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Happy birthday!

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Ein Wohnzimmer. Er sitzt im Bademantel bekleidet und mit hochgelegten Beinen auf einem Fauteuil. Sie kommt aus der Küche und trägt eine Sachertorte.

Sie: (singt) Happy birthday to you… happy birthday, lieber Konrad…

Er: Aber Gerda! Ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, dass ich meinen Siebziger nimmer feiern will.

Sie: Geh´, sei nicht so grantig, Konrad! Jedes Alter hat seine schönen Seiten.

Er: Der Siebziger nimmer.

Sie: Und ich renn´ extra in die Konditorei und besorg´ dir eine original Sachertorte.

Er: Was? Die hast du gar nicht selber gemacht?

Sie: Geh´! Das zahlt sich doch nicht mehr aus, Konrad … vertrag´st es eh nicht mit deiner Galle.

Er: Und wieso ist auf der Torte nur ein Kerzerl drauf?

Sie: Weil siebzig Kerzerl keinen Platz haben.

Er: Im Vorjahr haben aber neunundsechzig noch draufgepasst…

Sie: Aber Konrad! Dieses eine Kerzerl ist symbolisch gemeint … dein Lebenskerzerl.

Er: Ich brauch´ kein Lebenskerzerl…

Sie: (befehlend) Blas´ es aus, Konrad!

Er: (trotzig) Ich mag´s nicht ausblasen.

Sie: Von mir aus. (sie bläst das Kerzerl aus) Soll ich sie jetzt anschneiden?

Er: Aber du hast doch g´rad vorher g´sagt, ich vertrag´s eh nimmer …

Sie: Ein kleines Stückerl darfst schon noch… ausnahmsweise… nimmst halt dann nachher gleich eine Tablette gegen Sodbrennen.

Er: Ich kann drauf verzichten! Außerdem hast sie je eh nicht selber gebacken.

Sie: Dann mach´ wenigstens dein Geburtstagspackerl auf.

Er: Aber das wär´ doch nicht notwendig gewesen, Gerda.

Sie: Ist ja eh nur eine Kleinigkeit.

Er: Immer krieg ich von dir nur eine Kleinigkeit…

Sie: Aber dafür mit sehr viel Liebe ausgesucht.

Er: (öffnet das Packerl) Aha, diesmal ist es gar kein Pyjama, sondern ein Gutschein…

Sie: Aber ein ganz besonderer.

Er: (liest) Gutschein für ein romantisches fünfgängiges Candlelight-Dinner…

Sie: Ein Abendessen bei Kerzenschein…

Er: Soviel Englisch versteh ich auch noch, Gerda… für zwei Personen…

Sie: Also nur du, Konrad, und ich…

Er: Wer denn sonst?

Sie: Und weißt du, wo?

Er: Noch nicht, aber du wirst es mir gleich sagen…

Sie: Im berühmten Restaurant Schwalbenschwanz… dem hat man heuer zum ersten Mal drei Hauben verliehen …

Er: Schwalbenschwanz? Das war vor einigen Jahren noch ein stinknormales Landgasthaus… und jetzt spielt er, dieser Schwalbenschwanz, den selbsternannten Feinschmeckerpapst.

Sie: Sei doch nicht immer so negativ, Konrad… lass dich lieber angenehm überraschen…

Einige Tage später sitzen Konrad und Gerda im Restaurant Schwalbenschwanz und nehmen dort das romantische fünfgängige Candlelightdinner ein.

Er: Was steht da auf der Menükarte?

Sie: Gruß aus der Küche: Ein pikanter Dialog zwischen Oktopustatar und Meeresspinne.

Er: Pfui Teufel! Wenn ich dran denk´, wie gut wir hier früher einmal gegessen haben. Tafelspitz, Backhenderl, G´röste Leber...

Sie: Aber Konrad, das sind doch alles nur Vorurteile. Schau, jetzt kommt zuerst einmal unser Aperitif.

Er: Was ist denn das für eine grüne Giftmischung?

Sie: Litchisaft mit Aquavit und Waldmeister. Prost, mein Lieber!

Er: Klingt Dekadent (trinkt) und schmecken tut´s scheußlich.

Sie: Ich bitte dich! Das ist eine Kreation vom Maitre persönlich.

Er: Da braucht er aber nicht drauf stolz sein. Sicher wird mir sauschlecht von dem Dreck.

Sie: Zum hours d´ouvre gibt’s übrigens Buntes Spargelmosaik an Trüffelpürree.

Er: Ich hätt´ aber lieber eine Leberknödelsuppe. Kann man das umtauschen, Gerda?

Sie: Nimm dich ein bisserl zusammen und koste zuerst einmal! So etwas bekommst du nicht alle Tage!

Er: Na, Gott sei Dank!

Sie: Und dann konzentriere dich auf den nächsten Gang: Rehfilets in Madeirasoße mit Mandelcroquetten und Kräuterpesto. Und als Weinbegleitung: Ein Cheteauneuf du Pape 2008!

Er: Worauf soll ich mich denn konzentrieren? Liegt ja fast nichts auf dem Teller. Ich tät´ sagen: Nicht einmal schlecht abg´waschen!

Sie: Jetzt übertreibst du aber maßlos, Konrad!

Er: Und für diese Miniaturscheußlichkeiten verrechnet der Schwalbenschwanz sicher ein Vermögen.

Sie: Zu deinem Siebziger ist mir nichts zu teuer, Konrad.

Er: Am liebsten würde ich mir ein paar Maiskolben von der Wand runterholen.

Sie: Die gehören doch zur Dekoration.

Er: Egal… ich bin schon fast am Verhungern.

Sie: Merk´ dir eines Konrad: Zum Schwalbenschwanz geht man nicht wegen des Hungers, sondern um kulinarische Höhenflüge zu erleben.

Er: Höhenflüge nennst du das, Gerda? Höhenflüge? Bis jetzt ist das eine fürchterliche Bruchlandung.

Auch die folgenden Gänge des Menüs kommen vor allem bei Konrad nicht besonders gut an. So macht man sich etwas verstimmt auf den Heimweg. Auf dem Hauptplatz der Kleinstadt hält Konrad den Wagen plötzlich an.

Er: Aussteigen, bitte!

Sie: (erstaunt) Aber Konrad, was soll denn das bedeuten?

Er: Das ist jetzt meine kleine Überraschung!

Sie: Beim Würstelstand?

Er: Jawohl, beim Würstelstand! Ich darf mir erlauben, dich herzlich einzuladen,… sozusagen als Revanche für dein unvergessliches Menü beim Schwalbenschwanz.

Sie: (weinerlich) Aber ich hab´s doch nur gut gemeint und wollte dir zum siebzigsten Geburtstag eine ganz besondere Freude machen.

Er: Hast mir ja eh, Gerda! Aber jetzt kommen wir zum Höhepunkt des heutigen Abends: Eine heiße Burenwurst im Dialog mit süßem Senf, an einer reschen Kaisersemmel und einem frisch gezapften Weizenbier.

Sie: (beißt in ihre Burenwurst) Mmmmm …himmlisch, Konrad! Einfach köstlich!

Er: Du sagst es, Gerda. Und noch dazu ohne Haube!

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