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Verdrängung - was ist das?
ОглавлениеIst es nicht erstaunlich, dass die Finnen Finnisch sprechen? Dies ist kein Scherz, denn es ist in der Tat erstaunlich! Finnisch ist nämlich nicht mit anderen europäischen Sprachen (ausgenommen Ungarisch) verwandt. Selbst die Sprache der schwedischen Nachbarn ist beispielsweise mit Deutsch weit näher verwandt als mit Finnisch. Finnisch gehört zu einer zentralasiatischen Sprachengruppe und weist große Differenzen zu den sonst gesprochenen Sprachen Europas auf. Wie kommt das?
Die Erklärung ist einfach: Die Finnen wanderten aus ihrer zentralasiatischen Heimat aus dem Gebiet des Urals auf das Territorium des heutigen Finnland aus. Dort verbreiteten sie sich und definierten sich später als einheitliche Gruppierung: den heutigen Finnen. Diese Erklärung ist völlig einleuchtend und plausibel. Sie hat nur einen Haken: Sie ist nachweislich falsch!
Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass die heutigen Finnen (bis auf Minderheiten) keine verwandtschaftliche Verbindung zu zentralasiatischen Völkern haben. Sie sind vielmehr europäischen Ursprungs und genetisch von den Einwohnern ihrer europäischen Nachbarländer nicht zu unterscheiden.
Es stellt sich daher unmittelbar die Frage, wie die Finnen dann zum Finnisch kamen. Letztlich bleibt für dieses Phänomen nur ein plausibles Szenario: Auf dem Gebiet des heutigen Finnland lebte tatsächlich ehemals ein Volk mit zentralasiatischer Sprache. Gleichzeitig hielt sich auf diesem Territorium eine europäisch stämmige Minderheit auf. Diese Minderheit muss klein gewesen sein – sehr wahrscheinlich im einstelligen Prozentbereich. Eine Übernahme der Sprache (oder große Teile davon) musste daher zwangsläufig erfolgen.
Sicher ist, und das ist erstaunlich, dass es zu keiner Vermischung beider Gruppierungen kam. Das lässt sich heute eindeutig nachweisen.
Noch erstaunlicher ist aber, dass es dieser sehr kleinen (aber in sich geschlossenen Minderheit) gelang, die asiatisch stämmige Mehrheit vom Großteil des Territoriums des heutigen Finnland komplett zu verdrängen. Was übrig blieb, ist nur eine für andere Europäer exotisch wirkende Sprache.
Das Beispiel der Finnen ist in vielerlei Hinsicht überaus interessant, denn es wirft viele Fragen auf und eine Vielzahl von Annahmen lassen sich daraus ableiten.
Es stellt sich zum Beispiel unmittelbar folgende Frage:
Wenn die ursprüngliche Bevölkerung Finnlands vom abgestammtem Territorium verdrängt worden ist und wenn sich dies nur durch diese ganz speziellen Rahmenbedingungen heute nachweisen lässt, könnte es dann nicht auch ebenso wahrscheinlich sein, dass Verdrängungsprozesse dieser Art auch bei vielen anderen Völkern stattgefunden haben? Wir wissen nur nichts davon, weil es sich eben nicht so eindeutig nachweisen lässt wie bei den Finnen.
Vielfach erscheinen die Gründe für das Verschwinden oder Kollabieren von Hochkulturen ein wenig konstruiert. Meist kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass irrelevante Ereignisse als Begründung herangezogen werden. Insbesondere bei antiken Kulturen ist es meist umgekehrt: Der Niedergang hat bereits lange vor dem finalen Ereignis begonnen. Beispielsweise kann man für den Niedergang Roms ein ganzes Sammelsurium von mehr oder weniger stichhaltigen Gründen finden. Die meisten dieser Gründe sind zwar nachweisbar, aber nur wenig überzeugend. Höchstwahrscheinlich haben bei dem Verschwinden aller Hochkulturen Verdrängungsmechanismen gewirkt. Genau hier liegt das Problem der Verdrängung.
Sie ist enorm effizient, aber eben kaum nachweisbar!
Nur in den beschriebenen Ausnahmefällen, wie eben bei den Finnen.
Wenn aber Verdrängung dort stattgefunden hat, muss es bei Kulturen, bei denen die Fluktuation der Bevölkerung aufgrund der Gegebenheiten und Möglichkeiten deutlich größer war, in einem noch stärkeren Ausmaß stattgefunden haben. Viele Umstände (welche natürlich keine Beweise sind) sprechen dafür, dass es so gewesen sein muss.
In vorindustrieller Zeit konnten Hochkulturen nicht auf Maschinen zur Erbringung von Produktionsleistungen zurückgreifen. Daher bedienten sich praktisch alle Hochkulturen menschlicher Arbeitskraft. Die eigene Bevölkerung reichte dazu keinesfalls aus. Daher wurden Menschen verschleppt und zur Arbeit gezwungen. In den meisten Zentren von Hochkulturen war die Anzahl der verschleppten Sklaven größer als die Anzahl der angestammten Bevölkerung, sodass Verdrängungsmechanismen wirken konnten. Dafür sprechen auch weitere Tatsachen: So wurden Sklaven gewöhnlich nicht zum Kriegsdienst verpflichtet. Das Risiko, bei einem kriegerischen Konflikt zu sterben, war für einen Sklaven so viel geringer als für ein Mitglied der Ursprungsbevölkerung. Weiterhin gab es für Sklaven auch keine Form des Wehrdienstes, welcher zu antiken Zeiten durchaus mehrere Jahre dauern konnte. Unfreie hatten schon aus reinen Zeitgründen viel mehr Möglichkeiten am Reproduktionsprozess teilzunehmen. Selbst eine feindliche Besetzung war für die besitzlosen Unfreien viel risikoärmer als für die angestammte Bevölkerung. Die Invasoren wussten, dass die Sklaven meist keinerlei Motivation hatten, ihnen feindlich gegenüberzustehen – die angestammte Bevölkerung schon. In nicht wenigen Fällen unterstützen die Unfreien feindliche Invasoren sogar.
Paradoxerweise waren die Chancen, dass Sklaven erfolgreicher am Reproduktionsprozess teilnehmen konnten als ihre Herren, ausgesprochen groß. Man kann also davon ausgehen, dass die Bevölkerung von Hochkulturen, von den eigenen verschleppten Unfreien im Laufe der Zeit verdrängt worden ist. Dies ist für sich genommen nicht weiter erwähnenswert, aber diese Aussage birgt eine gewisse Brisanz. Denn es bedeutet, dass die Bewohner eines Landes, welche auf dem gleichen Territorium leben wie einst die Bewohner einer Hochkultur, genetisch genauso viel mit den Schöpfern dieser Hochkultur zu tun haben wie die Bewohner eines beliebigen Nachbarlandes: nämlich annähernd nichts.
