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Verdrängung in der Geschichte der Menschheit

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Die beschriebenen Verdrängungsmechanismen sind allgemeingültig und gelten daher für jede Gruppierung zu jeder Zeit. Das heißt, jedes Mitglied einer Gruppierung kann gleichzeitig Minder- und Mehrheitsmitglied sein.

Hält sich beispielsweise ein Mitglied einer Mehrheit in einer Umgebung mit mehrheitlichen Mitgliedern einer Minderheit auf, so wird das Mehrheitsmitglied zur Minderheit. Territoriale Dominanz ist daher bei Verdrängungsprozessen von großer Bedeutung. Selbst große Gruppierungen wie nationale oder ethnische Gemeinschaften unterlagen immer schon diesen Prozessen. Dazu muss erwähnt werden, dass es so etwas wie Nationalgrenzen (in evolutionären Dimensionen gesehen) erst seit sehr kurzer Zeit gibt. Wenn man beispielsweise eine Karte Frankenreichs unter Karl dem Großen betrachtet, so gaukelt diese eine Homogenität vor, welche überhaupt nicht existent war. Selbst das in der Blütezeit hervorragend strukturierte Römische Reich hatte auf große Gebiete gar oft keinen direkten Zugriff. Ganze Volksstämme durchstreiften zeitweise das Territorium des römischen Reiches, ohne dass man dies verhindern konnte.

Verdrängungsprozesse liefen an den Rändern von Territorien ständig ab, da es so etwas wie klare Grenzen, beispielsweise den Limes oder chinesische Mauer, nur in Ausnahmefällen gab.

Verdrängung wird von der verdrängten Gruppierung natürlich als aggressiver Akt wahrgenommen. Wirksamer Schutz bot nur eine klare territoriale Abgrenzung in Form einer möglichst befestigten Grenze.

Warum aber gibt es Grenzen im heutigen Sinne erst seit ein paar hundert Jahren?

Zur Beantwortung dieser Frage muss erwähnt werden, dass es in vorindustriellen Zeiten einen recht linearen Zusammenhang zwischen landwirtschaftlich genutzter Fläche und Anzahl der möglichen Bewohner gab. Das heißt, dass unter Berücksichtigung von Faktoren wie Bodenqualität oder Klimabedingungen eine bestimmte Fläche nur eine bestimmte Anzahl von Menschen ernähren könnte. Umgekehrt bedeutete dies, dass man pro Mensch eine ganz bestimmte Nutzfläche benötigte.

Durch die geringe Bevölkerungsdichte in früheren Jahrtausenden war im Grunde immer genug Boden vorhanden. Näherte man sich in einem bestimmten Gebiet kritischen Schwellen (also sozusagen zu viele Menschen für ein bestimmtes Gebiet), wurde mit Abwanderung reagiert. Das funktionierte so lange, wie es Gebiete gab, in die man überhaupt abwandern konnte. Übrigens ist dies der Grund dafür, warum sich der Mensch so schnell über die Erde ausbreitete. Gruppierungen mussten auf der Suche nach Nahrung anderen Gruppierungen ausweichen. Dies erscheint zunächst unglaubwürdig, da es während der frühen Entwicklung des Homo Sapiens aufgrund der extrem geringen Bevölkerungsdichte so scheint, als ob immer genügend Land zu Verfügung gestanden hat. Dem ist aber nicht so.

Mitglieder einer Jäger-und-Sammler-Kultur haben nämlich einen bei weitem höheren Platzbedarf als Mitglieder von ackerbauenden Kulturen. Tatsächlich benötigt man für die Ernährung eines Menschen durch Jagen und Sammeln ein Vielfaches der Fläche, wie man durch landwirtschaftliche Nutzung benötigen würde. Da aber frühere menschliche Kulturen allesamt Jäger-und-Sammler waren, waren die benötigen Flächen, selbst für die verhältnismäßige geringe Anzahl an Menschen, enorm. Man kann davon ausgehen, dass die jagenden Gruppierungen schlichtweg ihrer Jagdbeute folgten.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit war territoriales Ausweichen ein bevorzugter Lösungsansatz bei auftretenden Gefahren. Dies konnten zum Beispiel kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Gruppierungen oder zu geringe Jagdausbeute sein. Natürlich könnten auch ganz andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Tatsache ist aber, dass der Flächenbedarf bei den damaligen Methoden der Ernährung enorm war und dass bei Problemen vorzugsweise mit Abwanderung reagiert wurde (was bei nicht sesshaften Kulturen auch nicht weiter verwundert). Dies führte dann zu einer relativ schnellen Ausbreitung der Menschheit über den gesamten Globus.

Tatsache ist auch, dass die Bevölkerungsdichte an einem speziellen Ort aufgrund der enormen Flächenexistenz extrem gering war. Es gab es weltweit lediglich ein paar hunderttausend menschliche Individuen.

Dies änderte sich mit dem Beginn der Landwirtschaft und Viehzucht. Von da an war der Flächenbedarf für die Ernährung deutlich kleiner. Das heißt, dass Verdrängung im klassischen Sinne sowohl in den nicht-sesshaften Sammler-und Jäger Gruppierungen als auch in der Anfangsphase der sesshaft Ackerbau betreibenden Gruppierungen eher von untergeordneter Bedeutung war. Es war sozusagen immer genügend Fläche vorhanden um auszuweichen. Zunächst war es so, dass Jäger-und-Sammler Kulturen sich in den prinzipiell dünn besiedelten Gebieten eher selten mit konkurrierenden Gruppierungen auseinandersetzen mussten. Später war der Flächenbedarf durch die Einführung planvoller Landwirtschaft und durch Sesshaftigkeit deutlich geringer. Die planvolle Landwirtschaft wurde in vielen Gebieten viel später eingeführt als man im Allgemeinen glaubt. Beispielsweise gibt es so etwas wie planvolle Landwirtschaft in Skandinavien bestenfalls ein paar hundert Jahre. Möglicherweise wurden auch deshalb die asiatisch stämmigen Ur-Finnen von den europäischen „modernen“ Finnen verdrängt, weil der Flächenbedarf ohne planvolle Landwirtschaft so groß war und es daher keine Ausweichmöglichkeit gab.

