Читать книгу Macht statt Seelenheil - Erwin Leonhardi - Страница 9
ОглавлениеMoses 2, Exodus - Moses Jugend
Über die parallelen Mythen anderer Kulturen zu Moses Geburt und die herrschenden Zweifel an seiner historischen Person ist bereits ausführlich berichtet worden. Seine Geschichte ist eine der bekanntesten des AT, obwohl es sich höchst wahrscheinlich um eine Legende handelt.
Diese Meinung wird auch dadurch gestützt, dass in Abweichung von der üblichen Nennung von Abstammungsnamen die Eltern nicht namentlich genannt werden. Der Stammbaum des Moses wird erst später in 2. Mose 6:14-27 angegeben. Dieser Passus gilt in der Bibelforschung als nachträgliche Einfügung durch den Redaktor. Dort werden Amram (deutsch: erhabener Onkel) als Vater und dessen Tante Jochebed als Mutter genannt. Moses Vater Amram war demnach der Neffe seiner eigenen Frau Jochebed. Das ist selbst für die abenteuerlichen AT-Stammbäume sehr ungewöhnlich.
Moses Geburt
Ein hier nicht genannter Mann und eine Frau vom israelitischen Stamm Levi heiraten und bekommen einen Sohn, den die Mutter drei Monate lang verbirgt. Als das Verstecken zu gefährlich wird, baut sie ein Kästchen aus Rohr, dichtet es mit Ton und Pech ab, legt den Säugling hinein und bringt das kleine Boot im Schilf zu Wasser.
Es wird zwar nirgends im Text gesagt, dass es sich um den Nil handelt, aber das muss unterstellt werden. Aufgrund der Ansiedlung der Israeliten in Raemses handelt es sich um einen östlichen Nil-Arm im Mündungsdelta. Das wiederum lässt darauf schließen, dass die Tochter des Pharao in Pi-Ramesse, eine unter Ramses II. um etwa 1278 v. Chr. erbaute Hauptstadt des Neuen Reichs, gewohnt hat. Damit wäre eine ungefähre Lokalisierung und Datierung gegeben, die jedoch sehr fraglich ist.
2. Mose 2:1 Und es ging hin ein Mann vom Hause Levi und nahm eine Tochter Levis. 2. Mose 2:2 Und das Weib ward schwanger und gebar einen Sohn. Und da sie sah, daß es ein fein Kind war, verbarg sie ihn drei Monden. 2. Mose 2:3 Und da sie ihn nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr und verklebte es mit Ton und Pech und legte das Kind drein und legte ihn in das Schilf am Ufer des Wassers.
Die Schwester des Säuglings beobachtet, was weiterhin passiert. Da nirgends in den Texten eine weitere Schwester des Moses genannt wird, handelt es sich um Mirjam.
2. Mose 2:4 Aber seine Schwester stund von ferne, daß sie erfahren wollte, wie es ihm gehen würde.
Moses Rettung
Mit ihren Jungfrauen geht die Tochter des Pharao zum Fluss, um zu baden. