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Vom Flugschüler zum Flugmeister.

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Strahlenden Gesichts meldete ich mich unter Vorlage meines Flugzeugführerzeugnisses bei der Flieger-Ersatzabteilung Schleißheim. — Ich war damals achtzehn Jahre alt. und man bedeutete mir, dass ich noch viel zu jung sei.



un war ich also wieder ein Schüler, was wir nach Ausspruch großer Geister eigentlich ewig sein sollen. Es liegt mir ferne, etwas gegen diese Weisheit einzuwenden, insofern dabei die Schulbank nicht in Frage kommt. Als Flugschüler fühlte ich mich bildlich und wörtlich schon weit mehr „gehoben“ denn als Mittelschüler, besonders dann, wenn ich, „um mich an die Luft und an die Höhe zu gewöhnen“, in der ersten „Schulzeit“ als Fluggast bei den Abnahmeflügen „mit hochfahren“ durfte.

Vom Februar 1915 ab durfte ich dann „rollen“, mit achthundert Touren und hochgenommenem Schwanz. Eines Tages gab ich gegen die Verabredung mit dem Lehrer etwas mehr als 800 Touren und machte über das Münchener Oberwiesenfeld einen großen Sprung, der glatt verlief. Stolz kehrte ich am anderen Ende um und rollte „nach Hause“.

Am nächsten Morgen flog ich mit einem höchst geduldigen Fluggast schon richtig um den ganzen Exerzierplatz Oberwiesenfeld herum; mein schweigsamer Mitfahrer hatte volles Vertrauen zu mir, er zeigte weder Furcht noch Bangen, er war allerdings nur ein Sandsack.

Diesem ersten „Passagierflug“ folgten weitere, auch mit weniger schweigsamen Fluggästen. Alle brachte ich so gesund und heil wieder auf den Boden, wie meinen ersten Begleiter, den Sandsack, und so nahte endlich die Zeit der Fliegerprüfung. Es war die erste Prüfung, der ich mit einer gewissen frohen Erwartung entgegensah, denn ich fühlte mich sicher, sie zu bestehen.

Dennoch musste ich zweimal ansetzen. Das erstemal sagte mir mein Monteur kurz vor dem Aufstieg, ich müsste unbedingt in acht Minuten wieder unten sein, denn länger würde der Motor nicht durchhalten. Aber der böse Motor hielt nicht einmal fünf Minuten durch. So ist es, wenn man sich auf einen anderen verlassen muss, und noch dazu bei einer Prüfung!

Nun bekam ich einen besseren Motor, und so konnte ich beim zweiten Versuch mein Examen glatt bestehen.

Jetzt glaubte ich am Ziele meiner Wünsche angelangt zu sein und hoffte zuversichtlich, als Militärflugzeugführer bald ins Feld kommen zu können. Strahlenden Gesichts meldete ich mich unter Vorlage meines Flugzeugführerzeugnisses bei der Flieger-Ersatzabteilung Schleißheim, wo ich aber zu meinem größten Leidwesen abgewiesen wurde.

Ich war damals achtzehn Jahre alt, und man bedeutete mir, dass ich noch viel zu jung sei.

Sollte ich nun, nachdem ich aber schon so viele Schwierigkeiten überwunden hatte, verzagen und, nahe am Ziele, auf meine Wünsche verzichten?

Ich hatte wenig Lust dazu. Und so wendete ich mich denn immer noch voll Hoffnung an die Fliegerabteilung Darmstadt und — doppelt genäht hält besser — auch gleich nach Döberitz. Von beiden Fliegerabteilungen hatte ich nach wenigen Tagen schon telegraphischen Gestellungsbefehl in Händen.

Das Telegramm von Darmstadt war früher eingelaufen, also machte ich mich auf nach dem schönen Hessenlande und trat im Juni 1915 bei der Flieger-Ersatzabteilung Darmstadt meinen Dienst an.

Als ich mich in Darmstadt bei der Flieger-Ersatzabteilung 9 gemeldet hatte, wurde ich zunächst in die Kompagnie gesteckt und nicht, meiner Annahme gemäß, gleich zur Fliegerschule kommandiert.

