Читать книгу Schmetterlinge im Bauch sind für'n Arsch - Emanuel Erk - Страница 8

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Die Sache mit den Schmetterlingen im Bauch

Schmetterlinge im Bauch sind für’n Arsch?! Ich bin eigentlich nicht der Typ, der mit Fäkalsprache um sich wirft. Bei diesem Thema scheint es mir aber angebracht.

Um eines direkt klarzustellen: Dieses Buch stellt nicht die Memoiren eines deprimierten jungen Mannes dar, der sein unglückliches Liebesleben verarbeiten muss. Nein. Ich habe die Entscheidung, auf die sich der provozierende Titel bezieht, nicht nur gründlich überdacht, es ist sogar noch extremer – ich habe die Liebe, die Sache mit den Schmetterlingen also, zu meinem Beruf gemacht.

Als Beziehungscoach durfte ich in vielen Einzelcoachings, Paartherapien, Online-Kursen, Büchern, Artikeln und Videos bereits Tausenden Frauen und Männern dabei helfen, einen Ausweg aus ihren Beziehungskrisen und -fragen zu finden, und vielleicht gelingt das mit diesem Buch auch bei dir. Übrigens, obwohl wir uns nicht kennen, werde ich dich in diesem Buch duzen. Denn das »Du« ermöglicht, dass wir uns deutlich näher und verbundener begegnen können – von Mensch zu Mensch.

Wenn du dieses Buch aufgeschlagen hast, dann haben wir ziemlich sicher etwas gemeinsam. Die angeblich so wundervolle Liebe hat uns beiden schon mal übel mitgespielt, wahrscheinlich sogar das Herz gebrochen. Vielleicht hast du es dann wie ich gemacht und dich für eine »Beziehungs-Abstinenz« entschieden. »Ich will mit dem Mist nichts mehr zu tun haben, ich brauche das nicht«, hast du möglicherweise gedacht. Vielleicht steckst du gerade jetzt mitten in einem Beziehungsschlamassel, während du diese Zeilen liest. Vielleicht wurdest du sitzen gelassen, gegen den oder die Nächstbeste/n ausgetauscht, oder die am Anfang so feurige Liebe mit deinem Partner ist mittlerweile im langweiligen und unbefriedigenden Alltag untergegangen. Über kurz oder lang kommen wir alle einmal an den Punkt, dass die Schmetterlinge in unserem Bauch nur noch für’n Arsch sind …

Ich habe dieses Buch aber nicht geschrieben, um das Offensichtliche mit Schimpfworten zu versehen, sondern weil ich der festen Überzeugung bin: Es gibt einen Weg heraus aus der Misere.

Dafür braucht es nicht die vollkommene Selbstliebe oder den perfekten Partner. Die Lösung ist: Wir müssen »nur« uns selbst, unsere Beziehungen und die Liebe neu entdecken und wirklich verstehen lernen. Ich weiß, das klingt leichter gesagt als getan. Trotzdem gebe ich dir das Versprechen, dass du nach diesem Buch einen neuen Blick auf dich und deine Partnerschaften haben wirst, und darüber hinaus kannst du einen individuellen Weg für dich finden, wie du dich und deine Partnerschaften wirklich veränderst und neu erlebst.

Meistens haben wir leider ein sehr oberflächliches Verständnis von einer Partnerschaft. Eine Beziehung ist in unserer Gesellschaft zu etwas verkommen, das, wenn wir mal ehrlich sind, nur einen Zweck erfüllen soll: Sie soll uns glücklich machen! Wir wollen einfach diese flatternden Schmetterlinge im Bauch, und das am besten für immer! Das kann natürlich nicht klappen. An irgendeinem Punkt müssen wir daher einsehen: Wenn wir nach der großen. Erfüllung in unserer Beziehung suchen, werden wir diese niemals finden Besagte Schmetterlinge haben nämlich hauptsächlich etwas mit einem Hormoncocktail und unserer Verliebtheit zu tun und nichts mit echter Liebe. Warum das so ist, wirst du im Laufe der nächsten Kapitel nachvollziehen können.

Beziehungen sind wohl die härteste Schule des Lebens, in denen wir immer wieder nur auf uns selbst treffen. Aber sie bieten uns den effektivsten Weg, persönlich zu wachsen und zu uns selbst zu finden, wenn wir uns wirklich darauf einlassen. Eine Beziehung wird dann zu einer der wertvollsten Bereicherungen, wenn sie uns dabei hilft, die Erfüllung und den inneren Frieden in uns zu entdecken.