Auch diese Aussage ist für sich genommen nicht weiter dramatisch. Wen kümmert es schon, ob die Vorfahren vor langer Zeit Sklaven oder Adlige waren? Politisch brisant wird diese Aussage durch die Tatsache, dass die Regierungen und auch die Bewohner solcher Länder ihren Anspruch auf die Errungenschaften und Kulturgüter dieser Hochkulturen genau von dieser Tatsache ableiten.
Wenn aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen den gegenwärtigen Bewohnern eines Landes und den ausgestorbenen Schöpfern von Kulturgüter ist, dass beide auf dem gleichen Territorium leben beziehungsweise lebten, dann besteht für die gegenwärtigen Bewohner auch kein Rechtsanspruch auf eben diese Kulturgüter. Daher sind Regierungen solcher Länder auch stets bemüht, einen möglichst ununterbrochenen Faden von der Hochblüte einer einstigen Hochkultur bis in die Jetzt-Zeit zu konstruieren. Wenn man solchen Beschreibungen folgt, wird man feststellen, dass in praktisch allen Fällen mehrere Jahrhunderte schlichtweg unterschlagen werden. Tatsache ist aber auch, dass genau diese Volksgruppen, welche heute sehr bemüht sind, Gemeinsamkeiten zwischen sich und einer einstigen Hochkultur zu finden, vor nicht allzu langer Zeit genau diese wenig schätzten, ja sogar verachteten.
Eine Vielzahl von Kulturgütern wurde zerstört, weil sich die Bewohner mitnichten als Nachfolger vergangener Kulturen sahen – was sie höchstwahrscheinlich auch nicht waren. Interessanterweise begannen die Bewohner von Territorien, auf denen einstige Hochkulturen beheimatet waren, sich erst dann mit diesen zu identifizieren, als sie bemerkten, dass gänzlich Andere (insbesondere Nordeuropäer) diese hoch einschätzten. Vorher war dies ganz und gar nicht der Fall und entsprechend freizügig wurde mit den Kulturgütern umgegangen.
Heute klagen die Regierungen solcher Länder andere des Kunstraubes an. Aber von Raub kann in den meisten Fällen keine Rede sein – oft müsste man eher von Kunstrettung sprechen. Viele Kulturgüter wären schlichtweg zerstört worden, hätten sich nicht Ausländer darum bemüht, diese Kunst- und Kulturgüter zu erhalten und zu bewahren. Heute wollen die Bewohner und Regierungen solcher Territorien nichts mehr davon wissen, dass sie diese Kulturgüter auf ihren Territorien im 19. Jahrhundert für annähernd wertlos hielten. Auch von Raub kann keine Rede sein. Diese Kunstrettungen waren zumeist völlig legal und hatten rein gar nichts mit „Nacht und Nebel-Aktionen“ zu tun. Für die Bewohner solcher Territorien waren diese Kulturgüter damals fremdartig und sie sahen mit den Erschaffern von diesen und sich selbst keinerlei Verbindung (was heute natürlich vehement bestritten wird). Die geistige Aneignung eines eigentlich fremden Kulturgutes ist vermutlich deutlich verwerflicher als deren materielle.
Obwohl Verdrängung überall wirkt, ist sie dennoch nur in wenigen Fällen überhaupt nachweisbar. Wenn sie aber nachgewiesen wird, liefert dieser Nachweis oft geradezu unglaubliche Ergebnisse. Dies liegt schlichtweg daran, dass Verdrängung einerseits höchst wirkungsvoll und andererseits für das einzelne Individuum nicht wahrnehmbar ist. Zum Beispiel haben genetische Untersuchungen an den Einwohnern der britischen Inseln Ergebnisse erbracht, welche demonstrieren, wie wirkungsvoll Verdrängung sein kann.
So kamen diese genetischen Untersuchungen zu dem verblüffenden Ergebnis, dass man relativ leicht zwischen Engländern und Walisern unterscheiden kann, nicht aber zwischen (Süd-)Engländern und norddeutschen Friesen. Dies ist überaus erstaunlich, denn es legt den Schluss nahe, dass die angestammte Bevölkerung der britischen Inseln in großen Gebieten komplett genetisch von angelsächsischen Invasoren verdrängt worden ist. Diese genetischen Untersuchungen kamen zu dem unerwarteten Ergebnis, dass die englische Bevölkerung zum überwiegenden Teil von den angelsächsischen Invasoren und nicht von der angestammten keltischen Urbevölkerung abstammt. Diese Tatsache ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die angelsächsischen Invasoren anfangs zahlenmäßig eine geradezu unbedeutende Minderheit gegenüber der keltischen Urbevölkerung darstellten. Die keltische Urbevölkerung machte sicherlich mehrere Millionen aus (man schätzt sie auf etwa vier bis fünf Millionen), während die angelsächsischen Invasoren bei großzügigen Schätzungen bestenfalls 200000 Individuen ausmachten. Selbst diese Zahl ist ziemlich hoch geschätzt. Wahrscheinlich war die Zahl der Invasoren deutlich kleiner.
Sicher ist, dass die Zahl der Invasoren sich gegenüber der Zahl der angestammten Bevölkerung im unteren einstelligen Prozentbereich bewegte. Trotzdem schafften es die angelsächsischen Invasoren, (welche übrigens nicht nur aus Angeln und Sachsen bestanden, sondern auch aus Friesen und Jüten) die keltische Urbevölkerung innerhalb erstaunlich kurzer Zeit und zahlenmäßig deutlich unterlegen, zu verdrängen. Dieser Tatbestand ist kaum zu erklären. Man muss daher davon ausgehen, dass die Invasoren (bewusst oder unbewusst) evolutionstheoretische Instrumente gezielt eingesetzt haben. Offensichtlich wurde der männliche Teil der angestammten Bevölkerung ganz gezielt aus dem Reproduktionsprozess ausgeschlossen. Wie das geschah, ist rätselhaft – möglicherweise durch Vertreibung. Andererseits müssen die Invasoren mit den keltischen Frauen reichlich Nachwuchs gezeugt haben, denn die Reproduktionsraten der wenigen angelsächsischen Frauen hätten bei weitem nicht ausgereicht.
Aus den Untersuchungen ergibt sich ein heute nur schwer nachvollziehbares Szenario: Die angelsächsischen Invasoren errichteten auf dem südlichen Teil der britischen Inseln eine Gewaltherrschaft und hinderten den männlichen Teil der Bevölkerung durch Vertreibung oder Unterdrückung gezielt daran, ihre Gene weiterzugeben, während sie gleichzeitig mit keltischen Frauen nicht nur Nachwuchs zeugten, sondern sich auch um diese Frauen kümmerten, sie beschützten und ernährten.
