Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 2 - Erhard Heckmann - Страница 9
Von Whistler ins Pionierland und nach Williams Lake
ОглавлениеAm nächsten Morgen sind wir zeitig auf den Beinen und stellen fest, dass in der Nacht ein Bär ein Autofenster eines Campers eingeschlagen hat, das einen Spalt geöffnet war. Angelockt hat ihn wohl der Duft von gemahlenem Kaffee und ofenfrischem Brot, die während der Nacht auf dem Beifahrersitz verblieben waren. Hier im Bärenland ist das gefährlich, und diesbezügliche Warnungen und Hinweise sollte man keineswegs ignorieren.
Wir bleiben auf der Neunundneunzig und fahren weiter nordwärts. Siebenundzwanzig Kilometer hinter Whistler, und kurz vor Pemberton, laden die Nairn-Fälle von einem Picknickplatz aus zum Spaziergang ein. Der schöne Weg führt oberhalb der steilen Böschung entlang des Green Rivers, vorbei an riesigen Rotzedern, Küstendouglasien, Hemlocktannen und erreicht nach etwa zwei Kilometern ein Felsplateau, wo der Fluss kraftvoll 60 Meter in die Tiefe schäumt. Zurück auf der „99“ erreichen wir das in einem fruchtbaren Tal liegende Örtchen Pemberton, wo der bisherige Asphalt als Duffy Road hinauf zum Kamm der Coast Mountains steigt. Wer vorher noch durch das Hinterland und zu alten Goldminen wie Gold Bridge fahren möchte, der wählt, nach Rückfrage zum Straßenzustand vor Ort, die Hurley River Road oder, ab Mt. Currie, den kürzeren Weg entlang des Anderson Lakes. Für uns geht es jedoch weiter hinauf in die Berge, wo kein Haus mehr in Sicht ist, nur noch Wälder und Seen, und im Joffre Lake Provincial Park strahlt, ein paar Hundert Meter vom Parkplatz entfernt, das „Postkartenfoto“ des smaragd-grünen Lower Joffre Lakes. Auf den sechs Kilometern zu seinen beiden Brüdern, dem mittleren und oberen dieser drei Seen, treffen wir auch beim Rückmarsch durch diesen dichten und stillen Wald keinen einzigen Menschen. Wunderschön. Auch die Straße zieht, begleitet vom Cayoosh Creek und vorbei am Seton Lake, weiter durch schöne Landschaft, kreuzt den Fraser River und erreicht mit Lillooet echtes, einstiges Pionierland.
Lillooet ist eine große Ouvertüre zur Cariboo Geschichte. Der „Meile-Null-Pfahl“ an der Hauptstraße markiert den Start der einstigen „Cariboo Wagon Road“ von 1861, und der Ort rühmt sich, dass er einst sechzehntausend Reisende und dreizehn Saloons in seinen Grenzen hatte. Vom Museum, das Details aus der alten Zeit unter seinem Dach bewahrt, sind es nur einige Schritte bis zu Dr.Miyazakis Haus von 1890. Auch die Reste des „Hangman’s Tree“ im heutigen Cayoosh Park oberhalb des Ortes ist ein altes Symbol und eine Erinnerung an die Tage in „Wild West“, war er doch die Antwort, die Richter Matthew Bailie Begbie in seinen Urteilen für Mörder zur Hand hatte. Westlich des Ortes liegen die alte Minen Gold Bridge, Pionier und Bralorne, die damals als BC’s reichste Goldfelder galten. Allein in letzterer, die erst 1970 geschlossen wurde, arbeiteten fünftausend Miners und entrangen dem Boden Gold für mehr als 145 Millionen Dollar. Gold Bridge, mit Hotel, Tankstelle und ganzjährigen Urlaubsangeboten liegt im Bridge River Valley, das von gewaltiger Bergwelt umgeben ist. Wandern, Reiten, Heli-Ski, Flusscanyons, Geisterstädte, tiefe Seen und reißende Bäche, Bergziegen, Bighorn-Schafe, Schwarzbären und Pumas bieten dem Touristen dabei genügend Abwechslung.
Von Lillooet zog sich nicht nur die berühmte Cariboo Wagon Road über etwa 300 Kilometer bis Barkerville in die Cariboo Mountains, sondern von hier aus wurden auch die Meilen zu den Roadhäusern gezählt. Der moderne Reisende fährt allerdings nicht mehr über Stock und Stein, sondern reist bequem auf der „Gold Rush Trail Route“, die als „97“ asphaltiert und begradigt die alten Pfade verbindet und zu den gleichen Zielen führt. Der eilige Tourist benutzt den Trans-Canada-Highway, der nördlich von Hope durch den engen Fraser Canyon zieht, der für die damaligen Schaufelraddampfer unpassierbar war. Auf der Höhe von Lytton, wo die „12“ entlang des Fraser Rivers nach Lillooet abbiegt und in diesem Flussabschnitt bis über drei Meter lange weiße Störe an die Angel gehen, schlägt der TCH als Nummer 1 einen kurzen östlichen Bogen und sich selbst mit der Zusatzbezeichnung „Cariboo Highway“ auf die Westseite des North Thompson Rivers. An der „97“ bei Cache Creek verabschiedet er sich wieder Richtung Osten und überlässt der nordwärts ziehenden „97“ die Ehre, an die alte Straße aus der Goldgräberzeit zu erinnern. Auch die von Lillooet über Pavilion kommende „99“, die durch den Marble Canyon Provincial Park ihren Weg nimmt, schließt nördlich von Cache Creek zu jener auf und lädt, direkt an ihrem Abzweig, zu einem Besuch der berühmten und historischen Hat Creek Ranch ein. Die kleine Straße, an der sie liegt, ist mit „Ashcroft“ ausgezeichnet, dass einige Kilometer südlicher zu finden ist. Auch dieser Ort hatte in der Goldgräberzeit seine wichtigste Phase, denn als dort die Schienen des „Canadian Pacific Railways“ in den 1880er Jahren ankamen, wurde Ashcroft zur „Meile Null“ an der Straße zu den Goldfeldern. Was die Eisenbahn an Fracht und Ausrüstungen für die Goldminen hier ablud, wurde auf Postkutschen, Frachtwagen und, im Winter, auf Schlitten umgeladen. 1887 etablierte sich hier auch erneut die „BC Express Company“, ein sehr bekanntes Postkutschenunternehmen aus Yale, und blieb für 35 Jahre. Als 1920 der „Pacific Great Eastern Railway“ gebaut wurde und Prince George und das nördliche Interior British Columbias von Alberta aus ansteuerte, hatte Ashcroft seine strategische Rolle als Transport- und Service-Center wieder verloren. Ähnlich erging es auch dem nördlich von Hope gelegenen Yale, das 1848 südlich des Fraser Canyons als Fort der Hudson’s Bay Company begann, und zu Zeiten des Goldrausches als die größte Stadt westlich von Chicago und nördlich von San Francisco galt, denn hier kamen die Goldsucher mit der Eisenbahn an. Danach ging es zu Fuß weiter.
