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Ein gähnend leerer Kühlschrank

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Schon im Treppenhaus drangen Svala die vertrauten Klänge des jüngsten Meisterwerks von Refused ans Ohr. Es war der letzte Song, den die Band vor ihrer Auflösung veröffentlicht hatte. Dass die Lieblingsband der Veganerszene aus den Lautsprecherboxen dröhnte, war ein sicheres Anzeichen dafür, dass Oskar sich wieder mal bei Pétur eingenistet hatte. Svala stand lustlos vor der Wohnungstür mit dem Namensschild Svala Aisadottir & Jan & Pétur Mörk. Sie atmete tief durch.

»Hallo! Da bin ich wieder.« Sie pfefferte ihre zerschlissene Lederjacke auf den Fußboden im Flur und stieg über einen Haufen aus Stiefeln, Turnschuhen und Jacken.

Vom Wohnzimmer drangen Gesprächsfetzen herüber, die von der lauten Musik übertönt wurden. Svala steckte ihren Kopf in die Tür.

Pétur nickte ihr müde zu. Abgesehen von ein paar Leuten, die sie nicht kannte, hatten sich Oskar und Ervin mal wieder häuslich auf ihrer Wohnzimmercouch eingerichtet.

»Gibt es was zu essen?« Svala versuchte, Péturs Aufmerksamkeit zu erhaschen, aber ihr Bruder zuckte nur mit den Schultern.

»Ist wenigstens Geld zum Einkaufen da?« Sie ließ nicht locker.

Als keine Antwort kam, ging sie in die Küche, in der das reinste Chaos herrschte. Schmutzige Teller türmten sich auf der Spüle und die alten Zeitungen stapelten sich, weil sie seit Wochen keiner zum Altpapier gebracht hatte. Im Küchenschrank fand Svala noch eine angebrochene Schachtel Tagliatelle und im Kühlschrank entdeckte sie in einem alten Eierkarton ein letztes Ei. Als sie die Dose mit dem Haushaltsgeld schüttelte, klimperte darin keine einzige Münze.

Während das Nudelwasser kochte, briet sich Svala in einer unabgespülten Teflonpfanne ein Spiegelei, das sie unter Unmengen von Ketchup und Cayennepfeffer begrub.

»Dir ist klar, dass du das Baby einer Henne massakrierst?« Oskar warf Svala einen provozierenden Blick zu und schwang sich auf die Küchenbank.

»Lass dein Veganergequatsche! Ich hab einen Riesenhunger und kann kein schlechtes Gewissen gebrauchen.«

Lachend zerstrubbelte Oskar ihre kurzen schwarzen Haare, als sei sie ein kleines Kätzchen. Svala guckte ihn misstrauisch an.

»Isst du überhaupt mal was?«

»Das weißt du doch genau! Wohldurchdachte vegane Kost mit Nahrungsmittelergänzung. Wissenschaftlich alles genau berechnet.«

»Ja – Sojamilch im Kaffee, null Alkohol und keine Zigaretten. Gesundheitsfanatismus pur.« Svala lud sich das Spiegelei auf den Teller und goss die Nudeln in ein Sieb.

»Wenn du nicht so pingelig wärst, hätte ich glatt mein schlichtes Mahl mit dir geteilt«, sagte sie.

Oskar nickte.

»Ich weiß, Svala. Das ist echt edel von dir.«

»Ich komm gerade aus dem Kafka. Hab gehört, dass ihr eine Menge Nerze auf Tynningö freigelassen habt. Das war wohl nicht so durchdacht wie eure Ernährung.«

Oskar sah sie argwöhnisch an.

»Wer hat denn behauptet, dass ich dabei war?«

Svala hob abwehrend die Hand.

»Du brauchst hier nicht den Unschuldigen zu spielen, ich verrate es sowieso niemandem. Dein Name ist gar nicht gefallen. Ich hab nur mitgekriegt, wie darüber spekuliert wurde, ob nicht militante Veganer hinter der Sache stecken.«

Oskar sprang von der Küchenbank.

»Wenigstens ein bisschen mehr könntest du rauslassen, wenn ich dich schon extra frage«, sagte Svala und sah ihm hinterher, als sein schmaler Rücken in der Tür verschwand. Schlecht gelaunt setzte sie sich an den Küchentisch und schob ein paar Zeitungen von ihrem Platz. Dabei fiel ihr Blick auf die aktuelle Tageszeitung.

Ein Foto zeigte eine Gruppe besorgter Mütter mit ihren Kinderwagen. Dazu ließ die Schlagzeile verlauten, die Mütter befürchteten, dass die befreiten Nerze ihre schlafenden Babys beißen würden.

Svala guckte hoch und stierte mit leerem Blick in Richtung Wohnzimmer. Das war mal wieder typisch – ihr Bruder und seine Freunde erzählten ihr nie etwas. Aber sie war gezwungen, die Jungs tagtäglich zu ertragen, in ihrem eigenen Zuhause.

Café Kafka im Visier

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