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DER DUKE OF WESTMINSTER

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konnte kaufen, was immer er wollte. Der Preis spielte keine Rolle. Mit John Porter hatte er auch einen hervorragenden Trainer zur Hand, dessen Quartier in Newbury lag und noch heute als „Kinsclere“ aktiv ist. Siebzig Jahre nach dem Tod des Duke zog dort Mill Reef bei Ian Balding ein, und heute trainiert dessen Sohn Andrew 170 Vollblüter auf privatem Besitz, der als solcher zu den weltbesten Trainingsanlagen zählt.

Der Duke Hugh Lupus Grosvenor war der älteste Sohn von elf Kindern des Politikers Richard Grosvenor, bekam eine erstklassige Ausbildung, beherrschte mehrere Sprachen, und als sein Vater 1869 verstarb, beerbte ihn der Sohn als Marquess of Westminster und wurde 1874 zum Duke erhoben. Seine Zucht startete er mit dem 14.000-Pfund-Kauf und Stockwell-Sohn Doncaster (1870), dessen wichtigste Siege Epsom Derby, Goodwood- und Ascot Gold Cup waren. Als dieser Goldfuchs sein Derby als 45:1-Chance locker gewann, galt der deutsche Hochstapler, der die Farben des Grafen Johannes Renard trug, als Favorit. Dieser Stockwell-Enkel hatte kurz vorher zu Newmarket überlegen gewonnen, nahm nach 1.600 Metern auch kurz die Spitze, doch hatte er nach einer Rempelei zu Tattenham Corner wohl genug und endete unter 12 Startern als Viertletzter, während es auf Platz zwei und drei totes Rennen gab. Im St. Ledger wurde Doncaster von seiner sehr guten Stallgefährtin Marie Stuard, die im Gestüt enttäuschen sollte, in einem großen Finish um Kopflänge geschlagen. Vierjährig wechselte Doncaster nach dem Start-Ziel-Sieg im Ascot Gold Cup, in dem er 12 Monate vorher hinter Frankreichs Prix du Cadran-Sieger Boiard den Ehrenplatz belegt hatte, für 10.000 Pfund in den Besitz seines Trainer Robert Peck. Und dieser spannte ihn einen Tag später in den Alexandra Stakes über drei Meilen erneut an. Der eiserne Steher gewann unter 62 Kilo und verabschiedete sich damit gleichzeitig von der Rennbahn. Danach wurde der Hengst zum dritten Mal verkauft und kam in das Eaton Hall Stud des Duke of Westminster. Der letzte Handel war das aber auch noch nicht, denn 1884 wurde Doncaster für 5.000 Pfund nochmals an das ungarische Staatsgestüt Kisber verkauft, wo er sich 1892 in den Pferdehimmel verabschiedete.

Die 14.000 Pfund für den Hengst waren damals ein stattlicher Preis, doch Doncaster gründete die Phalaris- und Teddy-Hengstlinien, als auch die der Sprinter Gold Bridge (1929) und Panorama (1936). Zu Lord Derbys Phalaris (1913) führte der Weg von Doncaster über Bend Or, Bona Vista (1889), Cyllene (1895) und Polymelus (1902), während Teddys (1913) Vaterlinie den von Edmond Blanc gezogenen Franzosen über Bend Or, Ormonde, Orme (1889), Flying Fox (1896) und Ajax (1901) erreicht. Der „Abzweig“ der Sprinter erfolgt bei Orme und führt über Orby (1904) zu The Boss (1910), dessen Söhne Golden Boss (1920) bzw. Sir Cosmo (1926) die Verbindung zu Gold Bridge (1929) und Panorama (1936) herstellen.

