Читать книгу Café Kafka im Visier - Emma Vall - Страница 8

Meine Tochter raucht nicht

Оглавление

Als Svala auf die Straße trat, stob ein unangenehmer Geruch von Zigarettenqualm und Curry aus ihren Kleidern. Sie rümpfte die Nase und wollte sofort nach Hause. Obwohl sie sich satt gegessen hatte, war ihre Stimmung miserabel. Die Sache mit Kalle war komplett schiefgelaufen. Außerdem musste sie zugeben, dass sie ihren Freundinnen gegenüber nicht aufrichtig gewesen war.

Zu Hause rannte sie die Treppe hoch und riss die Wohnungstür auf.

»Hallo, da bin ich wieder!«

»Hallo«, riefen ihr drei fröhliche Stimmen zu. Pétur war in der Küche, die beiden im Wohnzimmer mussten Oskar und Ervin sein. Durch die Wohnung zog ein köstlicher Geruch von Spaghetti mit Hackfleischsoße. Das war wieder mal typisch! Ausgerechnet heute, wo sie ausnahmsweise pappsatt war, hatte Pétur den Kochlöffel geschwungen. Jetzt musste sie ihm zuliebe die hungrige Schwester spielen. Sie hockte sich auf die Küchenbank.

»Du hast Essen gemacht?«

»Na, du klingst ja total ausgehungert«, sagte Pétur mit einem zufriedenen Lächeln.

»Mmmm! In der Schule gab es Fisch zu Mittag, den kann ich nicht leiden.« Schnell zog sich Svala den Topf heran und füllte sich Spaghetti auf ihren Teller.

Pétur schaufelte seine Nudeln heißhungrig in sich hinein. Als das Telefon klingelte, hob er mit vollem Mund ab und meldete sich nur mit »Hallo«.

Svala beobachtete allerdings, wie er gleich darauf krampfhaft sein Essen herunterschluckte und sich aufrecht hinsetzte.

»Kristina Mattsson, ach so«, sagte er mit energischer Stimme.

Ihre Klassenlehrerin. Svala sah Pétur besorgt an.

»Ja, ich bin ihr Vater«, antwortete Pétur so erwachsen, wie er konnte.

Er hörte ruhig zu, während die grelle Stimme von Svalas Lehrerin aus dem Hörer drang.

Lächelnd drehte sich Pétur zu Svala um, hielt sich den Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf.

»Nein, das kann ich Ihnen versichern«, sagte er in einem derart respekteinflößenden Tonfall, dass ihr Vater Jan vor Neid erblassen würde.

»Meine Tochter raucht nicht. Wie kommen Sie denn auf die Idee? Haben Sie es mit eigenen Augen gesehen?«

»Ach so«, antwortete er und zwinkerte Svala zu. »Sie riecht in der Schule nach Zigaretten. Ich kann Ihnen versichern, dass sie zu Hause auch verqualmt riecht. Sie sitzt nämlich nachmittags ständig im Café Kafka.«

Er hielt sich den Hörer etwas weiter vom Ohr.

»Was Kafka ist? Das ist das Café, in dem Svala mit ihren Freundinnen ihre Freizeit verbringt. Wenn sie nach Hause kommt, muss ich sie regelrecht zum Lüften nach draußen hängen. Aber selber raucht sie nicht, nur indirekt.«

Als Pétur auflegte, brach er in schallendes Gelächter aus.

»Danke, ›Papa‹«, sagte Svala ironisch. »Aber verdammt, was will die Kuh von mir?«, rief sie aufgebracht. »Telefoniert sie allen hinterher, die angeblich rauchen? Dann hätte sie ja viel zu tun.«

Pétur wurde wieder ernst.

»Du weißt doch, dass die Mattsson Aisa flüchtig kennt, seit sie mal einen Kurs zusammen besucht haben. Wahrscheinlich hat sie dich deshalb im Auge.«

Dann ahmte er ihren affektierten, besorgten Tonfall nach: »Ich habe gehört, dass Aisa und Sie jetzt getrennte Wege gehen, und mache mir Sorgen, dass Svala unter dieser Umstellung sehr leiden könnte.«

Svala und Pétur lachten und gingen hinüber ins Wohnzimmer zu den anderen.

Café Kafka im Visier

Подняться наверх