Zur Hat Creek Ranch sind wir aber erst zehn Jahre später abgebogen, und von diesem Besuch stammt auch ein grau-grüner Stein, der neben einem bunten Original aus den Regenbogen-Bergen sein Fach im Bücherregal bewacht, wie das seine Kollegen aus Alaska, Australien, Hongkong oder aus anderen Ecken dieser Welt auch tun. Mittelpunkt der etwa ein Dutzend restaurierten Gebäude ist das „Hat Creek House“, das 1861 von dem ehemaligen Hudsons Bay Händler Donald McLean als „Stopping House“ erbaut wurde und als Postkutschenstation diente, die Reisenden, Frachtwagenfahrern und Goldsuchern Mahlzeiten und Übernachtung bot, aber auch Pferde für den Wechsel vor den Kutschen bereit hielt, die von Ashcroft gestartet waren oder von den Goldfeldern zurück kamen. Das Haupthaus, wo am Eingang nach wie vor das Schild „Barnard’s Express and Stage Office“ auf sich aufmerksam macht, war eines der komfortabelsten Rasthäuser an der Cariboo Wagon Road. Es ist wie in jenen Tagen eingerichtet und während einer Führung zu besichtigen. Und dort, wo man auf dem Weg zu ihm hinter der Brücke den Fuß wieder auf festen Boden setzt, betritt man das letzte, der Öffentlichkeit zugängliche Teilstück dieser historischen Straße. Die etwa 130 Hektar große Ranch, die Kutschfahrten, kleine Trail-Ritte und Camping offeriert, ist gepflegt, liegt mit mehreren frei zugänglichen Gebäuden in einem kleinen Tal, und das beste Foto bietet die Kuppe des Hügels, der sich hinter dem letzten roten Barn erhebt. Mich interessieren hier zwar in erster Linie die Pferde, die alten Ställe und der rote Stagecoach, der als einer der wenigen Originale hier überlebt hat, doch ist auch das kleine „Show-Dorf“ der Sushwap Indianer interessant, das am nahem Creek Einblick in das frühere Leben dieser hier ansässig gewesenen Ureinwohner gibt und auch ein „Keguli-Erdhaus“ einschließt, das im Winter bezogen wurde. Die Bediensteten der Ranch, die die Vergangenheit gern erklären, sind zwar auch wie damals gekleidet, doch „Originale“ sind sie nicht. So kam auch der Sattler, der im großen Original-Barn, wo früher die Kutschpferde standen, werkelte, nicht aus Kanada, sondern aus Koblenz und war gelernter Elektriker, während die junge Frau im Road House aus Kempten im Allgäu stammte. Beide waren vor mehreren Jahren hier auf Urlaubstour und wollten danach nicht mehr zurück.
Für die Goldsucher gab es 1859 aber weder die Cariboo Wagen Road noch die Möglichkeit, auf einem Trail durch den nördlich von Yale gelegenen Fraser River Canyon zu gelangen, um flussaufwärts nach Gold zu suchen. Somit hatte Gouverneur James Douglas auch sofort die Unterstützung von mehr als 500 Goldsuchern, als er einen Pfad schlagen lassen wollte, der Port Douglas am Harrison See mit dem Südende des Lillooet Lakes verband, und von dessen Nordende weiterzog zum Anderson- und Seton Lake. Als der „Douglas Trail“ fertig war konnten Wagengespanne und Packpferde zwischen Port Douglas und Lillooet unterwegs sein, während die Seen vorerst noch mit Ruderbooten überbrückt werden mussten, bis auch die Dampfschiffe zur Stelle waren. Der Trailbau war aber keineswegs für die Goldsucher gedacht, sondern er sollte von Anfang an das Landesinnere nördlich des 49. Breitengrades erschließen und damit weiteres Territorium für Britannien sichern. „Geschickt“ war der Governeur auch mit seinen Trailarbeitern, denn er nahm bei Baubeginn jedem seiner mehr als 500 Arbeiter 25 Dollar ab – damals keine kleine Summe – um sicher zu sein, dass die Goldgräber bis zum Ende des Wegebaues ihre Pflicht erfüllten. Dieses Geld zahlte er auch zurück, doch die andere Zusage, die Ausrüstungen dieser Arbeiter kostenlos mit Tragtieren zu den Goldfeldern zu befördern, hielt er nicht.
Von Lillooet führte der nördliche Weg der Goldsucher weiter über den „River Trail“, und was jetzt Farmland ist, und teils von jenen Männern selbst kultiviert wurde, war damals offenes Gelände. Und dort, wo heute die Indianersiedlung Pavilion zu finden ist, führte der Pfad über die Pavilion-Berge weiter nach Norden, Richtung Dog Creek und Williams Lake. Von dort folgten die Männer den Pfaden der Indianer und Pelzhändler, um am nördlichen Fraser Fluss und seinen Zubringern ihr Glück mit dem Edelmetall zu versuchen. Mit einem Allradler lassen sich auch heute noch viele dieser unwirtlichen Kilometer über Forst-, Schotter- und Erdstraßen verfolgen und dabei ein wenig die Situation erfühlen, wie jene Pioniere unter ihren schweren Lasten gelitten haben müssen.
Der „Douglas Trail“ bestand aber nur drei Jahre, denn als die Cariboo Wagenroad kam und eine ganz andere Richtung einschlug, verlor er an Bedeutung. Die neue Verbindung, die der Governeur der Colony of Britisch Columbia, James Douglas, ebenfalls unterstützte, zog von Fort Yale bis Barkerville, wobei die erste der drei Versionen zunächst der Harrison Route der Hudson’s Bay Company von Port Douglas nach Lillooet, Clinton und Chasm folgte. Danach zog die Straße zu den Roadhäusern mit der Meilenbezeichnung 70, 83, 100 und 108, ehe der Lake La Hache ins Bild rückte. Nach der historischen 132 Mile Ranch und den Roadhäusern der Meilen 137, 150 und 153 erreichte die Cariboo Wagen Road mit Soda Creek und Fort Alexandria die Ausgangspunkte zu den Goldfeldern. Soda Creek, nördlich von Williams Lake, war bereits seit 4.000 Jahren Indianerland und bis 1910 Endstation der Schaufelraddampfer für nordwärts Reisende. Das letzte Stück des Trails beginnt bei Quesnel und führt in den historischen Minenort Barkerville, in dem die Geschichte durch ein Freilichtmuseum lebendig blieb. Als die Stagecoatches- und Freight Wagon Companies ihre Hauptquartiere in Yale aufschlugen, folgte die Straße durch den spektakulären Fraser River Canyon über Hells Gate und Jackson’s Mountain, und fand zu Clinton Anschluss an die frühere Wagon Road. Den Schlusspunkt setzte 1885 die Fertigstellung des Canadian Pacific Railways, der Ashcroft zum südlichen Ende der Cariboo Wagon Road machte. Und das, was der Eisenbahnbau im Fraser Canyon von dem dortigen Teil der in den Fels gesprengten und über schmale Brücken führenden Wagon Road nicht zerstörte, vernichtete die große Flut von 1894. Gekostet hat die Straße, die eine Reaktion auf die Goldfunde in der Cariboo Region war und ausschließlich mit der Hand, Hacke und Schaufel gebaut wurde, 1,25 Millionen Dollar, eine Menge Geld in den Jahren 1862 bis 1864.
