schönste Romanze kann zum Drama, manche sogar zum Thriller werden. Nämlich dann, wenn wir entdecken, dass unser Partner unsere Bedürftigkeit nur scheinbar und temporär stillen kann.

Über kurz oder lang kommen all die alten Gedanken und Gefühle in uns wieder hoch, und wir fühlen uns wieder ungeliebt, nicht gut genug oder unwichtig. Wir glauben dann schnell, dass das auf die Kappe unseres Partners geht. Wenn er oder sie doch anders wäre, dann würden wir uns nicht so mies fühlen. Aber wir sind eben nicht mit dem perfekten Märchenprinzen oder der perfekten Märchenprinzessin zusammen, sondern mit einem Menschen, der seine ganz eigene Geschichte, seine Stärken und Schwächen und Bedürfnisse hat.

Wir alle haben Erwartungen an und Vorstellungen von einem Partner, aber die wenigsten fragen sich, wie diese in ihren Kopf gekommen sind. Neben den eigenen Erfahrungen, den Vorbildern im Umfeld, den Romanen und Filmen ist die Social-Media-Welt inzwischen eine zuverlässige Quelle für pseudo-glückliche Beziehungen, sodass wir schnell denken können, dass wir wirklich die letzten Trottel sind, die das mit dem Paar-Dasein nicht gebacken kriegen. Ich durfte auch schon mit dem ein oder anderen Social-Media-Couple arbeiten, und du würdest dich wundern, was bei denen in der Realität abläuft. Ich habe einmal einen schönen Spruch gelesen: »Ein glückliches Paar erkennt man daran, dass es seine Liebesbekenntnisse im echten Leben miteinander teilt, anstatt auf seinem Online-Profil. « Das finde ich sehr passend. Also lass dich nicht blenden von irgendwelchen Verliebten auf Werbefotos oder in Filmen. Beziehungsthemen und -probleme machen auch vor Instagram und Twitter nicht halt. Auch wenn es nach außen so aussieht.

Wenn ich ehrlich bin, dann sind die genannten Darstellungen von vermeintlich glücklichen Romanzen in aller Welt so weit von einer echten Partnerschaft entfernt, wie der Sex in Pornofilmen von dem, was in unseren Schlafzimmern normalerweise vor sich geht. Das Problem ist, dass uns die »Liebesindustrie« weismachen will, wie wir uns in einer erfüllten Beziehung fühlen sollten oder wie ein perfekter Partner einen wirklich immer auf Händen trägt. Pustekuchen. Genauso wenig wie Männer immer eine steinharte Erektion haben, wenn es darauf ankommt oder Frauen darauf stehen, wie Karnickel behandelt zu werden. Fakt ist: Wir haben vollkommen überhöhte romantische Ideale entwickelt, die kein Partner der Welt langfristig erfüllen kann.

Diese Fake-Liebesvorstellungen haben sich leider fest in uns eingebrannt, ohne dass wir das wirklich realisieren oder endlich einmal hinterfragen. Dann kommt die große Enttäuschung, wenn wir in einer echten Partnerschaft landen. Zu einer lebendigen Beziehung gehören die Tiefpunkte ebenso wie die Höhepunkte. Da ist es normal, dass der einstige Traumprinz sich zwischendurch als richtige Kröte entpuppt. Dann ist weder etwas mit dir falsch noch mit deinem Partner.

Es muss uns klar werden, dass eine Partnerschaft wohl der größte Entwicklungsprozess ist, den wir als Menschen erleben können. Ein Prozess, in dem wir nicht nur unsere Sonnenseiten kennenlernen, sondern besonders auch unsere eigenen Schattenseiten sowie die unseres Partners. Aber so auch erst die Möglichkeit bekommen, diese zu heilen. Denn Beziehungen sind nicht nur ein Entwicklungsprozess, sie sind ein wahrer Heilungsprozess. Die Heilung all der kleinen und größeren Wunden, die unser Herz verschließen. Aber das kann natürlich nur geschehen, wenn wir uns auf das echte Beziehungsabenteuer einlassen.

Memo an dich!

Überhöhte Liebesideale und fehlgesteuerte Ansprüche können und werden kein Partner auf dieser Welt auf lange Sicht erfüllen. Es ist auch nicht seine Aufgabe. Also schicke Prinzessin Tausendschön mit Prince Charming zurück ins Märchenland, und öffne dich für das echte Leben und den Entwicklungsprozess, vor dem du gerade stehst.

Schmetterlinge im Bauch sind für'n Arsch

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