Willst du aber lieber weiterhin glauben, dass du ein Opfer der Umstände bist und dass du nur den passenden Partner brauchst für eine gute Beziehung, dann ist jetzt der Moment, wo du dieses Buch zuklappen und vielleicht besser jemand anderem schenken solltest. Bist du jedoch bereit, die volle Verantwortung für dich und damit auch deine Partnerschaft zu übernehmen, dann kannst du mit diesem Buch tatsächlich dein Leben verändern. Auch wenn du gerade an dem Punkt sein solltest, der dich verzweifeln lässt, was Beziehungen betrifft. Ich kann dich beruhigen: Es gibt für jeden von uns einen Weg in eine Beziehung, die uns guttut, die uns wachsen lässt und in der wir auch Erfüllung erleben.

So sehr uns also diese bunten flatternden Schmetterlinge im Bauch auch fehlleiten können, es ist am Ende die Liebe, die unserem Leben die Erfüllung schenkt! Und zwar nicht die verklärte, romantisierte Version, die wir aus herzzerreißenden Romanen und kitschigen Hollywoodfilmen kennen, sondern die wahre und bedingungslose Liebe in der Tiefe unseres Selbst.


Hier findest du begleitende Audiodateien und Übungen zum Buch. Scanne hierfür den QR-Code, oder gehe auf folgende Website: www.schmetterlingeimbauch.com/geschenk

»Spezies Beziehungsunfähig«

Wie viele Frauen und Männer kennst du in deinem Umfeld, von denen du sagen würdest, dass sie wirklich glücklich miteinander sind? Jetzt zieh von der Zahl einmal alle Paare ab, von denen du eigentlich nicht sicher weißt, was hinter geschlossenen Türen bei ihnen zu Hause wirklich los ist. Dann bleiben meistens nur wenige Menschen übrig, denen wir mit großer Sicherheit glückliche Beziehungen zuschreiben. Ziemlich traurig, oder? Auf der anderen Seite aber auch nicht verwunderlich, weil uns niemand erklärt, wie das mit der Liebe geht, geschweige denn, wie wir selbst ticken. Gleichzeitig leben uns auch zu wenige eine lebendige und erfüllte Partnerschaft vor. Wenn ich Klienten nach der Beziehung ihrer Eltern frage, dann kommt meistens die Antwort, dass sie daraus vor allem gelernt haben, wie sie es definitiv nicht machen möchten.

Ich musste deswegen auch sehr schmunzeln, als ich vor einigen Jahren das Buch »Generation Beziehungsunfähig« von Michael Nast in die Hände bekam. Wenn ich auf die Generation meiner Eltern und Großeltern schaue, dann lebten diese in der Regel länger mit derselben Person in einer Beziehung als wir heute. Besonders glücklich wirkten sie deswegen nicht unbedingt. Vielleicht müsste man also eher sagen, wir sind die »Spezies Beziehungsunfähig«.

Bei Beziehungsfähigkeit oder -unfähigkeit geht es nicht darum, dass wir jemanden als unseren Partner bezeichnen und damit den Beziehungsstatus »vergeben« in unserem Facebook-Profil angeben können. Ich glaube, es ist entscheidend, dass wir die Fähigkeit haben, eine gesunde und lebendige Partnerschaft zu führen, in der gemeinsames Wachstum und die Entfaltung beider Seiten möglich sind. Und wir nicht zwei Menschen sind, die sich nur gegenseitig verletzen oder die einfach gelernt haben, miteinander auszukommen und in ihrer Symbiose ihr Dasein zu fristen, ohne echten Höhen und Tiefen.

Die Basis für Beziehungsfähigkeit ist die Beziehung zu uns selbst. Für diese Beziehung müssen wir uns selbst erst einmal wirklich kennenlernen. Erst dadurch können wir lernen, uns wertzuschätzen und anzunehmen. Können wir das nicht selbst, wie soll das dann ein anderer Mensch für uns übernehmen?

Ein großer Teil der Menschheit ist überzeugt, dass er aus freiem Willen seine Beziehung führt und Entscheidungen im Leben trifft. Das ist aber leider ziemlicher Quatsch. Die Neurowissenschaften liefern uns dafür zwei wichtige Zahlen: 95 Prozent und 5 Prozent. Zu 95 Prozent werden unsere Verhaltensweisen, unsere Gefühle und Entscheidungen durch unser Unterbewusstsein bestimmt. Unser Bewusstsein macht bei dem Ganzen nur lausige 5 Prozent aus. Da ist nicht viel Raum für unseren ach so freien Willen. Die 5 Prozent sind der Anteil von uns, der gern eine Diät machen will, und die anderen 95 Prozent sorgen dafür, dass wir uns trotzdem die Tafel Schokolade schmecken lassen. 5 Prozent wünschen sich die erfüllte Beziehung, und 95 Prozent gehen dann doch lieber fremd, wenn die Schmetterlinge nach einigen Jahren den Abflug gemacht haben beziehungsweise plötzlich bei jemand anderem zu flattern beginnen. Es gibt sogar Wissenschaftler und Therapeuten, die das noch weiter zuspitzen und von 99,9 Prozent und 0,01 Prozent sprechen. Dem schließe ich mich an.

