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Mechanismen der Verdrängung

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Wenn Gruppierungen durch kriegerische Handlungen dezimiert, vertrieben oder im Falle von Völkermord komplett ausgerottet werden, so können wir dies in Geschichtsbüchern nachlesen. Im Gegensatz zu kriegerischen Handlungen gibt es aber bei der Verdrängung keine besonderen Ereignisse, wie Schlachten, Belagerungen und dergleichen, die diese auslösen. Auch lässt sich Verdrängung im Gegensatz zu kriegerischen Auseinandersetzungen nicht an großen Persönlichkeiten wie Cäsar oder Alexander dem Großen festmachen. Verdrängung geschieht vielmehr unmerklich. Da sie aber permanent stattfindet, ist sie viel wirkungsvoller, als kriegerische Handlungen es sein könnten. Es ist bemerkenswert, dass wir von einem Mechanismus, der so überaus wichtig ist und der unsere Art weit mehr beeinflusst als alle Kriege zusammen es bisher konnten, praktisch keine Notiz nehmen. Solche Verschiebungen werden von einem einzelnen Menschen praktisch nicht wahrgenommen. Dennoch – obwohl Verdrängung so langsam geschieht, dass sie von den Beteiligten nicht wahrgenommen wird, ist sie aus einer geschichtlichen und evolutionären Perspektive gesehen rasend schnell und extrem effektiv. Hierzu ein stark vereinfachtes Beispiel:

Nehmen wir zwei fiktive Gruppierungen A und B. Die Gruppierung A bildet die Mehrheit mit achtzig Prozent und die Gruppierung B bildet die Minderheit von zwanzig Prozent. Die Gruppierung A soll eine Reproduktionsrate von 1,2 haben. Das ist durchaus nicht unrealistisch, es entspricht ungefähr der Reproduktionsrate von deutschen Akademikern. Die Gruppierung B soll eine Reproduktionsrate von 2,2 haben. Das ist auch ein realistischer Wert. Die meisten Industrienationen liegen darunter, die meisten Entwicklungsländer und Schwellenländer darüber.

Man kann hierzu eine simple Rechnung durchführen: Man teilt jede Generation durch zwei Personen (also Vater und Mutter) und multipliziert das Ergebnis mit der Reproduktionsrate. Solche Rechnungen sind natürlich extrem vereinfacht, da Reproduktionsraten nicht statisch sind. Auch verschwinden nicht alle Mitglieder einer Gruppierung, weil sie aufgrund ihres Alters nicht mehr am Reproduktionsprozess teilnehmen können. Zudem verlaufen Prozesse nicht in Generationsstufen, sondern fortlaufend.

Man kann sich aber nur ein klares Bild über einen Sachverhalt machen, wenn man zunächst nur die Faktoren des Kernprozesses betrachtet. (Umgekehrt kann man auch verhindern, dass sich jemand ein klares Bild über einen Sachverhalt machen kann, indem man bei einer Diskussion immer wieder im Grunde nicht entscheidende Rand- und Störfaktoren aufführt).

Anfangsstand A=80%, B =20% 80/20 Gesamt 100

1. Generation A=68,6% , B =31,4% 48/22 Gesamt 70

2. Generation A=54,3% , B =45,7% 28,8/24,2 Gesamt 53

3. Generation A=39,4%, B =60,6% 17,3/26,6 Gesamt 44

Bei diesem einfachen Beispiel fällt sofort ins Auge, dass die einstige Mehrheit trotz moderater Reproduktionsraten bereits nach der dritten Generation zur Minderheit geworden ist und demzufolge die einstige Minderheit zu Mehrheit. Es kam also nach gerade einmal drei Generationen zu einer kompletten Umkehrung der Verhältnisse – und das bei eher moderaten Reproduktionsraten. Während die einstige Mehrheit nach gerade einmal drei Generationen weniger als vierzig Prozent ausmacht, hat die einstige Minderheit bereits eine satte Mehrheit von über sechzig Prozent. Das ist überaus erstaunlich, denn eine solche Verschiebung der Verhältnisse wäre mit einer kriegerischen Auseinandersetzung praktisch kaum zu erreichen. Im Gegenteil: Diese hätte höchstwahrscheinlich zur Auslöschung oder starken Dezimierung der Minderheit geführt.

Verdrängung bietet daher auch einer Minderheit die Möglichkeit, eine Mehrheit zu übertrumpfen.