In der Zucht führte der Goldfuchs Doncaster die von Darley Arabian gegründete Hengstlinie – 13 Generationen zurück – erfolgreich weiter. Und Bend Or, der Doncasters erstem Jahrgang entstammte und sein bester Sohn war, blieb, anders als sein Vater, der in diesem Alter nie lief, als Zweijähriger in fünf Rennen unbesiegt. 1880 gewann er das Derby im letzten Galoppsprung gegen Robert The Devil mit Kopfvorsprung unter dem großen Fred Archer, der, praktisch „einarmig“ einen absoluten Meisterritt abgeliefert hatte, denn sein zweiter Arm war schrecklich zerbissen, und Bend Or, der unter Schienbeinen litt, gab im Endkampf sicherlich nicht alles freiwillig.

Vierjährig gewann Bend Or, der Lord Westminsters einflussreichster Beschäler wurde und zweimal die Liste der Zuchthengste erfolgreicher Mutterstuten anführte, drei seiner vier Starts. In den Champion Stakes bezwang er dabei den ein Jahr jüngeren, in Amerika gezogenen Epsom-Derbysieger Iroquis. Obwohl sein Vater ein eiserner Steher war, kamen Frühreife und Speed des Doncaster-Sohnes wohl über seine sieglose Mutter Rouge Rose, die von Thormanby (1857) abstammte.

Als Bend Or sein Derby gewonnen hatte, gab es hinsichtlich der Identität des Pferdes Fragen der Rennleitung, doch, so wurde überliefert, wurde die Aussage des Duke of Westminster von jener akzeptiert. Das Skelett des Hengstes fand nach seinem Tod im „Natural History Museum of London“ einen Platz, um es der Nachwelt zu erhalten. 2012 war jedoch in der Fachpresse zu lesen, dass eine durchgeführte Skelett-Analyse ergeben habe, dass das ausgestellte Skelett das des gleichaltrigen Hengstes Tadcaster ist, der ebenfalls von Doncaster stammte. Wahrscheinlich sind die beiden Pferde im Jährlingsalter zu Eaten Hall vertauscht worden, und das, was man Tadcaster zuschrieb (fünf Siege auf der Flachen und über Hürden), ist wohl in Wirklichkeit das Etikett von Bend Or. Es ist allerdings verständlich, dass man das Englische Gestütsbuch nach mehr als 130 Jahren nicht umschreiben will.

Diesen Eckpfeiler seiner Zucht behielt der Duke of Westminster bis zu seinem Tod, während er von Doncaster keine große Meinung hatte und ihn 14-jährig an das ungarische Staatsgestüt Kisber verkaufte. Bei Bend Or zeigte sich, dass er besonders gut mit Töchtern von Macaroni harmonierte und mit solchen auch seine besten Produkte – Ormonde und Kendal – lieferte. Ähnliche „Nicks“, zu denen Experten jedoch unterschiedliche Meinungen haben, zeigten sich auch bei Kreuzungen von Lexington mit Glencoe; Isonomy mit Hermit; Fairplay mit Rock Sand-Stuten oder Phalaris mit Chaucer-Töchtern.

Und Bend Ors mächtiger Sohn, der Triple Crown-Sieger Ormonde, entstammte ebenfalls dessen erstem Jahrgang, der 1882 gezeugt wurde. Dieser in 16 Rennen ungeschlagene Hengst war nach dem zwei Jahre älterem Rennbahn-Giganten St. Simmon ein ähnliches Kaliber, doch bekam er nach dem St. Ledger Atembeschwerden und war für die Zucht dadurch so gut wie nutzlos. Er war der Beste eines guten Jahrgangs, wurde 1889 für 12.000 Pfund nach Argentinien verkauft und wechselte für 30.000 Pfund 1892 in die USA. Zu seinen dortigen 16 Fohlen zählte ein guter Zweijähriger, der die „Futurity Stakes“ gewann, und auch in einigen Mutterstuten pulsierte das Blut dieses großartigen, auf der Rennbahn in 16 Rennen ungeschlagenen Pferdes.

