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FÜNFTES KAPITEL
ОглавлениеDer König als Holzfäller Spaziergang aus Rache Die Schüsse und die Amazonen
Nach kurzer Beratung war beschlossen worden, das große Haus dicht neben dem alten Lagerplatz aufzubauen. Sundström zeichnete die Grundrisse auf, Pete stellte Lote und mehrere Maßstöcke her. Man wollte mit Einheitsgrößen arbeiten. Alle Fenster und Türen sollten die gleichen Abmessungen haben.
Die vier andern Männer fällten besonders ausgesuchte Palmen für Eckpfosten, während zwei Frauen mit dem Entlauben der vom Hurrikan gefällten Palmen beschäftigt wurden. Die Naturgewalten hatten den Inselbewohnern beschwerliche Arbeit abgenommen. Bald ähnelte die Lagerstätte dem Zimmerplatz einer Bau- und Nutzholzhandlung.
Die Grundrisse lagen fest, und Sundström ging inspizieren. Der Oberst und Strong stellten sich leidlich geschickt an. Das Abwracken war ein nützliches Training für die arbeitsentwöhnten Herren gewesen. An der nächsten Palme betätigten sich Knatchbull und sein Schatten Emersen. Der Diener bemühte sich mit der Axt, und Knatchbull kommandierte.
"Bäume haben Sie beide noch nicht gefällt, was?" fragte Sundström. "Zeigen Sie mal her, Emerson." Er nahm dem Butler die Axt aus der Hand und führte eine Schlagserie vor, dass die Späne stoben. "Sehen Sie, einmal schräg von oben, dann mehr waagerecht trennen. Die Schneide immer richtig ansetzen, damit Ihre Kraftanwendung auch den vollen Nutzeffekt bringt." Das erklärte er und schlug zu, als spiele er Tennis.
"Hier", sagte er unvermittelt und hielt Knatchbull die Axt hin, dass der verdutzt zugriff, "versuchen Sie mal, probieren geht über studieren."
Wohl oder übel stellte sich der Herr Präsident in Positur und schlug zu, als gelte es, die Palme mit einem Streich zu fällen.
Na sehen Sie, geht besser als ich dachte. Nur ein bisschen weniger rohe Kraft, dafür genauere Schnitte. Jetzt muss ich Emerson mal für ein Weilchen mitnehmen. Viel Spaß bis dahin, Mister Knatchbull."
Schon war der Bauführer mit dem so unentbehrlichen Robert verschwunden. Mit wütigen Schlägen versuchte Knatchbull sich auszutoben. Aus dem frischen Holz der Schlagwunde schien ihm ein Gesicht entgegenzugrinsen. Wie ein Berserker schlug er darauf ein. Damned, wie fest solch eine Palme stand.
Beim Weggehen hatte Sundström zu Emerson gesagt: "Damit es Ihnen nicht überdrüssig wird, im Leben immer von ein und demselben kommandiert zu werden."
"Ich diene jetzt seit meinem achtzehnten Lebensjahr bei Mr. Knatchbull und habe es immer gern getan", antwortete der Butler mit eisiger Miene.
Armer Idiot, dachte Sundström, sagte aber laut: "Ich betrachte Sie als gleichberechtigten Inselkameraden und nicht als Leibdiener Knatchbulls, dementsprechend teile ich Sie ein."
Emerson erwiderte nichts, aber sein Gesicht sagte genug. Sundström drückte ihm zwei Segeltucheimer in die Hand und beauftragte ihn, darin Steine zu sammeln, die beim Einstampfen der in die Erde einzulassenden Pfosten verwendet werden sollten.
"Wie steht es bei den Holzfällern?" fragte Pete und wies mit einem Nicken zum USIC-Präsidenten, den man in der Ferne heftig dreinschlagen sah.
"Wenn du hier fertig bist, geh mit der Schrotsäge zu Knatchbull. Er setzt die Schläge zu eng an, mit Sägen wird man mehr erreichen."
"Gern, sehr gern, Herr Bauführer!" Schon war Pete mit dem scharfzahnigen Werkzeug unterwegs.