Allerdings muss dazu eine bestimmte Voraussetzung erfüllt sein, damit eine Minderheit eine Mehrheit verdrängen kann. Dazu soll nochmals das Beispiel der Finnen bemüht werden.

Finnen sind genetisch von ihren Nachbarn, den Schweden, nicht zu unterscheiden. Sie sind Europäer und weisen keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen zu zentralasiatischen Völkern auf. Da aber ihre Sprache zu großen Teilen zentralasiatischen Ursprungs ist, folgt daraus, dass die Ur-Finnen zwar gezwungen waren, die Sprache einer einstigen asiatisch-stämmigen Mehrheit anzunehmen, es aber zu keiner Vermischung beider Gruppierungen kam. Entweder hat die asiatische Mehrheit eine Vermischung (zum Beispiel aus religiösen Gründen) mit der europäischen Minderheit abgelehnt oder umgekehrt: die europäische Minderheit mit der asiatischen Mehrheit. Letzteres ist aber wahrscheinlicher.

Selbst eine Minderheit hat recht gute Aussichten, eine Mehrheit zu verdrängen, wenn sie genetisch geschlossen bleibt. Würde sich hingegen die Minderheit mit der Mehrheit vermischen, würde das zu ihrer genetischen Auflösung führen. Damit eine Gruppierung geschlossen bleibt, kann sie sich einer Religion bedienen. Religionen haben sich entwickelt, um menschlichen Individualismus zu zügeln, einzudämmen oder ganz zu unterbinden. Denn was für das Einzelindividuum am besten ist, ist nicht unbedingt das Beste für dessen Gene und auch nicht unbedingt für dessen Gruppierung. Beispielsweise war es für ein Individuum ein sehr negatives Ereignis, in Sklaverei zu geraten. Evolutionär konnte sich dies durchaus positiv auswirken. Es konnte unter Umständen zu einem Prosperieren auf einem Territorium führen, welches man ohne Sklaverei niemals erreicht hätte.

Da der Mensch aber in der Lage ist, zukünftige Ereignisse einschließlich seiner Ereignisvarianten imaginär abbilden und bewerten zu können, hat er eine recht präzise Vorstellung über die Zukunft und kann sein Verhalten zu seinen persönlichen Gunsten darauf abstimmen. Jeder Mensch macht also praktisch ständig Kosten-Nutzen-Analysen. Er würde, wenn es keine Instrumentarien gäbe, welche dies unterbinden, rein rational und egoistisch handeln. Er würde also beispielsweise Sex konsumieren, hätte aber keine Lust sich fortzupflanzen, da das im Gegensatz zum Sex nicht mit Lustgewinn verbunden wäre. Oder er würde sich selbst zu Ungunsten anderer bereichern, wenn er die Möglichkeit dazu hätte und keiner ihn daran hindern würde. Ein solches Verhalten ist aber aus evolutionärer Sicht kontraproduktiv, da dies zwar positiv für das Einzelindividuum wäre, nicht aber für die dessen Erblinie.

Daraus resultiert, dass das Erbgut eines Individuums aus einer evolutionären Perspektive gesehen viel wertvoller als das Individuum selbst ist. Beispielsweise gehen bei jeder Zellteilung von Körperzellen die Enden des Chromosomenstranges durch Telomere verloren – die Zellen, und damit unser ganzer Körper, altern. Daher haben bestimmte Arten auch ein bestimmbares Maximalalter. Ein Hund kann keine fünfzig Jahre alt werden. Selbst dann nicht, wenn man ganz tief in die medizinische Trickkiste greifen würde. Beim Menschen liegt das theoretische Maximalalter bei etwa 120 Jahren. Die Zellen eines Körpers, und damit der Körper als solcher, altern. Es gibt aber eine Ausnahme und dies ist von epochaler Bedeutung.

Die Keimzellen altern nicht!

Hier werden die Enden durch das Enzym Telomerase wieder an den Chromosomenstrang angeheftet. Dadurch findet kein Alterungsprozess statt. Wie bei einer digitalen Kopie ist die Kopie genauso gut wie das Original, vorausgesetzt, es findet beim Kopiervorgang kein Fehler statt – was durchaus passieren kann.