Seite : Der große Ormonde, mit Fred Archer im Sattel und Trainer John Porter (Foto nach einem Gemälde von Emil Adam; reproduced by permission of The Jockey Club UK)


Der große Ormonde, mit Fred Archer im Sattel und Trainer John Porter (Foto nach einem Gemälde von Emil Adam; reproduced by permission of The Jockey Club UK)

Bevor der Hengst, dessen Skelett in das Museum of Natural History in South Kensington, UK zurückkam, 1889 aus England abreiste, hatte er in seinem ersten Jahrgang den aus der Galopin-Tochter Angelica stammenden Sohn Orme (1889) hinterlassen, den Trainer John Porter als „sieben bis zehn Pfund“ niedriger einschätzte als seinen Vater. Damit musste Orme ein sehr gutes Rennpferd sein. Und das damals am besten gezogene Pferd der Welt bestätigte das auch mit 14 Siegen bei 18 Starts, obwohl man ihn mit Quecksilber vergiften wollte und ihn fast umbrachte. Dass sich der Ormonde-Sohn wieder erholte, war ein Wunder, die 2000 Guineas und das Derby, die er möglicherweise gewonnen hätte, musste er jedoch auslassen. Im gleichen Jahr gewann er die Eclipse-Stakes, und zwölf Monate später revanchierte er sich auch an der großen La Fleche für die Niederlage, die sie ihm im St. Ledger beigebracht hatte. Diese Stute, die Queen Victoria zog (Royal Stud, Hampton Court), wechselte für 5.500 Guineas in den Besitz von Baron Hirsch, gewann 16 von 22 Starts und belegte fünf Plätze. La Fleche, die eine der besten Stuten St. Simons war, gewann mit den 1000 Guineas, Oaks und St. Ledger drei klassiche Rennen, während Zeitzeugen berichten, dass ihre Niederlage im Derby, eine ¾-Länge gegen Sir Hugo (Wisdom), lediglich einem durchgedrehten Ritt ihres Jockeys zuzuschreiben war. Neben diesem Doppel heftete der Hengst auch Rennen wie die Middle Park-, Dewhurst-, Sussex-, Champion- und Rous Memorial Stakes an seine Farben.

1894 bezog Orme im Heimatgestüt eine Beschälerbox, stand zweimal an der Spitze der Deckhengste, und vererbte seine hohe Qualität auch an einige Söhne. Zu diesen zählten ganz besonders die Derbysieger Flying Fox (1896) und Orby (1904). Dessen Mutter Rhoda B (1895; Hanover), die R. „Boss“ Croker als Jährling in seiner Wahlheimat Amerika für 1.000 Dollar erworben hatte, kam zunächst nach England. Dort blieb dem gebürtigen Iren jedoch Newmarket durch den Jockey Club versagt, sodass der Politiker in seine Heimat zurückkehrte, und auch Orby auf Crokers irischem Besitz, Clencairn Stud, aufwuchs. Als Rennpferd wurde Orby das erste irische Pferd, das das Epsom Derby gewann. Er war auch gleichzeitig der dritte Sieger in amerikanischem Besitz. Als er sich anschließend im Irish Derby mit vier Längen gegen seinen Stallgefährten Georgetown im Kanter den zweiten Derbysieg holte, war die Bahn brechend voll, denn dieses Pferd wollten alle Iren sehen. In England hatte der Orme-Sohn 6.450 Pfund für seinen Erfolg kassiert, auf dem irischen Curragh nur 783 Pfund. Auch das zeigt, wie gewaltig sich Zucht und Sport danach auf der Grünen Insel entwickelt haben.