"Na, Herr Präsident, wie haben wir's denn?" begrüßte der Matrose den neuen Arbeitskollegen. "Verschnaufen Sie mal, und dann werden wir einen befreienden Schnitt tun."
Knatchbull hatte sich so verausgabt, dass er kaum noch fähig war, über die Art seines fristlos gekündigten Untergebenen wütend zu sein. Während er sich ausruhte, machte Pete weise Bemerkungen, die sich auf körperliche Arbeit im Allgemeinen und die Kunst des Baumfällens im Besonderen bezogen. Dann setzte er die Säge an und forderte Knatchbull auf, das andere Griffstück zu packen.
"So, und nun ziehen Strich für Strich. Nicht drücken, immer nur ziehen." Die sehnigen Arme des Seemanns verrichteten diese Arbeit wie eine Maschine. Knatchbull befolgte apathisch die Anweisungen. Wenn er sehnlichst auszuruhen wünschte, kam sein Partner erst in Schwung. Dabei erzählte er noch munter, als schnitten sie Speck oder Schinken,
Pete riss die Säge aus dem Schnitt. "Achtung!" brüllte er und versuchte, die sich langsam neigende Palme nach der gewünschten Seite zu drücken.
"Da haben wir gesägt und gesägt, aber nicht auf den Baum geachtet."
Knatchbull setzte sich auf den liegenden Stamm, und ihm war, als sei er windelweich geschlagen. Er versuchte zu überdenken, wann er in seinem Leben so gearbeitet hatte. Er kam zu keinem Resultat. Ich bin einfach zu müde, dachte er. Wie im Traum vernahm er das Tönen der Messglocke, verabredetes Zeichen zum Mittagessen. Schwerfällig erhob er sich und wankte mit Schritten, die denen eines betrunkenen Bären nicht unähnlich waren, zum Mahl.
"Mein Kompliment, meine Damen", sagte Sundström zu Joan Knatchbull und Maud Downburn, als er sich an dem kühlen Tee erfrischte.
"Hat nur einen Fehler", bedauerte Pete Hawk, "es wird ein Tag kommen, dann ist der Tee aufgebraucht."
Joan Knatchbull war bestürzt. "Sollten wir immer noch hier sein, wenn der ganze Tee verbraucht ist?"
"Unsinn, Joan", entgegnete Knatchbull matt, "du weißt doch, dass Hawk gern den Spaßvogel spielt."
"An die Schnellrettung glaube ich nun auch nicht mehr", der Oberst wagte seine eigene Meinung vorzutragen. "Sundström und Hawk haben nicht unrecht, wenn sie sagen, in solchen Situationen soll man sich besser auf längere Zeit einrichten."
"Man kann doch als Normalgetränk gekühlte Kokosnussmilch einführen und hebt Tee und Kaffee für besondere Gelegenheiten auf, wie Sonntage, Geburtstage und dergleichen."
Alle begrüßten den vernünftigen Vorschlag; nur Knatchbull erweiterte den Gedankengang seiner Tochter hämisch: "Warum nicht auch für Hochzeiten und Kindtaufen?"
"Ich kann dem faden Milchwasser keinen Geschmack abgewinnen", protestierte nun auch die Gattin des Obersten.
"Alles Gewohnheit", tröstete Pete Hawk, "wenn wir nur Gin zu trinken hätten: würden Sie sich mit der Zeit auch daran gewöhnen."
Nach dem Essen legten sich alle, außer den beiden Köchinnen, nieder und sanken in bleiernen Schlaf.
Dann ertönte wieder die Glocke. Diesmal fand Knatchbull ihren Lärm grässlich. Stöhnend erhob er sich und strebte seinem Arbeitsplatz zu. Neben ihm ging Pete Hawk. "Die Pause war zu kurz, was?" fragte er seinen. Arbeitskompagnon.
"Viel zu kurz", knurrte der Gefragte.
Der Matrose lachte vor sich hin. "Wie sich so die Meinungen ändern." Er zog einen Schmirgelstein aus der Tasche und bearbeitete die Schneide der Axt.
Knatchbull überlegte, ein dünnes Lächeln im Gesicht." Sie spielen auf meine Ablehnung der Forderung aus dem Hüttenwerk Chesterton an. Das war etwas ganz anderes."
