Читать книгу Kater sucht Kätzchen - Emerson Marie Parker - Страница 5
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ОглавлениеDer Countdown für das alte Jahr lief. Noch 10 Sekunden. John sah auf die Tanzfläche. Die Menschen standen da und zählten die letzten Sekunden des Jahres mit. Um Punkt Mitternacht fielen sich alle um den Hals, als gäbe es kein Morgen. Idioten!
Er behielt die schöne Unbekannte im Auge. Sie gab dem Typen, mit dem sie die ganze Zeit getanzt hatte, einen zaghaften Kuss auf die Wange. Jetzt habe ich den Beweis, triumphierte John innerlich. Am liebsten hätte er einen Freudentanz aufgeführt. Er sollte sich beherrschen, wenn er nicht alle Blicke auf sich ziehen wollte. Obwohl er dann endlich die volle Aufmerksamkeit der Frau für sich hatte.
„Untersteh dich!“, zischte Timo, der anscheinend Johns Gedanken lesen konnte.
„Den Typen jage ich über Bord“, lachte John und drückte Timo das Tablett in die Hand, bevor dieser sich wehren konnte und sprang auf die Tanzfläche, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
Wenn das der Chef sieht! Der reißt dir den Allerwertesten auf, dachte Timo panisch. Stocksteif stand er mit dem Tablett da, als wäre er zur Salzsäule erstarrt. Eine Frau nahm sich lächelnd ein Glas vom Tablett, wodurch Timos Gesicht noch mehr zu Eis gefror. Er rang sich ein gequältes Lächeln ab.
John tanzte neben der Brünetten. Sie schenkte ihm keine Beachtung. Sie unterhielt sich gerade angeregt mit dem Hampelmann, der anscheinend keine Lust hatte, die Fliege zu machen. Warum denn auch? Wenn er an seiner Stelle wäre, würde er genauso wenig die Fliege machen wollen. Er sah sich die Frau genau an. Er schätzte sie auf Mitte, Ende 20. Ihre Haut war makellos und leicht gebräunt. Beim Lächeln konnte er gepflegte Zähne erkennen. Ihre braunen Haare sahen aus der Nähe noch schöner aus. Und ihre vollen Lippen glänzten in dem künstlichen Licht. Am liebsten hätte er sie geküsst. Doch wie küsste man eine Frau, die einen ignorierte? Würde sich schwierig gestalten. John konnte seine Augen nicht mehr von dieser Schönheit lassen.
Und irgendwann, er wusste nicht mehr wie viel Zeit vergangen war, starrte er in ihre dunklen Augen. Auf einen Schlag war seine Kehle wie ausgetrocknet. Und anstatt eines coolen Spruchs kam nur ein gequältes Röcheln aus seinem Mund. Zu allem Übel verschluckte er sich jetzt noch an seiner Spucke, so dass er unkontrolliert husten musste und knallrot anlief. Schlimm genug, dass er wie ein doofer Pavian neben all den ganzen Pärchen getanzt hatte. Nein, wegen seiner bescheuerten Hustenattacke glotzten ihn nun alle an. Er versuchte eine halbwegs normale Position einzunehmen, doch der Husten wollte und wollte nicht nachlassen. Fast flüchtend verließ er die Tanzfläche. Timo versuchte einen Lachanfall zu unterdrücken, weil er die Panik in den Augen seines Freundes sah. Doch es fiel ihm sichtlich schwer.
Kein Wunder bei der lächerlichen Vorstellung, die ich gerade eben abgeliefert habe, dachte John und ärgerte sich über sich selbst. So etwas Dummes war ihm noch nie zuvor passiert.
„Da hast du ja gerade eben alles gegeben!“, lachte Timo nun laut heraus.
Sein bester Freund sah zu komisch aus.
„Mach es doch besser!“, versuchte John Antwort zu geben, doch seine Worte kamen nur bruchstückhaft aus seinem sonst so schlagfertigem Mund.
„Da hat es dir doch glatt die Sprache verschlagen, was?“, lachte Timo noch immer.
„So würde ich das nicht gerade nennen!“
John hustete nun schon etwas weniger.
„Übrigens, die Schöne tanzt immer noch. Anscheinend hat ihr dein verzweifelter Erstickungsversuch nicht die Laune verdorben. Lernt man das bei euch in der „Ich-benehme-mich-mal-wie-ein-kompletter-Volltrottel-Schule?“
„Witzbold!“, keuchte John.
„Da musst du mich wohl mit jemandem verwechseln. Ich nenne keinen Namen, aber ich zeige mal drauf.“
Timos Finger war genau auf ihn gerichtet.
„Nimm ihn runter, oder du hast nur noch neun davon!“, lachte John hustend.
„Kein Problem. Und wie soll es jetzt weitergehen?“
„Wie? Was soll sein? Die Kleine macht mir gleich einen Heiratsantrag! Gleich nachdem sie mich gefragt hat, ob ich vermögend bin und wie lange ich noch lebe!“
„Ist das deine neue Anmache?“
„Endlich raffst du es mal, Alter!“, lachte John ausgelassen.
„Ich darf doch sehr bitten!“, flachste Timo und strich sich durch das volle Haar.
„Du bist ja eitel, Mann.“
„Ich kann es mir durchaus leisten!“, kicherte Timo.