Orby zeugte auch einen Derbysieger und andere gute Pferde über mittlere Distanzen, doch ist er dafür bekannt, dass er einen großartigen Fliegerstamm gründete. Sein Derbysieger Grand Parade, wurde 1916 aus einer St. Simon-Enkelin gezogen, die, wie ihre Mutter nie lief und auch keine weiteren Nachkommen von Bedeutung hatte. Und Grand Parade war, nach Sir Bunburys Smolensko (Sorcerer) 106 Jahre früher, das zweite „dunkle“ Pferd, das zu Epsom gewann. 1919 hatte auch noch eine andere Bedeutung: Das Derby war nach dem Krieg nach Epsom zurückgekehrt, und der von Croker als Fohlen für 470 Guineas an Lord Glaneley verkaufte Derbysieger wurde auch deswegen von einem überfüllten Haus gewaltig gefeiert. Zu Ascot durfte sich Glaneley anschließend über sieben Sieger freuen, und einer davon war Grand Parade, der die St. Jame’s Palace Stakes gewann. Im Gestüt zeugte dieser Derbysieger jedoch wenig Gutes, und als sein bestes Produkt gilt Diophon (1921), der für den Aga Khan mit den 2000 Guineas dessen ersten klassischen Sieg sicherte.

Duke of Westminsters Flying Fox, der das letzte Epsom Derby mit Flaggenstart gewann, wurde elfmal gesattel, siegte neunmal und belegte zwei Plätze. Seine Gewinnsumme betrug am Ende der Rennlaufbahn 40.096 Pfund, zu denen vor allem der Triumph in der „Dreifachen Krone“ Englands beigetragen hatte. Für den damaligen Weltrekordpreis 37.500 Guineas wurde er nach dem Tod seines Besitzers, der am Ende des Jahres 1899 verstarb, an den französischen Züchter Edmond Blanc verkauft, wo er als Zuchthengst hervorragend einschlug. Im ersten Jahr zeugte er an seinem besten Sohn Ajax den Vater von Teddy, der für die Größen Sir Gallahad III, Asterus, Orthello und Bull Dog verantwortlich war, aber auch in England die Oakssiegerin von 1930, Rose of England, hinterließ, deren Sohn und St. Ledger-Sieger Chulmligh in Argentinien erfolgreich wirkte. Und Bull Dog wurde Vater von Bull Lea, der neben einigen anderen Champions auch den Triple Crown-Sieger von 1948, Citation, zeugte, und zwischen 1947 bis 1953 fünf Hengst-Championate gewann, denen er als Mutterstuten-Vererber von 1958 bis 1961 vier weitere anfügte. Andere französische Züchter nützten Flying Fox nicht, denn Blancs Konditionen lauteten dafür „600 Guineas, und die Stute muss Frankreich vor dem Abfohltermin verlassen haben.“

Die 1896 geborene Mutter von Flying Fox, Vampire, hatte John Porter für 1.000 Guineas für seinen Besitzer ausgesucht, und sie entsprach auch voll und ganz ihrem Namen. Sie biss und schlug und tötete ihr erstes Fohlen. Weil jedoch John Porter sie gekauft hätte, gab der Duke seine Absichten, sie wieder zu veräußern, auf. Ihr zweites Fohlen war der Derbyzweite von 1898, Batt, danach kam Flying Fox. Für den Duke war er der letzte von vier Derbysiegern, für Trainer John Porter, der 1905 seine Trainertätigkeit beendete, der siebte. Zum Derby 1899 wurde auch überliefert, dass der große französische Schimmel Holocauste, hätte er unter Todd Sloan in der Geraden keinen Fesselbruch erlitten, der mögliche Sieger hätte sein können.

Der Duke of Westminster zog auch den Bend Or-Sohn Kendal (1883) aus einer Macaroni-Tochter, der 1897 die Deckhengstliste in England anführte, in den Besitz des argentinischen Haras Ojo De Agua überging und in Südamerika ein einflussreicher Hengst wurde. Im Todesjahr des Dukes von Westminster erblickte noch eine Stute das Licht der Welt, die als Vollschwester von Ormondes Mutter Lily Agnes im Jährlingsalter zur Auktion ging. Ersteigert wurde sie von einem Mr. Robert S. Sivier, der als gewaltiger Spieler und Besitzer bekannt war, und auch schon mehrfach zahlungsunfähig gewesen sein soll. In jenem Frühjahr hatten ihm jedoch ein paar Wetten rund 50.000 Pfund in die Taschen gespült, sodass er die Gebote auf die junge Stute namens Sceptre mit 5.000 Guineas eröffnete, und stets auf volle Tausend aufrundete, wenn ein Bieter um 100 Guineas erhöhte. Als das von 9.100 auf 10.000 geschah war die Stute verkauft und der bisherige Jährlings-Rekord von 6.000 Guineas erheblich übertroffen.