Das letzte Kaninchen, das die Menschheit noch aus dem Hut zaubern konnte, war die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Einführung von Kunstdünger. Damit wurde der Flächenbedarf nochmals deutlich reduziert. Ebenso sorgte das verbesserte Transportwesen dafür, dass bestimmte Gebiete viel mehr Menschen aufnehmen konnten als sie eigentlich ernähren konnten. Beispielsweise ist England schon seit Jahrhunderten nicht mehr in der Lage, seine eigene Bevölkerung zu ernähren.

Der entscheidende Faktor hinsichtlich Verdrängung war früher wie heute das Vorhandensein eines gewissen Wohlstandsgefälles. Eine Gruppierung hatte etwas, was eine andere Gruppierung begehrte.

Hinzu kommt, dass der Verdrängungsdruck auf eine reproduktionsschwache Gruppierung umso höher wird, je größer die Reproduktionsdifferenz zu einer anderen Gruppierung ist. Das Einsetzen von Verdrängungsmechanismen basiert auf dem Vorhandensein einer Reproduktions- und Wohlstandsdifferenz zwischen Verdränger-Gruppierung und verdrängter Gruppierung.

Der Wohlstandsfaktor ist dabei abhängig vom Reproduktionsfaktor. Je niedriger die Reproduktion, desto höher der Wohlstand. Das liegt einfach daran, dass sich bestimmte Wirtschaftsfaktoren wie beispielsweise Grundbesitz auf immer weniger Individuen verteilen.

Umgekehrt müssen sich innerhalb einer prosperierenden Gruppierung mehr Individuen (zum Beispiel bei Erbauseinandersetzungen) das Vorhandene teilen. Wenn wir uns beispielsweise das Deutsche Reich während der Regierungszeit von Kaiser Wilhelm II. ansehen, so war diese Zeit mit einem enormen Bevölkerungswachstum verbunden. Die Deutschen (als Gruppierung betrachtet) prosperierten in fast allen Bereichen. Insbesondere im technischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bereich hatte Deutschland nicht nur andere Nationen überholt, sondern sogar weit hinter sich gelassen. Die Liste der vergebenen Nobelpreise führte Deutschland unangefochten an. Viele Bereiche, die damals als Hightech galten, wie zum Beispiel Elektrotechnik oder technische Chemie, wurden von Deutschland dominiert. Trotz dieser Erfolge der Gruppierung als Ganzes war der durchschnittliche Lebensstandard der Deutschen während dieser Zeit gering. Die hohen Reproduktionsraten führten zu ständiger Wohnungsnot. Der Ausbau der für die damalige Zeit eigentlich überaus fortschrittlichen Infrastruktur hinkte dem Bevölkerungswachstum hinterher. Durch den großen Kindersegen wurden Grundstücke in immer kleineren Teilen weiter vererbt. Der durchschnittliche Lebensstandard war gering, weil die Reproduktionsraten so hoch waren.

Allerdings führten die hohen Reproduktionsraten dazu, dass in fast allen Bereichen ein enormer Inlandsbedarf herrschte. Die Arbeitslosenquoten waren gering bist nicht vorhanden, weil man kaum mit der Produktion von Gütern für den enormen Bedarf hinterherkam. Landwirtschaftliche Güter, Immobilien, Kleidung, Rohstoffe,– in den unterschiedlichsten Bereichen herrschte große Nachfrage. Allerdings war alles teuer, weil es begehrt war. Die sogenannten Gründerjahre boten daher dem Einzelnen die Chance des wirtschaftlichen und sozialen Aufstiegs. Weltkonzerne entstanden und einige Wenige konnten gigantische Vermögen anhäufen.

Hohe Reproduktionsraten fördern daher auch soziale Ungleichheiten. Der Handlungsdruck für den Einzelnen war groß. In Gegensatz dazu war bei schwindenden Bevölkerungszahlen der Handlungsdruck auf den Einzelnen gering. So kam es paradoxerweise beispielsweise nach den großen Pestwellen in Europa zunächst zu einer Steigerung des Lebensstandards, weil sich der Besitzt auf weniger Individuen verteilte. Es gab Unzählige, die ihren Wohlstand einfach geerbt hatten, weil nahe Verwandte an der Pest gestorben sind.

Dieser Zustand des Wohlstandes war natürlich nur von vorübergehender Natur. Daher ist diese kurze (bestenfalls einige Jahrzehnte andauende) Phase geschichtlich fast vergessen und findet so gut wie keine Erwähnung. Letztlich sind aber auch geringe Reproduktionsraten für die wirtschaftliche Entwicklung ein sich negativ auswirkender Zustand, da es in vielen Bereichen nur wenig Bedarf gibt. Man benötigt einfach keine neuen Schulen oder Universitäten. Die Infrastruktur ist bei schwindender Einwohnerzahl immer ausreichend dimensioniert und überaltert somit. Geringer Bedarf entsteht bestenfalls kurzfristig. Nur scheinbar geht es wirtschaftlich bergauf, da die Probleme, welche durch Reproduktionsarmut einhergehen, sich erst nach Jahrzehnten bemerkbar machen. Wir können davon ausgehen, dass die Probleme, welche in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen, weit dramatischer sein werden, als wir es heute prognostizieren. Dies liegt einfach daran, dass der heutige Zustand geschichtlich einmalig ist und sich nur bedingt mit Ereignissen in der Vergangenheit vergleichen lässt. Die Einführung wirksamer Verhütungsmittel beispielsweise hat Deutschland mehr Individuen gekostet als der zweite Weltkrieg Diese Aussage trifft auch auf andere am zweiten Weltkrieg beteiligte Staaten zu. Obwohl wir den zweiten Weltkrieg als einen durchweg negativen Zustand wahrnehmen, ist der jetzige Zustand aus evolutionärer Perspektive deutlich schlimmer. Wir nehmen ihn aber nicht so wahr, da es diesen Zustand in der Evolution der Menschheit nie gab. Daher konnte der Mensch auch keine Abwehr- oder Alarmmechanismen dagegen entwickeln. Um ein Bildnis heranzuziehen: Dieser Erreger ist dem Immunsystem sozusagen unbekannt.

Der Zusammenhang zwischen temporärer Wohlstandssteigerung und Reproduktionsarmut machte sich beispielsweise China zunutze.

