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Mr. und Mrs. Right, oder wie du weißt, dass du den richtigen Partner hast

Jeder Mensch hat ein Bild oder ein Gefühl davon, wie der perfekte Partner aussehen oder sein könnte: der oder die Richtige. Sind Vorstellungen oder Erwartungen von Mr. und Mrs. Right nun generell etwas Schlechtes? Nein. Wir können sie gern haben. Es bringt uns aber nicht viel weiter auf dem Weg zu einer erfüllten Partnerschaft.

Jeder von uns hat bewusst oder unbewusst eine Checkliste im Kopf, was der »richtige« Partner alles sein, tun, können, sagen, erfüllen sollte. Er sollte uns zum Lachen bringen, offen und liebevoll mit uns umgehen, beruflich erfolgreich und sportlich sein sowie ein attraktives Äußeres haben. Diese Liste kann jeder für sich selbst vervollständigen. Wenn wir aber auf unsere vergangenen Beziehungen schauen – wie oft haben wir uns bei der Partnerwahl wirklich an unsere Checkliste gehalten? Oder haben wir uns umgekehrt nicht auch schon gewundert, dass es trotzdem nicht gepasst hat, obwohl ein potenzieller Partner theoretisch die meisten Punkte erfüllen konnte?

Unsere Partnerwahl hat nämlich wenig mit unserem Verstand zu tun, es handelt sich dabei um eine nahezu vollkommen unbewusste Entscheidung, die wir dann vielleicht versuchen, rational zu untermauern. Ich habe ja schon meine Lieblingszahl für Beziehungen erwähnt: 99,9 Prozent deines Verhaltens, deiner Gedanken oder deiner Entscheidungen werden in erster Linie von deinem Unterbewusstsein bestimmt. Das hört natürlich auch bei der Suche nach Mr. und Mrs. Right nicht auf. Wir kriegen also immer einen Partner, der zu unserer unbewussten Programmierung passt. Man müsste sogar genauer sagen, der zu unserem Nervensystem passt. Der Zustand unseres Nervensystems wird besonders durch die Schwere unserer Bindungs- und Entwicklungstraumata beeinflusst. Ich gehe später noch genauer auf das Thema Traumata ein. Die »goldene Regel«, auf die ich hinauswill, ist, dass du immer auf jemanden triffst, der einen ähnlichen Schweregrad an Traumatisierung hat wie du. Die jeweiligen Verhaltensmuster, die sich aus den Traumata ergeben, sind nur manchmal unterschiedlich, aber das wirst du im folgenden Beispiel gleich besser verstehen.

Hilfe, ich führe eine Beziehung mit meinem Vater!

Vielleicht hast du auch schon mal in deinen Beziehungen mitbekommen, dass oftmals Parallelen zwischen unseren Elternteilen und unserem Partner bestehen. Ich habe mit einer Klientin gearbeitet, die das geradezu verrückt gemacht hat in ihrer Beziehung. Bei jedem Streit hat ihr Partner ab einem gewissen Punkt dicht gemacht und sich komplett zurückgezogen, plötzlich war da diese emotionale Wand aus Eis. Eine Situation, die sie an ihre Kindheit und Jugend erinnerte. Genauso ist ihr Vater immer mit schwierigen Auseinandersetzungen umgegangen. Es machte sie rasend, weil sie sich ihrem Vater so ausgeliefert fühlte, wenn er nicht mehr mit ihr sprach. Genauso war es dann auch bei ihrem Mann. Ganz aufgebracht rutschte ihr dann in unserem Gespräch raus: »Manchmal habe ich das Gefühl, mit meinem Vater verheiratet zu sein.«

Ein anderer Klient von mir hatte eine sehr fürsorgliche Ehefrau, ein wenig zu fürsorglich Sie hat ihn zeitweise fast so umsorgt, als sei er ihr Kind, auch wenn er nicht darum gebeten hatte. Diese Bemutterung engte ihn ein, und er verlor mehr und mehr seine Autonomie. Erinnerungen kamen hoch. Seine Frau war in gewissen Punkten wie seine Mutter, die auch als er schon erwachsen war, am liebsten weiterhin seine Wäsche gemacht hätte.

