Читать книгу Kater sucht Kätzchen - Emerson Marie Parker - Страница 12
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Er bekam keine Antwort. Auch nach mehrmaligem Rufen. John verlor langsam die Geduld. Er war schlecht gelaunt und jetzt von ein paar dummen Kindern verarscht zu werden, ging ihm gar nicht ab.
Noch immer keine Antwort.
„Verarscht einen anderen!“, schrie John ins Telefon und legte auf.
Isabella war entsetzt über diesen komischen Anruf. Wer war der Mann eigentlich und warum brüllte er sie aus heiterem Himmel an? Die feine englische Art sah anders aus. Der Typ war ein unhöflicher Flegel. Für wen hielt er sich bloß? Sie warf das Handy in die Tasche zurück und ärgerte sich über sich selbst. Man rief niemals eine fremde Nummer an. Auch nicht aus Neugierde. Das hatte sie jetzt davon. Sie war einfach zu naiv für diese Welt. Ob sie Marcel von diesem Telefonat erzählen sollte? Auf keinen Fall! Sonst würde er nur wieder grundlos ausrasten. Und sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben vor seiner aufbrausenden Art oder wie er es nannte: schlechte Laune.
Isabella schloss ihr Auto auf und startete den Motor. Marcel war natürlich sauer, dass er auf sie warten musste. Doch es war ihr egal. Schließlich war sie ein eigenständiger Mensch! Wenn es nach Marcel ginge, könnte sie mit einer Leine neben ihm liegen und Sitz und Platz auf Kommando machen. Denn gegen ihren Job hatte er natürlich auch etwas. Er fand, seine zukünftige Frau brauche nicht zu arbeiten. Als wenn es darum ginge. Sie liebte ihre Arbeit und Unabhängigkeit.
Sie wollte auf keinen Fall eine Hausfrau werden, die den ganzen Tag hinter den Kindern aufräumte. Klar wollte sie Kinder. Aber sie wollte bestimmen wann und wo. Ihr Studium und die Jahre in der Firma würden wie Rauch verblassen, wenn sie jetzt alles hinwarf. Sie hatte sich nicht gegen die männlichen Kollegen durchgesetzt, um jetzt als Putzfrau und Köchin zu enden. Nur über ihre Leiche.
Die Kupplung quietschte laut. Verflucht! Dieser Mann kostet mich noch meine ganze Selbstbeherrschung. Sie versuchte den Gang erneut einzulegen. Sie fuhr aus der Parklücke und fädelte sich in den Nachmittagsverkehr ein. Ihr Handy klingelte. Mist, dachte Isabella. Bitte nicht Marcel! Sie kramte in ihrer Handtasche und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie es endlich fand.
„Endlich!“, stöhnte Pia Neudörffer.
„Du hast das Talent, mich immer im Auto zu erwischen!“
„Dann fahr halt weniger!“, erwiderte Pia.
„Sitzt dein Aufpasser neben dir?“
„Nein! Wieso sollte er?“
„Weil er dich neuerdings besser bewacht als die Queen ihre Kronjuwelen.“
„Das meinst du nur.“
„Der klebt näher an dir als dein eigener Schatten!“, rief Pia. „Wie hast du ihn abgehängt?“
„Reinigung!“, kicherte Isabella.
„Wie kannst du dich auch dazu herablassen, mit dem Fußvolk zu reden?“, platzte es aus Pia heraus.
„So bin ich halt!“
„Die haben dich einer Gehirnwäsche unterzogen. Gib es zu!“
„100 Prozent!“
Sie musste scharf bremsen, weil sie beinahe ihrem Vordermann an der Ampel auf die Stoßstange geknallt wäre.
„Auch noch Verkehrsrüpel?“, lachte Pia, nachdem sie von Isabella erfahren hatte, was beinahe passiert wäre.
„Dann leg doch auf!“, rief Isabella.
„Hast du noch ein Stündchen Zeit?“
„Für dich immer!“, säuselte Isabella.
„Dann komm zu mir rüber. Andrea ist auch schon auf dem Weg.“
„Hast du sie auch im Auto überrascht?“
„Klar. Sie kann aber besser fahren als du!“, lachte Pia und legte auf.