All unser Verhalten ist im Grunde auf diese Tatsache abgestimmt. Tiere und Menschen tun Dinge, welche dem einzelnen Individuum nicht unbedingt guttun. So gibt es Arten, bei denen die Individuen im Zuge der Reproduktion sicher sterben oder den Tod in Kauf nehmen. Das ist für das einzelne Individuum kein Vergnügen, trotzdem „zwingen“ sie ihre genetisch verankerten Präpositionen dazu, genau dieses Verhalten an den Tag zu legen. Auch beim Menschen kann es dazu kommen, dass die einzelne Person durchaus weiß, dass sie bestimmte Dinge ins Unglück stürzen werden – sie führen sie aber trotzdem aus.

Der Mensch ist durch seine enormen kognitiven Fähigkeiten mittlerweile in der Lage, die artenspezifischen evolutionären Wirkmechanismen sozusagen „auszutricksen“. Also beispielsweise Handlungen durchzuführen, die in erster Linie positive Auswirkungen auf das Individuum selbst haben und Negative auf die Erblinie des betreffenden Individuums. Beispielsweise kann ein menschliches Individuum fruchtbar sein, unzählige Male sexuelle Handlungen mit verschiedenen Geschlechtspartnern genossen haben, ohne dass es dabei jemals zu einer Zeugung kam. Das ist natürlich angenehm für das Individuum selbst, aber nicht für die Erblinie. Wobei diese Handlungen nur deshalb als angenehm empfunden werden, da sie in hohem Maße evolutionsrelevant sind. Wären sie nicht evolutionsrelevant, würden wir sie auch nicht als angenehm empfinden. Da Sex nichts mehr mit Fortpflanzung zu tun hat, werden zukünftige Generationen Sex auch immer weniger als angenehm empfinden. Dieser Faktor wird zukünftig an Evolutionsrelevanz verlieren. Andere Faktoren werden hingegen an Evolutionsrelevanz gewinnen.

Beispielsweise war es in der Vergangenheit kaum von Bedeutung, ob Eltern kinderlieb waren oder nicht. Man bekam Kinder, das gehörte sich einfach so. Durch die totale Kontrolle über die eigene Fruchtbarkeit wird dieser Faktor aber in Zukunft verstärkt evolutionsrelevant werden. Das heißt, dass zukünftige Generationen kinderlieber werden. Was zumindest auf diejenigen Gruppierungen zutrifft, welche bewusst ihre Fruchtbarkeit steuern. In erster Linie werden sich aber zukünftig diejenigen am stärksten fortpflanzen, die das geringste Maß an Eigenkontrolle haben. Also zu impulsiven Handlungen neigen und geringe Intelligenz aufweisen. Menschen also, welche einfach zu dumm sind, vernünftig mit Verhütungsmitteln umzugehen. Der in der Menschheitsgeschichte so wichtige evolutionäre Faktor Intelligenz ist fast komplett weggefallen und hat sich sogar zu einem negativ evolutionären Faktor entwickelt.

Je höher die Intelligenz, desto niedriger die Reproduktionsraten. Es liegt in der Logik dieser Dynamik begründet, dass diese nicht ewig gutgehen kann. Leider kann man daher für die längerfristige Zukunft keine rosigen Prognosen stellen. Insbesondere in der westlichen Welt erhebt sich das einzelne Individuum über alle anderen Belange.

Das ist auch der Grund dafür, warum der Westen immer mehr in Bedrängnis gerät. Seine Moral entspricht nicht den ideologischen Vorstellungen anderer Gruppierungen wie beispielsweise der des Islam. Die Evolutionsgesetze kann man nur scheinbar aushebeln oder umgehen. Letztlich kommen sie doch zur Wirkung. Der Islam wird beispielsweise spätestens um das Jahr 2070 herum zur weltgrößten Religion aufsteigen. Die deutsche Bevölkerung wird im den nächsten fünfzig Jahren zwar schrumpfen, der Anteil der Moslems wird sich bis dahin aber in etwa verdoppeln – bei verstärkter Zuwanderung kann diese Tendenz noch sehr deutlich verstärkt werden. (Man muss sich daher über Dinge wie ein Kopftuch – oder Ganzkörper-Verschleierungsverbot eigentlich keine Gedanken machen. In wenigen Generationen könnte es für Frauen eher strafbar sein, ohne diese Kleidungsstücke aus dem Haus zu gehen. Wobei es sich ja dabei primär gar nicht um Kleidungsstücke handelt. Sie erfüllen ganz andere Zwecke. Auch westliche Frauen tragen zeitweise ein Kopftuch, dann aber als wirkliches Kleidungsstück – um beispielsweise zu verhindern, dass die Haare schmutzig werden.)

