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Moses 4, Numeri - Gelübde

Aus verschiedenen Gründen legen Menschen Gelübde ab. Sie glauben, damit könne man durch eigenes Beschränken des Lebensstils die Gesetze des Kosmos für den betreffenden Spezialfall günstig beeinflussen. Gelübde sind Versprechen, deren Einhaltung den erbetenen Erfolg bringen soll. Das kann im Sinne einer Wiedergutmachung geschehen oder auch im Sinne einer auf die Zukunft gerichtete Bitte. In jedem Falle liegt eine Wenn-Dann-Situation vor. Wenn ich das Gelübde einhalte, dann wird mir dies und jenes vergeben, oder ich erhalte als Gegenleistung dies und das. Ein Gelübde ist ein einseitiges Geschäft mit Nötigungs-Charakter, dessen Wirkung fraglich ist, vor allem dann, wenn der Gegenüber ein Gott ist.

Man bedenke, dass es bis heute in allen Kulturen, deren Völker und Götter mittlerweile untergegangen sind, millionenfach Gelübde gegeben hat, die ohne Gegenleistung geblieben sein müssen, weil es die Götter offensichtlich nicht gab. Bestenfalls haben Zufälle im einen oder anderen Fall eine Erhörung vorgetäuscht.

Hier im Kapitel 6 handelt es sich um Gelübde gegenüber Gott. Solange es andauert, gibt es eine Reihe von Verhaltensmaßregeln. Der Ableger eines Gelübdes wird hier Verlobter genannt, abgeleitet vom Wort Gelöbnis. Sowohl Männer als auch Frauen können Gelübde ablegen, wobei es für Frauen Einschränkungen gibt.

4. Mose 6:1 Und der HErr redete mit Mose und sprach: 4. Mose 6:2 Sage den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mann oder Weib ein sonderlich Gelübde tut dem HErrn, sich zu enthalten,

Regeln für Gelübde

Für einen Gelübde-Träger herrscht Alkoholverbot. Speisen, in denen Früchte oder Blätter des Weinstocks verwendet werden, darf die Person nicht essen.

4. Mose 6:3 der soll sich Weins und starken Getränks enthalten, Weinessig oder starken Getränks Essig soll er auch nicht trinken, auch nichts, das aus Weinbeeren gemacht wird; er soll weder frische noch dürre Weinbeeren essen, 4. Mose 6:4 solange solch sein Gelübde währet; auch soll er nichts essen, das man vom Weinstock macht, weder Weinkern noch Hülsen.

Die Kopfhaare dürfen nicht geschnitten werden und der Besuch bei Toten ist untersagt. Stirbt jemand in seinem nahen familiären Umkreis, wird der Gelübde-Träger unrein. In diesem Falle muss er seine Haupthaare am siebten Tag seiner Reinigung abscheren.

4. Mose 6:5 Solange die Zeit solches seines Gelübdes währet, soll kein Schermesser über sein Haupt fahren, bis daß die Zeit aus sei, die er dem HErrn gelobet hat; denn er ist heilig und soll das Haar auf seinem Haupt lassen frei wachsen. 4. Mose 6:6 Die ganze Zeit über, die er dem HErrn gelobet hat, soll er zu keinem Toten gehen. 4. Mose 6:7 Er soll sich auch nicht verunreinigen an dem Tod seines Vaters, seiner Mutter, seines Bruders oder seiner Schwester; denn das Gelübde seines GOttes ist auf seinem Haupt. 4. Mose 6:8 Und die ganze Zeit über seines Gelübdes soll er dem HErrn heilig sein. 4. Mose 6:9 Und wo jemand vor ihm unversehens plötzlich stirbt, da wird das Haupt seines Gelübdes verunreiniget; darum soll er sein Haupt bescheren am Tage seiner Reinigung, das ist, am siebenten Tage.

Am achten Tag ist ein Opfer vorgeschrieben. Das besteht aus zwei Tauben. Der Priester führt mit der einen Taube ein Sündopfer aus und mit der anderen ein Brandopfer. Das löst den Gelübde-Träger von der Unreinheit, die durch den Toten eingetreten ist. Damit er sein Gelübde fortsetzen kann, muss er ein einjähriges Lamm als Schuldopfer bringen. Die Tage der Dauer des Gelübdes beginnen danach erneut, die bisher abgelaufenen Tage zählen nicht mehr.

4. Mose 6:10 Und am achten Tage soll er zwo Turteltauben bringen, oder zwo junge Tauben, zum Priester vor die Tür der Hütte des Stifts. 4. Mose 6:11 Und der Priester soll eine zum Sündopfer und die andere zum Brandopfer machen und ihn versöhnen, daß er sich an einem Toten versündiget hat, und also sein Haupt desselben Tages heiligen, 4. Mose 6:12 daß er dem HErrn die Zeit seines Gelübdes aushalte. Und soll ein jährig Lamm bringen zum Schuldopfer. Aber die vorigen Tage sollen umsonst sein, darum daß sein Gelübde verunreiniget ist.

Ist die Zeit des Gelübdes abgelaufen, wird die offizielle Beendigung vor der Stiftshütte vorgenommen. Dazu wird als Brandopfer ein einjähriges Lamm, als Sündopfer ein einjähriges Schaf und als Dankopfer ein junger Widder, dessen Hörner sich noch nicht gewunden haben, geopfert. Dazu kommt entsprechend zubereiteter ungesäuerter Kuchen.