Sceptre, die ihr neuer Besitzer als „Amateur-Trainer“ vorbereitete, gewann vier der fünf Klassiks. Das diese phänomenale Champion-Stute, die 13 Rennen und 38.255 Pfund gewann und viel Arbeit brauchte, als 10:10-Favorit das Derby hinter dem irischen Sieger Ard Patrick als Vierte beendete, kreideten Fachleute ihrem Besitzer an, der sie angeblich nicht gut genug vorbereitet hatte, oder auch gar nicht gewinnen wollte. Der Derbysieger schlug sie zwar auch in den Eclipse Stakes, doch war Rock Sand, ein Sieger der „Dreifachen“ hinter ihr, und diesen bezwang sie auch erneut in den Jockey Club Stakes.

Ard Patrick war jedoch ein sehr gutes Pferd, das als Vierjähriger die Prince of Walses Stakes im Spaziergang absolvierte, und danach zu Sandon ein hervorragendes Feld in den Eclipse Stakes schlug. Mit Ard Patrick (bereits für 21.000 Pfund nach Deutschland verkauft, jedoch nochmals in Mr. Gubbins Farben laufend) und Sceptre waren die zwei besten Vierjährigen am Start, dazu der Dreijährige Rock Sand, Sieger in den 2000 Guineas und dem Derby. Sceptre lief ebenfalls in neuen Farben und wurde nun von Alec Taylor trainiert. In der Geraden gab Rock Sand als erster der drei Giganten nach, dann hatte Sceptre einen kleinen Vorteil, doch brachte Otto Madden Ard Patrick auf den letzten Metern mit einem Hals an ihr vorbei. Ard Patrick zeugte an Ariel den Hamburger Derbysieger von 1914, erfüllte die Hoffnungen im Gestüt jedoch nicht. Sceptres direkte Nachkommen gewannen ebenfalls keine großen Rennen, doch wurde ihr einziger Sohn Grosvenor (Cicero) ein recht guter Zuchthengst, und ihre von Cyllene stammende Tochter Maid of the Mist (1906) fohlte an Homaze (Sunstar) die Mutter von Buchan (1916), der zweimal die Eclipse-Stakes gewann, die Prince of Wales Stakes und den Doncaster Cup anfügte, Zweiter im Derby war und als Vater sehr guter Stuten bekannt wurde.

Insgesamt zog der Duke of Westminster, bis auf eine Ausnahme, seine besten Pferde aus Stuten, die auf der Rennbahn weniger aufgefallen waren. Diese Ausnahme war die 22-fache Siegerin Lily Agnes (1871; Macaroni), die Mutter von Ormonde; und außer Sceptre (Persimmon) waren sie alle „homebreds“, also Nachkommen von den eigenen Hengsten. Damals ging man mit seinen eigenen Stuten kaum zu fremden Hengsten, sondern kaufte eher geeignete Stuten hinzu, um seine eigenen Beschäler zu unterstützen. Doch wenn das Blut einer Herde zu stark konzentriert war, ging es in der Regel abwärts. Auch der Duke of Portland, der erst später zum „homebreeder wurde“ (seine Derbysieger Ayrshire und Donaven stammten von den „outside“ Beschälern Hampton und Galopin) musste feststellen, dass die Qualität des Gestüts nach dem großen Steher William The Third (St. Simon) weiter abnahm. Die Konzentration von St. Simons Blut in der Herde schien zu hoch zu sein, und der Ankauf des hervorragenden Australiers Carbine als Ourcross-Hengst funktionierte nicht. Auffällig auch, dass St. Simons wichtigste Söhne – Persimmon, St. Frusquin, Diamond Jubilee, Desmond, Rabelais, Florizel oder Chaucer – aus Stuten gezogen wurden, die nicht zu Portlands Welbeck Gestüt gehörten.