Die chinesische Ein-Kind-Politik sorgt dafür, dass Familien dazu gedrängt werden, nur ein Kind zu bekommen. Diese Politik stammt aus einer Zeit, in der China für die breite Masse keine wirksamen Verhütungsmittel zur Verfügung standen und in vielen gesellschaftlichen Schichten ein anderes Denken vorherrschte. Zwar hatte die Politik scheinbar die gewünschte Wirkung, aber es zeichneten sich nun sehr deutlich die daraus resultierenden Probleme ab, wie zum Beispiel die Überalterung der Gesellschaft, Frauenmangel (Abtreibungen wurden vorzugsweise an weiblichen Föten durchgeführt), Fachkräftemangel und vieles mehr.

Diese Erscheinungen sind aber nur die Spitze des Eisberges, da die negativen Konsequenzen eines solchen Zustandes erst nach Jahrzehnten spürbar werden. Das spezifische Problem daran: Ist erst der Zustand erreicht, dass die Konsequenzen einer dauerhaft reproduktionsarmen Phase mehr negativen als positiven Charakter haben, diese Entwicklung nicht mehr zu stoppen ist. Das heißt, dass man die Gesellschaft in eine dauerhaft negative Abwärtsspirale gebracht hat, auch wenn es die ersten Jahrzehnte zunächst einmal aufwärts ging. Beispielsweise kann die chinesische Regierung die eigene Bevölkerung durch bestimmte Maßnahmen dazu bringen, nur wenige Kinder in die Welt zu setzen, aber sie könnte keine auch nur halbwegs wirksamen Maßnahmen ergreifen, um ihre Bevölkerung dazu zu bewegen, wieder mehr Kinder zu produzieren. Man macht sich kaum Gedanken darüber, dass das, was vor Kurzem noch als Segen wahrgenommen wurde, sich sehr bald zu einem Fluch entwickeln könnte.

Es ist auch in den heutigen produktiven Gesellschaften kaum vorstellbar, dass eine arbeitende Person zwei Rentner (oder mehr) ernähren müsste. Dies wird aber der Fall sein und dabei ist dies nur eine Belastung unter vielen anderen, welche eine arbeitende Person tragen müsste. Dieser einfache Zusammenhang verdeutlicht recht klar, dass dies nicht funktionieren kann, auch wenn Regierungen bemüht sind, durch komplexe Modellrechnungen das Gegenteil zu beweisen. Je komplexer diese sind, umso genauer ist das Ergebnis, aber umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das man mit eben dieser Modellrechnung komplett danebenliegt. Um es überspitzt zu formulieren: Regierungen nutzen Experten und Fachleute eher zu Desinformation als zu Information. Oft liegt der einfache Bürger mit seinem gesunden Menschenverstand richtig, während Regierungsexperten in ihren Prognosen oft meilenweit daneben liegen. In diesem Zusammenhang könnte man die Griechenland-Krise nennen, bei der weite Teile der Bevölkerung der Geberländer eine viel bessere Prognose abgegeben haben als von diesen Regierungen hofierte Experten. Wobei es natürlich sein kann, dass siebewusst nur solche Experten favorisierten, die Prognosen in ihrem Sinne abgaben. Was wiederum kaum weniger schlimm gewesen wäre, denn dies würde ja bedeuten, dass die jeweiligen Regierungen den Souverän (also die Bevölkerung), dem sie als demokratische Regierung zu dienen haben, bewusst belogen hätten.

Man neigt insbesondere in westlichen Gesellschaften dazu, die sich ändernden Zahlenverhältnisse hinsichtlich der Bevölkerung zu gering einzuschätzen. In den Köpfen der meisten Menschen ist die Qualität ein viel wichtigerer Faktor als die Quantität. Dies ist aber falscher Denkansatz und rührt aus einen Gefühl der Überlegenheit gegenüber anderen Gesellschaftsformen und Völkern her.

Zahlenmäßige Verschiebungen spielen letztlich sogar eine entscheidende Rolle. Erst nachdem beispielsweise Deutschland Ende des neunzehnten Jahrhunderts ein Bevölkerungswachstum erfahren hatte, entwickelte es sich zu einer technischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Großmacht.

Ähnlich sieht es mit den europäischen Staaten während dieser Zeit im Allgemeinen aus. Auf dem Höhepunkt der Kolonialisierung war ein ganzes Drittel der gesamten Weltbevölkerung europäisch. Je größer eine Gruppierung ist, umso mehr Einfluss kann sie geltend machen. Wird eine Gruppierung kleiner oder spaltet sich eine Gruppierung in verschiedene Interessengruppen auf, umso geringer ist der Einfluss, den diese Gruppierung für sich oder ihre Mitglieder geltend machen kann. Die führt natürlich auch zu negativen Folgen für jeden Einzelnen.

Stark schwindende nationale Gruppierungen sind beispielsweise Japan oder Deutschland. Diese Nationen belegen negative Spitzenplätze in den Statistiken über Geburtenraten. Wenn man sich diese Statistiken über internationale Geburtenraten näher anschaut, fällt auf, dass die Verlierer-Nationen des zweiten Weltkrieges überaus geringe Geburtenraten aufweisen. Deutschland und Österreich beziehungsweise Japan und Korea belegen in diesen Statistiken hintere Platzierungen. Wie kommt es, dass Staaten, die in der jüngsten geschichtlichen Vergangenheit starke Dezimierungen ihrer Bevölkerung hinnehmen mussten, besonders reproduktionsarm sind?

Es scheint einen Zusammenhang zwischen geringer Reproduktion und erhöhter Dezimation zu geben. Dies ist daher von besonderem Interesse, da genau die Staaten, welche geringe Reproduktionsraten aufweisen, tendenziell stärker von Verdrängung betroffen sind als Staaten mit hohen Reproduktionsraten. Diese sind zumeist kaum von Verdrängung betroffen. Es könnte ja auch sein, dass Gruppierungen mit geringen Reproduktionsraten einfach schrumpfen.

Daher ist es naheliegend, eine Verbindung mit dem Grad der Dezimation innerhalb der mechanisierten Konflikte der Vergangenheit und dem Grad der aktuellen Verdrängung herzustellen. Gruppierungen, welche aktiv in diese Konflikte involviert waren, werden aktuell von Gruppierungen verdrängt, welche nicht (oder nur am Rande) an diesen früheren Konflikten beteiligt waren.