Uns führt die „99“ 2000 von Lillooet zunächst weiter entlang am Cayoosh Creek, dann in zahlreichen Kurven hinab in eine sehr trockene, sonnige und heiße Region, die im Regenschatten der Küstengebirge liegt. Die eigenartigen, zahlreichen runden Felsen sehen aus wie riesige, säuberlich gebürstete Maulwurfhügel, nur besser und feiner zugespitzt. Pavilion Lake und Marble Canyon Provincial Park sind letzte Etappen, ehe die „99“ ein Dutzend Kilometer nördlich von Cache Creek auf die „97“ Richtung Clinton trifft. Dieser, von mehreren Parks flankierte Ort, verdankt seine Entstehung dem 75-Mile-House, das ohne jeden Nagel gebaut wurde und am Neujahrstag 1861 an der Kreuzung der Cariboo Wagon Road mit der von Yale kommenden Wagenstraße seine Pforten eröffnete. Später wurde das Meilenhaus auf den Namen des damaligen Colonial-Sekretärs Lord Henry Clinton umgetauft und zum Grundstein der heutigen Ortschaft. Nicht nur in seiner Hauptstraße blieb das Western-Flair erhalten, auch viele Gäste-Ranches bieten in der Nähe ihre Dienste an. Von diesen ist die bei Jesmond im Herzen des Cattle Country liegende Big Bar Gäste Ranch ganzjährig geöffnet und hat den Marble Range Provincial Park mit dem Mount Brownan (2.243 Meter) an seiner Seite. In wunderschöner Natur kann hier der Gast bei Brian und Amber Golat reiten, mountainbiken, wandern oder ganz einfach nur schöne Tage auf der Ranch am Campfeuer genießen. Zweiunddreißig Kilometer nördlich von Clinton präsentiert sich am Highway mit dem 70 Mile House ein original Cariboo Roadhouse. Hier holt auch die luxuriöse Siwash Lake Ranch ihre Gäste ab, während der nahe Green Lake ebenfalls als ein äußerst populäres Erholungsgebiet gilt. Der im Osten liegende Watch Lake ist vor allem Heimat für Fisch- und Seeadler, Haubentaucher, Enten, Regenbogenforellen und, wie auch der „Green“, Ziel von Reittouren.
Am 93 Mile House biegt mit der „24“ der „Fishing Highway“ nach Osten ab. Er führt in eine sanfte Gegend, in der es mehr Seen als Anglerlatein gibt, doch dazu später. Im Ort 100 Mile House ist man im Zentrum der Süd-Cariboo Gegend. Als Postkutschenstopp, 100 Meilen entfernt von Lillooet, datiert er zurück auf 1862, und am Nordende des Städtchens erinnert auch noch eine der berühmten und restaurierten Postkutschen des Barnar Express (BX Coatches) an die harten und schweren Tage der Pionierzeit. Der Rest ist modern. Mit typischem Einkaufskomplex, Motel, Bauernmarkt, Wohnmobil-Park, Shows, Rodeos, Festivals, Konzerten, Tennis- und Golf Clubs. Andere Abwechslungen bieten das Marsh Wildlife Sanctuary, der Centenial Park, die Westernwoche im Mai, der Zehn-Tage-Cariboo-Ritt drei Monate später, der Hors Lake mit seinen Resorts, oder der westlich liegende Moose Valley Provinzpark, in dem eine 12er-Seenkette Kanus, Elche und Kraniche gleichzeitig anspricht. Im Winter sind Hundeschlitten, zweihundert Kilometer gespurte Langlaufpisten, der Cariboo-Skimarathon oder Snowmobile bevorzugte Attraktionen. Und somit fehlt am Visitor Information Center auch nicht das passende Wahrzeichen, die „längsten Skier der Welt“, die ihre Spitzen elf Meter nach oben recken. Drei Kilometer nördlich führt eine schöne Fahrt zum östlich gelegenem, und in Berge und Wald eingebettetem Canim Lake. Das vierzig Kilometer lange blaue Wasser bringt ganz besonders Angler, Kanuten und Wasserskier zum schwärmen, doch sind in seiner Umgebung auch Mountainbiker, Wanderer und Reiter unterwegs, während Resorts, Lodges oder B&B Häuser Sommer wie Winter ihren Service anbieten.
Die bei Meile 108 erreichbare Ranch hat zwar nichts mehr mit Viehtrieb zu tun, und das Örtchen selbst zählt mit zweitausend Einwohnern sogar mehr Köpfe als das wichtigere 100-Mile-House, doch blieb auch hier historisches Flair erhalten. Dabei geht es aber weniger um einige der alten Blockhäuser als Zeitzeugen, sondern die eigentliche Attraktion ist der völlig neu restaurierte, massive „Log-Barn“, den Captain Watson 1908 für seine über zweihundert Clydesdaler gebaut hat. Pferde gibt es hier inzwischen nicht mehr, sondern Tanzlustige, um bei Bluegras Musik und Country Rock den Tag ausklingen zu lassen. Ganz in der Nähe bietet die Spring Lake Ranch, deren Blockhütten direkt am See stehen, umfangreichen Programme, das Best Western Resort lockt mit seinem 18-Loch Golfplatz, und das vogelreiche Walker Valley hat ebenfalls seine Pluspunkte. Die „bessere Story“ hat jedoch die 108 Mile Ranch, deren Parkplatz durch einen Tunnel unter dem Highway erreicht wird. Zunächst spielte sie in der Goldrauschzeit, als Minenarbeiter und Trapper auf der 642 Kilometer langen Cariboo Wagenroad unterwegs waren, eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieses Gebietes, wurde 1867 zum Post-House und ging 1875 an Agnus und Jim McVeen, die es zum Hotel umfunktionierten. Und wenn die Geschichtsschreiber die Wahrheit überlieferten, dann hatten es die neuen Besitzer nur auf erfolgreiche Goldgräber abgesehen, von denen sie etwa fünfzig töteten und in Seen versenkten. Als sie entdeckt wurden nahm sich Agnus im Gefängnis das Leben, und die Ranch wechselte erneut ihre Besitzer. 1880 war William Walker an der Reihe, der ein Ice House, Telegraphenbüro und eine Schmiede baute, während sein Nachfolger, Steven Tingley, weitere Gebäude hinzufügte. Zu den zehn, die der Nachwelt erhalten blieben, gehören Einraumschule, Schmiede, Post, BX Stage Coach Schuppen und der Clydesdale Barn.
Kurz darauf, nach dreihundertvierzig Tageskilometern, sind auch wir für heute am Ziel und ziehen am Lac La Hache den Zündschlüssel aus dem Schloss. Vor zwei Jahren hatten wir den etwas südlicher auf der anderen Straßenseite liegenden KOA-Platz gewählt, doch heute campen wir direkt am See mit „Full-Hook-Up“. Die obligatorische kleine 0,3-Bierdose wird sofort geöffnet, dann ist die Dusche an der Reihe, und vor einem Spaziergang am See der Grill, der zwei ordentliche Steaks zu bewältigen hat. Dieses Gewässer, dessen Forellen und Kokanee Lachse weithin bekannt sind, ist mit Badestränden und diverser Wassersportarten der Mittelpunkt eines großen Freizeitzentrums mit Urlaubs-Ressorts, Lodges, Gäste-Ranches und Motels. An seinem Ufer, auf dem Campground des Kokanee Bay Motels, werden wir auch acht Jahre später wieder eine Nacht verbringen. Heute, auf der Reise 2002, genießen wir den Rest des Abends am Lagerfeuer im Campingstuhl, strecken die Beine aus, lassen uns zwei Longdrinks munden und schauen dem Treiben auf dem Wasser zu.