Religionen sind bestrebt, menschlichen Individualismus und Egoismus zu unterbinden und damit die evolutionären Gesetzmäßigkeiten, welche der Mensch mit seinen besonderen Fähigkeiten unterwandert, wiederherzustellen. Selbst ein Tyrann musste sich zügeln, da er zwar nicht mit einer weltlichen, wohl aber mit einer göttlichen Strafe rechnen musste. Diese Eindämmung des menschlichen Individualismus kam natürlich der Gesamtgruppierung zugute.

Es ist daher klar, dass religiöse Gruppierungen mehr prosperierten als nicht-religiöse Gruppierungen. Dieses wiederum führte zu einer kompletten Verdrängung aller nicht-religiösen Gruppierungen. Daher waren religiöse Gruppierungen erfolgreicher und religiöses Verhalten konnte sich im menschlichen Verhalten evolutionär manifestieren. Religionen erfüllen daher sozusagen eine Vielzahl von „evolutionären Aufgaben“. Insbesondere kann Religion dazu dienen, eine Gruppierung genetisch geschlossen zu halten. Religion ist ein wirksames evolutionäres Instrument. Die Entstehung von Religion ist eine evolutionäre Reaktion auf menschlichen Individualismus.

Bei den Ur-Finnen war es wahrscheinlich so, dass sie zwar die Sprache der asiatischen Bevölkerungsmehrheit aus rein pragmatischen Gründen annehmen mussten, aber ihre religiösen Vorstellungen eine Vermischung untersagten. Man kann am Beispiel der Finnen sehen, was für ein wirksames evolutionäres Instrument Religion sein kann. Als Minderheit hätten sie bei einer kriegerischen Auseinandersetzung wohl keine Chance gehabt. Vermutlich war es das Instrument Religion, das ihnen half, die genetische Einheit beizubehalten und die einstige Mehrheit fast vollständig vom angestammten Territorium zu verdrängen. Wobei erwähnt werden sollte, dass dieser Prozess, als er im vollen Gange war, für die Beteiligten interessanterweise kaum wahrnehmbar war. Denn er spielte sich über Generationen hinweg ab und damit vermutlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der beteiligten Einzelindividuen. Sicher gab es einige, welche in späten Lebensabschnitten wahrgenommen haben, dass es mehr von einer fremden Gruppierung und weniger von der eigenen gibt. Man wird diesem Umstand aber keine besondere Bedeutung beigemessen haben. Für die nachfolgende Generation war dieser Zustand schon normal und sie nahmen wiederum erst in späten Lebensabschnitten eine weitere Verschiebung zu ihren Ungunsten wahr. Diese Verschiebung innerhalb ihres eigenen Lebens konnten sie nur mit dem selbst erlebten Ursprungszustand in Relation setzen und nicht mit dem Zustand von vor drei oder vier Generationen. Es folgte daher vermutlich keine Reaktion auf die für ihre Gruppierung tödliche Gefahr. So verschwand die asiatisch-stämmige Bevölkerung fast vollständig vom finnischen Territorium. Sie haben sich vermutlich widerstandslos von den heutigen Finnen verdrängen lassen.

Diese Abgrenzung der Ur-Finnen gegenüber der ursprünglichen zentralasiatischen Bevölkerungsmehrheit war zwar für die Gruppierung der Ur-Finnen als Ganzes genetisch überaus erfolgreich und positiv, das Einzel-Individuum dürfte diese Abgrenzung eher als Last empfunden haben.

Für das Einzel-Individuum einer Minderheitengruppierung wäre es wohl am einfachsten gewesen, sich mit der Mehrheit zu assimilieren. Es würde von der Mehrheit nicht mehr ausgegrenzt werden und könnte sich freier individuell entfalten und hätte im Allgemeinen viel mehr Möglichkeiten. Trotzdem behalten Mitglieder von Minderheiten oft ein Verhalten bei, dass für die Mehrheit nicht selten rückständig, seltsam, provozierend oder bedrohlich wirken kann. Warum tun sie das?

Die Mitglieder dieser Minderheit könnten sicher viele Gründe nennen, aber wahrscheinlich würde keiner die eigentlichen Ursachen dieses Verhaltens aufdecken.

Aber aus den vorangehenden Ausführungen zeichnet sich ein recht klares Bild ab.