Anders ist der schnelle genetische Erfolg der Invasoren kaum zu erklären. Hätten sie eine brutale und rücksichtslose Haltung auch gegenüber der angestammten weiblichen Bevölkerung gezeigt, hätten sie es kaum zu einer so schnellen und vollständigen Verbreitung ihrer eigenen Gene gebracht. Man kann durch Vergewaltigung, Plünderung und anderweitiger Unterdrückung die Einwohner recht schnell von einem bestimmten Gebiet vertreiben, hohe Reproduktionsraten erreicht man damit allerdings nicht. Es bleibt daher nur der Rückschluss, dass die Invasoren zum weiblichen Teil der Bevölkerung ein, gegenüber dem männlichen Teil der Bevölkerung, diametral entgegengesetztes Verhältnis gehabt haben müssen. Das Verhältnis war daher janusköpfig: brutal und rücksichtslos gegenüber dem männlichen Teil der Bevölkerung, fürsorglich und bemüht gegenüber dem weiblichen Teil. Die keltischen Frauen trugen damit allerdings zur ethnischen Auslöschung ihrer eigenen Volksgruppe auf großen Teilen ihres eigenen Territoriums bei.
Hier tut sich ein Widerspruch auf: Denn die keltischen Frauen haben ihre Gene ja zumindest genauso weitergeben können wie die angelsächsischen Invasoren. Die Kinder waren also zur Hälfte keltisch. Dies stimmt zunächst auch so. Hier kann man aber leicht zu einer Fehlannahme kommen: Der Multikulti-Gedanke trifft nämlich nur auf das Individuum, nicht aber auf die Gruppierung zu. Würde man von der theoretischen Vorstellung ausgehen, dass die angelsächsischen Invasoren in ihrem Herrschaftsgebiet wirklich alle keltischen Männer aus dem Reproduktionsprozess ausgeschlossen haben, wäre in der Folgegeneration mit einem Schlag die Hälfte der Individuen genetisch angelsächsischen Ursprungs. Diese angelsächsische Hälfte war vorher aber auf diesem Gebiet gar nicht vorhanden. Wären angelsächsischen Männer nachgerückt, und davon ist recht sicher auszugehen, wäre aus der Hälfte ein Viertel geworden. So linear laufen Verdrängungsvorgänge zwar nicht ab, aber mit der Zeit kommen auch die realen Vorgänge zum gleichen Ergebnis. Vermischung kann daher zu Auslöschung führen. Hierzu folgen später noch weitere Beispiele.
Beim Themengebiet der Verdrängung muss man zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Männer haben bei Verdrängungsvorgängen eine offensive, Frauen eine defensive Funktion. Je nachdem, wie die Individuen einer Gruppierung dieser Funktion gerecht werden, können Verdrängungsvorgänge in Gang kommen oder nicht.
Bei der angelsächsischen Invasion Englands nutzten die Invasoren diese Gelegenheit und verbreiteten ihre Gene sehr schnell und nachhaltig. Die Gründe für diesen Verlauf lagen aber primär gar nicht auf der angelsächsischen, sondern vielmehr auf der keltischen Seite. Die keltischen Frauen nahmen einerseits ihre Defensiv-Funktion kaum wahr und die keltischen Männer wurden erfolgreich daran gehindert, ihre offensive Rolle auszufüllen. Ob dies gerecht oder ungerecht war, ob dies unter Zwang oder freiwillig erfolgte, spielt keine Rolle. Einen Gerechtigkeitsgedanken gibt es bei menschlich sozialen, nicht aber bei natürlichen Vorgängen.
Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass Männer (wenn sie denn die Gelegenheit dazu haben) viel stärker an den Verdrängungsprozessen beteiligt sind als Frauen. Man könnte sogar behaupten, dass Verdrängung nur über Männer stattfindet. Wenn der männliche Teil einer Gruppierung gegenüber einer konkurrierenden Gruppierung ständig ein „evolutionäres Plus“ erwirtschaftet, wird dies langfristig zur Auflösung der bedrängten Gruppierung führen.
Es hat den Anschein, dass es während der angelsächsischen Invasion zu einer Art „Idealverdrängung“ kam. Die Invasoren, welche wohl überwiegend (möglicherweise ausschließlich) aus Männern bestanden, konnten offensichtlich die Reproduktionsmöglichkeiten voll nutzen. Wenn ein Mann beispielsweise mehrere Frauen hatte, pflanzten sich seine Gene in Relation viel stärker fort als die der Frauen. Tötet diese Person keltische Männer oder hindert sie diese anderweitig am Reproduktionsprozess teilzunehmen, pflanzen sie sich gar nicht mehr fort. Die Reproduktionsressourcen wurden von den Invasoren annähernd optimal genutzt. Dies konnten sie aber auch nur deshalb, weil die Bedrängten unfähig oder unwillig waren, sie daran zu hindern.
Die angelsächsische Verdrängung konnte deshalb so nachhaltig gelingen, weil neben den rein genetischen noch weitere Aspekte hinzukamen, welche die Verdrängungsprozesse beschleunigen, zum Beispiel der Großelterneffekt.
Obwohl Großeltern nicht aktiv am Reproduktionsprozess teilnehmen, müssen sie positive, evolutionäre Effekte ihr Eigen nennen, sonst würde sich die Lebenserwartung kaum über den Reproduktionszeitraum erstrecken. Reproduktion oder auch Verdrängung funktionieren also besser, wenn sie von Mitgliedern unterstützt werden, welche an den eigentlichen Prozessen gar nicht beteiligt sind. Dies müssen aber nicht unbedingt Großeltern oder nahe Verwandte sein, sondern können sogar von Mitgliedern der Gruppierung erfolgen, welche selbst gerade verdrängt wird. Das heißt, dass keltische Knechte durch ihre Arbeitskraft diejenigen unterstützen, die gerade dabei waren, ihre ethnische Gruppierung auszulöschen. Ob dies freiwillig oder unter Zwang geschah, ist schwer zu sagen. Aus evolutionärer Perspektive ist dieser Umstand aber egal.
Der Umstand, dass man selbst die eigene Auslöschung unterstützt, kommt uns heute dumm und absurd vor, kam und kommt aber in der Geschichte oft vor und wird auch aktuell praktiziert. Beispielsweise unterstützten die nordamerikanischen Indianer die Ausrottung der Urbevölkerung teilweise kräftig, indem sie sich mit den Europäern einließen. Übrig blieben bei diesem Prozess fast ausschließlich die Europäer.