"Wieso? Die Arbeiter hatten nichts anderes verlangt, als sich vorher waschen zu dürfen, weil ihnen die Säuberung Zeit von der Pause stahl."
Knatchbull reckte sich. "Mann, sind Sie naiv. Wenn mir fünftausend Leute zweimal am Tag fünf Minuten stehlen, rechnen Sie sich da die Summen aus, pro Tag, pro Woche, pro Jahr."
Sie sägten wieder.
Nach einer Weile sagte der Matrose: "Interessant."
Sein Partner sah ihn fragend an.
"Na ja", sagte Hawk leichthin, "wenn Sie schon so mit den Minuten geizen, was müssen Sie da erst an den Stunden verdienen."
"Wir können nur an den Stunden verdienen, wenn wir mit den Minuten geizen."
Während die Säge hin- und herging, sagte Pete Hawk, als wenn er den letzten Satz nicht gehört hätte: "Es waren nur die Arbeiter aus den Abteilungen mit der schlimmsten Dreckarbeit, und die sollten dem Werk noch die Zeit an den Waschtrögen schenken."
Knatchbull schnaufte, und sie machten eine kurze Pause. "Sie haben ja keine Ahnung, was zum Beispiel die unproduktive Arbeitsvorbereitung für Summen verschlingt."
"Summen? Wie war denn das? Einen Sonntag darauf haben Sie einen schönen Betrag für den Bau einer Kirche gestiftet. Die Summe hätte gereicht, um den Arbeitern für mehrere Jahre die Waschzeit zu schenken."
"Private Stiftungen und Werkrechnungen sind zwei verschiedene Sachen."
Pete Hawk nahm die Axt und schlug kräftig ins Holz. Bei jedem Hieb sprach er ein Wort: "Das - ist - ja - eben - Ihr – Untergang. - In - den - Ländern - unter - bolschewistischer Knute - ist - das - alles - eins."
Er hielt inne und führte den Gedanken zu Ende. "Da bauen die Werke Wohnungen, Kinderheime, Kulturhäuser."
"Aber keine Kirchen", triumphierte Knatchbull.
"Nee", sagte Pete ruhig, "da ist Religion Privatsache."
"Bei uns etwa nicht?"
"Bloß in der Verfassung: Aber Sie halten sich nicht dran. Sie stiften das Geld, das alle gemeinsam erarbeitet haben, für eine Sekte. Wer nun auf den Spaß nicht verzichten will, seinen Anteil abzusitzen, der muss in die Kirche einer Sekte gehen, die vielleicht gar nicht seines Glaubens ist. Und was machen diejenigen, die gar nicht in die Kirche wollen?"
Hawk hatte Knatchbull den Axtstiel in die Hand gedrückt, und der schlug nun wütend drein. "Das ist ja reine Bolschewistenpropaganda."
"Ja -und die reine Wahrheit."
Knatchbull winkte ärgerlich ab und stellte die Axt beiseite. Sie gingen dem Stamm wieder mit der Säge zu Leibe. Unter ihren Streichen stürzte an diesem Nachmittag noch mancher Baum krachend zur Erde. Der große, massige Mann erlebte den schwersten Nachmittag seines erfolgreichen Lebens.
Hawk arbeitete in einem Tempo, das ihm alle Energien ab verlangte. Dabei plauderte der Matrose, als wäre Holzfällen Kinderspiel. Und Knatchbull nahm sich vor, eher zu krepieren als schlapp zu machen. Er schuftete schweigend und verbissen, antwortete nur mit "hm" oder gar nicht. Er war wütend. All diese Dinge hier waren so ungemein anstrengend. Obendrein hielten sie ihn dauernd ab, endlich an den Schatz zu kommen. Die beiden Burschen würden ihm für alles einmal büßen, schwor er voller Ingrimm.
Der erste Ton der Messglocke erklang. Da ließ Knatchbull die Axt fallen und schlich mit weichen Knien zum Lagerplatz. Ohne ein Wort, ohne einen Happen Essen verschwand er im Männerzelt, sank auf seine Lagerstatt und schlief sofort ein.