Dass ich bereits fliegen konnte, schien keinen Menschen zu interessieren. Ich hatte es schüchtern dreimal schon dem Herrn Feldwebel gesagt, aber er ließ sich auf nichts weiter ein. Ich glaube, er hat meinen Wunsch, zur Fliegerschule zu kommen, deren Leiter gar nicht übermittelt.

Es besteht nämlich meistens eine gewisse Gespanntheit zwischen Kompagnie und Fliegerschule. Die Leute von der Kompagnie, die sich größtenteils aus Facharbeitern usw. zusammensetzen und den ganzen Tag über Dienst machen müssen, schimpfen weidlich auf die „Herren“ Flugschüler, weil diese bloß ihren Flugdienst tun und dann Ruhe haben. Außerdem bekommen die Flugschüler monatlich 150 M. Zulage, was den geringer Besoldeten natürlich ins Auge sticht.

Als ich einmal den Herrn Feldwebel bat, selbst zum Leiter der Fliegerschule gehen zu dürfen, wäre ich beinahe zur Türe hinausgeflogen. Ich versuchte, unseren „Vize“ nun diplomatisch zu beeinflussen. Ich machte mich als eine Art Vorordonnanz an ihn heran und durfte ihm abends hie und da Bier und Aufschnitt holen, woraus dann manchmal ein wohlwollendes Wort für mich abfiel. Schließlich dauerte mir die Sache aber doch zu lange, und ich ging kurzerhand zu Hauptmann H., der der Fliegerschule vorstand. Ich legte ihm mein Pilotenzeugnis vor und wurde natürlich sofort zur Schule kommandiert. Noch an demselben Abend durfte ich auf einer alten L.-V.-G. fliegen, sehr zum Ärger meines Herrn Kompagniefeld-webels.

Bei meinen verschiedenen Flugprüfungen hatte ich merkwürdigerweise stets Pneumatikdefekte. Bei der Feldpilotenprüfung kam ich zu weit vom Flugplatz ab und verflog mich. Ich landete dann in einem kleinen .Waldausschnitt, der erst vor kurzem abgeholzt worden war. Ein Rad rollte gegen einen Baumstumpf, was einen Pneumatik derart ärgerte, dass er platzte. Eine löbliche Landbevölkerung hatte sehr bald meinen Notlandeplatz erfahren und kam „voll Wissensdurst“ in hellen Haufen herbeigeströmt. An Hand der Karte konnte ich leicht die Richtung, in der Darmstadt lag, herausfinden. Da ich noch nie mit einem vollen und einem leeren Pressluftreifen gestartet war, nahm ich einfach beide Gummireifen ab; sie wurden in den leeren Beobachtersitz geworfen und nun konnte es von neuem losgehen.

Beim Starten bin ich anscheinend abermals angeprallt, denn nach meiner Landung bei der Ersatz-Fliegerabteilung zeigte es sich, dass das eine Rad sich bemüht hatte, ein regelrechtes Ei zu werden. Aber sonst war alles gut verlaufen und ich war recht stolz auf meine erste selbständige Außenlandung.

Meine Flugzeugmeisterprüfung, bei der damals 250 Kilometer Überlandflug vorgeschrieben waren, machte ich einige Tage später. Als Beobachter hatte ich Leutnant Gerlich eingeladen. Wir flogen von Darmstadt aus den Rhein entlang nach Bonn. In Bonn machten wir eine Zwischenlandung und begaben uns in die Stadt, während wir das Flugzeug auf dem Flugplatz Hangela stehen ließen. Nachdem wir glänzend gevespert hatten, traten wir den Weiterflug nach Köln an. Mittlerweile war uns aber, anscheinend infolge der Hitze, ein Pneumatik geplatzt. Ich wiederholte das gleiche Manöver, wie bei meiner Feldpilotenprüfung und landete auf den Felgen abends glatt in Köln.

Am nächsten Morgen flogen wir ohne jede Zwischenlandung über Frankfurt nach Darmstadt zurück. Wir hatten rund 350 Kilometer hinter uns gebracht. Nun hatte ich die gestellten Bedingungen erfüllt, war Flugmeister geworden und konnte kaum erwarten, endlich ins Feld zu kommen.

Kreuz wider Kokarde

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