Ihr Chef beobachtete sie mit grimmigem Blick. Sein entsetzter Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Privat war er ein sehr netter Mann, doch wenn es um sein Geschäft ging, verstand er keinen Spaß. Der Servicemarkt war hart umkämpft. Ein Fehler und du warst raus. Und sie beide waren gerade dabei, den ersten Sargnagel zur Firmenpleite einzuschlagen. John nahm das Tablett und ging mit einem künstlich aufgesetzten Lächeln seiner Arbeit nach. Ärger mit dem Chef war das Letzte, was er gerade gebrauchen konnte. Die Leute griffen gerne zu den Gläsern. Schließlich konnte man in einer lockeren Runde viel offener miteinander umgehen, als in der verkrampften Büroatmosphäre. Was bei dem ein oder anderen für jede Menge Gesprächsstoff und peinliche Lacher sorgen konnte. Wer wollte schon gerne damit konfrontiert werden, dass man sich an den Boss herangemacht hatte, wenn man den sonst keines Blickes würdigte. Und schon war sie wieder da, die peinliche Stille und das hämische Grinsen hinter vorgehaltener Hand. Doch John kümmerte das alles nicht. Er ging zur Bar, um sein Tablett aufzufüllen, als er von der Seite angesprochen wurde.
„Wieder alles gut?“, fragte ihn eine männliche Stimme.
John drehte sich um und sah in die Augen seines Nebenbuhlers.
„Was sollte nicht in Ordnung sein?“
„Sie sind doch auf der Tanzfläche fast krepiert!“
„Bin halt erkältet. Kein Problem. Mir geht es bestens!“, erwiderte John gereizt.
Wo war seine Begleiterin? Hatte er sie mit seinen schwachsinnigen Fragen vertrieben?
„Hab mir ein Glas Champagner geholt!“, rief der Typ und hielt ihm das Glas unter die Nase. Der Kommentar war ja wohl echt überflüssig!
„Sie hätten bloß warten sollen, bis ich vorbei gekommen wäre.“
„Dann wäre ich ja verdurstet. Ich wollte sie nicht bei ihrer Unterhaltung mit ihrem Kollegen stören!“, rief der Typ süffisant.
John wäre ihm am liebsten jetzt schon an die Gurgel gegangen.
„Wir haben nur die nächsten Stunden besprochen!“, rief John ihm zu.
Was spielte der sich eigentlich so auf?
„Da haben sie ja heftig viel zu tun. So wie sie sich unterhalten haben.“
„Es ist viel los!“, rief John.
Auf was war der Kerl aus? Eine harmlose Unterhaltung hörte sich anders an. Das Gespräch glich eher einem Verhör.
„Oh ja, die Silvesterpartys sind immer heftig. Das ist jedes Jahr so. Stimmt, sie sind ja das erste Mal dabei. Wie gefällt es Ihnen hier?“, fragte er John.
Sein lauernder Unterton missfiel ihm.
„Sehr gut. Die Leute sind nett und zuvorkommend.“
„Und die Frauen? Wie finden Sie die?“
Aha, dachte John. Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Er will wissen, was da mit der hübschen Brünetten läuft.
„Frau ist Frau! Ich bin zum Arbeiten hier.“
„Dann haben Sie vorhin nicht meine hübsche Begleitung angegafft?“, rief der Kerl.
So langsam ging ihm der Typ echt auf den Sack. Erstens hinderte er ihn am arbeiten, zweitens ging ihn das einen feuchten Furz an. Die Frau war offensichtlich nur eine gute Freundin. Da konnte es ihm doch egal sein, ob er sie anschaute und wie lange.
„Wen meinen Sie genau?“
John versuchte die Beherrschung zu wahren.
„Die Frau mit der ich getanzt habe. Halten Sie mich für dumm?“
„Warum sollte ich?“
Er musste den Idioten irgendwie loswerden.
„Behaupten Sie dann, ich würde nicht richtig hinsehen?“
Der Mann sah ihn zornig an. Langsam verlor John den Respekt vor diesem Arschloch. Was hatte der für ein Problem? Schließlich war er nicht knutschend auf der Toilette überrascht worden.
„Ich beobachte die Leute, falls sie etwas zu trinken wünschen. Dafür bin ich schließlich hier.“
„Genau deshalb habe ich ja mein Getränk selbst geholt.“
Der hielt sich wohl für besonders klug, was?
„Ich wollte gerade nachfüllen!“, rief John wahrheitsgemäß. „Außerdem haben Sie Beine bis auf den Boden oder können sich sonst wie bemerkbar machen.“
„Wohl einen Clown gefrühstückt, oder? Das habe ich gar nicht nötig. Aber anscheinend hat so ein kleiner Dienstleister wie Sie davon keine Ahnung.“
Der arrogante Schnösel strich sich einen nicht vorhandenen Fussel von seinem Anzug und rauschte davon.
Fehlt nur noch, dass der Arsch mit selbigem davon dackelt wie eine Tunte. Wo hat der die rosa Handtasche gelassen?
Er lud sich die vollen Gläser auf das Tablett, wobei einige davon überschwappten. So eine scheiß Sauerei, fluchte John innerlich. Dabei hatte der Abend so gut angefangen. Er stellte die Champagnergläser zurück, trocknete das eingesaute Tablett ab und belud es erneut. Dann waren sie eben nicht ganz so voll wie die Übrigen. Die Leute würden es ihm schon danken. Schließlich ging es ja um deren Führerschein. Obwohl hier garantiert niemand ohne Chauffeur nach Hause fuhr. John schmunzelte. Die armen Kerle warteten jetzt wahrscheinlich in der Tiefgarage und langweilten sich zu Tode. Oder sie zischten einen und fuhren die Herrschaften in volltrunkenem Zustand zu ihren teuren Häusern.