Dieser Landstrich im Zentrum der Provinz British Columbia gehört zur „Cariboo-Chilcotin-Coast Region“. Im Osten werden diese 12,6 Millionen Hektar von den Cariboo Bergen, im Westen vom Pazifik begrenzt, so dass die Freizeitmöglichkeiten zahlreich sind: Wälder mit Bären und Elchen, die Goldgräbergeschichte des Cariboo, Flüsse, Seen, Rancherland und Berge im Chilcotin, Buchten und zerklüftete Fjorde an der Zentralküste. Es ist auch ein Land der „Rs“, Riding, Roping, Rodeoing, Rafting und Relaxing. Hier kann man einen Trail erwandern und dabei Stunden, Tage oder auch Wochen unterwegs sein, die Natur im Sattel genießen oder seine Urlaubstage in Gäste-Ranches und Lodges verbringen, die von rustikal bis Luxus alles bieten, Guides und Outfitters eingeschlossen. Mehr als achttausend Seen, siebzehntausend Kilometer Flüsse und Bäche, und fünfzehntausend Kilometern Küste bedeuten nicht nur für Angler und Wassersportler ein Paradies. Die Suche nach Gold startete einst das Abenteuer, und heute reisen die Touristen noch immer auf dem Gold Rush Trail mit Stopps zu Lillooet oder Barkerville. Sie waschen hier und da auch noch Gold, oder möchten die Zeit und Atmosphäre jener Tage schnuppern, wenn sie ihren Fuß auf alte Indianerpfade, Reste der Wagon Road, in Restauriertes oder halb Verfallenes aus jenen Pioniertagen setzen. Ganz gezielt oder rein zufällig. Aber jene Zeit war auch sehr hart, und, für Mensch und Tier, wohl auch brutal. Aber sie bot auch Chancen für die Zukunft. Für uns, die im klimatisierten Supermarkt täglich alles und jedes aus aller Welt einkaufen und per Auto, Zustellservice oder Internet beschaffen können, ist es schwer vorstellbar, dass Waren mindestens sechs Monate vorher bestellt, hunderte Pfund Seife aus Rinderfett hergestellt oder zehn Kinder in einer kleinen Blockhütte geboren werden mussten.
In ihrem Buch „Pioneer People und Places“ gibt Irene Stangoe weiter, was ihr eine Tochter von James Wiggins, Mabel Kinvig, über jene Zeiten erzählte, als ihre Eltern 1906 in Miocene, zwischen Williams Lake und Horsefly gelegen, siedelten: Zweimal im Jahr erhielten sie aus Vancouver alles was sie brauchten, doch musste ihr Vater die Waren im 300 Kilometer entfernten Ashcroft abholen. Diese gleichen Kilometer wurden auch die Rinder zur Bahnstation getrieben, wenn sie verkauft wurden. Der Ceylon Tee war in großen Behältern aus Leinentuch verpackt, das ein Holzrahmen in der gewünschten Form hielt. Der Chinareis kam in 25-Kilo-Säcken an, und Streichholzblöcke wurden in Kanistern von 15 Litern verschickt. Die Frau des Hauses musste Kühe melken, Hühner und Schweine füttern, Garten- und Feldarbeit erledigen, aber eigentlich war sie Lehrerin. Viel Land, insgesamt siebenhundert Hektar, waren urbar zu machen, doch der Vater brauchte auch, um seine Familie durchzubringen, den Zusatzverdienst als Transporteur auf der Wagon Road und war dadurch wochenlang nicht zu Hause. Auch die Kinder, für die es einen einzigen Lehrer gab, der alle Schüler in einer Einzimmer-Blockhütte gleichzeitig unterrichtete, hatten innerhalb der Familie ihre stetigen Aufgaben. Fast nebenbei gebar Frau Wiggins neun Kinder und zog sie auf. Gewaschen wurde alles mit der Hand, und anfangs lebten sie noch im Zelt. 1908 entstand eine Blockhütte mit vier Räumen, elf Jahre später waren es zehn. Ab 1913 wurde zusätzlich noch das neue „Post Office“ betrieben und, bis es fast fünfzig Jahre später geschlossen wurde, blieb das auch so. Die Frau starb 1927, ihr Mann 1960 im Alter von sechsundachtzig Jahren, als seine große Ranch bereits aufgeteilt und verkauft war. Ein Teil davon hat aber überlebt, als Pioneer Ranch zu Miocene.
Auch Florence Schoonover erzählte die Geschichte ihrer Eltern, die im gleichen Jahr am Meldrum Creek im Chilcotin, nordöstlich von Riske Creek, siedelten. Ihr Vater Murdock Donald Ross war, bis die Brücke gebaut wurde, Fährmann zu Chimney Creek am Fraser River. Was dann kam, war noch schlimmer. Schuhe nähten sie aus den Häuten ihrer Kühe, droschen den Weizen mit Flegeln und machten ihn mit einer handbetriebenen Steinmühle zu Mehl. Auch Räucherspeck, Schinken oder Seife wurden eigenhändig hergestellt, Wasser fast einen Kilometer entfernt geholt und Holz im Wald gesägt. Medizinische Hilfe gab es nicht, und alle zehn Ross-Kinder wurden in der Blockhütte ohne Arzt oder Hebamme geboren. Murdock Ross war ein Lehrer aus Neuschottland, der mit seiner Frau Mitte der 1880er nach British Columbia kam. 1986 erwarben sie eine kleine Ranch am Ross Gulch unterhalb von Riske Creek, doch in jenen Jahren hatten sie kein Glück. Zunächst starb die Frau, dann vielen die wenigen Rinder dem harten Winter 1900 zum Opfer. Ross musste den Job auf der Fähre annehmen und heiratete die Engländerin Florence Hunt. Auf der Westseite des Fraser Rivers, nahe der Fähre, übernahmen sie drei primitive Hütten. Drei ihrer Kinder wurden dort geboren, die anderen sieben zu Meldrum Creek. Die kleine Fähre, die der Mann über den Fraser rudern musste, hatte mit ihren 6 x 12 Fuß nur Platz für einen einzigen Transportwagen, die Pferde mussten schwimmen. 1904 zog die Rossfamilie zum Meldrum Creek um und startete eine kleine Farm. Vier Jahre später kam das Postmeisteramt der kleinen Ansiedlung dazu und besserte das knappe Einkommen ein wenig auf. Das hieß allerdings auch, einmal wöchentlich die Post von Riske Creek abzuholen und nach Hause zu kutschierten. Florence Ross hat fünfzehn Jahre lang die Ranch nie verlassen. Waschen, kochen, melken, buttern, Seife , Käse, Schinken und Speck herstellen, ihre große Familie versorgen, sich ums Vieh kümmern und all die anderen Arbeiten auf der Ranch ließen ihr keine Zeit dazu. Und, so ihre Tochter, „diese Frau hat sich nie beklagt“. Dennoch hat dieses harte Leben auch für ein langes gesorgt. Murdock Ross ritt seinen alten Schimmel „Sunny“ noch mit 86 Jahren und war frisch und aktiv bis zu seinem Tode 1949. Das Leben hatte für ihn 90 Jahre bereit gehabt. Seine Frau Florence überlebte ihn um drei Jahre und starb mit sechsundachtzig. Die fünfzig Jahre am Meldrum Creek fasste Tochter Florence wie folgt zusammen: „Wir hatten viele sehr harte Zeiten, aber es gab auch glückliche …“
All diese Pioniere haben vor noch gar nicht so langer Zeit die Grundlagen dafür gelegt, dass der heutige Tourist ein wunderschönes Land unbeschwert bereisen kann. Auf guten Straßen und in grandioser Natur; mit Luxus-Lodges, urigen Blockhütten oder romantischen Campingplätzen. Da sind so großartige Flüsse wie der Chilko, Chilcotin oder Fraser, wo das Vergnügen Wildwasser oder Speed-Boot heißt. Für ein Ozeanabenteuer an der Küste bieten sich Kajak, fischen, bergsteigen oder wandern an, oder die Kreuzfahrtschiffe und Fähren, die an der Küste entlang gleiten und unglaubliche Blicke freigeben, auf Gletscher oder wunderschöne Täler. Man kann Wale beobachten, verspielte Seeottern oder Grizzlys, und mit etwas Glück auch den weißen Kermote Bären begegnen. Oder man spielt Golf, reitet mit oder ohne Packpferd, erfährt sich das Land im Wohnmobil, Pick-Up oder Auto, oder genießt ganz einfach die herrliche Natur auf welche Art auch immer. Kanada ist wirklich ein Land ohne Limits.