„Ich kann meinen besten Freundinnen keinen Wunsch abschlagen. Bin gleich bei euch!“
Isabella warf ihr Handy auf den Beifahrersitz und fuhr an den Stadtrat, wo Pia in einer wunderschön renovierten Villa lebte. Ihr Mann war gerade auf Geschäftsreise im Ausland. Kinder waren noch keine unterwegs, da Pias Job als Kinderärztin ihr keine Zeit dazu ließ. Aber sie war unglücklich. Hatte sie doch den ganzen Tag Babys und Kleinkinder um sich, die ständig laufende Nasen und Husten anschleppten. Was brauchte man mehr? Isabella parkte ihr Auto neben Andreas und ging die breite Auffahrt hoch.
Pia riss lächelnd die Haustür auf und fiel Isabella um den Hals.
„Hast du ein Ortungsgerät eingebaut?“, fragte Isabella und umarmte ihre Freundin ebenfalls.
„Ich weiß einfach, wenn du kommst!“
„Das ist unheimlich. Weißt du das?“
„Das sagt mein Mann auch immer.“
„Wo ist denn dein Schnippler?“
„Ärztekongress in den Staaten“, lachte Pia. „Und er ist kein Schnippler!“
„Er schneidet Menschen das Gehirn auf. Wie würdest du das nennen?“
„Er ist Gehirnchirurg“, verbesserte sie Isabella.
„Hat er sich Arbeit mit nach Hause gebracht?“, kicherte Isabella.
„Klar! Wie immer. Liegt neben dem Schweinefilet und dem Nachtisch. Also nicht verwechseln.“
„Ich werde einen großen Umweg um deinen Kühlschrank machen!“, lachte Isabella, während sie Andrea begrüßte.
Isabella sah Andrea lachend an. Eine Träne lief ihr die Wangen herunter.
„Macht doch mal so dumme Scherze, wenn mein Mann zu Hause ist!“, lachte Pia gehässig.
„Bin ich wahnsinnig?“, lachte Andrea herzhaft.
„Dann essen wir lieber in Zukunft auswärts“, prustete Andrea.
„Wer weiß, was die euch auf die Teller packen!“, kicherte Pia.
Andrea und Isabella schweigen betreten. Pia hatte Recht. Man konnte nie wissen, was man alles in einem Restaurant aufgetischt bekam.
„Das ist eklig!“, rief Isabella. „Wir bestellen nachher Pizza und zwar ohne Fleisch.“
„Du meinst ohne Gehirn?“, gackerte Pia los.
Ihre Freundinnen fielen in das alberne Gelächter ein. Nach ein paar Minuten wurde Isabella ernst.
„Ich muss Marcel noch Bescheid sagen.“
„Dann mach mal, bevor die Nationalgarde hier aufschlägt und ich anschließend renovieren muss. Bin froh, dass der alte Kasten endlich fertig ist. Noch einmal möchte ich mir diesen Dreck nicht antun.“
Isabella hob den rechten Zeigefinger. Augenblicklich verstummte das laute Gelächter. Pia rollte die Augen. Isabella wusste genau, dass ihre Freundin von Marcels Art mehr als genervt war. Irgendwo war es auch gerechtfertigt.
„Hallo Schatz. Ich bin noch bei Pia zuhause. Ich komme etwas später.“
Isabella nickte.
„So gegen 21 Uhr. Essen steht im Kühlschrank. Du brauchst es nur noch warm zu machen.“
„Wir bringen sie dir wohlbehalten zurück!“, rief Pia dazwischen. Sie war wie ein Rüde. Hier war ihr Revier und da duldete sie keinen anderen neben sich.
Isabella legte schnell auf.
„War das nötig?“, stöhnte sie.
„Mehr als das!“, grinste diese frech. „Ja Schatz, ich hab dir Fresschen gekocht, damit du deinen faulen Arsch nicht bewegen musst. Ja du mich auch.“
Pia äffte gerade das Telefonat nach.
„Du bist doof!“, lachte Isabella.