Ähnlich erging es auch Lord Rosebery, der seine drei Derbysieger Ladas, Sir Visto und Cicero „fremden“ Beschälern verdankte, doch als er sie im Gestüt extrem nutzte, ließ auch diese Zucht nach. Er hatte zwar noch drei Guineas-Sieger – Vaucluse (1000 Guineas), Ellangowan und Neil Gow, die die „2000“ gewannen, doch diese stammten ebenfalls von den „fremden“ Hengsten Dark Ronald, Lemberg und Marco.

Das Monopol der Züchter, die stets die besten Beschäler im eigenen Besitz hatten – auch die Amerikaner Withney, Keene, Belmont oder Madden zählten dazu – wurde jedoch aufgeweicht als es Mode wurde, Deckhengste mit bis zu 40 Anteilen zu syndikatisieren. Dadurch wurde es einem Züchter möglich, sich an mehreren Hengsten zu beteiligen und sie in die Planungen einzubeziehen. Größtenteils waren das aber auch wieder die großen Zuchten, die sich das leisten konnten. In England hatten aber auch „Außenseiter“ eine Chance, die im National Stud stehenden Spitzenhengste zu nutzen, denn die Anfragen nach ihnen wurden im Losverfahren entschieden, und dabei hatte auch der „kleine“ Züchter eine Chance.

Eines der letzten großen Pferde, das der Duke of Westminster zog, den Orme-Sohn Flying Fox, hätte es gar nicht gegeben, wäre es ausschließlich nach dem Willen dieses Engländers gegangen. Orme stammte aus einer Tochter von Galopin, der der Vater von Vampire war, und diese Inzucht soll dem Duke zu viel gewesen sein. Ob die hochgradig nervöse Vampire, einen anderen Hengst verweigerte oder wegen ihres Charakters unbedingt im eigenen Gestüt gedeckt werden sollte, ist nicht wirklich bekannt, doch deckte sie schließlich Orme, und damit war der künftige „Triple Crown Winner“ konzipiert.

Der Duke of Westminster, für den John Porter 18 Jahre lang trainierte, zog und besaß zwei Triple Crown-Sieger und war verantwortlich für die „Vier-Vater-Sohn-Generationen“ von Pferden der höchsten Rennklasse, von denen drei Derbysieger wurden: Bend Or-Ormonde-Orme-Flying Fox. 1982 gewann er bereits mit der als Jährling durch Trainer Rober Peck für 1.400 Guineas erworbenen Shotover (Hermit) die 2000 Guineas und das Derby, doch ging das bereits auf die Rechnung von John Porter, der sie von Peck übernommen hatte, als dieser in den Ruhestand trat. Ihr bester Sohn war Orion (1888; Bend Or), der die Prince of Wale’s – und Champion Stakes gewann. Seine Mutter gründete aber auch eine Stutenlinie, die auch zu Tourbillon oder Seattle Slew führt, während Bend Ors Hengstlinie auch bis zu Galileo reicht, der 2001 das Epsom Derby gewann und derzeit im irischen Coolmore Stud der begehrteste Beschäler Europas ist. Und über Teddy kommt man auch zu Damascus, dem „Pferd des Jahres“ in den USA 1967. Es war ein gewaltiger Einfluss auf die internationale Vollblutzucht und eine herausragende züchterische Leistung auf dem Weg zum modernen Vollblüter des 21. Jahrhunderts.


Flying Fox, Triple Crown-Sieger 1899, zeugte für Edmond Blanc an Ajax den Vater von Teddy (Foto: By unknown, Goreen Collection; Public Domain)

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt

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