Beim Wecken am nächsten. Morgen hatte er das Gefühl, eben erst schlafen gegangen zu sein.
"Heute gibt's leichtere Arbeit." Sundström lächelte bei diesen Worten freundlich und ein wenig mitleidig. Er bewaffnete Knatchbull mit einer Kneifzange beträchtlichen Ausmaßes und gab ihm den Auftrag, Nägel aus dem Holzwerk des Delphin zu ziehen. Strong stand neben ihm und sollte die Nägel gerade klopfen. Der Reverend war munter und aufgeräumt und schien nicht im Mindesten mit seinem Los zu hadern.
"Wer hätte das gedacht, Philipp, dass wir noch einmal als angehende Nagelschmiede um unsere Existenz ringen würden?"
Dieser Scherz war nicht dazu angetan, den großen Mann lustiger zu stimmen. Er hatte schnell gemerkt, dass er mit der neuen Arbeit vom Regen in die Traufe gekommen war. Zwar benötigte man nicht so viel Kraft, aber desto schneller bekam man Blasen in den Handflächen. Voller Neid schaute er auf die viel gemütlicher aussehende Arbeit Strongs. Immer gab man ihm die unangenehmste Arbeit. Grollend warf er die Zange hin und rief nach Sundström. Der kam mit unschuldigem Gesicht. "Bitte, Sir?"
Ekel, dachte Knatchbull ärgerlich, denkst du, ich merke nicht, mit welchem Vergnügen du gerade mich bei der Arbeit immer mit Sir anredest? Dann fragte er mit Schärfe im Ton: "Warum geben Sie mir immer die gemeinste Arbeit, Sundström?"
Die Miene des Gefragten wurde kühl. "Das lässt sich leider nicht auf der Goldwaage abwiegen." Damit drehte sich der Ingenieur kurz um.
"Bitte, Philipp", bemühte sich Strong um seinen missmutigen Gönner, "ich tausche mit dir, wenn dir meine Beschäftigung zusagt."
Gnädigen Gesichts nahm Knatchbull den Vorschlag an. Nach einer Weile wusste er, dass er sich nicht verbessert hatte. An den rostigen, gratigen Nägeln verletzte man sich die Finger. Mehrmals ließ er sich von der Gattin Heftpflaster auf Risse und Schrunden kleben. Seinem Gesicht sah sie alles an und hütete sich, zu fragen. Aber sie kam mit einem Paar lederner Arbeitshandschuhe, die der Gatte erst benörgelte, ehe er sie überzog.
Pete schnitt mit einer Faustsäge die Pfosten auf Längen. Als Sundström einmal Sekunden bei ihm verweilte, fragte der Matrose: "Was hat er denn nun schon wieder?"
"Er glaubt, er bekommt immer die unangenehmste Arbeit."
"Das denken die Faulen immer."
"Mit ähnlichen Worten wird er oft genug von den Arbeitern in seinen Werken gesprochen haben. Jetzt sieht er mal, wie kompliziert das einfache Leben ist."
Als sich die Gesellschaft an der Abendbrottafel niederließ, mäkelte Knatchbull gähnend: "Ich möchte eine andere Tageseinteilung vorschlagen. Von halb sieben bis halb neun, von neun bis zwölf, und dann drei Stunden Mittagspause, wegen der fürchterlichen Hitze."
"Einen ähnlichen Vorschlag wollte ich auch machen", unterstützte ihn Downburn,
Auch in Strongs Gesicht war Zustimmung zu entdecken, aber er entsann sich der Vorwürfe aus der Zeit, in der er ohne Brille war, und schwieg lieber.
Rose versuchte, mit einem Scherz für die alte Regelung einzutreten "Benutzt doch Reisbauern-Sombreros wie wir, wie Sundström und Herr Hawk. Da ist die Hitze bloß noch halb so schlimm."
"Die Hitze ist ja toll, aber was wird dann mit den freiwilligen Arbeitsstunden?" gab Pete Hawk zu bedenken. "Die Regenzeit kommt hier ebenso unerbittlich, wie ein Kalkulator mit der Stoppuhr in den Werken der USIC."