Wir bilden uns dieses Phänomen nicht ein, sondern es lässt sich ziemlich simpel erklären: Unser Unterbewusstsein gleicht einer Festplatte, die zu unserer Geburt noch fast unbeschrieben ist. Im Laufe unseres Lebens wird sie durch die Erfahrungen, Erlebnisse, Traumata und Gefühle, die wir erleben, mit immer mehr Inhalten gefüllt. Gerade die ersten sieben Lebensjahre sind der Zeitraum, wo eigentlich alle wichtigen Programme entstehen. Das wird in der Psychologie auch gern unter dem Begriff des »inneren Kindes« zusammengefasst.

Die wichtigsten Beziehungen, die wir in diesen ersten Lebensjahren führen, sind die Beziehungen zu unseren engsten Bezugspersonen, das sind meistens die Eltern Sie prägen quasi unser Beziehungsbasisprogramm. Ihre positiven wie negativen Verhaltensweisen und ihr Umgang mit uns oder als Paar miteinander gelten dann als die unbewusste Norm für uns in Partnerschaften und beeinflussen stark unsere Grundüberzeugungen, mit denen wir an eine Beziehung herangehen.

Die Klientin, deren Mann wie ihr Vater agierte, hat die Erfahrung gemacht, dass Männer nicht wirklich nahbar sind und sie ihrer Verschlossenheit ausgeliefert ist. Das war wie eine unausgesprochene Wahrheit in ihrem Unterbewusstsein abgespeichert. Wenn sie sich dann in solchen Situationen wieder so hilflos fühlte, wurde sie wütend und hat darüber versucht, vergeblich einen Zugang zu ihrem Vater oder eben mittlerweile zu ihrem Mann zu finden. Vielleicht ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass unsere Partnerschaften voll sind von Déjà-vus. Ständig erleben wir ähnliche Erfahrungen und alte Gefühle erneut. Aber warum ist das so?

Zum einen hat unser Unterbewusstsein natürlich als einziges Ziel, unser Überleben zu sichern. Und alles, was als »schon bekannt« gilt, suggeriert ein Gefühl von Sicherheit. Deswegen führen wir Partnerschaften nach vertrauten Mustern. Zum anderen könnte man die Gegebenheit, dass unser Unterbewusstsein uns in gewisse Situationen regelrecht hineinmanövriert, auch als Chance sehen. Dadurch, dass wir wieder in diese alten Gefühlszustände hineinversetzt werden, haben wir erst die Möglichkeit, diese aufzulösen, indem wir sie uns endlich genauer ansehen.

Dafür müssen wir verstehen, dass wir als Kinder unserer Umwelt ausgeliefert waren, denn unser Überleben war von den »Großen« abhängig. Deswegen waren all unsere Verhaltensstrategien darauf ausgerichtet, die Gunst und Fürsorge der Erwachsenen zu erwerben und so unsere Lebenswelt abzusichern.

Wie beispielsweise bei meiner Klientin, die früh gelernt hatte, dass sie von ihrem Vater überhaupt erst wahrgenommen und beachtet wurde, wenn sie richtig wütend wurde. Wenn wir erwachsen und älter werden, dann sind viele dieser »altbewährten« Strategien aber eigentlich überholt und sogar eher kontraproduktiv. Wird sie heute als erwachsene, verheiratete Frau wütend, löst das in ihrem Partner eine Unsicherheit aus, er zieht sich dann noch weiter zurück oder hat das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. Das hat zur Folge, dass sie permanent im Konflikt miteinander sind, die Distanz zwischen ihnen wächst und immer weniger Nähe vorhanden ist.

Nachdem sie in unseren Coachingsitzungen dieses Muster durchschaut hatte, konnte sie endlich anfangen, es zu durchbrechen. Sie konnte erkennen, dass die überdimensionale Wut, die sich immer auf ihren Mann gerichtet hatte, eigentlich vor allem ihrem Vater galt. Dann war es ihr möglich, in einem intensiven Prozess in einer unserer Sessions, diese alte unausgefühlte Wut endlich zuzulassen und die heilsame Erfahrung zu machen, dass sie als erwachsene Frau nicht mehr ausgeliefert sein muss, wenn der Mann an ihrer Seite sich zurückzieht. Durch diesen Prozess konnte sie endlich die Beziehung zu ihrem Vater aufarbeiten. Hätte sie diese Situationen mit ihrem Partner nicht erlebt, hätte sie womöglich nicht den Zugang zu ihren alten Gefühlen bekommen. Durch ihre Beziehung bekam sie also die Möglichkeit, diese alte Wunde endlich zu heilen. Sobald sich alte aufgestaute Gefühle nämlich lösen können, hören sie auch auf, durch unser (Beziehungs-)Leben zu spuken.