Auch während der Zeit der muslimischen Besetzung Spaniens im Frühmittelalter war die Unterstützung der eigenen Verdrängung üblich. Es gab zwar theoretisch eine Form der Religionsfreiheit, aber die Christen mussten derart hohe Steuern abgeben, dass nur die Muslime prosperierten. Hier war die Unterstützung sicher unfreiwillig. Auch heute erwirtschaften viele Bürger Steuergelder, welche letztlich Gruppierungen unterstützen, die aktiv an Verdrängungsprozessen beteiligt sind. Wie bereits erwähnt, spielt es bei der Unterstützung von Verdrängungsprozessen keine Rolle, ob dies freiwillig, unfreiwillig, bewusst oder unbemerkt erfolgt. Aus evolutionärer Sicht ist es nur von Belang, ob es erfolgt oder nicht.
Es scheint so, dass insbesondere das Nachrücken, also der stetige Zustrom von außen, für Verdrängungsvorgänge von entscheidender Bedeutung ist.
Die angelsächsischen Invasoren der zweiten Generation zeugten Kinder mit den Nachkommen der ersten Generation. Diese waren aber wie bereits erwähnt nur noch zur Hälfte keltischen Ursprungs. Erfolgt ein stetiger Zustrom von außen, verschwindet die ursprüngliche Bevölkerung genetisch recht schnell. Wobei „männliche“ Verdrängung besser funktioniert. Diese ist aber davon abhängig, ob die einheimischen weiblichen Reproduktionsressourcen genutzt werden können oder nicht.
Es gibt aber auch durchaus „weibliche“ Verdrängung. Auch Frauen beteiligten sich an Verdrängungsvorgängen, insbesondere weil auch sie Ressourcen beanspruchten, welche dann den Kelten nicht mehr zur Verfügung standen. Der Fall, dass ein keltischer Mann eine angelsächsische Frau hatte, kam vermutlich überhaupt nicht vor. Verdrängung ist eine recht einseitige Angelegenheit.
Heute werden Kinder nicht selten als persönliche Belastung wahrgenommen und nicht wenige entscheiden sich daher ganz bewusst gegen Kinder Der Gedanke, dass Verdrängungsmechanismen bewusst und gezielt angewandt wurden, erscheint uns daher fremdartig, geradezu bizarr. Genetische Untersuchungen beweisen aber recht eindrucksvoll, dass es so etwas wie gezielte Reproduktion wohl gab.
Bei genetischen Untersuchungen im asiatischen Raum stießen Wissenschaftler auf einen seltsamen Umstand: Offensichtlich teilen sich Millionen von Menschen einen gemeinsamen Vorfahren, welcher vor einigen hundert Jahren lebte. Diese Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass dieser Urvater mehrere hundert (möglicherweise auch mehrere tausend) Kinder gezeugt haben muss. Man kam bei der Suche nach möglichen Kandidaten recht schnell auf Dschingis Khan. Heute sind bewiesenermaßen ganze sechzehn Millionen Männer (und damit 0,5% der kompletten männlichen Weltbevölkerung) direkte Nachfahren von Dschingis Khan. Damit noch nicht genug: Aufgrund dieses geradezu unglaublichen Ergebnisses machten sich die Wissenschaftler auf die Suche nach weiteren Urvätern – und sie wurden fündig. Es gab noch weitere Stammväter, welche heute Millionen von Nachfahren haben, insbesondere im asiatischen Raum. Dass jemand hunderte oder gar tausende von Kindern gezeugt haben soll, erscheint unglaubwürdig. Noch unglaubwürdiger erscheint es, dass dies ungesteuert geschehen sein soll. Vor allen wenn man bedenkt, dass natürlich nicht jeder Geschlechtsverkehr zu Zeugung führt.
Selbst bei gesunden und fruchtbaren Partner ist die tatsächliche Zeugung eher die Ausnahme. Vorausgesetzt allerdings, der Geschlechtsverkehr findet ungesteuert und nicht gezielt statt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die nachgewiesenermaßen enorme Anzahl von Kindern des Dschingis Kahn durch gezielte Reproduktion entstanden sind. Die bewiesenen Zahlen bewegen sich ohnehin schon am Rande der Unglaublichkeit. Geht man von gezielter Reproduktion aus, rückte das mögliche Szenario mehr in den Bereich des tatsächlich Machbaren. Es ist also durchaus möglich und sogar wahrscheinlich, dass sich die Frauen des Dschingis Kahn bewusst haben schwängern lassen. Höchstwahrscheinlich ging das mit ganz konkreten Vorteilen für die jeweilige Frau einher. Vermutlich hatten diese Frauen ausgesorgt, waren gesellschaftlich aufgestiegen und in vielen Bereichen unangreifbar. Das „Besenkammer-Phänomen“ unserer Tage ist daher eigentlich ein ganz alter Hut und dieses gab es vermutlich, wie auch die Prostitution, schon immer. Für mittellose Frauen konnte es schon immer vorteilhaft sein, einem Prominenten ein Kind unterzujubeln. Es gibt in diesem Zusammenhang aber einen besonders wichtigen Punkt zu beachten:
Da es beim Menschen (anders als bei anderen Säugetieren) keine äußeren Anzeichen dafür gibt, ob die weiblichen Individuen gerade empfänglich sind oder nicht, kann man gezielte Reproduktion nur von der Frau ausgehen. Die Frau kann nämlich recht gut abschätzen, wann sie fruchtbar ist, der Mann ist diesbezüglich komplett ahnungslos.
Wenn er also, wie beim sprichwörtlichen „Besenkammer-Phänomen“, über wenig Weitblick oder Eigenkontrolle verfügt, kann die Frau, auch ganz ohne Einverständnis des Mannes, gezielt reproduzieren. Für solche Frauen ist es schwierig, entsprechende Männer zu finden, denn Männer mit diesen wenig schmeichelhaften Eigenschaften kommen selten in Positionen, bei denen sich dieser Aufwand lohnen würde. Daher sind von solchen Vorfällen oft Männer betroffen, die aufgrund von herausragenden motorischen und weniger aufgrund von kognitiven Fähigkeiten in hochrangige gesellschaftliche Positionen gekommen sind.
Bei Dschingis Kahn war die Ausgangslage eine andere. Betrugsversuche kann man hier aufgrund der tödlichen Folgen ausschließen. Vielmehr hatte in diesem Fall auch der männliche Part ein Interesse daran, möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Es könnte auch sein, dass es ihm egal war und nur die Frauen die treibende Kraft waren. Auf jeden Fall hatte er nichts dagegen. Das kann man wohl als sicher erachten. Bei Verdrängungsvorgängen müssen also der männliche und weibliche Part an einem Strang ziehen. Es ist daher auch ein einigendes Band nötig. Das kann beispielsweise Religion sein. Dazu aber später mehr.
Die Bevorzugung von Söhnen in vielen Kulturen liegt vermutlich in den dargelegten Zusammenhängen begründet: Jungen können mehr Kinder zeugen. Insbesondere in Kulturen, in denen Bigamie gestattet ist. Söhne können sich so zum evolutionären Jackpot entwickeln – Töchter eher nicht.
