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Erstes Nachdenken

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Durch meinen Beruf als Drogist hatte ich den Vorteil, im Verbandsraum der Lagerapotheke eingesetzt zu werden. Dort waren sowjetische und auch deutsche Verwundete, die behandelt und verbunden werden mußten.

Ein verwundeter sowjetischer Offizier erkundigte sich nach meiner Herkunft, meiner Heimat. Als ich ihm sagte, daß ich aus Düsseldorf komme, reagierte er in einem recht gutem Deutsch: »Aus der Heinestadt.« Damit konnte ich nichts anfangen und mein Gesprächspartner konnte es kaum glauben, daß ich nicht wußte, wer oder was Heine war. Wie war mir das peinlich, vom Volk der Dichter und Denker zu hören und nichts von Heine zu wissen. Ich erfuhr von diesem Offizier noch, daß Hitler auch die Bücher von Heine habe verbrennen lassen. Seine Aufforderung, mich später in Düsseldorf nach Heine zu erkundigen, ist mir nie aus dem Kopf gegangen.

Als Hilfssanitäter in der Gefangenschaft hatte ich oft mit deutschen Verwundeten Gespräche und später, auf dem sowjetischen Verbandsplatz, mit sowjetischen Verwundeten. Dabei gab es auch sehr unangenehme Begegnungen. Oft wurde ich als Faschist oder Fritz – wahrscheinlich bezogen auf den Soldatenkönig Friedrich – bezeichnet. Auch Drohungen und Handgreiflichkeiten waren nicht selten. In diesen Situationen stand mir die Chefärztin, Frau Dr. Lauchina aus Orel, zur Seite. Sie, in Offiziersuniform, erklärte den neu von der Front gekommenen Verwundeten, daß ich kein Faschist, sondern ein Antifaschist sei. Und wieder wußte ich mit diesem Begriff nichts anzufangen.

Bald aber wurde ich aufgeklärt und es begann eine neue Peinlichkeit. Nämlich als in Gefangenschaft geratene und verwundete Deutsche eintrafen, die mich, als sie vom Antifaschisten hörten, oft schief ansahen.

Für mich wurde die Gefangenschaft, die Arbeit im Feldlazarett, eine Zeit, in der es über vieles nachzudenken gab.

Und was das Essen betrifft, wir bekamen nicht weniger als die sowjetischen Soldaten. Das war mehr als die Zivilisten hinter der Front erhielten, dort, wo die deutsche Wehrmacht eine verbrannte Erde hinterlassen hatte.

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