„Und was bist du?“, fragte diese lauernd. „Der Typ ist ein Arschloch und würde dich am liebsten einsperren.“
„Du übertreibst!“
„Es ist schlimmer! Der hat sich zu einem Tyrannen entwickelt.“
„Er kann auch lieb sein!“, versuchte Isabella ihren Verlobten zu verteidigen.
„Ja. Zum letzten Mal vor 2 Jahren.“
„Das stimmt nicht!“
„Dann war es vor 3 Jahren!“
„Wir sind schon so lange zusammen. Da kann nicht nur Eitel Sonnenschein herrschen.“
„Ich hätte den Typ schon längst in die Wüste geschickt?“
Pia war genervt von Marcel.
„Ich werde ihn heiraten!“
„Dann bist du eine komplette Idiotin!“
Pia sah sie nachdenklich an.
„Du bist schwanger! Denn das würde dein irrationales Denken erklären.“
„Nein!“
Pia atmete erleichtert aus.
„Das würde die Sache nämlich erschweren.“
„Was erschweren?“
„Den Typen vor die Tür zu setzen!“
„Er hat eine eigene Wohnung. Wird schwierig.“
„Es hat einen Grund, warum ihr nicht zusammen wohnt!“, rief Pia, der die Argumente anscheinend nie auszugehen schienen.
„Es ist näher zu meiner Arbeit!“, rief Isabella wenig überzeugend.
„Ja und mein rosa Pudel hat Zahnpelz!“, lachte Pia.
„Was meinst du, Andrea?“
Isabella versuchte Deckung von ihrer Freundin zu bekommen.
„Die hat meine Meinung!“, fiel Pia dazwischen.
„Können wir das Thema wechseln?“, meckerte Isabella.
Sie zog einen Schmollmund.
„Das darfst du nicht falsch verstehen. Marcel ist uns egal. Wir sind Freundinnen und der Typ ist eine Nummer zu „strange“ für dich geworden.
„Er ist in letzter Zeit etwas planlos!“
Isabella wusste nicht, ob sie die richtige Beschreibung für Marcels seltsames Verhalten gefunden hatte.
„Der hat so richtig schön einen an der Waffel!“, rief Pia sauer.
„Irgendetwas belastet ihn. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was es ist. Er schweigt sich aus. Aber ich bin sicher, es gibt eine harmlose Erklärung.“
„Von Beruf Sohn zu sein ist ja auch eine schwere Bürde“, rief Andrea.
„Der arme Kerl. In Geld zu schwimmen muss ganz furchtbar sein.“, meckerte Pia.
Andrea lachte lauthals los.
„Das war jetzt ein Scherz! Oder?“, fragte Pia, schnappte sich ein Kissen und warf es nach ihrer Freundin.
Das Kissen warf Isabellas Handtasche vom Sessel. Polternd fiel ihr Handy auf den Marmorboden.
Pia hob das erleuchtete Handy hoch. Die Nummer des Unbekannten war zu sehen.
„Was ist denn das für eine Nummer?“, fragte sie neugierig.
„Irgendeine Nummer!“, lachte Isabella.
Sie ärgerte sich über ihre Nachlässigkeit. Marcel wäre ausgeflippt.
„Unsere Freundin hat Geheimnisse vor uns. Das ist echt übel. Wie war denn das mit „wie in guten und in schlechten Zeiten?“, fragte Pia süffisant.
„Das ist ein Eheglübde!“, lachte Isabella und griff sich ihr Handy.
„Das ist mir doch egal! Freundinnen sollten keine Geheimnisse voreinander haben.“
„Dann wollt ihr auch wissen, wann ich aufs Klo gehe?“
„Wenn es dein Wusch ist!“, lachte Pia laut.
„Du übertreibst gewaltig!“, kicherte Isabella.
„Und mit wem hast du telefoniert? Normalerweise stehen Namen in deinem Display. Also ist die Nummer neu“, fragte nun auch Andrea neugierig.
„Keine Ahnung!“, rief Isabella unsicher.
„Und wieso?“, fragte Pia ungläubig.
Isabella zuckte nur mit den Schultern.
„Hat keinen Namen genannt!“
„Und warum?“, lachte Andrea gehässig.
„Keine Ahnung“, gab Isabella Antwort.