Der nächste Morgenkaffee duftet schon sehr früh, denn wir möchten heute den Clearwater Lake bei Kleena Kleene erreichen. Dass wir dort auf eine deutsche Familie aus Bonn treffen werden, die sich vor einigen Jahren einen Traum erfüllte, ahnten wir natürlich nicht. Kurz nach sechs Uhr rollen wir bereits Richtung 150 Mile House und Williams Lake, wo die Nummer Zwanzig nach Westen abbiegt, und ihren 450 Kilometer langen Weg an die Westküste nach Bella Coola antritt. Bevor man aber die Kreuzung in der Provinzhauptstadt erreicht, bleibt weiterhin Pionierboden unter den Rädern. 150 Mile House, während des Goldrausches ein wichtiger Halt auf dem Weg zu den Goldfeldern, ist heute eine ruhige Gemeinde mit etwa 1.000 Einwohnern und einem Geschäftsbereich am Highway, der diesen Namen trägt. Die alte Schule von 1890 findet man allerdings erst siebzehn Meilen nördlich am Cariboo Highway. Unweit ihres Originalstandortes, auf neuem Fundament und gut restauriert, bietet sie Touristen ein kleines Fenster in die Vergangenheit. Der alte Gold Rush Trail, der am 150 Mile House nordostwärts nach Horsefly und Likely abbiegt, bringt in unseren Tagen Touristen auf Schotter zu den Seen Horsefly und Quesnel. Letzterer, sein Hauptarm zieht sich mit 101 Kilometern bis zum Wells Grey Park hin, ist für seine Achtkilo-Forellen bekannt und der größte der Region, die von Koppelzäunen, Gras- und Farmland, Gäste-Ranches, Pferden und Rindern geprägt ist. Horsefly, wo 1859 Gold gefunden wurde und seinen Namen von den damals dort verstärkt vorkommenden Pferdefliegen erhielt, wird nach sechzig Kilometer erreicht. Entlang des gleichnamigen Flusses, dessen jährlicher Sockey-Lachszug als der zweitstärkste der Provinz gilt, gibt es zahlreiche Wanderwege, die auch zu den Horsefly Fällen, den Viewland Bergen oder durch Zedernwald zum Quesnel Lake führen. Über Big Lake Ranch, Likely, entlang des Cariboo Lakes, und Keithley Creek lässt sich auch Barkerville am Ende der von Quesnel kommenden 26 erreichen, doch muss man sich über den Zustand der geschotterten Straßenabschnitte vorher erkundigen.
Für mehr als fünfzig Jahre war das 150 Mile House ein Knotenpunkt der Region, dem die Komplettierung des Pacific-Great Eastern Railways ein Ende setzte. Jene startete allerdings mit der Lake Valley Ranch und Roadhouse der Davidson Brüdern am Valley Creek, und als diese in Schwierigkeiten gerieten und das Anwesen verkauften, ging das kleine Haus durch viele Hände. Mit dem Goldrausch, und unter der Regie der neuen Besitzer Samuel Adler und Thomas Berry, wurde das Roadhouse zu einem weiteren Meilenhouse am Caribo Goldrausch-Trail, und als „150 Meilen House“ plötzlich zum Dreh- und Angelpunkt, als die im Bau befindliche Wagon-Road vom ursprünglichen Plan abwich, das alte Williams Lake liegen ließ, und stattdessen über die „Davidson Farm“ nach Deep Creek in der Nähe von Quesnel führte. Chilcotin, Barkerville, Quesnel Forks, Horsefly oder Lillooet hießen hier die Wegweiser, und dieses Road House wurde zu einem natürlichen Handelspunkt an der Kreuzung vieler Pfade, an der nun Passagiere, Fracht und Post vorüber mussten. Damit rechnen konnten die früheren Farmeigner allerdings nicht, denn der Hudson’s Bay Trail, der das nordwestlich vom heutigen Prince Georg gelegene Fort St. James versorgte, führte durch das Gebiet von Williams Lake bis er den Fraser erreichte, wo er nach Norden zum Fort Alexandria abbog. Die neue Straße folgte diesem alten Trail zum Soda Creek jedoch nicht, sondern wählte ihren Weg nach dort weiter östlich, und damit durch die alte Davidson Farm.
Das im Niedergang befindliche 150 Mile House erlebte jedoch eine zweite Blüte, als es 1884 von den Partnern Borland und Vieth gekauft und in Hotel, Laden und Ranch umfunktioniert wurde. Bob Borland war zugleich auch einer der großartigen Pioniere seiner Zeit und galt in den 1890er Jahren als einer der prominentesten Geschäftsmänner im Cariboo. In Williams Lake erinnert zwar noch immer eine Straße an diesen Mann, doch als die Stadt 1819 entstand, dachte man eher an „Borland“ als an den heutigen Namen. Borland war 1840 in Ontario geborenen und kam des Goldes wegen in diese Gegend, doch sein fehlendes Glück ließ ihn umdenken, und zusammen mit dem ebenfalls enttäuschten Georg Vieth einen kleinen Laden kaufen. Der brachte Geld in die Kasse und ließ ihren kleinen Handel zu einem Stopping-House erweitern, das als Rasthaus am Keithly Creek sehr schnell einen erstklassigen Ruf genoss. Um 1870 waren ein zweiter Laden, Sägewerk und Schlachthaus eröffnet, und auch der Postservice nach Barkerville war in der Hand der beiden Partner, während vierundsechzig ihrer Maultiere als Packtrain für die Northern Hudson’s Bay Company zu deren Forts im Einsatz waren, um diese mit allem Nötigen zu versorgen. Als sich die beiden Partner 1899 trennten, standen vier Läden, drei Hotels, der Pack- und Frachtservice, mehrere Rinderranches und zwei aktive Minen im gemeinsamen Eigentum. Vieth starb 1919 in Victoria. Borland behielt seine Farm und heiratete, als er in den Sechzigern war, eine sechzehnjährige Schönheit. Berühmt war aber nicht nur deren Pianospiel, sondern vor allem ihre extravagante Lebenseinstellung. So galt das ehemalige Pinchbeck House, das Borland ebenfalls übernommen hatte, bald als exklusivster Platz in der Wildnis, mit feinsten Möbeln, Teppichen und Porzellan. Die Probleme kamen aber ebenso schnell, wie die Exklusivität angeliefert wurde, denn Bob Borland bekam nur noch Rechnungen aus Vancouver, wo seine hübsche Frau reichlich und ungehemmt einkaufte. Als der Staat neues Land für Williams Lake benötigte, verkaufte Borland 1912 Haus und Ranch, überließ seine verschwenderische Frau in dieser Stadt ihrem eigenen Leben und zog sich auf seinen Besitz zu Keithly Creek zurück, wo er 1923 verstarb und auch seine letzte Ruhe fand. Seine Frau heiratete wieder und verzog nach Ashcroft.