Das Spannende folgte bei dem beschriebenen Beispiel schließlich nach unserem Coaching. Durch die Veränderung in sich selbst konnte die Klientin auf einmal ihren Partner vollkommen neu wahrnehmen und einfühlsamer mit seiner Verschlossenheit umgehen, ohne sich davon angegriffen zu fühlen. Das gab ihm dann erst den Raum, sich zu öffnen und zu erforschen, warum ihm das wiederum so schwerfällt. So konnten sie sich noch einmal ganz neu und tiefer begegnen. Und das lange nach dem scheinbaren Happy End des ersten Kusses oder Zusammenkommens.

Zu verstehen, dass unsere Beziehungen und auch unsere Partnerwahl erst einmal hauptsächlich von unseren unbewussten Prägungen beeinflusst werden, ist quasi der erste Buchstabe des Beziehungsalphabets. Wenn wir das realisieren, können wir nachvollziehen, warum es zuerst eine Veränderung in unserem Inneren geben muss und das Problem nicht mit dem vermeintlich richtigen Partner gelöst ist.

Lass mich das noch mit einem Beispiel deutlicher machen. Typische Grundüberzeugungen, die wir Menschen in unserem Unterbewusstsein tragen, sind etwa: Ich bin nicht gut genug und Ich bin nicht liebenswert, so wie ich bin. Wenn solche Überzeugungen fest in uns verankert sind, dann wird uns jeder neue Partner dieses Selbstbild nur bestätigen. Das bedeutet noch nicht einmal, dass er uns wirklich direkt beleidigt oder durch sein Verhalten kleinmacht und damit vermittelt, dass wir es nicht anders wert seien. Seine Verhaltensweisen werden einfach automatisch passend zu unserem inneren Selbstbild interpretiert. Sobald der oder die Neue mal ein Treffen absagt, sich nicht mehr meldet oder fast nie Zeit hat, wird die Situation entsprechend von unserem Unterbewusstsein eingeordnet. »Wieder lerne ich jemanden kennen, der weniger Interesse an mir hat als ich an ihm. Immer gerate ich an die Falschen, die mich nicht gut behandeln. Wahrscheinlich gefalle ich ihm nicht, und wieder zeigt er mir, dass ich nicht gut genug bin, egal wie sehr ich mich bemühe.« Bei diesen inneren Monologen bemerken wir dann gar nicht, dass 80 Prozent des Inhalts eigentlich von uns selbst hinzugedichtet wurde. Es ist ein regelrechter Teufelskreis, denn das nährt wiederum unsere alten Grundüberzeugungen, und sie können sich immer stärker in unserem Unterbewusstsein verankern. »Wusste ich doch, dass…« – Fakt ist nur, dass sich der neue Partner nicht mehr meldet. Die ganze Geschichte drumherum basteln wir uns selbst.

Unser unbewusstes Selbstbild gibt vor, wie wir die äußeren Umstände subjektiv wahrnehmen. Es wirkt wie eine eingefärbte Brille, mit der wir persönlich das Leben sehen. Leider denken wir jedoch, dass das der objektiven Realität entspricht und erkennen gar nicht, dass wir die ganze Zeit durch eine Brille schauen.

Memo an dich!

Jeder lebt sein durch frühe Erfahrungen geprägtes Beziehungsbasisprogramm. Deine Partnerschaften führst du daher automatisch so lange nach dem gewohnten Muster, bis eine wirkliche Veränderung in deinem Inneren stattgefunden hat.

Die wirklichen Mr. und Mrs. Right

Ich vergleiche dieses Phänomen auch gern mit einem Magnetismus. Wir sind durch unsere unbewussten Grundüberzeugungen wie ein Magnet, der immer das passende Pendant anzieht. Deswegen sind alle diese Anforderungen an den richtigen Partner, die wir uns im Kopf zusammenschustern, eher sekundär. Der Partner ist nämlich nicht das Ergebnis unserer Vorstellung, sondern eher das Spiegelbild des Unterbewusstseins. Ich würde sogar sagen, dass unser Partner noch weit über ein reines Spiegelbild hinausgeht. Er ist der perfekte Sparringspartner, um an den eigenen unbewussten Themen zu arbeiten.