Die Ursache für diese funktionellen Zusammenhänge liegen vermutlich im selektiven Charakter von kriegerischen Dezimationen. Die Verluste innerhalb eines Krieges stellen keinen Querschnitt der Bevölkerung dar, sondern betreffen bestimmte Gruppen verstärkt oder vermindert. Das heißt, dass Personen, welche beispielsweise ein hohes Maß an Selbstkontrolle erforderten, hatten natürlich viel höhere Überlebenschancen als Personen, bei denen die Nerven durchgingen. Dieses galt natürlich ebenso für Zivilisten.

Personen, welche durch weitsichtige Entscheidungen der Einkesselung oder Bombardierung ihrer Stadt entkamen, hatten viel höhere Überlebenschancen als Personen, die meinten, dass „alles schon gutgehen“ würde.

Das Maß der Fähigkeit, zukünftige Ereignisse hinreichend genau prognostizieren zu können, ist während kriegerischer Handlungen von besonderer Bedeutung. Wer sich als junger Deutscher zu Beginn des zweiten Weltkrieges dazu hinreißen ließ, sich beispielsweise zur U-Boot-Waffe freiwillig zu melden, der war mit Dreiviertel-Wahrscheinlichkeit tot (in etwa so hoch waren nämlich die Verluste dieser Waffengattung).

Wer etwas genauer nachdachte, meldete sich vielleicht zu Artillerie. Diese wurde nämlich immer weit hinter der Frontlinie aufgestellt und die Wahrscheinlichkeit, dort durch Feindeinwirkung zu Tode zu kommen, war relativ gering.

Noch weitsichtigere Personen konnten vielleicht in der Rüstungsindustrie unterkommen und waren damit unabkömmlich.

Weitsichtigkeit war aber für Zivilisten von entscheidender Bedeutung. Vorausschauende Personen, deren Stadt noch nicht oder nicht intensiv bombardiert wurde, kamen zu dem Schluss, dass ihre Stadt für den Gegner mit jedem Kriegstag immer attraktiver wird und verließen diese wenn möglich. Eine unbedarfte Person würde genau zum gegenteiligen Entschluss kommen.

All dies mag weit hergeholt erscheinen. Man darf aber nicht vergessen, dass man nur einmal sterben kann. Diese Aussage mag trivial erscheinen, trifft aber den Kern der Sache. In Kriegszeiten konnte eine schlechte Entscheidung einmal die Nerven zu verlieren, eine unbedachte Äußerung, zwischen Leben und Tod entscheiden. Das muss nicht in der jeweiligen Situation unmittelbar geschehen sein, sondern man konnte sich aus solchen Handlungen heraus in Situationen gebracht haben, die mit mehr Risiko verbunden waren, als wenn man sie unterlassen oder Alternativhandlungen durchgeführt hätte.

Wenn man Kriegsteilnehmer befragt, hört man immer wieder Sätze wie: „Ich hatte Glück, ich konnte…“ oder „Nur weil ich damals schon wusste, was passieren würde, habe ich…“.

Man kann solchen Sätzen entnehmen, dass diese Personen offensichtlich weitsichtiger waren als andere und auch über ein höheres Maß an Selbstkontrolle verfügten. Diejenigen, bei denen dies nicht der Fall war, können nur selten darüber berichten, weil die Wahrscheinlichkeit, dass genau diese Personen bei irgendeiner Situation ums Leben kamen, viel höher war.

Allerdings können die Selektionsbedingungen je nach Situation ganz unterschiedlich sein und somit auch die evolutionären Folgen. Dies hängt davon ab, wie eine Krieg führende Gruppierung Handlungen zum Nachteil von einzelnen Personengruppen durchführt. Beispielsweise kam es in der Geschichte recht häufig vor, dass ein Tyrann ganz bewusst eine Hatz auf Intellektuelle veranstaltete, wie das zum Beispiel die Roten Khmer in Kambodscha getan haben oder Stalin in der Sowjetunion. Ebenso haben einige Ereignisse kaum selektiven Charakter, beispielsweise die großen Kesselschachten auf dem Gebiet der Sowjetunion zu Beginn des zweiten Weltkrieges, bei denen Millionen Soldaten der Roten Armee eingekesselt wurden. Die Eigenschaften, welche die einzelne Person aufwies, waren in diesem Fall für dessen weiteres Schicksal weitgehend irrelevant und somit kaum selektiv.

Kriegerische Dezimationen sind aber in ihrer Gesamtheit in hohem Maße selektiv. Das heißt, dass kriegerische Dezimationen eine Gruppierung nicht wahllos betreffen, sondern Individuen mit bestimmtem Verhalten besonders stark von dieser Dezimation betroffen sind. Die auffallend niedrigen Reproduktionsraten, gerade von Nationen wie Japan und Korea oder Deutschland und Österreich scheinen im Zusammenhang mit den selektiven Bedingungen einer kriegerischen Dezimation zu stehen. Die heutigen Bedingungen können dafür kaum ausschlaggebend sein, denn diese Länder sind reich und haben einen hohen Lebensstandard. Dies ist vermutlich auch eine Folge dieser Selektionsbedingungen, denn die Bedingungen zum Erlangen von Wohlstand waren wiederum ausgesprochen schlecht. Eigentlich müssten gerade diese Länder reproduktiver sein als jemals zuvor. Trotzdem ist genau das Gegenteil der Fall.

Es stellt sich zunächst die Frage, um welche vererbbaren Eigenschaften der Gruppierungen, welcher einer kriegerischen Dezimation unterlagen, es sich überhaupt handelt. Man kann davon ausgehen, dass folgende Eigenschaften sich in einem kriegerischen Milieu evolutionär negativ ausgewirkt haben müssen: Spontanität, Optimismus, Naivität, Impulsivität, Reizbarkeit, Draufgängertum, Unüberlegtheit, Gutgläubigkeit, Patriotismus und Mut.

In gegenteiliger Art und Weise, also evolutionär positiv, dürften sich beispielsweise folgende Eigenschaften ausgewirkt haben: Überlegtheit, Pessimismus, Kontrollverhalten, Misstrauen, Weitsichtigkeit, vorausschauendes Denken, Intelligenz und Opportunismus.