"Hawk, Sie lieben es, Dinge zusammenzubringen, die nichts miteinander zu tun haben. Jedenfalls erscheint mir Ihre Furcht vor der Regenzeit übertrieben. In den nächsten Tagen sind wir schon mit dem Rohbau fertig."
"Ein Haus im Rohbau ist kein guter Schutz vor den Regengüssen hier. Außerdem müssen wir noch ein Junggesellenhaus und ein Magazin bauen, wenn uns die geretteten Sachen nicht im Regen verderben sollen."
"Ich bleibe trotzdem bei meinem Vorschlag, Hawk." Knatchbull glaubte zu spüren, dass die Mehrheit dafür war, deshalb setzte er sich so energisch ein. Es wäre zu wohltuend gewesen, wenn Sundström und Hawk mit ihrer Meinung einmal allein gestanden hätten. Dass der Ingenieur der gleichen Ansicht wie Hawk war, stand für Knatchbull fest. Zu seiner Überraschung sagte Sundström. "Pete, wir dürfen den Inselkameraden nicht zu viel zumuten. Schwere Arbeit muss man gewohnt sein. Ich halte den Vorschlag für vernünftig."
Gerissener Fuchs, fluchte Knatchbull insgeheim, jetzt hatte er Sie einmal festgenagelt, da riss der alles wieder herum.
Pete Hawk war fast so überrascht wie Knatchbull. Er überlegte noch, ob er Sundström recht geben sollte, da fragte Ellen Knatchbull: "Dann ist also niemand weiter gegen den Vorschlag?"
Keiner sagte mehr etwas, und mit einem unmerklichen Seufzer der Erleichterung stellte Ellen fest: "So darf man abschließend sagen: Angenommen."
Sie war Sundström dankbar, dass er ihrem schwergeprüften Pap einmal großmütig den Sieg überlassen hatte.
Bald nach dem Essen waren Pete und Sundström wieder an der Arbeit.
"Da hast du mich ja schön in die Pfanne gehauen", knurrte der Seemann.
"Wir dürfen den Bogen nicht überspannen, Pete. Man muss in kleinen Dingen großzügig sein können, dann überzeugt man leichter."
"Oder, wenn du ihm den kleinen Finger gibst, nimmt er morgen die ganze Hand. Ich bin für Daumen aufs Auge. So klein müssen wir ihn kriegen." Er deutete an, wie klein er meinte; danach hätte Knatchbull um Dreiviertel seiner Körpergröße einschrumpfen müssen.
Sundström wurde ernst. "Gerade du hast doch an das Abc unseres Kämpfens erinnert. Radikalismus ist eine Kinderkrankheit, hast du das vergessen?"
Strong, der Oberst und, die vier Frauen kamen, um sich eine Arbeit zuteilen zu lassen. Die Freunde mussten ihre Meinungsverschiedenheit unterbrechen. Pete schob brummig von dannen, Sundström war traurig.
Währenddessen war Knatchbull in seinem Polstersessel eingenickt und schnarchte mit einer Intensität, wie er sie bisher beim Arbeiten nicht entwickelt hatte.
Nach einem Stündchen gesundesten Schlafes schoss er plötzlich hoch, wie jemand, der sich einer versäumten Pflicht erinnert, und verschwand zwischen den Stapeln geborgenen Schiffsgutes. Pete hatte ihn beobachtet, Schadenfreude durchrann ihn, als er die Verblüffung Knatchbulls über den abgeschlossenen Schreibtisch gewahrte. Gut, dass Sundström daran gedacht und den Schlüssel so verwahrt hatte wie den aufschlussreichen Terminkalender.
Knatchbull schulterte die Büchse und erklärte, einen kleinen Spaziergang machen zu, wollen. "Sie begleiten mich, Robert", entschied er,
Emerson war sofort bereit, dem Befehl Folge zu leisten. Die beiden Freunde warteten gespannt, ob einer der Gesellschaft sich dagegen verwahren würde, zwei Kräfte der wichtigen Arbeit zu entziehen. Doch niemand sagte ein Wort.
