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Im Felde.

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September 1915: Zum ersten Male sah ich die Flak-Wölkchen, zum ersten Male befand ich mich über feindlichem Gebiet.


m August 1915 — ein volles Jahr nach meinen ersten Bemühungen, ins Feld zu kommen — hatte ich endlich mein Ziel erreicht. Ich wurde zu einer neu aufgestellten Artillerie-Fliegerabteilung kommandiert, die sehr bald ins Feld rücken sollte.

Im September 1915 machte ich im Elsaß meinen ersten Flug gegen den Feind mit dem jetzt leider gefallenen Oberleutnant Justinus. Der Eindruck, den ich empfing, war gewaltig. Zum ersten Male in meinem Leben sah ich die verdächtigen Flak-Wölkchen in meiner Nähe, und zum ersten Male befand ich mich über feindlichem Gebiet.

In der Ferne flog ein Farman-Doppeldecker. Man war aber damals in der Luft noch so rücksichtsvoll, sich gegenseitig nichts zu tun. Es wurde wohl, von einem „Parasol“ erzählt, der sogar durch den Propeller schießen könne, aber ich bin ihm nie begegnet.

Mein zweiter Feindflug wäre beinahe mein letzter gewesen. Es war ein allgemeiner Bombenangriff auf Belfort angesetzt, bei dem sich sämtliche Abteilungen zu beteiligen hatten. Mit sechs größeren Bomben und einem Mauserselbstladegewehr versehen, flogen wir, Leutnant I. als Beobachter, ich als Führer, auf einem „Aviatik- B“-Flugzeug davon. Nach Westen zu lag in großer Höhe eine dicke Wolkenwand, -die bis 4500 Meter hoch ging. Wir hatten die Front bereits vor fünfzehn Minuten überflogen und wollten gerade umkehren, weil wir infolge der dichten Wolkenbildung nicht mehr an unser Ziel herankommen konnten. Als ich mein Flugzeug in die Kurve legte, um wieder nach Osten zurückzusteuern, gab es plötzlich einen leichten Krach und der Aviatik begann zu trudeln. Im Nu waren wir in der weißen Gischt drinnen und drehten uns wie rasend um unsere eigene Achse nach unten. Ich versuchte alles Mögliche, doch der „Kahn“ reagierte nicht auf die Steuerausschläge. Es war mir unklar, was mit dem Flugzeug los war. Als wir aus der ersten Wolkenschicht herausgefallen waren und es wieder lichter wurde, gelang es mir, nach etwa 2000 Meter Fall, das Flugzeug wieder einigermaßen aufzurichten, jedoch musste ich Verwindung sowie Seitensteuer völlig nach links austreten. Nun konnten wir bemerken, dass ein Hauptkabel, das die rechte obere Tragfläche am mittleren Holm zum Rumpf zu ziehen hatte, an der Befestigung gerissen war. Dadurch verlor die Tragfläche ihren Halt, bog sich nach oben und bekam zu großen Luftwiderstand, wodurch das Trudeln und Hängen der Maschine verursacht wurde. Unsere Lage war mehr als unbehaglich. Als ich Gas geben wollte, legte sich das Flugzeug allmählich wieder derart auf die rechte Seite, dass es sich von neuem überschlug und wieder ins Trudeln geriet. Mein Beobachter erkannte bald die Gegend unter uns und stellte fest, dass wir uns zwischen B. und M., etwa 20 Kilometer jenseits der feindlichen Linien, befanden. Er verständigte mich, dass wir, wenn nötig, in flachem Gleitfluge nach der Schweiz gelangen könnten und gab die Richtung an. Gleichzeitig verließ er seinen Beobachtersitz und kroch zu meiner größten Verwunderung in seinem schwarzen Lederanzug über die Bordwand aus das linke untere Tragdeck, um so das Gleichgewicht wieder herzustellen. Leider beeinflusste dies den Ausgleich so unwesentlich, dass ich ihn kaum in der Steuerung spüren konnte. Meine Armmuskeln begannen infolge der großen Inanspruchnahme allmählich zu erlahmen, und ich fürchtete, vorzeitig schlapp zu machen. Ich rief dem Beobachter das zu, und er kroch wieder in die Karosserie zurück. Nun zerbrach er die unsere beiden Sitze trennende dünne Wand und drückte, auf dem Bauch über dem Sitze liegend, mit nur das Steuerrad links. Als ich aus diese Art entlastet war, bekam ich neuen Mut und versuchte wieder langsam Gas zu geben. Jedesmal, wenn sich das Flugzeug dann zu weit nach rechts neigte, verminderte ich um Weniges die Tourenzahl und brachte es wieder in einigermaßen normale Lage. Als wir soweit waren, dass wir ohne weitere Mühe nach der Schweiz kommen konnten, flogen wir auf die beschriebene Art kaum 2 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt unserer Stellung zu. Westlich M. setzten wir gemeinschaftlich glatt auf einem Kartoffelacker auf. Aus Freude über diesen glücklichen Ausgang unseres ersten gefährlichen Erlebnisses umarmten wir uns gegenseitig und ließen uns hierauf, nachdem wir uns von unserer Erschöpfung erholt hatten, das Mittagessen bei einer Feldfliegerabteilung besonders gut schmecken.

Nach dem Essen erhielten wir die traurige Nachricht, dass ein anderes Flugzeug unserer Abteilung beim Hartmannsweilerkopf, anscheinend durch ähnliche Umstünde, zu Sturz gekommen war.

Die beiden Insassen, ein Leutnant und ein Vizefeldwebel, hatten den Tod gefunden. Der von uns benutzte Flugzeugtyp wurde bis auf weiteres gesperrt und erst nach Verstärkung der schwachen Teile wieder freigegeben.

Der glückliche Verlauf des gefahrvollen Rückfluges war hauptsächlich der tatkräftigem Hilfe, die mir Leutnant I. geleistet hatte, zu verdanken. Leutnant I. wurde für seine bewiesene Entschlossenheit mit dem E. K. 1. Ausgezeichnet und mir wurde die Freude zuteil, als erste Auszeichnung das E. K. 2. Klasse an meine Brust heften zu dürfen.


Leutnant Udet

und Direktor Ernst Friedrich Eichler in der deutschen Luftkriegsbeute-Ausstellung (Delka) zu München.


Kriegsfreiwilliger Udet

als Motorradfahrer (August 1914).

Kreuz wider Kokarde

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