„Du hast eine Vollmeise. Und wieso telefonierst du mit Leuten, die dir fremd sind?“, schrie Pia fast panisch.
„Maria hat die Nummer in meinem Mantel gefunden. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wem sie gehört.“
„Und dann hat Madame nichts besseres zu tun, als gleich dort anzurufen?“
Pias Wangen glühten vor Aufregung.
„Und jetzt?“, fragte Andrea etwas sachlicher. „Wer ist der Typ?“
„Und ich habe nicht gesagt, dass ich mit einem Mann gesprochen habe!“, lachte Isabella zweideutig.
„Das sieht man an deiner Nasenspitze an. Marcel wird dir den Arsch aufreißen, meine Liebe!“
Pia war nun nicht mehr ganz so erfreut über das Telefonat.
„Ich habe doch aufgelegt.“
„Du bist echt mutig“, sagte Andrea und zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich war einfach nur neugierig.“
Isabellas Augen strahlten.
„Hast du dich mit ihm getroffen?“, fragte Pia mit einem lauernden Unterton in der Stimme.
„Sag mal, geht´s noch? Der Typ könnte doch ein Massenmörder sein!“
„Die hinterlassen für gewöhnlich keine Telefonnummern in irgendwelchen Mänteln.“
„Der Kerl hat sich mir nicht vorgestellt. Er hat einfach aufgelegt. Vorher hat er mich wüst beschimpft.“
„Hast du mit ihm geredet?“, fragte Pia, die genau wusste, warum der Anrufer so reagiert hatte.
Isabella schüttelte energisch den Kopf.
„Warum sollte ich?“, grinste Isabella.
„Da hast du es!“, rief Pia laut.
„Du bist ein verrücktes Huhn!“, lachte Andrea.
„War seine Stimme so ätzend?“, fragte Pia.
„Überhaupt nicht! Sie war warm und weich. Er hat mir unterstellt, dass ich ihn verarsche!“
Isabellas Augen strahlten geheimnisvoll.
„Und das wundert dich!“
Pia schüttelte den Kopf.
„Und wie sah er aus?“
Andrea schien den Ernst der Sache nicht kapiert zu haben.
„Woher soll ich das wissen? Wir haben telefoniert.“
Andrea schüttelte den Kopf. Endlich schien sie zu verstehen. Anscheinend gingen ihre Fantasien mit ihr durch und sie malte sich aus, wie er mit Isabella auf einem weißen Pferd in den Sonnenuntergang ritt.
„Das ist so süß!“, lachte sie mit verklärtem Blick.
„Das ist doch ganz einfach!“, rief Pia dazwischen. „Du rufst ihn noch einmal an.“
„Du spinnst total?“, schrie Isabella mit schriller Stimme.
„Warum? Vorhin hattest du weniger Skrupel!“, lachte Pia.
„Da wusste ich ja auch noch nicht, dass es die Nummer eines anderen Mannes ist.“
„Ach und was dachtest du dann? Ein Pizzaservice verteilt Werbung in Mänteln? Dafür gibt es Briefkästen.“
„Ich war einfach neugierig.“
„Dann war es vielleicht die Nummer eines Callboys? Wann hast du den Mantel das letzte Mal angehabt?“
Isabella überlegte kurz.
„An Silvester!“
„Da muss er ihn dir zugesteckt haben. Hattest du den Mantel die ganze Zeit an?“
„Warum sollte ich? Mein Mantel hing an der Garderobe.“
„Es war der Typ an der Garderobe. Wie romantisch!“, säuselte Andrea.
„Und der heiße Kerl mit dem Tablett? War er es?“
Isabella bereute, ihren Freundinnen von dem Kellner erzählt zu haben.
Pia kicherte.
„Ich weiß auch nicht mehr wie ihr.“
Pia und Isabella sahen sie an, als wäre sie gerade vollkommen am überschnappen. Dann machten sie eine typische Handbewegung.
„Der Mann an der Garderobe war eine Frau.“
„Das ist ja noch romantischer. Eine Lesbe!“
„Ist das dein Ernst Andrea?“, rief Isabella zweifelnd. „Die Stimme war eindeutig ein Mann!“