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DANIEL SWIGERT

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gehörte zu den wenigen begnadeten Züchtern, die, wo immer sie starteten, hochklassige Galopper hervorbringen konnten. Er begann auf der Woodburn Farm in Kentucky, damals die größte Zuchtstätte Amerikas. Und sie besaß mit Lexington, Australian und Planet auch die besten Hengste jener Zeit. Lexingtons einziger echter Rivale, Leamington, konnte jenen zwar für zwei Jahre vom Stallion-Thron verdrängten, doch beherrschte Alexanders Hengst seine Kollegen sechszehnmal, 14 Jahre davon in Folge.


Hindoo, 1878 von Virgil. Er war Daniel Swigerts erster Kentucky Derby-Sieger (Foto: Courtesy of Keeneland Library)

Zwischen 1878 und 1886 zog Swigert vier hervorragende Pferde, und in allen vier Stammbäumen standen Lexington oder Australian. Und auch auf der Elmendorf Farm, die er später kaufte, waren die zu ihrer Zeit am höchsten eingeschätzten Hengste stationiert, Glenelg und Virgil. Dieser 1864 geborene Glencoe-Enkel gewann Flach- und Hindernisrennen und war auch angespannt worden. Als Beschäler startete er nur, weil der eigentliche Deckhengst seines Besitzers durch Krankheit ausfiel. Danach wurde er verkauft und, als Vagrant (1873) aus seinem ersten Jahrgang das Kentucky Derby gewann, zurückgekauft. 1885 stand Virgil an der Spitze der amerikanischen Deckhengste und verstarb ein Jahr später auf Swigerts Elmendorf Farm. Der zehnfache Sieger Glenelg (1866) wurde in utero aus England eingeführt, war ein gutes Rennpferd, vertrat die Stockwell-Hengstlinie und war viermal der führende Vererber.

Als Swigert auf eigener Scholle zu Stockwood begann, erwarb er Jährlinge und verkaufte sie wieder, sobald sie als Rennpferd Form zeigten. Dass er diese Jünglinge auf den Woodburn-Auktionen kaufte, war logisch, denn diese Zucht kannte er ganz genau. Und zu den Champions, die er auf Stockwood auf diese Art entwickelte, zählte auch der 1868 für 490 Dollar eingekaufte Lexington-Sohn Kingfisher, für den August Belmont nach den Siegen in den Belmont- und Travers Stakes 15.000 $ zahlte. Mit 430 Dollar war Springbok, ein 1870 geborener Australian-Hengst aus der Lexingtonstute Hester, eine ähnliche Anschaffung. In den Stockwood-Farben lief sie nur kurzfristig, wechselte für 2.000 Dollar plus Gewinnbeteiligung den Besitzer, gewann 17 Rennen (Belmont Stakes, zwei Saratoga Cups) und war 1874 Amerikas bestes Handicap-Pferd. Nach gleichem Rezept wie Springbok war auch der spätere Zweijährigen-Champion Spendthrift (1876) gezogen, dessen Lexington-Mutter Aerolite war. Für ihn hatte Swigert als Jährling 1.000 Dollar auf den Tisch legen müssen, doch nach seiner ersten Saison, in der er ungeschlagen blieb, war er James R. Keene 15.000 $ wert. Als Rennpferd war er ein Erfolg, gewann neun von 16 Rennen, darunter die Belmont Stakes und das Jersey Derby, in der Zucht jedoch war er sensationell und, 1902 und 1908, zweifacher US-Champion-Beschäler.

Spendthrifts Sohn Kingston (1884) stellte mit rund 140.000 Dollar einen US-Gewinnrekord auf, und ein anderer, Lamplighter, gewann in fünf Saisons 29 von 66 Rennen und wurde als Zuchthengst ebenfalls erfolgreich. In der Zucht war jedoch der Belmont Stakes-Sieger Hastings (1893) der große Trumpf, denn dieser schwierig zu handhabende Hengst führte schon mit seinen ersten beiden Jahrgängen die Rangliste der Beschäler 1902 an und wiederholte das auch sechs Jahre später. Der Ruhm dieses überdurchschnittlichen, zehnfachen Siegers, der in einer langen Gestütskarriere viele Stakes-Sieger zeugte, stützt sich jedoch auf seinen großen Sohn Fair Play. Der von August Belmont II 1905 gezogenen Hengst war in seinem Jahrgang nur Drittbester, überflügelte in der Zucht jedoch alle Gleichaltrigen. Er war dreimaliger Champion-Stallion, und diese Position nahmen auch drei seiner Söhne in der amerikanischen Zucht ein. Hastings Einfluss wurde in Amerika über Intentionally (1956), und in Europa durch Relic (1945) verkörpert. Dieser zeugte sechs Champions, kam 1950 nach Frankreich, wo er 16 Jahre später bei den Stutenvätern an der Spitze stand, und wechselte 1956 nach England. Intentionally, amerikanischer Champion-Sprinter 1959, war als „The Black Bullet“ bekannt und zeugte In Reality, der das Jersey- und Florida Derby gewann und in den Preakness Stakes den Ehrenplatz belegte.