Das angenommene Szenario in Zusammenhang mit der Nachkommenschaft des Dschingis Khan erscheint uns heute wenig glaubwürdig.
Allerdings muss es so oder so ähnlich gewesen sein. Anders sind die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen kaum zu erklären. Dies ist aber hier auch nicht weiter von Belang. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass es starke Indizien dafür gibt, dass so etwas wie die gezielte Anwendung von Reproduktionsmechanismen in der Geschichte vorgekommen ist.
Das heißt, dass Verdrängung bewusst, praktisch als Waffe, eingesetzt wurde. Im Grunde ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Millionen von Nachfahren zeigen, wie wirksam Verdrängung sein kann.
Frauen können sich zwar nicht wie Männer zum evolutionären Jackpot entwickeln, aber genau deshalb sind sie ein entscheidender Faktor bei Verdrängungsvorgängen. Ihre Reproduktionskapazitäten sind limitiert. Eine Frau kann nicht hunderte von Nachkommen in der ersten Generation hervorbringen. Genau deshalb ist aber die Frau von entscheidender Bedeutung. Für den evolutionären Erfolg oder Misserfolg ist es von entscheidender Bedeutung, wohin (in politischer, religiöser und kultureller Hinsicht) die Frauen einer Gruppierung tendieren. Stehen diese Frauen zu ihrer Gruppierung, kann eine Gruppierung auch unter widrigsten Umständen überleben. Räumen sie dem keinen hohen Stellenwert ein, kann das für die jeweilige Gruppierung (siehe Kelten) eine existenzielle Bedrohung sein.
Derjenige der den Zugriff auf diese limitierten Ressourcen hat (wie Dschingis Khan) oder derjenige, der zumindest Einfluss darauf nehmen kann, der hat die Macht und dem gehört die Zukunft – nicht nur evolutionär gesehen. Das bezieht sich nicht nur auf Einzelpersonen, sondern auch auf Gruppierungen. Sie können beispielsweise Ehen außerhalb dieser Gruppierung verbieten oder nur dann erlauben, wenn man sich der Gruppierung anschließt.
Die Reproduktionskraft einer Gruppierung ist eine limitierte und damit wertvolle Ressource. Eine Gruppierung wäre schlecht beraten, wenn sie diese Ressource Gefahren aussetzen würde. Das ist auch der Grund dafür, dass es kaum Kulturen gab, bei denen Frauen zu kriegerischen Handlungen oder Militärdiensten herangezogen wurden. Männliche Verluste sind relativ schnell wieder ausgeglichen. Weibliche Verluste sind praktisch unersetzlich. In Gefahrensituationen wurden Frauen und Kinder aus gutem Grund stärker geschützt als Männer.
Gruppierungen, bei denen die Mitglieder sich so verhielten, wie wir es heute als traditionell bezeichnen würden, prosperierten stärker als Gruppierungen, die dies eben nicht taten und verdrängten diese. Es stellt sich auch heute die Frage, ob es zukunftsweisend ist, in einer Gesellschaft ein Milieu zu etablieren, in dem Frauen bestrebt sind, immer männlicher zu werden, beispielsweise durch Eintritt in den militärischen Dienst, oder Männer immer weiblicher. Für westliche Gesellschaften wäre es vermutlich sehr viel besser, wenn diese den hohen gesellschaftlichen Status der Frau und Mutter als solches wiederentdecken und neu beleben würden, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, von Gruppierungen mit ganz anderen Vorstellungen langfristig verdrängt zu werden. Diese Vorstellung wir vielen westlich orientierten Frauen nicht gefallen, wäre aber aus Sicht des Überlebens ihrer ethnischen Gruppe sinnvoll. Geschichtlich gesehen kann man jedenfalls feststellen, dass es bei allen Unternehmungen und Gesellschaften, bei denen es um die Reproduktionskraft schlecht bestellt war (wie beispielsweise bei den Kreuzrittern), es letztlich immer zum Scheitern kam.
Auch heute reagieren die Mitglieder von Volksgruppen ausgesprochen nervös oder gar aggressiv, wenn sich Partnerschaften zwischen Frauen ihrer eigenen Volksgruppierung mit Männern anderer Volksgruppierungen anbahnen. Man sollte ein solches Verhalten nicht verurteilen, denn es ist im wahrsten Sinne natürlich und musste sich evolutionär so entwickeln. Es ist ein natürliches Abwehrverhalten gegenüber Verdrängung. Ein solches Verhalten hatte (und hat) evolutionäre Vorteile und konnte sich daher auch evolutionär manifestieren. Volksgruppierungen, die nicht so streng reagieren und sich mit anderen vermischen, laufen viel mehr Gefahr verdrängt zu werden. Das betrifft nicht nur genetische Aspekte, sondern auch religiöse und kulturelle.
Es hat den Anschein, dass sich beispielsweise die keltischen Frauen während der angelsächsischen Invasion ohne viel Widerstand mit den angelsächsischen Invasoren einließen. Wären sie zu stolz gewesen, hätten diese nicht so enorm erfolgreich sein können. Es gibt andererseits viele Beispiele dafür, dass sich eine Gruppierung vehement gegenüber einer Vermischung wehrt und letztlich (fast immer) als Sieger hervorgeht. Beim Großteil der keltischen Frauen war eine solche Einstellung scheinbar nicht oder nicht ausreichend vorhanden. Aber nicht bei allen!
An den Grenzen zum heutigen Wales stoppte die angelsächsische Invasion abrupt. Diese keltische Restbevölkerung wehrte sich mit Nachdruck gegen eine Vermischung und gegen Unterdrückung – und dies bis heute erfolgreich. Selbst heute definiert sich ein Waliser als ein Waliser, selbst wenn er oder sie in England geboren wurde oder dort lebt. Auch umgekehrt würde ein Engländer sich niemals als Waliser bezeichnen, selbst wenn er sein ganzes Leben in Wales zugebracht hat. Ein solches Verhalten ist einerseits erstaunlich, andererseits konnte sich nur genau dieses Verhalten evolutionär manifestieren. Diejenigen, die nicht so dachten, sind schlichtweg genetisch verschwunden und mit ihren Genen auch ihre vererblichen Verhaltensweisen. Als die walisische Bevölkerung zur Minderheit im eigenen Land geworden war, musste sie sich abgrenzen, um zu überleben. Da sie nun selbst Minderheit war, hätte eine tolerante Haltung gegenüber der angelsächsischen Mehrheit zu einer vollständigen Auslöschung der keltischen Kultur, Sprache und eigenständigen Erbinformationen geführt.