Knatchbull pfiff Prinz, der neben Sundström saß. Das Tier kroch winselnd fort und verschwand in der Dunkelheit. Voller Zorn stapfte Knatchbull davon, gefolgt von Emerson.
"Er ist ja auch der älteste hier. Man muss ein bisschen Nachsicht haben", sagte Pete Hawk und schob sich einen Priem zwischen die Zähne.
"Sie sollten nicht in dieser Art sprechen", bat Strong.
"Hätte er weitergeschlafen, würde ich kein Wort verlieren. Aber wer nicht müde ist, Inselspaziergänge zu machen, kann auch nicht zu müde sein, noch ein bisschen zu arbeiten."
"Hätten Sie früher in dem Ton gesprochen?" fragte die Gattin des Obersten im Ton heiteren Spotts.
"Leider nicht." Pete machte ein betrübtes Gesicht, nur in seinen Augen blitzte es. "Ich wäre nämlich rausgeschmissen worden."
Am Abend wurde auf die Gymnastik nicht verzichtet. Nach einem kühlen Bad im nahen Bach versammelte man sich an der Tafel unter dem südlichen Sternenhimmel.
"Eigentlich hätten wir mit dem Nachtmahl auf Mister Knatchbull warten sollen", sagte Maud Downburn und schob ihren Teller von sich. Erst jetzt wurde allen bewusst, dass die beiden Spaziergänger noch immer nicht zurück waren.
Sundström war mit dem Essen fertig und sah auf seine Uhr. "Die beiden sind überfällig. Ich denke, wir gehen auf die Suche."
Er stand auf und ging zur Truhe mit den Flinten. Dabei schlug er vor: "Wir sollten uns bei der Suche teilen, Sie, Downburn, gehen mit Strong nach Norden am Strand entlang, Hawk und ich nach Süden. Ein einziger Schuss bedeutet: Zurückkommen, Herr und Diener gefunden. Drei Schüsse: Kommt zu Hilfe, Gefahr! - Einverstanden?"
Die beiden nickten" schulterten die Gewehre und gingen los.
"Stillgestanden. Abteilung kehrt!" rief der Matrose in einem Kommandoton, den ihm niemand zugetraut hätte.
Die beiden Männer blieben unwillkürlich stehen. Keine Scherze, Hawk, dazu ist jetzt nicht die Zeit", verwies der Reverend milde.
"Was wollen Sie mit einem Schießprügel ohne Munition?" fragte ihn Pete.
Downburn lachte beschämt. "Richtig, Hawk. So ein alter Praktiker ist einem doch immer wieder über."
Pete drückte ihnen die passende Munition in die Hand; sie luden durch und waren gleich darauf hinter dem Hügel verschwunden.
Sundström gab den Frauen Anweisungen und antwortete beruhigend auf ängstliche Fragen. Dann pfiff er Prinz und schlug mit dem Freund die Richtung ein, in der Knatchbull fortgegangen war.
"Das ist jetzt über vier Stunden her", sinnierte er laut, "ob sich Knatchbull von seiner Schatzsucht hat verleiten lassen, einen Rundgang um die Insel zu machen? Dazu braucht man doch Tage. Leider ist man selbst noch nicht dazu gekommen, weil einem die Angst vor dem Regen im Nacken hockt."
Pete brummte: "Die Sorge hat der nicht. Wir schuften, und der Jubelgreis geht auf Schatzsuche. " Dann setzte er kleinlaut fort: "Hast vorhin recht gehabt, Knut. Sonst hätte ich wieder gemeckert, als du die Suche vorgeschlagen hast. Auf die Art kommen wir wenigstens mal zu unserer Höhle."
Sie befanden sich bald auf der halbinselförmigen Klippe mit ihren Schroffen und Graten und hatten sorgfältig auf ihre Schritte zu achten.
In der Wasserhöhle war alles in Ordnung. Pete hatte eine Fackel entzündet und untersuchte das Material.
Eilig machten sie sich wieder auf den Weg.
In der Ferne ertönte ein Schuss. Leise schwang der Hall über die Wälder der Insel hin. Dann folgte ein zweiter Schuss und gleich darauf der dritte. Überrascht lauschten die Männer. Auch der Hund hatte witternd den Kopf gehoben. Nun trabte er los. Im Eilschritt folgten die Männer.