1874 wurde auch Baden-Baden (Australia) zu Woodburn geboren, den Swigert ebenfalls ersteigerte und zu dem späteren „Hall of Fame-Trainer“ Edward D. Brown in Arbeit gab. Als Zweijähriger gewann er die Young American Stakes, und in der klassischen Saison nach dem Jersey-Derby auch das zu Kentucky Derby. Anschließend lief er, in den Farben des New Yorker Geschäftsmannes William Astor, in den Belmont Stakes auf den dritten Platz und gewann zu Saratoga die wichtigen Travers Stakes. In seinem nächsten Rennen verletzte er sich und bezog auf Astors Ferncliffe Stud eine Beschälerboxe. Besonders erfolgreich war er als Vererber jedoch nicht.

1881 hatte Swigert genug Geld, um für 150.000 Dollar das 544-Acker große Preakness Stud nördlich von Lexington von Milton H. Sanford zu kaufen. Und damit gehörten ihm auch die beiden genannten Beschäler Glenelg und Virgil. Die Farm, die im zeitigen 19. Jahrhundert im Fayette County entstand und als North Elkhorn Farm bekannt wurde, hatte zwischen 1806 und 1881 schon mehrfach den Besitzer gewechselt. Nach Robert Carter Harrison folgte 1840 Carter Henry Harrison; 1855 übernahm sie Thomas Hughs, der den Besitz schon 1862 William Thomas Hugs überließ, der das Anwesen 12 Jahre später an M. S. Sanford verkaufte. Die von Swigert in Elmendorf umbenannte und 1891 wieder verkaufte Farm, wechselte auch nach ihm noch mehrfach den Besitzer und wurde am Ende in andere Gestüte aufgeteilt.

Auf einem Teil des ursprünglichen Landes errichtete Swigerts Urenkel Leslie Combs II seine Farm und benannte sie nach dem großen Stallion Spendthrift. Während jener Zeit wurde hier auch der Kentucky Derby- und Preakness Stakes-Sieger Majestic Prince (1966; Raise A Native) geboren, der allerdings als Jährling für die damalige Rekordsumme von 250.000 Dollar verkauft wurde. 1988 ging das Gestüt in Konkurs, bekam verschiedene Eigentümer und wurde 2004 an den heutigen Besitzer B. Wayne Hughes verkauft, der für 2017 26 Beschäler anbot. Für den kleinen Rennstall, den das kommerzielle Gestüt unterhält, lief in den letzten Jahren die von der Clarkland Farm gezogene Beholder (2010; Henny Hughes) besondere Reklame. Bevor sie 2017 in die Stutenherde ihres Besitzers eingereiht wurde, gewann sie 18 Rennen (elf auf höchster Ebene) und rund 6,2 Millionen US-Dollar.