Das 150 Mile House, mit mehr als dreißig Zimmern ausgestattet, war wegen seiner Farbe auch als „das Weiße Haus“ bekannt und bei Reisenden vor allem wegen seiner Bar und Tanzabende beliebt. „Gesetz des Hauses“ soll gewesen sein, dass der erste Frühaufsteher das Recht hatte, sich das beste Paar Überschuhe nehmen zu dürfen, die am Barofen abgestellt waren. Äußerst populär war das Road House auch wegen seiner gemischten Gesellschaft, die Reisende, Farmer, Minenarbeiter, Cowboys, Fuhrleute und zukünftige Siedler vereinte. Wie gut man schlief, war abhängig vom Raum. Über der geheizten Bar war es warm aber laut, bis der letzte Gast entschied, es sei genug. Ruhiger war es in den Räumen über der Küche, doch dort ließ man den Ofen ausgehen, sodass das Thermometer an winterlichen Tagen im Schlafgemach spätestens am Morgen bei weniger als „Null“ angekommen war. Dem „Weißen“ erging es aber letztlich auch nicht anders, als den meisten dieser Straßenhäuser, es wurde eine Beute der Flammen und durch das Feuer zerstört. Die Zeit blieb aber deswegen nicht stehen. Ringsum gab es Neuansiedlungen, Häuser, Verwaltungsgebäude, Bank, Laden, Schmiede, Tanzhalle, Gefängnis, Telegrafenstation, Schuppen, Scheunen und Ställe. Etwas weiter am Bach entstanden Sägewerk und Getreidemühle, wo die Bauern ihren Weizen ab- und Mehl aufluden. Aber so schnell, wie diese Ortschaft geboren wurde, versank sie auch wieder in der Bedeutungslosigkeit, denn die neuen Gleise der Eisenbahn wurden von Squamish am Howe Sound ab Lac La Hache ins Hinterland nicht über 150 Mile House verlegt, sondern entlang des San Jose Rivers zum Williams Lake, wo ein neuer Ort gleichen Namens entstand, der die Geschäftigkeit in diesen verlagerte und 150 Mile House zu seinem heutigen Dasein, einem kleinen Ort am Highway, schrumpfte.
Knapp zwanzig Kilometer weiter ist man in Williams Lake. Die Stadt ist Dreh- und Angelpunkt der Cariboo Region, als auch das Tor zum Chilcotin und der zentralen Küstenregion, womit es auch gleichzeitig zum Ausgangspunkt für Urlauber wird, die auf ausgetretene Touristenpfade verzichten möchten. Die Stadt am See ist mit allem ausgerüstet, was für das riesige Einzugsgebiet nötig ist, dazu Galerien, Flugplatz, Bus- und Eisenbahnstation, Golfplätzen, und ihr Museum ist das einzige, das sich in British Columbia mit Rodeos beschäftigt. In ihren Mauern gedenkt man auch berühmter Musiker, Poeten und anderer Persönlichkeiten. Bei aller Geschäftigkeit blieb auch der Countrycharm erhalten, und sein viertägiges Rodeo am ersten Wochenende im Juli, bei dem längst Provis in den aus dem Siedlerleben entwickelten Sportarten antreten, ist eines der berühmtesten in Nordamerika. Zu solchen Countryfesten, wenn die ganze Stadt regelrecht aus dem Häuschen ist, gehören auch viel Musik und Tanz. Wer es ruhiger mag, der wählt vielleicht den schönen Williams Lake River Trail zum wandern, der über zwanzig Brücken und vierzehn Kilometer zum Ufer des Fraser Rivers führt. Mehr Zeit und Kondition verlangt dagegen der 420 km lange „Mackenzie Trail“, der auf der historischen „Nuxalk-Carrier Route“ nach Bella Coola zur Küste führt. Ein Stückchen südlich der Stadt, in der Nähe von Soda Creek, lädt auch das Xats’ull Heritage Village zum Besuch ein, das an die Ureinwohner dieser Region erinnert. Andere Ziele in der näheren Umgebung wären auch die Springhouse Gästeranch (mit Campingplatz), die historischen Dog Creek und Gang Ranch, der Farewell Canyon oder, im Norden, die lebende Goldgräberstadt Barkerville als Freilichtmuseum.
Dass Williams Lake überhaupt entstand, war reiner Zufall. Zunächst entschied sich ein Provinzbeauftragter für einen anderen, als den vorgesehenen Standort, und danach sorgte die geänderte Straßenprojektierung für den Niedergang der Ortschaft. Erst die Eisenbahngleise gaben der Ansiedlung eine neue Chance, wenn auch an etwas anderer Stelle. Doch all das brauchte auch seine Zeit. Den Anfang machte die Provinzverwaltung, als sie 1860 ihren Beauftragten Nind und den Polizisten Pinchbeck ins Cariboo schickte, um dort eine Verwaltung aufzubauen und für Recht und Ordnung zu sorgen. Ende Juli machten sich die beiden Männer in Fort Hope auf den Weg, benutzten den „Boston Bar Trail“, der durch die Fraserschlucht führte, und hatten, als sie nach vier Wochen die Davidson Farm erreichten, sich auch über die übrigen 200 Meilen durch Schlamm, Sumpf und Gebüsch geschlagen. Heute fährt der Tourist die gleiche Strecke in wenigen Stunden im klimatisierten Mobil über Highway-Asphalt, doch es waren solche Pfade, die ihm vorausgingen und es erst möglich machten. Dass Nind nicht „Fort Alexandria“ als Hauptquartier auswählte, wo bereeits Post, Saloons, Läden und Lagerhäuser existierten, sondern seine Zelte weiter südlich am See aufschlug, überraschte zunächst, denn dort gab es lediglich eine Kirche von 1842, die Missionsfarm und ein Road House. Dennoch war dieser Platz, in dessen Nähe auch der Amerikaner Davidson 1859 seine Farm im Glendale Gebiet errichtet hatte, ein ganz vorzüglicher, denn hier kreuzten nicht nur einige der ins Landesinnere führenden Trails, sondern am nahe gelegenen Fluss hatten auch Goldsucher ihre Camps aufgeschlagen.