Eine solche Auflistung kann weder vollständig sein, noch können die erwähnten Eigenschaften exakt definiert werden. Auch geht die Bedeutung dieser Begrifflichkeiten ineinander über oder ist positiv oder negativ belegt. Trotzdem kann man feststellen, dass Personen, welche in hohem Maße über Eigenschaften der ersten Auflistung verfügten, in den beiden Weltkriegen viel geringere Überlebenschancen gehabt hätten als Personen, welche in erster Linie über Eigenschaften der zweiten Auflistung verfügten.

Das heißt, Personen mit diesen Eigenschaften wurden während dieser Zeit evolutionär bevorzugt. Der Begriff „bevorzugt“ ist inkorrekt, da evolutionäre Vorgänge unmotiviert ablaufen

Man kann also davon ausgehen, dass die Eigenschaften der zweiten Auflistung tendenziell deutlich häufiger bei Japanern und Koreanern beziehungsweise bei Deutschen und Österreichern anzutreffen sind als in der zweiten Auflistung. Insbesondere müssten sich Unterschiede mit Personen (Nachfahren) zeigen, welche aus Staaten kommen, die nur geringe Verluste durch die Weltkriege erlitten hatten oder gar nicht darin involviert waren. Ein Kubaner müsste durchschnittlich spontaner sein als ein Koreaner. Ein Afghane müsste durchschnittlich reizbarer sein als ein Japaner, ein Deutscher dagegen pessimistischer als ein Inder. Ein Österreicher wäre vermutlich weitsichtiger als ein Argentinier.

Nicht nur persönliche Erfahrungen, sondern auch verschiedene Statistiken scheinen diese These zu stützen. So blicken beispielsweise nach Deutschland eingewanderte Personen deutlich optimistischer in die Zukunft als die Deutschen selbst. Was auch wiederum mit der Tatsache einhergeht, dass eingewanderte Personen reproduktiver sind als Einheimische.

Diese Eigenschaften von bestimmten Individuen, welche sich positiv auf deren Überlebenschancen während der Weltkriege auswirkten, sind weitervererbt worden und wirken sich, insbesondere im Zusammenhang mit wirklich wirksamen Verhütungsmitteln, evolutionär äußerst negativ auf deren Nachkommen aus. In diesem Zusammenhang ist insbesondere das Maß an Selbstkontrolle und Weitsicht zu nennen. Diese beiden Eigenschaften scheinen ganz besonders wichtig in Verbindung mit kriegerischen Auseinandersetzungen zu sein und müssten daher beispielsweise bei Deutschen vermehrt vorliegen.

Ein hohes Maß an Verhaltenskontrolle ist aber insbesondere bei der Paarbindung von Individuen abträglich. Individuen der erwähnten nationalen Gruppierungen müssten daher genau in diesem Bereich vermehrt Probleme haben. Insbesondere dürfte es ihnen große Probleme bereiten, den Zustand der Verliebtheit zu erlangen. So ist das Verlieben etwas typisch Menschliches und kommt so bei anderen Arten nicht vor. Verlieben ist eine evolutionäre Gegenreaktion gegenüber menschlicher Logik und Verhaltenskontrolle. Verliebte tun verrückte Dinge und ihr Verhalten ist für Außenstehende oft kaum nachzuvollziehen. Das Phänomen des Verliebens hat sich evolutionär beim Menschen herausgebildet, damit menschliche Selbstkontrolle zumindest zeitweise aufgehoben beziehungsweise unterdrückt wird. Liebe macht blind und verändert die Wahrnehmung. Diese temporären Verschlechterungen von eigentlich positiven Eigenschaften im menschlichen Verhalten wirken sich insgesamt evolutionär positiv aus. Verliebtheit kann daher auch nicht von Dauer sein, da dies sich nicht hätte evolutionär durchsetzen können. Denn ein hohes Maß an Verhaltenskontrolle wirkt sich natürlich evolutionär positiv aus und ist nur während der Paarbindungsphase kontraproduktiv. Daher konnte sich auch genau nur dieser temporär wirksame Mechanismus des Verliebens evolutionär durchsetzen.

Da bei Japanern und Koreanern beziehungsweise bei Deutschen und Österreichern ein, durch die besonderen Selektionsbedingungen, besonders hohes Maß an Selbstkontrolle vorliegt, kann man daraus schließen, dass Individuen dieser Gruppierungen vermehrt Probleme bei der Paarbindung haben. Diese Individuen dürften sehr wenig dazu neigen, sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen und blockieren sozusagen selbst jegliche Ansätze, sich zu verlieben. Der sehr hohe Single-Anteil dieser Gesellschaften scheint diese These zu stützen. Bürger dieser Staaten dürften wenig dazu neigen, sich einer hemmungslosen heißen Liebe hinzugeben. Da sie durch ihr hohes Maß an Selbstkontrolle dazu unfähig sind, entwickeln sie eine große Sehnsucht danach. Wie so oft sind Dinge, die kaum zu erlangen sind, besonders begehrt. Tragisch daran ist, dass die Betroffenen gewohnt sind, Ziele mit Intelligenz, Weitsichtigkeit und Selbstkontrolle zu erreichen. In „Liebesdingen“ sind diese Eigenschaften aber in hohem Maße kontraproduktiv. Die Betroffenen sind unfähig, diese Eigenschaften zeitweise abzulegen. Genau dies ist aber die evolutionäre Gegenreaktion, die wir als Verliebtheit bezeichnen. Das Phänomen der Verliebtheit (nicht zu verwechseln mit Liebe) hat sich evolutionär entwickelt, um logisch-kognitives Verhalten des Menschen zeitweise zu unterdrücken. Ist der Mensch aufgrund seiner übersteigerten Selbstkontrolle dazu unfähig, kann er sich auch nicht verlieben oder hat damit zumindest Schwierigkeiten. Die Unfähigkeit in Liebesdingen ist dabei für die Betroffenen auch besonders unverständlich, da sie durch die beschriebenen Eigenschaften eher zu den Erfolgs- oder Karrieremenschen gehören. Dass Personen aus bildungsfernen Schichten, auf die sie normalerweise herabsehen, ihnen diesbezüglich teilweise überlegen sind, ist für diese Menschen nur schwer zu verarbeiten. Je höher der Bildung, desto niedriger sind die Reproduktionsraten und desto größer sind die Probleme bei Partnerwahl und Paarbindung. Es konnte sich in den erwähnten Ländern sogar ein Markt für genau diese Menschen etablieren. Partnerbörsen boomen dort ganz besonders. Es gibt sogar spezielle Einrichtungen für diesbezügliche „Problemfälle“ wie Akademiker. Diese leiden unter der beschriebenen Problematik in besonderem Maße.