Dass Virgil Deckhengst wurde, war ein ähnlicher Zufall wie bei Godolphin Arabian, der nicht die Stute deckte, die vorgesehen war, sondern mit einer anderen durchbrannte. Das Ergebnis daraus hieß Lath (1732 aus der Roxana), und der Rest ist bekannt. Sanford hatte Virgil als Jährling beim Woodburn-Sale erworben und an Swigert weiterverkauft, in dessen Farben er lief. Am Ende der Karriere gab Swigert Virgil an Sanford zurück. Weil aber dessen Beschäler, der 1864 geborene Lexington-Sohn Baywood 1872 erkrankte, soll der damalige Gestütsbesitzer für die letzte noch zu deckende Stute entschieden haben, dass es besser sei, wenn Virgil sie deckt, als dass sie ein Jahr verliert. Vagrant (1873) wurde Kentucky Derby-Sieger und sein Vater Beschäler auf Milton H. Sandfords Gestüt. Swigert nutzte den Hengst allerdings erst, als Virgil durch seine Zuchterfolge bereits prominent war. 1877 schickte er seine Lexington-Tochter Florence zu ihm und erhielt ein Jahr später das beste Produkt seiner Züchterkarriere, Hindoo. Dieser gewann im Derbyalter 19 Rennen in Folge (das letzte im toten Rennen), war zweijährig der Co-Champion und ein Jahr später Doppel-Champion, als Dreijähriger und Handicaper. Insgesamt siegte er bei 30 von 35 Starts (u. a. Kentucky Derby, Jockey Club-, Travers- und Champion Stakes), und gewann rund 72.000 Dollar. Als Deckhengst wurde er vor allem Vater des großen Hanover (1884), der 3 x 3 auf den Glencoe-Sohn Vandal ingezogen war. Mit 23 Jahren beendete der prominente Hengst, der 1955 in die „Racing Hall of Fame“ aufgenommen wurde, auf der Runnymede Farm sein Leben.

Hanover, der als Zwei- und Dreijähriger 17 Rennen in Folge gewann, darunter auch die Belmont- und Champion Stakes, war eines der besten Rennpferde seiner Zeit. Er war vielseitig, schlug hervorragende Gegner zwischen 1.200 und 2.400 Meter, und gewann von 50 Starts 32. Sechzehn weitere Plätze steigerten seine Gewinnsumme auf fast 120.000 Dollar. Zeitzeugen waren sogar der Meinung, dass er in anderen Händern wahrscheinlich noch besser gewesen wäre, denn sein Stall war nicht für behutsamen Umgang bekannt. Mit sechs Jahren ging er ins Gestüt, und als sein erster Jahrgang vierjährig war, stand Hanover bereits an der Spitze seiner Beschäler-Kollegen, auf einem Platz, den er bis 1898, ein Jahr vor seinem Tod, hielt. In der weiblichen Linie promineter amerikanischer Pferde findet sich dieser Hindoo-Sohn, wenn auch weit hinten, mehrfach, doch konnte keiner seiner eigenen Söhne an den Einfluss des Vaters anknüpfen. Auch nicht Handspring (1893) oder Hamburg, der als sein bester Nachkomme gilt. Dieser wurde 1895 aus einer Australien-Enkelin von C. J. Enright auf Elmendorf gezogen, gewann 16 Rennen, war als Zwei- und Dreijähriger der Champion, schlug den gleichaltrigen Derbysieger Plaudit und wechselte 1901 für 60.000 Dollar in den Besitz von H. P. Whitney. 1905 war Hamburg der führende Deckhengst in den USA. Zwei seiner besseren Nachkommen waren die Stuten Artful (1902) und Frizette (1905). Diese stammte aus einer St. Simon-Stute, wurde von Keene gezogen und gewann 12 Rennen. 1908 wurde sie nach Frankreich exportiert, wo sie als 23- und 24-jährige nicht mehr tragend und von M. Boussac zum Schlachter geschickt wurde. Artful gewann sechs von acht Starts, war zweijährig der Champion und das einzige Pferd, das den großen Sysonby schlug, als sich der Keene-Hengst in den Futurity Stakes mit dem Ehrenplatz begnügen musste. Die beiden anderen Niederlagen kamen durch „erklärte“ Stallgefährten.

Von Virgil erhielt Swigert aber noch weitere gute Pferde. Aus der Lexington-Tocher Ulrica den 1886er Kentucky Derby-Sieger Ben Ali; Preaknes-Stakes Sieger Vanguard (1879), der ebenfalls eine Lextington-Stute zur Mutter hatte, und den 1886 in 13 Rennen ungeschlagenen Zweijährigen-Champion Tremont, der seine Siege innerhalb von zehn Wochen erledigte und knapp 40.000 Dollar verdiente. Swigerts Kentucky-Derbysieger Apollo, der zweijährig nicht lief, gewann das Rennen 1882, stammte von dem Lexington-Sohn Lever und kam bei 55 Starts zu 24 Siegen und der gleichen Anzahl an Plätzen.