Bleibt die Minderheit genetisch und kulturell in sich geschlossen, hat sie nicht nur gute Chancen als Einheit zu überleben, sondern auch die Mehrheit zu verdrängen. Dies ist nachweislich in Finnland so geschehen. Dass sich dies so klar nachweisen lässt, ist aber eine extreme Ausnahme. Obwohl dieser Prozess enorm wirkungsvoll ist, wissen wir schlichtweg nichts über seine Auswirkungen. Das würde aber bedeuten, dass möglicherweise die gesamte überlieferte Geschichte im Grunde genommen anders zu bewerten ist.

Es erscheint zunächst paradox, dass gerade Minderheiten mit besonders strengen oder aus heutiger Sicht unsinnigen Auflagen besonders stabil sind. Dies ist aber eine statistisch zweifelsfrei nachgewiesene Tatsache. Das verwundert die Mitglieder der Mehrheit, die der Meinung sind, dass die Mitglieder der Minderheit sich bald den Gepflogenheiten der Mehrheit aus rein praktischen Erwägungen anpassen. Diese Mehrheitseinstellung ist prinzipiell falsch, denn genau dies nicht zu tun, ist aus genetischer Sicht der große Vorteil der Minderheit.

Diese Mehrheitseinstellung gegenüber Mitgliedern einer Minderheit ist nicht neu.

In praktisch allen Gruppierungen findet sich zu allen Zeiten diese Ansicht von Mitgliedern einer Mehrheit gegenüber Mitgliedern einer Minderheit.

Schon im alten Rom war man der Meinung, dass die unterworfenen Völker sehr bald zufrieden sein und sich mit Rom verbunden fühlen würden, wenn sie eine Weile mit den Vorzügen der römischen Kultur wie befestigten Straßen, Badehäusern oder allgemein gültiger Rechtsprechung in Kontakt kämen.

Dies wäre aus römischer Sicht logisch gewesen, denn es hätte für beide Seiten scheinbar nur Vorteile gehabt: Die Mitglieder der unterworfenen Völker hätten alle Vorzüge der römischen Kultur, einschließlich der Sicherheit des römischen Friedens, genießen können, während Rom von den unterworfenen Völkern Steuern nehmen, Soldaten rekrutieren oder mit ihnen Handel hätte treiben können. Römische Geschichtsschreiber äußerten sich verwundert und abwertend darüber, dass ganze Sippen und Völker in ihren rückständigen Traditionen verharrten und die Möglichkeiten, die Rom ihnen bot, nicht wahrnahmen. Selbst germanische Hilfstruppen in römischen Diensten blieben trotz regem Kontakt mit den Römern ihrem althergebrachten Verhalten treu.

Dies hatte dramatische Folgen. Allerdings nicht für die unterworfenen Völker, sondern für Rom.

In der spätrömischen Zeit wurde das Zahlenverhältnis zwischen Römern und Mitgliedern der sogenannten Barbarenvölker derart zu Ungunsten Roms verschoben, dass dieses irgendwann kollabieren musste. Diese Völker identifizierten sich nicht mit Rom.

Es ist klar, dass dies nur so geschehen konnte, weil die Völker, welche in Kontakt mit den Römern standen, die römische Kultur und Identität nicht annahmen, sondern bei ihren (aus Sicht der Römer rückständigen) Traditionen, trotz deren Nachteile, blieben.

Man kann davon ausgehen, dass genau dieses Verhalten sich dann evolutionär verfestigte, weil es mit klaren Vorteilen verbunden war.

Je geschlossener eine Minderheit sich gegenüber einer Mehrheit verhält, umso größer sind ihre Chancen, nicht nur als genetische Einheit zu bestehen, sondern auch die Mehrheit von bestimmten Territorien zu verdrängen.

Hat die Minderheit es geschafft, einen kleinen Bereich autonom von dem Einfluss der Mehrheit abzukoppeln, ist dies für die Mehrheit ein irreversibler Vorgang. Ist ein solcher Prozess einmal abgeschlossen, ist die Wahrscheinlichkeit, diesen autonomen Bereich auszudehnen oder weitere autonome Bereiche zu gründen, ausgesprochen hoch. Allerdings ist es dazu notwendig, dass die Gruppierung (vordergründig kulturell, im Grunde genommen aber genetisch) geschlossen bleibt. Das geschieht durch Religion oder auch durch weltliche Anschauungen, die dann aber deutliche religiöse Züge tragen. Auch deshalb mussten Religionen in der Menschheitsgeschichte entstehen.

Denn Gruppierungen mit einer Religion hatten gegenüber Gruppierungen ohne Religion einen ganz klaren, evolutionären Vorteil. Daher wurden Gruppierungen ohne Religion komplett verdrängt.