Weiterhin kommen Individuen der erwähnten Gruppierungen eher schlecht mit dem Umstand zurecht, dass der Zustand der Verliebtheit zeitlich begrenzt ist. Sie sind eher pessimistischer Natur sind und weisen ein hohes Maß an Verlustängsten auf. Sie dürften mit Trennungen eher schlechter zurechtkommen oder erwarten verstärkt einen dauerhaften Zustand der Verliebtheit.

Genau diese Selektionsbedingungen, welche die Eigenschaften Selbstkontrolle und Weitsichtigkeit stark evolutionär bevorzugten, lagen in den mechanisierten Konflikten des zwanzigsten Jahrhunderts vor. Das heißt, bei Gruppierungen wie nationalen Gebilden, die besonders große menschliche Verluste in diesen Konflikten hinnehmen mussten, lag die beschriebene Problematik in besonders hohem Maße vor. In hohem Maße bei den „Verliererstaaten“, aber durchaus auch bei den „Siegernationen“, da auch diese große Verluste hinnehmen mussten. Je geringer die Verluste während dieser Konflikte, desto höher waren tendenziell die Reproduktionsraten.

Möglicherweise hat Frankreich heute weitaus höhere Reproduktionsraten als Deutschland, weil dort während des zweiten Weltkrieges weitaus geringere Verluste hingenommen werden mussten als in Deutschland. Der Krieg in Frankreich war kaum durch verlustreiche Schlachten geprägt, sondern vielmehr dadurch, dass die deutschen Angreifer es schafften, die französischen Streitkräfte dauerhaft in eine Situation zu bringen, in der ihnen keine sinnvollen Handlungsalternativen blieben. Ebenso waren die zivilen Verluste Frankreichs viel geringer als die Deutschlands. Gleiches gilt für Großbritannien.

Die geringsten Verluste mussten die USA hinnehmen. Die Reihenfolge der Verluste entspricht weitgehend der Reichenfolge der heutigen Reproduktionsraten. Allerdings müssten die Nachfolgestaaten der ehemaligen UDSSR auch überaus geringe Reproduktionsraten aufweisen. Dies ist auch der Fall, insbesondere bei den Staaten, welche besonders lange die von den Nationalsozialisten besetzt waren, wie zum Beispiel bei der Ukraine oder Weißrussland. Besser sieht es in Russland aus, aber nur ein relativ kleiner Teil Russlands wurde von den Deutschen im zweiten Weltkrieg besetzt. Etwa die Hälfte der sowjetischen Bevölkerung geriet unter deutsche Besatzung. Dabei sind aber die baltischen Staaten, Weißrussland, Moldawien und die Ukraine schon eingerechnet. (Die übrigens allesamt Reproduktionsraten aufweisen, welche weit unter dem weltweiten Durchschnitt liegen.) Auch waren die Selektionsbedingungen am östlichen Kriegsschauplatz völlig anders als in den westlichen Kriegsschauplätzen.

Man könnte also folgenden Zusammenhang herstellen: Die Reproduktionsraten der Siegerstaaten sind durchweg höher als die der Verlierer, weil sie geringere Verluste hinnehmen mussten

So befinden sich bei vielen Siegermächten die Reproduktionsraten zwar über denen der Verlierer, aber teilweise doch noch unterhalb der Selbsterhaltungsschwelle. Die scheinbar hohen Reproduktionsraten speisen sich daher nicht unbedingt aus der ursprünglichen Bevölkerung dieser Staaten selbst, sondern aus der hohen Reproduktion der bereits zugewanderten Personen.

So ist beispielsweise das „weiße Amerika“ schon heute zum Tode verurteilt. 2011 sind in den USA zum ersten Mal weniger weiße Kinder als andersfarbige Kinder geboren worden. Es ist klar, dass dieser Trend nicht umkehrbar ist und die Weißen zu einer Minderheit werden. Ähnliche Tendenzen gibt es auch in Großbritannien und Frankreich. Interessant ist dabei, dass die Verdrängung der Urbevölkerung durch Gruppierungen stattfindet, die in den großen Konflikten der Neuzeit kaum oder gar nicht beteiligt waren. Offensichtlich sind diese Gruppierungen den bedrängten Gruppen zwar technisch oder militärisch hoffnungslos unterlegen, bezüglich Reproduktion und Verdrängung scheinen sie diese aber deutlich zu überflügeln. Da die Zuwanderung in Frankreich oder Großbritannien schon viel früher einsetzte als in Deutschland, haben diese Staaten auch höhere Reproduktionsraten. Die halbwegs moderaten Raten von Großbritannien oder Frankreich täuschen. Könnte man den Bevölkerungsanteil von Frankreich oder Großbritannien, welcher schon vor dem ersten Weltkrieg in diesen Nationen sesshaft war, isoliert betrachten, so würden sich wahrscheinlich Raten auf japanischem Niveau ergeben. In vielen englischen Schulen, werden englische Schüler gemobbt, weil sie der englischen Minderheit angehören. Die mobbenden Schüler betrachten sich dabei nicht als Engländer. Sie identifizieren sich mit ihrer Ursprungs-Gruppierung. Interessanterweise sogar dann, wenn ihre Familien schon seit Generationen in England leben.

Hier kommt ein Phänomen zum Tragen, welches bereits in einem geschichtlichen Zusammenhang beschrieben wurde, aber heute noch genauso aktuell ist. Auch heute geht man von der irrigen Annahme aus, dass die Neuankömmlinge nur lange genug in der neuen Kultur mit all den Vorzügen leben müssen, damit sie darin vollends aufgehen und ein Teil davon werden.

Dies ist, wie bereits beschreiben, über Generationen hinweg nicht der Fall. Heute wie früher ist genau dies kennzeichnendes Merkmal von Verdrängungsvorgängen. . Evolutionär gesehen ist der Tolerantere der Dümmere.