Während die Waliser dazu übergingen, mit Nachdruck ihre bedrängte Kultur zu verteidigen, haben die Schotten weniger Widerstand gegenüber den Invasoren aufgebracht: Nur etwa 1% der dort lebenden Bevölkerung spricht eine der ursprünglichen Sprachen. Wenn man sich eine Karte der Sprachverdrängung ansieht, wird man feststellen, dass die Verdrängung umso vollständiger ist, je näher man sich am Verdränger befindet: In einem einhundert Kilometer breiten Streifen entlang der schottisch-englischen Grenze spricht so gut wie niemand eine der ursprünglichen Sprachen. Je weiter man sich von der Grenze entfernt, umso hoher wird der Anteil derer, die dies noch können. Könnte man eine Karte der genetischen Verdrängung erstellen, so würde diese vermutlich ähnlich aussehen wie die Karte der sprachlichen Verdrängung.
Man kann aus den beschriebenen Sachverhalten ganz unmittelbar den Rückschluss ziehen, dass Erscheinungen wie Nationalstolz, Gefühle der religiösen Auserwähltheit, Stolz auf die eigene Herkunft oder Ethnie und der damit verbundenen Abgrenzung gegenüber Individuen außerhalb der eigenen Gruppierung überaus positive Auswirkungen auf das Überleben der jeweiligen Gruppierung hatten und immer noch haben.
Es ist daher äußerst fraglich, ob insbesondere westliche Gesellschaften vernünftig und verantwortungsvoll handeln, wenn sie solche Erscheinungen in der eigenen Mehrheitsgesellschaft bewusst unterdrücken, während sie sie in den verschiedenen Minderheitsgruppierungen tolerieren beziehungsweise ignorieren.
Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die keltische Bevölkerung (zumindest ein großer weiblicher Teil davon) zu Beginn der angelsächsischen Invasion keine besonderen Aversionen gegenüber den angelsächsischen Invasoren hatte – also keine Abgrenzung an den Tag legten. Es liegt natürlich die Vermutung nahe, dass auch gegenüber der weiblichen Bevölkerung Gewalt im Spiel war und die Frauen durch Vergewaltigung geschwängert wurden und durch Zwang dazu genötigt wurden, bei ihren angelsächsischen Männern zu bleiben. Dies ist allerdings ein wenig realistisches Szenario. Dagegen spricht schon das blanke Zahlenverhältnis. Die keltischen Frauen müssen freiwillig bei ihren angelsächsischen Männern geblieben sein, denn Gelegenheit zur Flucht gab es sicher reichlich. Es kann unmöglich sein, dass die angelsächsischen Männer permanent bei ihren Frauen blieben, um Kontrolle über sie auszuüben und gleichzeitig (bei zahlenmäßiger deutlicher Unterlegenheit) erfolgreich gegen die keltischen Männer kämpften. Vielmehr muss es so gewesen sein, dass die Frauen keine (oder eine nur wenig ausgeprägte) Verbundenheit zu ihrem eigenen Volk an den Tag legten. Es dürfte wohl so gewesen sein, dass sie freiwillig den Nachwuchs ihrer angelsächsischen Männer großzogen. Diese Nachkommen verstanden sich als Angelsachsen und nicht als Kelten. Auch müssen sie gewusst haben, dass die Invasoren die Männer ihres eigenen Volksstammes töteten. Diese Sachverhalte dürften aber auf die Mehrheit der angelsächsischen Männer zutreffen, denn die Zahlen legen nahe, dass der durchschnittliche angelsächsische Mann mehrere keltische Männer tötete und auch mehrere Kinder mit keltischen Frauen zeugte. Anders ist die vollständige Verdrängung der keltischen Kultur innerhalb weniger Generationen kaum zu erklären.
Hätten die keltischen Frauen aber so etwas wie einen Stammesstolz, Volksstolz, Patriotismus oder dergleichen an den Tag gelegt, wären die Invasoren vollkommen chancenlos gewesen. Zwar waren sie ihren keltischen Gegnern offensichtlich militärisch überlegen, aber ihre Erfolge hätten nicht ewig andauern können. Bei diesem zahlenmäßigen Ungleichgewicht wäre es früher oder später zu einer entscheidenden Niederlage gekommen, welche bei einer solchen zahlenmäßigen Unterlegenheit irreversible Folgen gehabt hätte. Durch einen solchen militärischen Sieg beflügelt, wäre es zu weiteren Schlägen gegen die Invasoren gekommen, welche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ende der Angelsachsen auf den britischen Inseln bedeutet hätte. Dazu kam es aber nicht. Vielmehr müssen die Kelten die Angelsachsen als Bedrohung unterschätzt haben und daher mehr oder weniger widerwillig und defensiv bekämpft haben. Aufgrund des Zahlenverhältnisses müssen die Kelten Gelegenheiten gehabt haben, den Gegner entscheidend zu schlagen. Diese haben sie aber offensichtlich ungenutzt verstreichen lassen. Wenn sie geschlossen und auch entschlossen aufgetreten wären, wäre ihre zahlenmäßige Überlegenheit derart erdrückend gewesen, dass auch die besten Waffen, Kämpfer und Taktiken des Gegners keine Aussicht auf Erfolg gehabt hätten.
Die Angelsachsen müssen hingegen strategisch vorgegangen sein und die Gelegenheiten, die sich ihnen darboten, sofort militärisch genutzt haben. Während die Angelsachsen so etwas wie einen Stammesstolz hatten, musste bei den Kelten eine eher pragmatische Denkweise vorgelegen haben. Sie machten sozusagen immer genau das, was unmittelbar Sinn ergab – und genau das führte scheinbar in den Untergang.
Was nützt es, getötete Landsleute zu rächen? Die werden dadurch auch nicht mehr lebendig.
Würde es sich lohnen, ein verlorenes Gebiet zurückzuerobern? Eher nicht.
Was würde es bringen, sich gegenüber der angelsächsischen Herrschaft aufzulehnen? Wohl nichts.
Keltische Frauen haben sicher auch ganz opportunistisch die Vorzüge der angelsächsischen Männer bedacht. Diese konnten ihnen Schutz bieten und vor allen Dingen Ressourcen wie erbeutetes Land, Vieh und derlei Dinge.
Es ist erstaunlich, dass die logisch-pragmatische Denkweise der Kelten der ideologisch verblendeten Denkweise der Angelsachsen unterlegen war. Es scheint so, als ob die Angelsachsen ihrerseits alles Keltische ablehnten und bekämpften. Die Tatsache, dass Ideologie der Logik überlegen sein soll, ist mit unserer westlichen, von Logik geprägten Welt, schwer zu vereinbaren.
Evolutionär ist aber eine ideologische Denkweise einer logisch-pragmatischen eindeutig überlegen und daher auch genetisch in uns allen mehr oder weniger stark verankert.