Als um das Road House herum Verwaltungsgebäude, Post Office, einige Häuser und Schuppen entstanden, war auch der Grundstein für das „erste“ Williams Lake gelegt. Die Attraktion der kleinen Ansiedlung war die gastfreundliche Einkehr, deren 1$-Mahlzeiten einen sehr guten Ruf hatten, und die für „Kamerad Pferd“, wurden Futter und Stall gebucht, 3.50 $ auf die Rechnung schrieb. Für 13 Cent pro Pfund wurden auch Kartoffeln angeboten, denn die eigene Ernte betrug jährlich etwa 800 Zentner. Wie der Ort zu seinem Namen kam, das will eine Sage wissen: Ein Fremder traf am See einen Angler und fragte ihn nach seinem Namen. Die Antwort war „William“, und auf die zweite, ob das sein See sei, antwortete der Indianer mit „ja“, womit Williams Lake getauft war. Für das weitere Wachstum sorgten die Goldfunde, denn sie zogen alle an, auch Gauner, Spieler und Banditen, und somit wuchs der Ort auch insgesamt zum Liefer- und Versorgungszentrum. Der zusätzliche Enthusiasmus, den 1863 die Kunde von der neuen Wagenstraße auslöste, wurde jedoch nicht belohnt, denn die fünfeinhalb Meter breite Spur zog, unvorstellbar für jene Einwohner, zur Lake Valley Ranch (später 150 Mile House), danach über die Berge zum Deep Creek, wo zwischenzeitlich Pinchbecks 164 Mile Road House stand, und schließlich nach Soda Creek. Damit war „Williams Lake-Village“ umgangen und versank in einen langen Schlaf.
Constabler Pinchbeck, dessen Anwesen dort stand, wo heute die Stampede der Provinzstadt stattfindet, war für diese Region allerdings ein richtig guter Mann, als Polizist, Richter, Anwalt, Henker, notfalls auch als „Arzt“. Eine Pistole soll er nie getragen, sondern jegliche Probleme mit seiner Autorität gelöst haben. Der Mann, der mit achtzehn Jahren England verlassen hatte und die Indianer gut behandelte, erkannte nicht nur sehr schnell die Bedeutung der Cariboo-Region, sondern war auch ein Visionär. Und deswegen kaufte er, gemeinsam mit einem Freund, auch weiteres Land, als die neue Straße nördlich vorbei zog. Am Ende gehörte ihnen mit achthundert Hektar das ganze Tal, von dem sie die Hälfte kultivierten. Obwohl die Postkutschen und Frachtwagen nun über das 150 Mile House fuhren, blieben sein Road House, Laden und Saloon weiterhin sehr erfolgreich, denn Pinchbecks „White Wheat Whisky“ war berühmt wie heutige Spitzenprodukte. Und somit waren es nicht nur die Goldschürfer, die im Winter für acht Dollar pro Woche in seinem Haus auf besseres Wetter warteten, die viel Geld in der Bar ließen. Ein warmes Essen kostete fünfzig Cent, ein Drink die Hälfte, und Pinchbeck investierte all diese Dollars wieder. Er baute Getreidemühle, Bier- und Whiskybrauerei und ein Sägewerk, Viehzucht und Landwirtschaft betrieb er nebenher. Sein Markt waren die Goldcamps, Packpferde das Transportmittel. Für die ganz schnellen Vierbeiner baute er sogar eine Bahn, denn Pferderennen galten als schick und Hauptsportart. Als die Rennen für 1861 anstanden, ruhte die Arbeit in den Camps fast zwei volle Wochen, denn die Leute kamen aus der ganzen Region und bevölkerten die abgeernteten Weizenfelder mit ihren Zelten. Im Pool sollen damals etwa sechzigtausend Dollar Preisgeld gewesen sein, die nach der Regel “der Gesamtsieger bekommt alles“ ausgeschrieben waren. Und dieser hieß Niger Baby, hatte Doc English im Sattel und gewann das Entscheidungsrennen in überlegener Manier. 1880 ging Pinchbeck zurück nach England und heiratete. Für seine erste Frau, die eine Tochter von Chief William gewesen sein soll, baute er am Nordende des Sees eine neue Bleibe, für sich selbst und die neue Familie das „Lower House am See“, das eine der besten Adressen der ganzen Gegend gewesen sein soll. Einige Jahre später zahlte er zwar seinen Partner aus, doch mit der zu Ende gehenden Goldrauschzeit gingen auch seine Geschäfte merklich zurück. Im Juli 1893 starb Pinchbeck. Seine weiße Grababgrenzung leuchtet heute vom Hügel über dem Stampedeplatz, auf dem er einst zu Hause war. Doch auch die berühmte Stampede der modernen Zeit kann nicht verhindern, dass Alteingesessene nach immer davon schwärmen, was Zeitzeugen ihren Nachfahren über die alte Squaw Hall und das Mountain Race überliefert haben. In jener wurde so manch lange Nacht gefeiert, und das wilde Rennen fand sein Ende, als der Cariboo Highway einige Korrekturen erfuhr, asphaltiert wurde und nicht mehr im Galopp überquert werden konnte. Joe Flieger, der das Rennen, das nur auf den letzten 250 Metern über besseren Boden führte, einst ins Leben rief, gewann die halsbrecherische Jagd über Berge, durch unwegsames Gelände und Busch auf seinem Schimmel Eagle 1923, 1924 und 1926. Noch besser war nur der Alkali Lake-Cowboy Squinahan, der im nächsten Jahrzehnt achtmal erfolgreich war.