"Der Alte beschert uns dauernd neuen Unfug." Pete keuchte.
Im Lager herrschte Aufregung. Die vier Frauen hatten sich mit Büchsen bewaffnet.
Sundström begrüßte sie mit der scherzhaften Frage: "Wir haben uns wohl in eine Amazonenburg verirrt?"
Das ging unter in erregten Gegenfragen, doch die beiden Männer wussten nicht mehr als die Frauen.
"Komm, Pete!" drängte der Ingenieur.
Sie hasteten fort. Hinter dem zweiten Hügel stießen sie auf die vier Männer. Die schienen weniger aufgeregt zu sein.
"Hallo, Gentlemen! Wo ist der Feind?" Sundström verbarg seine Überraschung hinter Spott.
"Nirgends", entgegnete der Oberst, "zu Besorgnis besteht keine Veranlassung. Sollte sie dennoch ausgelöst worden sein, so war ich der Schuldige."
Hawk und Sundström sahen ihn fragend an.
"Wir gehen lieber erst ins Lager", drängte der Reverend.
Ellen Knatchbull fiel ihrem Vater um den Hals. Der wehrte sich kopfschüttelnd gegen den Gefühlsausbruch. "Was ist euch denn? Solche Aufregung wegen eines etwas lang geratenen Spazierganges?"
"Nun ist's aber gut", Lady Joans Rührung verwandelte sich in Zorn, "du machst einen Abendspaziergang auf einer unbekannten Insel, bist nach vier Stunden noch immer nicht zurück, und da soll man sich nicht sorgen?"
"Ihr Gatte hat eben bessere Nerven als wir", meinte Pete Hawk.
Knatchbull überging diesen Einwurf. "Beruhige dich, meine Liebe. Meinst du, ich habe euch mit Absicht in Sorge gebracht? Mir ist es selbst unangenehm, euch erschreckt zu haben. Nun kommst du obendrein mit Vorwürfen."
"Doch nur, weil du tust, als könntest du unsere Aufregung nicht begreifen, Daddy", erinnerte ihn seine Tochter.
"Deine Klugschnackerei fehlte noch", knurrte Knatchbull wenig gentlemanlike.
"Ich bitte Sie um eine Antwort, Sir", unterbrach Sundström, "wie kamen Sie in jene Gegend? Sie sind doch in entgegengesetzter Richtung losgegangen."
Froh, dem Familienzwist enthoben zu sein, antwortete Knatchbull bereitwillig: "Ich wurde es müde, immer am Strand entlangzulaufen, den ich ja schon kenne. Ich bog also ab und ging einem Wildpfad nach, ins Innere der Insel. In den Bergen hoffte ich einen Aussichtspunkt zu finden, von dem aus ich mich orientieren könnte. Leider war alles schwierig. Wie Sie merkten, habe ich Stunden gebraucht, mich wieder bis zum Strand durchzuschlagen. Ich war mir nicht mehr sicher, wo unser Lager liegt. Da trafen mich Strong und Downburn. Ich war heilfroh."
"Ich natürlich auch", unterbrach ihn der Reverend, "vor Freude nahm ich den Zwilling von der Schulter, um den verabredeten Signalschuss abzugeben. Leider - leider ging dann auch noch der zweite Schuss los."
"Da ein Signal, das verstanden wird, immer noch besser ist, als ein unverständliches Geschieße, habe ich den dritten Schuss dazu abgegeben", ergänzte der Oberst.
"Das amazonenhafte Aussehen des Lagers hat Ihr dritter Schuss bewerkstelligt", erklärte Rose Taylor für die Frauen.
Knatchbull versuchte, Kapital daraus zu schlagen. "So gab mein Ausflug den Anlass zu einer Generalprobe für den Ernstfall."
"Auf eine Generalprobe mit derartiger Angst hätte ich gern verzichtet", zürnte Joan Knatchbull.
Der Gerügte erwiderte nichts. Nur schlecht verhehlte er ein breites Gähnen. Ohne Gutenachtgruß verschwand er im Männerzelt. Er war so müde.