In welcher Art und Weise und in welcher Intensität diese prinzipiell verankerte Veranlagung ausgelebt wird, steht bei Geburt natürlich noch nicht fest. Allerdings gibt es schon eine Weichenstellung hinsichtlich der Auslebung der bereits vorhandenen Veranlagungen.
Es könnte also sein, dass eine Person bei bestimmten Veranlagungen eher dazu tendiert, ein freiheitlich denkender Buddhist oder ein Anhänger der Feng-Shui-Lehre zu werden. Andere Veranlagungen könnten dazu führen, dass eine Person eher dazu neigt, sich zum Waffennarr oder IS-Kämpfer zu entwickeln. Wie diese bereits vorhandenen genetischen Veranlagungen im späteren Leben ausgelebt werden, hängt davon ab, auf welche Angebote die Person im späteren Leben stößt. Diese Angebote können die bereits vorhandenen Anlagen mehr oder weniger befriedigen. Eine beliebige Person wird sich also je nach Veranlagung innerhalb einer bestimmten ideologischen Gruppierung zu einem besonders radikalen oder besonders liberalen Mitglied entwickeln – oder die Gruppierung verlassen, weil diese nicht den sich entwickelnden Veranlagungen entspricht.
Dieser Zusammenhang kann beispielsweise dazu führen, dass eine Person, welche sich in einer bestimmen Gruppierung besonders engagierte, dort keine wirkliche Befriedigung mehr findet und in eine andere Gruppierung wechselt. Also beispielsweise zu einem militanten Islamisten wird, weil in unserer westlichen Welt keine adäquaten Angebote für die entsprechende genetische Veranlagung zur Verfügung stehen. Es kann daher durchaus vorkommen, dass sich Personen ohne entsprechenden religiösen oder kulturellen Hintergrund scheinbar spontan dem IS zuwenden. Sie sind schlichtweg auf keine adäquaten Angebote in ihrem Leben gestoßen. Die gleichen Personen hätten sich daher auch zum Rechtsradikalen entwickeln können und wären dann wahrscheinlich gesellschaftlich besser unter Kontrolle gewesen. Alle Vorstufen zur Entwicklung zum Rechtsradikalen sind gesellschaftlich geächtet, die Vorstufen zur Entwicklung zum IS-Kämpfer aber kaum, obwohl die gesellschaftliche Gefahr, die ihnen ausgeht, vermutlich viel größer ist. Es gibt keinen nationalsozialistischen Staat, dem sich Rechtsradikale aller Länder anschließen könnten und von dem eine Gefahr für andere Staaten ausgeht. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich rechtsradikale (ebenso linksradikale) Tendenzen im Laufe des Lebens verlieren oder abschwächen. Beim IS-Sympathisanten oder IS-Kämpfer sieht die Sache aber ganz anders aus. Die Gefahr für die Gesellschaft ist daher bei Weitem größer.
Obwohl wir uns in unserer westlichen Welt für freiheitlich und tolerant halten, reglementieren wir viele Dinge so sehr, dass genetische Veranlagungen nicht auf entsprechende Angebote stoßen und daher einige Personen in unserer westlichen Welt keine Erfüllung finden können. Eine solche Reglementierung ist beispielsweise das Verbot von Kriegsspielzeug in vielen westlichen Ländern. Viele Eltern sind besorgt über die Neigung ihres (meist) männlichen Nachwuchses zu Kriegsspielzeug. Diese Neigung wird daher von vielen Eltern gezielt unterdrückt und dem Kind werden entsprechende Angebote bewusst entzogen. Es stellt sich die Frage, ob diese erzwungene Unterdrückung für die Entwicklung des Kindes tatsächlich förderlich sein kann. Vermutlich ist das nicht der Fall.
Sie machen vermutlich den gleichen Fehler wie die Elterngenerationen zuvor: Sie glauben, es nun besser zu machen.
An diesem Beispiel kann man aber recht gut sehen, dass bestimmte Neigungen genetisch verankert sind und nicht anerzogen wurden. Denn gerade pazifistisch eingestellte Eltern sind über die Neigung ihres Sprösslings zu Kriegsspielzeug alles andere als glücklich und die Ursache für die Neigung des Kindes dazu kann daher nicht aus dem sozialen Umfeld stammen, sondern muss aus einer genetisch verankerten Veranlagung stammen. Manche Menschen sind schon seit der Kindheit von Gewalt fasziniert, andere lehnen diese ab und streben eine möglichst große Harmonie an. Um es überspitzt zu formulieren: Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich der Sohn eines salafistischen Hasspredigers zum weltoffenen, toleranten Buddhisten entwickelt, selbst dann nicht, wenn er in einem anderen Elternhaus aufwachsen würde.
Ideologische Verhaltensweisen scheinen also genetisch verankert und deren Ausleben hängt möglicherweise von der Art und Anzahl der Angebote in späteren Lebensphasen ab. Wenn ein Individuum in einer Gesellschaft aufwächst und nicht auf Angebote stößt, welche den genetischen Neigungen entsprechen, dann ist es wahrscheinlich, dass „Alternativangebote“ wahrgenommen werden. Angebote, welche gesellschaftlich nicht konform sind. Da aber die Bandbreite dessen, was gesellschaftlich konform ist, aus rein systemischen Gründen immer kleiner wird, wird auch die Anzahl der Individuen stetig größer, welche der Gesellschaftsordnung als solches kritisch begegnen, sich von ihr abwenden oder ihr gar feindlich gegenüberstehen, Auf diesen Punkt werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer eingehen.
Wenn man sich wieder dem Beispiel der angelsächsischen Invasion Englands zuwendet, wird man feststellen, dass die Denkweise der Angelsachsen gegenüber der Denkweise der Kelten eine völlig anders gewesen sein muss. Sie müssen so etwas wie einen Stammesstolz oder dergleichen besessen haben. Alles Keltische war ihnen zuwider und sie haben es bekämpft und systematisch ausgelöscht wo sie nur konnten. Das beweist die Tatsache, dass sich heute nur noch einige wenige Worte keltischen Ursprungs in der englischen Sprache finden. Dies weist auf eine ganz systematische, planvolle Verdrängung hin. Sprache erweist sich im Allgemeinen gegenüber Verdrängungsmechanismen als ausgesprochen zäh. In vielen Fällen wird die Sprache, oder große Teile davon, von den Verdrängern übernommen. Zwar bleibt genetisch von den Verdrängten oft nichts oder nicht viel übrig, aber meist bleiben große Bestandteile der Sprache erhalten (siehe Finnland). Wenn selbst die Sprache, wie im Falle der keltischen Sprache, regelrecht ausgerottet worden ist, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein systematisches Vorgehen gehandelt haben muss. Ähnlichkeiten dieser Tatbestände kann man auch bei der Einstellung der Engländer gegenüber den Schotten und Iren beobachten, wenn auch weniger dramatisch.