Man kann einen recht klaren Zusammenhang zwischen Toleranz und Reproduktion erkennen. Diese Faktoren verhalten sich antiproportional. Gruppierungen, die eine geringe Toleranz und ein hohes Maß an Abgrenzung aufweisen, prosperieren in viel größerem Maße als Gruppierungen, bei denen dies nicht der Fall ist. Dabei kann es sich um nationale oder religiöse Gruppierungen, aber auch um Gruppierungen ganz anderer Form handeln.

Toleranz unterscheidet sich von Gleichgültigkeit dadurch, dass Toleranz einen bewussten Entscheidungsprozess beinhaltet. Wenn beispielsweise Individuen oder Gruppierungen in irgendeiner Art aufeinandertreffen, sind sie gezwungen, für sich selbst zu definieren, wie sie miteinander umgehen. Dies kann auch imaginär geschehen. Das heißt, dass eine Gruppierung oder ein Individuum schon vor einen reellen Kontakt festlegt, wie sie mit einem anderen Individuum oder einer Gruppierung interagiert.

Wenn jemand beispielsweise erfährt, dass ein verurteilter Kinderschänder in ihre Nachbarschaft gezogen ist, muss er darüber entscheiden, wie er mit dieser Information umgeht. Man kann sich dieser Entscheidung kaum entziehen. Man muss also ein Maß an Toleranz festlegen. Die meisten Menschen würden sicher ihren Kindern jeglichen Kontakt mit diesem Menschen verbieten und sie vermehrt überwachen. Was verantwortungsbewusst, aber relativ intolerant wäre. In einem Gedankenexperiment könnte man sich extrem tolerante Eltern vorstellen, die ihren Kindern den Umgang mit dem Kinderschänder gestatten. Auch diese Eltern hätten Vorurteile ihm gegenüber, denn alles, was mit Vorurteilen zu tun hat, läuft auf einer unbewussten Ebene ab und kann daher nicht durch eine bewusste Entscheidung aufgehoben werden. Die Eltern müssten sich sozusagen zur Toleranz zwingen, indem sie sich beispielsweise sagen, dass er seine Strafe abgesessen hat und daher wie jeder andere Mensch zu behandeln ist.

An diesem Beispiel sieht man, dass Toleranz eine bewusste, ideologisch gefärbte Entscheidung ist. Menschen, welche vorgeben, besonders tolerant zu sein, tun dieses aus ideologischen Gründen und müssen diese Toleranz in einem bewussten Entscheidungsprozess förmlich erzwingen. Sie propagieren diese Ideologie meist in einer missionarischen Art und Weise. Das heißt, dass das, was wir als Toleranz bezeichnen, eine bewusste Entscheidung gegen unser Gefühlsleben ist.

Wäre es nicht so, wäre es keine Toleranz, sondern Indifferenz. In diesem Fall würde es keine Diskrepanz zwischen unserem Gefühlsleben und der anstehenden Endscheidung geben. Der betrachtete Umstand wäre uns schlichtweg egal. Wäre der erwähnte Nachbar kein Kinderschänder, sondern Briefmarkensammler, müssten wir für diesen Tatbestand kein Maß an Toleranz festlegen. Diese Tatsache wäre uns mehr oder weniger egal. Daher hat dieser Umstand auch nichts mit Toleranz zu tun, da kein Entscheidungsprozess eingeleitet werden muss und dieser Umstand auch nicht im Widerspruch zu unserem Gefühlsleben steht.

Bei der Toleranz hingegen muss ein bewusster Überwindungsprozess stattfinden. Das führt dazu, dass Menschen, die sich für besonders tolerant halten, mit ihrem Gefühlsleben viel weniger im Reinen sind als Personen, bei denen dies nicht der Fall ist. Mit Tests kann man dieser Diskrepanz zwischen einer ideologischen Toleranz und dem wahren Gefühlsleben auf die Spur kommen Darauf komme ich später noch ausführlicher zu sprechen.

Dies ist für die „entlarvten“ Personen meist besonders peinlich, da sie teileweise noch mehr Vorurteile gegenüber anderen hegen als Personen, welche von vornherein zugeben, dass sie nicht besonders tolerant sind. Da Menschen, welche sich für besonders tolerant halten, diese Toleranz in einem mental aufwändigen Prozess sozusagen erzwingen müssen, sind genau sie paradoxerweise ganz besonders intolerant. Dieser Umstand macht sich aber nicht in den ideologisch gefärbten Bereichen, sondern in ganz anderen Lebensbereichen der betreffenden Person bemerkbar. Bei bestimmten Aspekten können gerade die, die sich für besonders tolerant halten, vermehrt Intoleranz an den Tag legen.

Toleranz wird von uns zumeist als ausschließlich positiv definiert. Dies ist aber prinzipiell falsch. Toleranz hat auch zahlreiche negative Aspekte. So beinhaltet Toleranz nicht nur ein Belügen und Verneinen des eigenen Gefühlslebens, sondern auch immer ein erhöhtes Risiko. Wenn man beispielsweise seinen neu erworbenen Pkw einem Bekannten zur Verfügung stellt, trotz des Wissens, dass dieser ein ausgesprochen schlechter Fahrer ist und schon zahlreiche Beulen an seinem eignen Auto verursacht hat, dann ist dies zweifellos eine tolerante Handlung. Sie wird aber mit einem unguten Gefühl einhergehen, da sie das Risiko birgt, dass man diese tolerante Handlung im Nachhinein bereut. Man muss sich also in einen bewussten Entscheidungsprozess gegen die Vernunft und für das Risiko entscheiden. Die Herausgabe des Autos zu verweigern, wäre viel beruhigender. Dazu müsste man zunächst einmal die Stärke zeigen, der Bitte nicht nachzukommen. Negativ ausgedrückt ist daher Toleranz auch immer eine Form der Feigheit, denn man umgeht eine Entscheidung und überlässt den Dingen ihren Lauf. Wenn jemand von Toleranz spricht, ist es oft so, dass dies meist nicht mit eigenen Aufwendungen verbunden ist, sondern mit Forderungen an andere. Man steht selbst gut da, während andere das Risiko tragen.

Möglicherweise sind wir auch deshalb heute in Westeuropa im Allgemeinen viel toleranter, weil besonders mutige Individuen viel stärker den Selektionsprozessen der großen mechanisierten Konflikte des zwanzigsten Jahrhunderts unterlagen als eher feige Personen. Jedenfalls war man vor diesen Konflikten in den westlichen Staaten im Allgemeinen in praktisch allen Bereichen deutlich intoleranter. So intolerant wie heute Gesellschaften, welche nicht in diese Konflikte involviert waren, wie beispielsweise dem Iran.