Diese Erkenntnis hat zur Konsequenz, dass wir uns eingestehen müssen, dass wir einem unbewussten Programm folgen. Das ist zunächst nicht schlimm und kann vieles vereinfachen. Ich bin beispielsweise sehr glücklich, dass mein Laptop, an dem ich gerade schreibe, ein so tolles Programm hat, und ich genau weiß, welche Tasten ich drücken muss, damit das Gerät macht, was ich möchte. Die Programmierung meines Computers ermöglicht mir, dass ich damit schnell und effizient arbeiten kann, den gleichen Zweck erfüllt unser Unterbewusstseinsprogramm. Stell dir vor, du müsstest bei jeder Tätigkeit neu überlegen, wie du es machst. Du müsstest dann jeden Tag neu laufen lernen. Wir können in vielen Punkten froh sein, dass wir in unserem täglichen Tun auf bewährte, funktionierende Programme zugreifen können.

Es gibt allerdings zwei fundamentale Unterschiede zwischen unseren Laptops und unserem Unterbewusstsein:

1. Mein Notebook bekommt regelmäßige Updates. Das gilt für die Programmierung unseres Unterbewusstseins in der Regel leider nicht. Diese wird vor allem bis zu unserem siebten Lebensjahr installiert und läuft dann oft ohne Aktualisierung oder Fehlerbehebung weiter.

2. Bei unserem Laptop wissen wir, dass er auf der Basis von Programmen läuft. Bei unserem Leben haben wir meist keinen blassen Schimmer, was da so auf unserer Festplatte passiert, geschweige denn, wie wir uns umprogrammieren können.

Die Beschränkungen unserer Programmierung merken wir nirgendwo deutlicher als in der Beziehung zu einem anderen Menschen Da agieren dann zwei Menschen miteinander, die häufig eine beziehungsfeindliche, nicht kompatible Software in sich tragen.

Viele von uns haben früher oder später die Erfahrung gemacht, dass eine Beziehung zu einem geliebten Menschen auch Schmerz mit sich bringen kann. Wir wurden vielleicht durch die Trennung der Eltern von einem Elternteil verlassen, oder Mama und Papa haben uns nicht immer so viel Liebe geschenkt, wie wir es gebraucht oder uns gewünscht hätten. Jeder von uns trägt seine ganz persönlichen emotionalen Verletzungen mit sich herum. Dass Beziehungen und Liebe immer nur schön sind, hat daher im Grunde niemand so richtig erlebt. Wir alle tragen also sogenannte Bindungstraumata in uns. Anstatt aber diese Traumata zu lösen und aufzuarbeiten, trägt unsere unbewusste Art eine Beziehung zu führen eher dazu bei, dass diese alten Erfahrungen immer und immer wieder durchlebt werden.

Es ist kein Zufall, ob du beispielsweise der Beziehungs-Hopper bist, der nicht länger als ein paar Monate allein bleibt, oder ein Dauersingle. Genauso wenig, ob du eifersüchtig bist und klammerst oder ständig um Freiheit in deiner Partnerschaft bangst und dich eingeengt fühlst. All das wurde schon ziemlich früh auf deiner Festplatte gespeichert.

Diese Verhaltensweisen sind dann unsere Schutzmechanismen, die wir aufgrund unserer Bindungstraumatisierung entwickelt haben. Wir bleiben Single und lassen uns auf niemanden mehr ein, weil wir unbewusst Nähe mit emotionalem Schmerz verbinden. Oder wir klammern und machen Eifersuchtsdramen, weil eine Partnerschaft Verlustängste in uns hochholt, die wir nicht noch einmal erleben wollen.

Welche genau deine persönlichen Muster sind, wie sie entstanden sind, und wie du damit umgehst, erfährst du in diesem Buch.

Memo an dich!

Wirkliche Veränderung in einer Beziehung beginnt erst, wenn du deine eigenen, bisher unbewussten Muster erkennst. Denn nur dann hast du Zugriff darauf und kannst dich mit ihnen auseinandersetzen.

Schmetterlinge im Bauch sind für'n Arsch

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