Das „Pferd des Jahres“ von 1889 und 1890, Salvator (1886), war der letzte prominente Vertreter den Swigert zog. Und auch er hatte wieder Lexington als mütterlichen Vater im Pedigree. Sein Erzeuger war der Stockwell-Enkel Prince Charlie (1869), dessen Sohn und Champion-Dreijähriger auf der Rennbahn insgesamt 16 Starts und rund 114.000 Dollar gewann, wofür er 19 Versuche benötigte. Die übrigen fünf „großen“ Pferde, die diese Zucht hervorbrachte, stammten alle von dem 1866 geborenem Stockwell-Enkel Glenelg (Citadel), für den Sir Roderick W. Camerons Clifton Stud als Züchter verantwortlich war. Als Jährling wechselte er in den Besitz von August Belmont, konnte aber wegen seiner Größe und Unreife als Zweijähriger nicht an den Start gebracht werden. Der Hengst, der in utero importiert wurde, gewann zehn von 18 Rennen und belegte sieben Plätze, sodass am Ende 25.700 Dollar auf dem Konto standen. Zu den wichtigsten Siegen zählten die Erfolge in den Travers- und Champion Stakes und einige über weitere Wege als Vierjähriger. Im „Belmont“, so S. Hewitt in seinem Buch, soll er als Zweiter zurückgehalten worden sein, damit sein selbstgezogener Stallgefährte Fenian, ein Birdcatcher-Enkel aus einer Stockwell-Tochter, zu klassischen Ehren kam, obwohl Glenelg diesen hätte leicht schlagen können. 1870 verkaufte ihn Belmont als Beschäler für 10.000 Dollar an M. H. Sandford’s Preakness Stud (später Elmendorf), weil er zwei Jahre früher für seine Zucht bereits den Lexington-Sohn Kentucky erworben hatte.

Im neuen Gestüt standen Glenelg einige der besten Töchter von Lexington und Australian zur Verfügung, sodass seine vier Beschäler-Championate, die er zwischen 1884 und 1888 erreichte, nicht unbedingt überraschten. Und da Virgil 1985 das fehlende Jahr überbrückte, war Swigert mit diesen beiden Hengsten, die kein Lexington- oder Australianblut besaßen, in den 1880er Jahren in einer ähnlich glänzenden Situation wie vorher R. A. Alexander mit Lexington, Australian und Planet zu Woodburn. Und diese Stallions hatte Swigert damals auch noch selbst gemanagt.

An den elf promineten Pferden, die Swigert in 23 Jahren zu Stockwood und Elmendorf zog, hatte auch Glenelg seinen Anteil. Sein 1880 aus einer Lexington-Enkelin gezogener Sohn Little Minch zählte mit 221 Starts sicherlich zu den fleißigsten Pferden. Er gewann 84 davon und insgesamt rund 58.000 Dollar. Von den übrigen vier Glenelg-Töchtern hatten drei jeweils eine Lexington-Tochter zur Mutter, und zwei davon wurden auch jeweils in mehr als 100 Rennen gesattelt.

Heel And Toe (1880) wurde Mutter des Champions Gold Heels (1898; The Barb), dessen in England gezogener Urgroßvater Leamington (1875, 1877, 1879, 1891 Champion-Beschäler in Amerika) der einzige Hengst war, der dem überragendem Lexington einigermaßen das Wasser reichen konnte. Auf der Rennbahn wurde die Stute in 107 Rennen gesattelt, gewann davon 21, und in ihrer Gewinnsumme von rund 18.000 Dollar schlugen sich besonders die Congress Stakes und das Manhattan Handicap nieder. Los Angeles war fünf Jahre jünger, gewann 48 von 110 Starts in fremden Farben, und für ihre Gewinnsumme von fast 100.000 Dollar sorgten zahlreiche Stakessiege wie die Spinaway- und Tyro Stakes, die sie als Zweijährige gewann. Danach siegte sie u. a. in den Manmouth Oaks, Champion Stakes und, sechsjährig, im Saratoga Cup. Die dreijährige Champion-Stute Louisette (1881), die zu ihren 19 Erfolgen auch die Breeders Stakes zählte und mehr als 36.000 Dollar verdiente, war auf der Jährlings-Auktion, als Swigert sie G. L. Lorillard überließ, mit 1.500 Dollar die teuerste Stute jener Versteigerung. An der 1884 geborenen Firenze, deren Mutter Florida von Virgil stammte, hatte das Duo Glenelg und Swigert aber noch einen weiteren Trumpf in der Hand. Diese dreijährige Championess, die auch vier- bis sechsjährig Amerikas Champion Handicap-Stute war, bezeichnete ihr Jockey Jim McLaughlin als die beste Stute, die er je ritt. Bei 82 Starts gelangen 47 Siege und 30 Plätze, die sich mit rund 114.000 Dollar finanziell niederschlugen. Und zu diesen Erfolgen zählten auch die Manmouth Oaks, und je zwei champion Stakes und Manmouth Cups.