Etabliert wurde die Stampede 1920, um die neue Stadt und die „Ankunft“ des Pacific Great Eastern Railways zu feiern. Chronisten berichten allerdings, dass es schon ein Jahr früher eine Stampede gegeben habe, als weder das Tal noch der neue Ort Straßen kannten. 1920 kamen aber alle, mit Wagen und Zelten, Weiße und Indianer um sich bei ihren täglichen Aufgaben im sportlichen Wettstreit zu messen und herauszufordern. Eine Arena gab es dafür noch nicht, aber ein ausgelassenes Tanzfest im Pinchbeck-Borland-Haus, nachdem alle Sieger ermittelt waren. Ein Jahr später hatte das neue Williams Lake bereits Formen angenommen, durch Hotels, Bars, eine Bank, Häuser und Schuppen. Danach wuchsen Ort und Cowboy-Sportspektakel weiter, bis der Zweite Weltkrieges dem sportlichen Ereignis eine Ruhepause aufzwang. Als es 1947 wieder eröffnet wurde, war auch die Zeit der lokalen Amateure vorbei. Die Stampede wurde, wie alle anderen großen Rodeos auch, zu einer hochprofessionellen Show mit Tribüne und Spitzenkönnern aus ganz Nordamerika. Nur die Tatsache, dass man genau wie damals einige Tage nicht zum Schlafen kommt, soll sich beim Rodeo nicht geändert haben. Andererseits funktionierte selbst in den 1950er Jahren in diesem Landstrich das Leben noch längst nicht so, wie anderswo in Kanada. So gaben die beiden Banken in der Stadt anlässlich des „October Cattle Sale“ an zwei verschiedenen Nächten jeweils eine Party, bei der um Schreibtische und Kassenschalter getanzt, und Drinks im Tresorraum gereicht worden sein sollen, denn beide waren hier auch schon ansässig, als 1919 die ersten Gebäude der neuen Stadt an der gegenüberliegenden Seeseite bei den Bahngleisen entstanden. Es waren zwar nur zwei kleine, mit Dachpappe gedeckte Holzhütten und weniger als zwanzig Quadratmetern, denn Geld für Besseres musste erst noch verdient werden. Aber auch das war anders als heute, denn die Kunden kamen nicht zur Bank, sondern „die Banker“ mussten oft meilenweit zu ihnen reiten, auch im Winter. Und wenn es um die Eröffnung einer neuen Zweigstelle ging, dann war es ähnlich wie heute, es las sich nur ein wenig anders, was Irene Stangoe in ihrem Buch „Cariboo-Chilcotin, Pioneer People and Places“ einem Bericht des damaligen Managers der Bank of Commerz in Williams Lake an seine Zentrale entnahm: „Die hohen Kosten, Miete für Büro, Pferd und Futter von monatlich 24 $, bei Pferdekauf 30 $ für Stallmiete und 60 $ pro Tonne Hafer, können anderweitig besser verwendet werden.“
Auch das 1920 erbaute „Log-Cabin-Hotel“, mit Lobby, Speisesalon und dreizehn Zimmern ein imponierender Bau, funktionierte noch etwas anders. Übernachtung und Essen hatten mit je 50 Cent den gleichen Preis, und das Wasser in der Badewanne war kalt. Warmes stand in der Zisterne hinter dem Lobbyofen zwar zur Verfügung, doch das musste sich der Gast auch selbst holen. Das große Feuer von 1921 überlebte es noch, doch als 44 Jahre später die Original-Holzbohlen einer Rundumrenovierung weichen mussten, ging mit ihnen auch ein ganzes Kapitel der alten Pionierzeit zu Ende. Williams Lake selbst, das seinen Namen vom Häuptling der Shuswap-Indianer erhielt und als Haltestelle auf dem Weg in die Goldfelder entstand, war aber endgültig etabliert, als der Great Pacific Eastern Railway 1919 diese Ansiedlung in seinen Schienenstrang einbezog. 1940 war der Ort bereits zum größten Rindertransportplatz der Provinz geworden, und runde 70 Jahre später wohnen hier 11.000 Einwohner die wissen, dass hier das Herz und der Lifestyle des Cariboo schlagen.
Weiter nördlich bleibt der Tourist ebenfalls auf geschichtsträchtigen Boden, denn zu Quesnel erinnert die „größte Goldpfanne der Welt“ an die einstige Aufbruchsstimmung, und in Barkerville sind es 125 Gebäude aus alten Zeiten, die zu einem ansehnlichen und lebendigem Museumsdorf zusammengefügt wurden. Als erster entdeckte hier 1862 Billy Barker das Gold im Williams Creek, doch lockte es auch Abenteurer aus aller Welt in diese Gegend, die für Jahrhunderte die Heimat der Carrier Indianer war und bereits französisch-kanadische Fallensteller und Pelztierjäger angezogen hatte. Auf dem Höhepunkt galt Barkerville zwar als der größte Ort nördlich von San Francisco und westlich Chicagos, doch damals war das eher ein Durcheinander aus Holzhütten, Zelten, Saloons und Läden. Als das Gold alle war, das gewonnene entsprach etwa 40 Millionen Dollar, blieben viele der Arbeiter in der Region, um für sich und ihre Familien eine neue Zukunft zu erarbeiten. Für den Tourismus wurde Barkerville, wie auch das 1864 erbaute Cottonwood House, ein Road House aus der Postkutschenzeit auf halbem Wege, sehr schön renoviert, und dort, wo Billy Barker sein Vermögen machte, verkörpern heute Schauspieler lebendigen Pionierboden und Goldgräberzeit. Der Name der Region wird eigentlich falsch geschrieben, denn er stammt von der Rentierart, die hier mit Tausenden ihrer Art lebten und Caribou genannt wird. Gleichfalls galt der Name auch nur für den Bereich, der sich nördlich von Quesnel-Forks befand, doch irgendwann bezog er sich auf das gesamte Gebiet, von Cache Creek bis nördlich von Quesnel, inklusive des ungeklärten Schreibfehlers.
Ehe der weiße Mann hier erschien, lebten etwa dreitausend Shuswap-Indianer friedvoll im Tal des Lake Columneetza (später Williams Lake) und folgten ihren Jahrhunderte alten Traditionen. Seine Jagdzüge dehnte dieser nomadisierende Zweig bis zum Fraser aus, lebte in Sommer in teepeeartigen Unterkünften aus Sumpfbinsen, im Winter in Erdhöhlen, den Keekwillies oder Pit-Houses. Als Fremde begegneten ihnen lange Zeit nur Pelzhändler und Jäger der Hudson’s Bay Company, die in den 1840er Jahren vom damaligen Fort Alexandria auszogen, um mit ihnen Handel zu treiben. Als jedoch 1859 gierige Weiße auf der Suche nach Gold über die Trails in die Cariboo Berge kamen, änderte sich das, und Chief Anahim von den Chilcotin Indianern plädierte bei einem Treffen aller Zweige am Lac La Hache im gleichen Jahr für Krieg gegen die Eindringlinge. Chief William hatte mit Pater Modeste Demers, der Anfang der Vierziger ins Tal gekommen war, jedoch keine schlechten Erfahrungen gemacht und überzeugte Häuptling Anahim, die Weißen willkommen zu heißen. Diese Einstellung behielt jener Häuptling auch bei, als wenig später Thomas W. Davidson Chief William um Erlaubnis bat, als erster weißer Siedler in seinem Tal ansässig werden zu dürfen.
Richtung Bella Coola ist der Heckman-Pass bei Nässe mit Vorsicht zu genießen
Diese freundschaftlichen Gesten sollten die Ureinwohner aber noch bitter bezahlen. Die 1862 grassierenden Pocken, die auch Chief Wilhelm nicht verschonten, überlebte nur ein Drittel, und danach musste dessen Sohn gleichen Namens als Nachfolger erkennen, dass ihnen die Weißen nicht nur die verheerende Krankheit gebracht hatten, sondern ihnen auch noch ihr Land nahmen, um es für sich zu kultivierten. Und selbst vor dem an der Kirche, auf dem die Indianer sesshaft geworden waren, machten die Eindringlinge nicht halt und verdrängten die Ureinwohner für mehr als 20 Jahre in den Berge, die das Tal säumten. Anschließend erlaubten ihnen zwar katholische Missionare, die im San Jose Tal ihre St. Josephs Mission gründeten, in der Nähe zu leben, aber eingepfercht und ohne eigenes Land und Jagdmöglichkeiten. Chief William jr. soll damals an den „Colonist“ in Victoria geschrieben haben, dass der Weisse Mann ihnen das Land genommen hat, auf dem seine Vorfahren seit über fünfhundert Jahren lebten, er riesige Weizenfelder und große Rinderherden besitzt, während den Indianern kein einzigen Acker verblieb, obwohl die königliche Proklamation von 1858 das Land der Eingeborenen mit ihren Häusern, Gärten, Friedhöfen, Fisch- und Jagdgründen ausdrücklich schützte. Daraufhin kaufte die Provinzregierung am Kopf des Sees einige Ranches und gab dieses Land 1880 den Indianern zurück. Vier Jahre später waren diese 1.600 Hektar als „Sugar Cane Reservat“ offiziell etabliert, und diese Indianer hatten nun wieder ein festes zu Hause.
Auf dem Weg ins Chilcotin – die Fraserbrücke