Eine Klientin von mir war extrem eifersüchtig. Sie fühlte sich nicht gesehen und geliebt, wenn ihr Freund am Abend lieber mit Arbeitskollegen ausging, anstatt Zeit mit ihr zu verbringen oder lieber fernsah, als sie zu fragen, wie ihr Tag war. Jetzt wäre es natürlich naheliegend gewesen, dass sie sich nach einem anderen Partner umgeschaut hätte, der sich einfach anders verhielt. Das hatte sie aber schon in anderen Beziehungen probiert und festgestellt, dass sich das alte Muster nach einiger Zeit mit dem neuen Partner einfach nur wiederholte. Denn bloß weil der Partner wechselt, wechselt nicht unser Spiegelbild.

Im Laufe unserer Arbeit haben wir aufgedeckt, dass ihr diese Gefühle von Wut und Verlustangst, die sie in diesen Situationen erlebte, schon lange bekannt waren durch Erlebnisse in ihrem Leben und speziell in ihrer Kindheit. Im nächsten Schritt haben wir daran gearbeitet, dass sie diese Gefühle wieder voll zulassen und fühlen konnte. Das ermöglichte ihr beim nächsten Mal, wenn ihr Freund wieder verabredet war, nicht in das Eifersuchtsdrama zu verfallen, sondern erst mal für sich selbst ihre Gefühle wahrzunehmen. In der nächsten Stufe hat sie begonnen, diese Gefühle, also die Angst, ihren Freund zu verlieren, die Wut darüber, sich nicht gesehen zu fühlen oder die Verzweiflung, dass sie keinen Einfluss auf ihn hatte, mit ihm zu teilen. Sie hat sich vollkommen verletzlich gezeigt. Sie konnte ihm diese Gefühle ehrlich mitteilen, aber ohne ihn und dadurch sein Verhalten manipulieren zu wollen. Ihr Freund war so überrascht davon und hat sich zum ersten Mal nicht angegriffen gefühlt, sondern konnte mitfühlen, was in solchen Momenten wirklich in ihr vorging.

Je häufiger sie es schaffte, ihre Gefühle zuzulassen und zu zeigen, desto kleiner wurden in diesen Situationen Wut, Angst und Traurigkeit. Sie hatte begonnen, die Gefühle wirklich zu fühlen und so zu verarbeiten. Aber das war nicht alles. Je mehr sie sich öffnete und zeigte, desto mehr konnte das auch ihr Partner. Im Laufe dieses Prozesses stellte auch er mehr und mehr fest, dass er einfach überfordert von der Arbeit und den Projekten in seinem Leben und das abendliche Weggehen oder Abtauchen in erster Linie ein Weggehen von dieser inneren Überforderung gewesen war. Als er das erkannte, reduzierte er die Arbeitszeiten und achtete darauf, was ihm guttat. So verbrachten sie auf ganz natürliche Weise mehr Zeit miteinander und bauten eine tiefere Verbindung als jemals zuvor auf.

Auf was ich hinaus will, ist, dass meine Klientin durch diese herausfordernden Situationen wahrscheinlich leichter einen Zugang zu diesen damit verbundenen Gefühlen und alten emotionalen Verletzungen gefunden hat und sie dadurch endlich aufarbeiten und heilen konnte. Das veränderte auch ihre Beziehung.

Solche Prozesse durfte ich bei vielen Partnerschaften begleiten und ebenso in meiner eigenen Beziehung erleben. Ich weiß dadurch genau, wie herausfordernd eine Partnerschaft sein kann. Ich weiß, wie sehr sie uns an unsere Grenzen bringt. Trotzdem will ich nicht aufhören, dich zu ermutigen, dass in jeder Partnerschaft noch so viel möglich ist, wenn wir die starren Vorstellungen vom Prinzen auf dem weißen Schimmel oder der liebevollen, sexy Traumfrau loslassen. Wenn wir offen werden für die Herausforderungen, vor denen wir gerade in unserem Liebesleben stehen. Wenn wir nicht mehr weglaufen, sondern die Selbstverantwortung für uns übernehmen, dann können wir echte Veränderungen und wahre Wunder erleben.

Memo an dich!

Deine Partnerwahl ist ein Spiegelbild deines Unterbewusstseins und dein Partner somit der perfekte Sparringspartner, um an deinen eigenen inneren Themen zu arbeiten. Nutze diese Chance, und tue dir damit etwas Gutes, anstatt weiterhin – an der Oberfläche – immer dem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Nur so ist wahre Veränderung möglich.