Nach 1886 kam aus Swigerts Zucht kein Spitzenpferd mehr. Wahrscheinlich lag das daran, so analysiert Hewitt in seinem Buch „The Great Breeders and their Methodes“, weil seine beiden Tophengste die Altersgrenze von 20 Jahren bereits überschritten hatten und damit ein ähnliches Phänomen bereiteten wie Djebel und Pharis in der Zucht von Boussac, oder Blenheim II und Bull Lea auf der Calumet Farm, als sie alt oder tot waren. Andere Züchter wie Lord Fallmouth, Tesio oder der Ire J. J. Maher, die als „Outside Breeder“ galten und fremde Hengste nutzten, kannten dieses Problem nicht und hielten die Aufstellung eines eigenen Hengstes eher für nachteilig. Aber zu Swigerts Zeiten, und noch lange danach, gab es in Amerika kaum Züchter, die so handelten, und solche wie Belmont, H. P. Whitney, Keene oder Madden ließen ihre Stuten fast ausnahmslos von Hengsten decken, die im eigenen Gestüt standen. Aber Keene hatte Domino, Commamdo und Ben Brush; Belmont verfügte über Rock Sand und Fair Play, während Withneys Spitzenhengste Hamburg und Broomstick hießen, oder ein Stutenerzeuger wie Peter Pan zur Verfügung stand. Und auch Swigert und Alexander verfügten über erstklassige Stallions. Für die letzten fünf Saisons, 1887 bis 1891, hatte auch Swigert nicht mehr die besten Beschäler im eigenen Stall, und somit auch kein weiteres großartiges Rennpferd auf der Bahn.

Im Oktober 1891 wechselte die Elmendorf-Farm, die vor dem Schweigert-Kauf Preakness Farm hieß, in den Besitz von J. Enright, der mehrere gute Zuchtstuten aus Europa importierte und das Gestüt schon nach sechs Jahren an James Ben Ali Haggin verkaufte. Das beste Pferd, das Enright während dieser kurzen Periode besaß, war der 1895 geborene Hanover-Sohn und Doppel-Champion Hamburg, der 16 Rennen gewann und im „Lawrence Realization“ als Dreijähriger an Plaudit den Kentucky Derby-Sieger von 1898 schlug.

Haggin, der bereits mit Pferden seiner Rancho Del Paso in Kalifornien erfolgreich war, vergrößerte das Gestüt durch den Ankauf von mehreren angrenzenden Farmen, hielt Milchkühe und baute in Gewächshäusern exotisches Gemüse an. Mit dem Kauf von Elmendorf kam er auch gleichzeitig in den Besitz einiger sehr guter Pferde. Zu diesen zählte die 1880 geborene Voltigeur-Enkelin Miss Woodford (Billet), die in fünf Rennzeiten von 48 Starts 37 und mehr als 118.000 Dollar gewann. Diese Stute, die zwei- bis sechsjährig lief, der eine 16er-Siegesserie gelang, und die sich in Rennen wie Great Eastern Handicap, Monmouth Oaks, Champion Stakes, Monmouth Cup (zweimal) oder Great Long Island Stakes (dreimal) durchsetzte, galt als eine der besten Rennstuten jener Zeit. Noch besser war der von Daniel Swigert gezogene Salvator, zweifaches „Pferd des Jahres“, der in die „Racing Hall of Fame“ einzog und von 1899 bis zu seinem Tod 1909 als Stallion zu Elmendorf agierte.