4. Mose 6:13 Dies ist das Gesetz des Verlobten: Wenn die Zeit seines Gelübdes aus ist, so soll man ihn bringen vor die Tür der Hütte des Stifts. 4. Mose 6:14 Und er soll bringen sein Opfer dem HErrn, ein jährig Lamm ohne Wandel zum Brandopfer und ein jährig Schaf ohne Wandel zum Sündopfer und einen Widder ohne Wandel zum Dankopfer 4. Mose 6:15 und einen Korb mit ungesäuerten Kuchen von Semmelmehl, mit Öl gemenget, und ungesäuerte Fladen, mit Öl bestrichen, und ihre Speisopfer und Trankopfer. 4. Mose 6:16 Und der Priester soll's vor den HErrn bringen und soll sein Sündopfer und sein Brandopfer machen. 4. Mose 6:17 Und den Widder soll er zum Dankopfer machen dem HErrn samt dem Korbe mit dem ungesäuerten Brot; und soll auch sein Speisopfer und sein Trankopfer machen.

Das Haupthaar wird abgeschoren und mit dem Dankopfer verbrannt. Den gekochten Bug des Widders, einen Kuchen und einen Fladen soll der Verlobte dann weben, also hin und her schwenken. Dem Priester gehören die Webebrust und die Hebeschulter des Tieres.

4. Mose 6:18 Und soll dem Verlobten das Haupt seines Gelübdes bescheren vor der Tür der Hütte des Stifts; und soll das Haupthaar seines Gelübdes nehmen und aufs Feuer werfen, das unter dem Dankopfer ist. 4. Mose 6:19 Und soll den gekochten Bug nehmen von dem Widder und einen ungesäuerten Kuchen aus dem Korbe und einen ungesäuerten Fladen und soll's dem Verlobten auf seine Hände legen, nachdem er sein Gelübde abgeschoren hat, 4. Mose 6:20 und soll's vor dem HErrn weben. Das ist heilig dem Priester samt der Webebrust und der Hebeschulter. Danach mag der Verlobte Wein trinken. 4. Mose 6:21 Das ist das Gesetz des Verlobten, der sein Opfer dem HErrn gelobet, von wegen seines Gelübdes, außer dem, was er sonst vermag; wie er gelobet hat, soll er tun nach dem Gesetz seines Gelübdes.

Danach darf der jetzt von seinem Gelöbnis entbundene wieder Wein trinken.

Insgesamt enthält die Kultur der Gelübde auffallend viele Opfervorschriften, wie überhaupt bei jeder Gelegenheit für das leibliche Wohl der Priesterschaft gesorgt wird. Selbst Gelübde, die eine Form von Wunschdenken zwecks Zielerreichung durch Demut darstellen, werden dazu benutzt, obwohl sie eine absolut persönliche Sache sind.

Die Segensformel

Nach diesen Opferregeln für Gelübde erfolgt die Vorgabe für die Worte, mit denen die Priester ihr Volk segnen sollen.

4. Mose 6:22 Und der HErr redete mit Mose und sprach: 4. Mose 6:23 Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: Also sollt ihr sagen zu den Kindern Israel, wenn ihr sie segnet:

Die folgende Segensformel ist heute noch Bestandteil der evangelischen Liturgie. Sie wird bei vielen Gottesdiensten wortgleich gesprochen:

4. Mose 6:24 Der HErr segne dich und behüte dich! 4. Mose 6:25 Der HErr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! 4. Mose 6:26 Der HErr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden!

Bei genauer Betrachtung dieser drei Verse ist kein greifbarer Inhalt zu erkennen. Die Bedeutungen von "lasse sein Angesicht leuchten über dir" und "hebe sein Angesicht über dich" sind völlig unergründlich. Ein Priester spricht leere Segenswünsche für Dritte aus. Für den Empfänger dieses Segens sind es klangvolle Worte, die aber ähnlich unverbindlich sind, wie ein "alles Gute" von Mensch zu Mensch. Was diese Wünsche in der Realität bedeuten, bleibt dem Einzelnen überlassen. Bei sehr frommen Menschen ist erkennbar, dass jeder passende Zufall als Bestätigungen von Gotteswirken betrachtet wird. Das muss jeder halten, wie es ihm zusagt.

Durch die noch immer aktive Verwendung dieser Formel wird deutlich, dass das Alte Testament durchaus noch bis in die heutige Zeit wirkt. Dies wiederum führt dazu, dass aus kirchlicher Sicht eine dogmatische Aufarbeitung notwendig ist. Bei dem, was an mangelnder Integrität der Stammväter geschildert wurde, und bei den jähzornigen Anweisungen und Handlungen Gottes zum Vorschein kommt, ist dies nicht einfach.

Die über Jahrhunderte praktizierte Methode bestand aus gezieltem Verschweigen der für die Doktrin gefährlichen Bibelstellen. Nur in die kirchliche Lehre passende Auszüge aus den Texten wurden im Rahmen der regelmäßigen Predigten angeboten. Mit der Erfindung des Buchdrucks und der dann folgenden rasanten Verbreitung der landessprachigen Bibel begann das Dilemma der Kirche. Die Deutungshoheit der Inhalte ging für die Kirche immer schneller verloren. Heute können die Menschen alles selbst lesen. Sie müssen es nur unvoreingenommen tun, wenn sie nicht ideologisch verführt und beherrscht werden wollen.

4. Mose 6:27 Denn ihr sollt meinen Namen auf die Kinder Israel legen, daß ich sie segne.

Dieser Vers schließt das Kapitel ab, nicht ohne Hinweis, dass die genannten Regeln für Gelübde und der Segen nur für die Israeliten gelten.

Vernichtung statt Integration

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