Dass Gruppierungen mit Religion gegenüber Gruppierungen ohne Religion einen klaren Evolutionsvorteil hatten, beweist der Erfolg von religiösen Gruppierungen beziehungsweise das Aussterben von nichtreligiösen Gruppierungen. Darüber hinaus ist es aber sogar so, dass strenge religiöse Gruppierungen einen Evolutionsvorteil gegenüber moderaten haben. Beispielsweise steigt die Anzahl der Kinder pro Paar mit deren Religiosität proportional an.

Bezogen auf die Verdrängung von Gruppierungen führt dies zwangsläufig dazu, dass Mitglieder einer Minderheit gegenüber den Mitgliedern einer Mehrheit weniger tolerant sind als die Mitglieder der Mehrheit gegenüber den Mitgliedern der Minderheit.

Diese Bedingung ist eine Zwangsbedingung der Verdrängung. Das heißt, dass diese Bedingung erfüllt sein muss, damit Verdrängungsprozesse in Kraft treten.

Diese Tatsache erscheint zunächst paradox, denn schließlich befindet sich die Minderheit in einer gegenüber der Mehrheit unterlegenen Position. Sie muss aber unbedingt eine Abgrenzung an den Tag legen. Tut sie das nicht, löst sie sich schlichtweg in der Mehrheit auf, genetisch und kulturell.

Man kann davon ausgehen, dass dieses Bestreben im menschlichen Verhalten genetisch verankert ist, da Gruppierungen, welche ein solches Verhalten an den Tag legten, klare evolutionäre Vorteile hatten. Wäre es nicht so, würde es die beschriebenen Phänomene einfach gar nicht geben.

Wären die Mitglieder der Minderheit liberaler als die Mitglieder der Mehrheit, würden sie sich in der Mehrheit auflösen. Je liberaler und toleranter ein Individuum oder eine Gruppierung, desto geringer die Reproduktionsraten. In diesem Fall hätte die Minderheit geringere Reproduktionsraten als die Mehrheit. Schon allein deshalb könnte in diesem Fall kein Verdrängungsprozess eingeleitet werden.

Damit das trotzdem geschieht, muss eine Minderheiten-Gruppierung in sich möglichst geschlossen bleiben. Nur so kann eine genetische Verdrängung stattfinden.

Das heißt, dass vordergründig kultureller, vor allem aber genetischer Einfluss von der Mehrheit auf die Minderheit streng überwacht und reglementiert werden muss. Es ist daher viel leichter für ein Mitglied einer Minderheit, ein Mitglied der Mehrheit zu werden als umgekehrt. Dies klingt zunächst paradox. Müsste die Minderheit nicht froh über jeden Neuzugang sein und die Aufnahmebedingungen entsprechend einfach?

Aus rein logischen Gesichtspunkten müsste man diese Frage mit „Ja“ beantworten. Bei Verdrängungsprozessen ist es aber für die Minderheit besonders wichtig, jeglichen Aufweichungserscheinungen entgegenzutreten. Es werden daher an erwachsene, übertrittswillige Mitglieder der Mehrheit weit höhere Ansprüche seitens der Minderheit gestellt, als an Mitglieder der Minderheit selbst. Der kulturelle und genetische äußere Einfluss muss streng überwacht werden.

Damit Neumitglieder in einer Minderheitengesellschaft akzeptiert werden, müssen sie sozusagen „päpstlicher als der Papst“ sein. Ein Übertritt von der Minderheit zur Mehrheit ist viel einfacher und in breiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert und erwünscht. Es ist sogar so, dass die Mehrheitsgesellschaft fest daran glaubt, dass sie „das Maß aller Dinge“ ist und je länger Mitglieder einer Minderheit bei ihnen leben, desto mehr werden sie dazu übergehen, Teil der Mehrheit zu werden. Dies ist natürlich ein Irrglaube, dem sich jeder der Mehrheitsgesellschaft hingibt – auch die, die später von ihren eigenen Minderheiten verdrängt werden.

Denn genau dies nicht zu tun, ist die elementarste Voraussetzung für Verdrängung. Die Minderheit kann nur dann Verdrängungsprozesse einleiten, wenn sie zunächst selbst äußerliche Verdrängungsprozesse abwehrt. Solange eine Minderheit sich einer Angleichung widersetzt, gewinnt sie – solange eine Mehrheit es nicht schafft, die Minderheit zu integrieren, verliert sie.

Spiegelrassismus und Verdrängung

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