Als Haggins 1914 starb, ging ein Teil von Elmendorf an die sehr reiche Widener-Familie, die bei der Auflösung von August Belmonts Bestand auch Fair Play und die Zuchtstute Mahuba erwarben, die gemeinsam dafür gesorgt hatten, dass 1917 ein gewisser Mano O‘ War das Licht der Welt erblickte. Diese Familie blieb dort bis in die 1940er Jahre sesshaft, wobei Joseph Widener seinen Teil als Elmendorf fortführte, sein Neffe George sein Land als Old Kinney Farm betrieb. Nach Joseph Widener folgte zunächst dessen Sohn Peter Widener II, und 1950 übernahm der Geschäftsmann Maxwell H. Gluck den ursprünglichen Bereich von Elmendorf. Dessen erster Erfolg war der 1954er Kauf des Jährlings Prince John, den Fannie Hertz von Princequillo gezogen hatte. Der mütterlicher Vater des Jährlings, der auf auf das gleiche züchterkonto ging, war Count Fleet (1940; Reigh Count), Zweijährigen-Champion, Triple Crown-Sieger und „Pferd de Jahres“. Der Fuchs Prince John gewann einige Rennen als Zweijähriger, darunter die damals äußerst hochkarätigen Garden Stakes, war Zweiter im Kentucky Derby und danach verletzt. Als Deckhengst wirkte er zu Elmendorf, wechselte jedoch 1961 zur Spendthrift Farm. Im Gestüt zeugte er u. a. den Belmont Stakes-Sieger und Champion-Dreijährigen Stage Door Johnny(1965) und wurde Großvater des fünffachen Steeplechase-Champions Lonesome Glory (1988), der im National Steeplechase Museum in Calden, South Carolina seine letzte Ruhe fand. Als mütterlicher Vater steht Prince John beispielsweise bei Rivermann (1969) oder dem zweifachen „Arc de Triomphe-Sieger“ Alleged (1974) im Pedigree. Die Liste der erfolgreichsten Hengste von Mutterstuten führte Prince John 1979, 1980, 1982 und 1986 an. Als Gluck 1984 verstarb verkaufte seine Witwe das Gestüt und die etwa 350 Pferde an Jack Kent Cooke.

Bis 1951 war das einstige Elmendorf Stück für Stück reduziert worden, wobei der Original-Teil der Farm und der Name an Max Gluck gingen, und E.Barry Ryan den Teil kaufte, der auch den Pferdefriedhof enthielt, und der fortan als Normandy Farm fungierte. Dort steht auch die von Widener errichtete wundervolle Bronze-Statue von Fair Play, zu deren Füßen der große Hengst neben anderen Söhnen und Töchtern ruht, die Widener besaß oder zog. So Man O’Wars Mutter Mahubah (1910), Chance Shot und Sickle, als auch Pferde wie Haste, dessen Tochter Quickly Count Fleet fohlte. Das wohl bekannteste Produkt der Normandy Farm, die Nancy Polk gehört und von ihr gemanaged wird, ist wohl der 2010 geborene Any Given Saturday-Sohn Mongolian Saturday, der als Jährling zu Keeneland-September 60.000 Dollar kostete und fünfjährig den Breeders Cup Turf Sprint gewann.

Aus anderen Teilen des ehemaligen Elmendorf-Landes entstanden die Farmen Old Kinney (George D. Widener, jr.) und Clovelly, für die Robin Scully als Besitzer zeichnete, der 2013 im Alter von 89 Jahren verstarb. Zu den bekannten Pferde, die zu Clovelly gezogen wurden zählten Silver Hawk (1979; Roberto), der im Epsom Derby auf Platz zwei lief und sich im Irischen Derby um eine Position verbesserte, und Elusive Kate (2009; Elusive Quality). Diese Stute, die vor dem Breeders Cup 2011 in den Besitz des Japaners Teruyda Yoshida wechselte und zweimal den Prix Rothschild auf höchster Ebene gewann, ging bei der Geburt ihres ersten Fohlens (ein Dansili-Hengst) auf dem Newsells Park Stud in England ein. Silver Hawk hinterließ 76 Stakes-Sieger, darunter sechs Millionäre.

Gegen Ende 2011, nachdem bereits viele Pferde auf den Keeneland-Auktionen 2010 verkauft worden waren, wechselte diese Farm in den Besitz der Golden Age Farm (Versailles, Kentucky), die Richard und Sue Masson gehört. Auf der Bahn laufen deren Pferde unter dem Namen „Green Lantern Stables“, die erstmals 1995 ihre Farben zeigten, und für die Karelian, ein In Reality-Ururenkel, der als Achtjähriger eines der ersten Grade-One-Rennen gewann. Ein verbliebener Teil der ursprünglichen Elmendorf-Farm soll bereits 1997 von D. Lampton, jr. erworben worden sein, der als Fan von Kutschen und den zugehörigen Pferden gewesen sein soll.


Busbody (1881) gewann die Englischen Oaks wie ihre Mutter Spinaway und Großmutter Queen Bertha, die für Lord Falmouth zur Gründerstute wurde (Foto Courtesy of Keeneland Library)

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt

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