Читать книгу Drunter und Drüber - Erich Sedlak - Страница 3
Falsch verbunden
ОглавлениеWährend eines gemütlichen Abendessens des Ehepaars Polak stört ein Telefonanruf die traute Zweisamkeit.
Ewald: Geh Traude, gib mir noch ein paar Schinkenfleckerl … schmecken köstlich…
Es läutet sein Handy.
Ewald: Hallo?
Ilona: Hallo, Schnauzibärli, warum rufst du mich nicht mehr an?
Ewald: Wer? Hallo? Wer spricht? Schnauzi? Wer? Bärli?
Ilona: Ich bin es, dein süßes Mausischweindi… erkennst du meine Stimme nicht?
Ewald: Ach so ja, entschuldigen Sie vielmals … die Verbindung ist gestört… Frau Magister Zingerl? Sie sind es doch?
Traude entschuldige … das ist geschäftlich … die Magister Zingerl von der Firma Uniplan … einer unserer wichtigsten Geschäftspartner aus Deutschland.
Ja, Frau Magister, was kann ich für Sie tun?
Ilona: Warum rufst du mich denn nicht mehr an, du Bastard! Und in der Firma lässt du dich von deiner Sekretärin auch verleugnen. Der Herr Diplomingenieur ist nicht zugegegen.
Ewald: Tut mir Leid, Frau Magister! Aber in letzter Zeit kam es bei uns zu einigen unvorhergesehenen Lieferverzögerungen, die wir aber im Lauf der nächsten Woche sicher wieder in den Griff bekommen werden.
Ilona: Du kannst also nicht reden … hockt deine Alte neben dir?
Ewald: Sozusagen, ja…es fällt uns daher schwer, im Moment klare Aussagen zu treffen. Wir werden unsere Kontakte aber selbstverständlich weiterhin vertiefen.
Ilona: Das möchte ich aber auch stark hoffen! Wann treffen wir uns wieder?
Ewald: Inwiefern?
Ilona: Liebst du mich nicht mehr, Ewald?
Ewald: Aber wie kommen Sie zu dieser völlig unbegründeten Annahme, Frau Magister? Keineswegs, um nicht zu sagen … also doch ja … aber da müsste ich schon etwas weiter ausholen.
Ilona: Dann tun Sie das bitte, Herr Haberzettl!
Ewald: Nun, Sie stellen derzeit Forderungen, die wir in dieser Form keinesfalls erfüllen können.
Ilona: Also kein Wochenende in Venedig?
Ewald: Aufwendige Geschäftsreisen sind aufgrund unserer äußerst angespannten budgetären Lage derzeit leider völlig unmöglich.
Ilona: Aber wenigstens ins Kino und nachher zum Chinesen?
Ewald: Diese Vorschläge kommen uns schon mehr entgegen, wobei wir die Beziehungen mit Peking durchaus in Frage stellen möchten.
Ilona: Was heißt das auf Deutsch?
Ewald: Wir sind zu der Meinung gekommen, liebe Frau Magister, dass unser Konzern auf die öffentliche Meinung Rücksicht zu nehmen hat.
Ilona: Aber das ist doch lächerlich, Ewald!
Ewald: Nein, nein! Schon die geringste Indiskretion könnte auf unseren Aktienkurs fatale Auswirkungen haben.
Ilona: Ich muss dich aber unbedingt sehen!
Ewald: Dagegen haben wir auch nichts einzuwenden, Frau Magister. Auch von unserer Seite besteht allergrößtes Interesse an einer ungetrübten Kooperative.
Ilona: Dann kommst du morgen um sechs zu mir …
Ewald: So kurzfristig?
Ilona: Ja! Ich hab dir etwas Wichtiges zu sagen.
Ewald: Den Termin unserer Telekonferenz … morgen um achtzehn Uhr … den müsste ich aber vorher noch mit meinem Team abstimmen.
Ilona: Du meinst: Mit deiner Alten!
Ewald: Sozusagen … auch mit meinen engsten Mitarbeitern.
Ilona: Und wenn ich dich bitte, dich von ihr scheiden zu lassen? Meine Wohnung ist groß genug für uns beide.
Ewald: Aber das ist ja keine Alternative, Frau Magister!
Ilona: Du bist ein echtes Arschloch!
Ewald: Da irren Sie sich gewaltig … Nehmen Sie bitte zur Kenntnis: die Trennung von unserer Partnerfirma in der Slowakei ist noch nicht spruchreif.
Ilona: Und wenn ich dir jetzt sage, dass ich schwanger bin?
Ewald: Aber Frau Magister, Sie werden in dieser Sache schon sehr emotionell, wenn ich das so sagen darf. Der eigentliche Anlass für Ihre Irritation liegt doch schon einige Zeit zurück.
Ilona: Das Baby ist aber von dir, Ewald! Von dir!
Ewald: Da muss ich heftig widersprechen, Frau Magister! Unser Unternehmen hat die Produktion von Miniaturmodulen schon seit über fünf Jahren eingestellt.
Ilona: Dann glaubst du also, dass ich, außer mit dir, auch noch mit anderen Männern…?
Ewald: Wir verfügen über durchaus zuverlässige Informationsquellen, Frau Magister … ich kann daher eine solche Vorgangsweise Ihrerseits keineswegs ausschließen.
Ilona: Du kannst mich mal…
Ewald: Auch das wäre ein durchaus erfreulicher Aspekt. Wie verbleiben wir also, Frau Magister?
Ilona: Erstens: Du tanzt hier morgen um sechs an. Zweitens: Du sagst alles deiner Frau! Drittens: Wir fahren übers Wochenende nach Venedig. Viertens…
Ewald: Dürfte ich einmal unterbrechen, Frau Magister?
Ilona: Nein! Ich möchte auch einmal ausreden!
Ewald: Aber die von Ihnen angeführten Punkte sind für uns völlig unannehmbar! Sie würden damit unser Unternehmen in den Konkurs treiben…
Ilona: Dann will ich jetzt mit deiner Frau sprechen!
Ewald: Der Herr Direktor ist zurzeit leider unabkömmlich und für niemanden zu erreichen. Ich danke für Ihren Anruf, Frau Magister.
Ilona: Weißt du, was du bist?
Ewald: Das will ich gar nicht wissen! Bis zum nächsten Mal…adieu!
Ewald beendet das Gespräch. Gleich darauf läutet sein Handy erneut.
Ewald: Ja! Hallo?
Ilona: Nix Hallo! Gib mir sofort deine Frau!
Ewald: Wie bitte? Wer spricht? Tut mir Leid … Da sind Sie falsch verbunden!