Kaum ein Schotte spricht noch seine ursprüngliche Sprache (Schottisch-Gälisch oder Scots). Hier wurde die Sprache stärker verdrängt als die Individuen. Aber auch hier sieht man, dass eine Gruppierung immer schwächer wird, je weniger sie dazu bereit ist, Widerstand gegen alles Fremdartige aufzubringen. Vieles, was die Schotten mehr oder weniger widerstandslos auf sich nehmen mussten, wäre im umgekehrten Fall für die Engländer undenkbar gewesen und nur mit brachialer Gewalt und unter erbittertem Widersand, wenn überhaupt, durchzusetzen gewesen. Es ist den Engländern gelungen, einen erheblichen Teil der schottischen Sprache und der schottischen Identität zu verdrängen. Solche Verdrängungsvorgänge führen schließlich zur kompletten Auflösung der Gruppierung als solche. Übrig bleibt nur die Verdrängergruppierung. Die bedrängte Gruppierung verschwindet mit der Zeit und mit ihr ihre Sprache oder ihr Dialekt, ihre Kultur, ihre Errungenschaften (diese werden nämlich später anderen Gruppierungen zugeordnet) und all das, was eben diese Gruppierung ausmacht hat. So sind die Verdrängungsvorgänge im Falle Schottland schon so weit fortgeschritten, dass in einem Unabhängigkeitsreferendum aus dem Jahr 2014 eine, wenn auch kleine, Mehrheit gegen die Unabhängigkeit Schottlands stimmte.
Obwohl die Abspaltung von England für die Schotten mit ganz konkreten wirtschaftlichen Vorteilen verbunden wäre, stimmte die Mehrheit gegen die Abspaltung von Großbritannien. Es stellt sich die Frage warum?
Schließlich würden ganz erhebliche Einnahmen aus der Ölindustrie dem kleinen Schottland ganz allein zufallen, während diese nun auf das ganze Vereinigte Königreich verteilt werden und nur ein kleiner Teil der Einnahmen wieder zurückfließt. Auch müssten die Engländer für zahlreiche Einrichtungen, zum Beispiel Militärhäfen, Flugplätze oder Ähnlichem, Pacht zahlen, da sie diese im Ausland betreiben – was sie im Inland natürlich nicht tun müssen.
Wenn man die einstigen Kolonien Englands näher betrachtet, wird man feststellen, dass diese nicht aus Humanismus in die Unabhängigkeit entlassen wurden, sondern aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Zu Beginn der Kolonisierung erbrachten die Kolonien nämlich teileweise enorme Gewinne und erforderten nur vergleichsweise geringe Aufwendungen. Die Gewinne wurden aber immer kleiner und die Aufwendungen immer größer. Dies schwankte von Kolonie zu Kolonie, tendenziell war dies aber bei allen der Fall, insbesondere nach dem teuren zweiten Weltkrieg.
Wahlen vermitteln immer den Eindruck absoluter Gerechtigkeit. Aber das Ergebnis einer Wahl schwankt, je nachdem welche Konditionen für eben diese Wahl aufgestellt wurden. Man kann zum Beispiel bestimmte Gruppierungen oder Regionen ausschließen oder andere ganz bewusst mit in die Wahl einbeziehen. Oder es werden so lange Wahlen abgehalten, bis das gewünschte Ergebnis erreicht wird. Bei dem erwähnten Referendum durften nicht nur die Schotten abstimmen, sondern alle in Schottland mit Wohnsitz registrierten Personen. Also auch die in Schottland lebenden Engländer. Nur ganz wenige davon haben natürlich für ein unabhängiges Schottland gestimmt. Dies trifft auch auf andere Zugezogene wie Inder oder Pakistanis zu. Die überwiegende Mehrheit hat selbstverständlich gegen die Unabhängigkeit gestimmt. Würde man die „englischen Stimmen“ herausrechnen, wären die Schotten heute unabhängig!
Hätte man als Kriterium für die Wahlberechtigung nicht alle Personen mit schottischem Wohnsitz genommen, sondern alle Personen, welche einen schottischen Wohnsitz haben und in Schottland geboren wurden, hätten das Ergebnis dieses Referendums vermutlich ganz anders ausgesehen. Dies hat man natürlich wohlweislich nicht getan.
Ebenso macht es bei Volksabstimmungen dieser Art einen Unterschied, wie die Frage formuliert wird. Es ist nämlich erweisen, dass dort eine starke Tendenz vorherrscht, vermehrt mit „Nein“ zu stimmen. Das heißt, es macht einen Unterschied, ob die alles entscheidende Frage so formuliert wird: „Soll Schottland unabhängig werden?“ oder: „Soll Schottland Teil von Großbritannien bleiben?“ Wenn man also bei einem Volksentscheid ein bestimmtes Ergebnis wünscht, sollte man die Frage so formulieren, dass ein „Nein“ das gewünschte Ergebnis liefert
Wahlen vermitteln nur den Eindruck von Gerechtigkeit – sie sind es meistens jedoch nicht. Die Verdränger-Gruppierung bestimmt größtenteils die beschriebenen Rahmenbedienungen, denn sie kann größeren Einfluss gelten machen. Wenn die Verdränger-Gruppierung sogar größer ist als die bedrängte Gruppierung (wie im Falle Schottlands), dann bestimmt die Verdränger-Gruppierung die Spielregeln. Ein wie auch immer geartetes Wahlverfahren suggeriert dann nur eine sachliche Gleichbehandlung.
Durch die Kenntnis von Verdrängungsmechanismen kann man heute schon zu dem Schluss kommen, dass Schottland niemals seine Unabhängigkeit bekommen wird. Denn die Verdrängung wird weiter fortschreiten und die Schotten werden, in Relation gesehen, immer weniger Einfluss in ihrem eigenen Land haben.
Bei den Katalanen in Spanien ist die Verdrängung noch nicht so weit fortgeschritten wie bei den Schotten in Großbritannien. Die Zentralregierung lehnt daher eine Volksabstimmung ab. In Katalonien wird es erst ein Unabhängigkeitsreferendum geben, wenn die Verdrängung so weit fortgeschritten ist, dass eine Volksabstimmung ein von der Zentralregierung gewünschtes Ergebnis liefert – also so wie in Schottland.
Eine Gegenmaßnahme gegen Unabhängigkeitsbestrebungen ist beispielsweise die gezielte Verbesserung für die Zuwanderung von Ausländern in bestimmte Regionen. Diese identifizieren sich eher mehr mit dem Zentralstaat und nicht mit einer Region. Das heißt, dass der überwiegende Teil von Personen, welche nicht aus Großbritannien stammten und bei dem Schottland-Referendum teilnahmen, gegen eine Unabhängigkeit Schottlands gestimmt hat.