Toleranz hat daher immer etwas mit der eigenen Position zu tun. Wer keinen Besitz oder keine Fähigkeiten hat, kann leicht Toleranz fordern, da dies mit keinem Risiko für die eigene Situation verbunden ist. Beispielsweise ist diese Toleranz, von der immer wieder in den Medien die Rede ist, keine wirkliche, weil es praktisch immer so ist, dass derjenige, der öffentlich von Toleranz spricht, selbst keinerlei persönliches Risiko trägt. Wer also beispielsweise öffentlich von Toleranz im Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen spricht, der meint immer die Toleranz von anderen, während er selbst vermutlich kaum dazu bereit wäre, Flüchtlinge kostenlos in seinem eigenen Haus aufzunehmen.

Genau das wäre tolerant. Aber solche Fälle kommen selten vor oder werden so arrangiert, dass sie nur ein singuläres Ereignis bilden, damit sie immer wieder als Beispiel herangezogen werden können. Noch besser wäre es, wenn andere, die so etwas getan haben, als Beispiel herangezogen würden. Moralisch wäre es aber, wenn jemand, der öffentlich Toleranz einfordert, die risikobehafteten Tatbestände, die eben mit dem Gewähren dieser Toleranz einhergehen, auch selbst trägt. Dies ist aber zumeist nicht der Fall. Viele Fälle, bei denen öffentlich Toleranz gefordert wird, haben sogar gegenteiligen Charakter: Derjenige, der öffentlich Toleranz fordert, geht nicht nur persönlich keinerlei Risiko ein, er kann sogar politisch, finanziell oder auf anderer Art und Weise Kapital daraus schlagen.

Es gibt also einen Zusammenhang zwischen der allgemeinen Toleranz einer Gruppierung und deren Reproduktion. Je toleranter, desto weniger reproduktiv ist eine Gruppierung und umgekehrt. Ebenso scheint es einen Zusammenhang zwischen Reproduktion und den Selektionsbedingungen, insbesondere während der großen mechanisierten Kriege des zwanzigsten Jahrhunderts, zu geben. Der scheinbar freiwillige Volksselbstmord der japanischen oder deutschen Bevölkerung ist kein willkürlicher Zustand, sondern basiert auf spezifischen Ursachen. Die Reproduktion von Japan und Korea beziehungsweise Deutschland und Österreich liegt deutlich unter der Selbsterhaltungsschwelle. Dies kann kaum ein Zufall sein.

Es ist kaum zu glauben, aber diese Nationen begehen viel effizienter einen Genozid am eigenen Volk, als dies beispielsweise die chinesische Regierung mit rigiden, teilweise brutalen Maßnahmen vermag (welche übrigens vor Veröffentlichung dieses Buches eingestellt wurde). Trotz der erzwungenen chinesischen Ein-Kind-Politik liegen nämlich die chinesischen Reproduktionsraten deutlich über denen von Deutschland, Japan, Korea oder Österreich. Scherzhaft könnte man meinen, dass die chinesische Regierung sich das falsche Volk ausgesucht hat. Man kann in der Geschichte immer wieder erkennen, dass erzwungene Maßnahmen weit weniger in die Köpfe der Menschen eindringen als es die Initiatoren gerne hätten. Hier kann die chinesische Regierung viel von den extrem reproduktionsschwachen Nationen lernen. Ein Gift muss offensichtlich nur süß genug schmecken, damit es freiwillig genommen wird. Jedenfalls scheint es viel effizienter als ein bitteres Gift gewaltsam einzuflößen.

Einige Staaten (insbesondere Deutschland) lösen das Problem der schwindenden eigenen Bevölkerung dadurch, dass sie Menschen anderer Nationen mit offenen Armen empfangen. Dies ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Denn die zugewanderten Menschen kommen ja nicht aus dem Nichts – sie fehlen in ihren Heimatländern. Dies wirkt natürlich destabilisierend auf die betroffenen Staaten und sorgt dafür, dass genau dieser Prozess sich immer weiter selbst verstärkt. Denn die Wohlstandsdifferenz wird mit andauendem Prozess immer größer. Ursächlich hierfür ist nicht, dass es in den Zuwanderungsstaaten zu einer Wohlstandssteigerung kommt, vielmehr kommt in den Abwanderungsstaaten zu einem Wohlstandsabfall.

Teilweise ist es sogar so, dass Nationen wie Deutschland, welche Menschen aus diesen Ländern aufnehmen, gleichzeitig diese mit Entwicklungshilfe unterstützen. Würde man diesen Vorgang, der sich auf Staatsebene abspielt, auf eine persönliche Ebene projizieren, würde man diesen sicher als extrem heuchlerisch bezeichnen. Denn man würde diese Länder dann bei Weitem mehr unterstützen, man würde ihnen ihre Bevölkerung lassen. Man nimmt diesen Staaten damit praktisch jedwedes Entwicklungspotential für die Zukunft und macht sie dauerhaft abhängig. Dies ist im Grunde eine Wiederaufnahme der Kolonialpolitik. Denn auch in der klassischen Kolonialpolitik drehte es sich in erster Linie um Geld. Die Gewinne in den früheren Kolonien wurden von privatwirtschaftlich arbeitenden Unternehmen abgeschöpft, während alle sonstigen kostenintensiven Erscheinungen dem Staat aufgebürdet wurden, wie zum Beispiel der Ausbau von Infrastruktur, militärischer Schutz oder Ähnlichem. Diese Unternehmen übten teilweise erheblichen Druck auf ihre Regierungen aus und rührten kräftig die Werbetrommel für die Kolonien. Eben weil es eine Aufteilung zwischen Gewinnen und Kosten gab – und sie sich nur für den gewinnträchtigen Teil zuständig fühlten. Irgendwann wurde es aber auch für viele Staaten so teuer, dass es (insbesondere nach dem teuren zweiten Weltkrieg) ein deutliches Bestreben dahingehend gab, die Kolonien zu outsourcen. Nach außen hin wurden natürlich humanistische Aspekte in den Vordergrund gerückt.

Spiegelrassismus und Verdrängung

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