Partnerbörsen – mehr Auswahl bedeutet nicht bessere Beziehung

Die nächste große Liebe ist nur einen Wisch entfernt? Das suggeriert uns zumindest die schöne, heile Social-Media-Welt. Auch ich habe nur selten mit Singles gearbeitet, die nicht mindestens einmal auf einer Art Partnerbörse aktiv waren. Ich habe tatsächlich schon Menschen getroffen, die ihren Partner über Tinder oder Parship kennengelernt hatten. Wie so oft in unserer Welt stecken in allem ein Segen und ein Fluch. Das hört auch bei den Dating-Apps nicht auf. Solche Partnerportale ermöglichen es beispielsweise auch introvertierteren Menschen, leichter Kontakt aufzunehmen oder überhaupt neue Menschen – außerhalb ihres alltäglichen Umfeldes – kennenzulernen. Das ist zunächst gut, obwohl es die zugrunde liegende Schwierigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, natürlich nicht an der Wurzel packt. Dennoch passen diese Plattformen perfekt in unsere schnelllebige Wegwerf-Gesellschaft. Nach dem Motto: Wenn etwas nicht taugt, dann suche ich mir halt was anderes. Auf Beziehungen übertragen heißt das: Wenn ein Partner meine Bedürfnisse nicht in dem gewünschten Maße erfüllt, wische ich halt wieder nach links und suche weiter. Ein bisschen so wie bei der Auswahl eines Joghurts. Wenn er uns nicht mehr schmeckt, kaufen wir eben einen anderen.

Wo wir gerade bei Joghurt sind – ich weiß nicht, ob du schon mal in einem großen amerikanischen Supermarkt warst. Du stehst dort vor meterlangen Regalen, die eine unfassbare Auswahl von ein und demselben Produkt präsentieren. Das stresst mich persönlich dann immer nur, weil ich innerlich viel unsicherer werde, am Ende vielleicht nicht die beste Kaufentscheidung zu treffen. Und auch wenn ich mich entschieden habe, denke ich: Hätte es doch noch etwas Besseres, Leckeres gegeben? Ich bin sicher, so geht es einigen Menschen. Es gibt etliche Studien, die belegen, dass uns eine größere Auswahl unglücklicher macht, weil immer der Zweifel mitschwingt, die falsche Entscheidung gefällt zu haben. Scheitern inklusive.

Leider gilt das nicht nur für Joghurts, sondern auch für unsere Partnerwahl. All die Dating-Apps unserer Zeit suggerieren uns, dass es unzählige potenzielle Partner in unserer Umgebung gibt und das Glück nur einen Mausklick entfernt auf uns wartet. Eine Person ist hübscher als die andere oder hat eine noch sympathischere Beschreibung über sich formuliert. Die Entscheidung für einen Partner ist jedoch nicht das Ergebnis einer Pro- und Contra-Liste.

Ich habe ja bereits in den vorherigen Kapiteln über unsere Muster bei der Partnerwahl gesprochen. Die Art, wie wir Partnerschaft leben, welchen Mustern wir dabei folgen, ändert sich daher auch nicht, wenn man uns eine riesige Auswahl an potenziellen Partnerkandidaten präsentiert. Letztlich wirst du sowieso wieder nur mit dem- oder derjenigen daraus eine wirkliche Beziehung führen, der oder die am besten an dein unterbewusstes Muster anknüpft. Also kannst du gleich bei dir bleiben und aufhören zu glauben, dass Dating-Plattformen dir da Abhilfe verschaffen. Wenn du unter einer unbewussten Bindungsangst leidest, dann wirst du auch im x-ten Date etwas am anderen auszusetzen haben oder dich in genau die Person verlieben, die kein ernsthaftes Interesse an dir hat. Dann wischst du weiter nach links oder rechts, bis du kapierst: Es hat mit dir zu tun! Ich bin kein Gegner von Partnerportalen, solange du dabei verstehst, dass sie nicht die Lösung deiner Beziehungsprobleme sein werden.

Memo an dich!

Deine unbewussten Auswahlkriterien sind entscheidend dafür, ob du mit jemandem auf einer Wellenlänge bist oder überhaupt keine Chemie zwischen euch aufkommt. Dabei ist es auch egal, ob du deinen Partner live oder über eine Dating-Plattform kennenlernst oder wie viele potenzielle Kandidaten du auf deiner Suche in die Mangel nimmst. Am Ende führt der Weg zu wahrer Erfüllung so oder so nicht über den perfekten Partner, sondern über dich selbst.

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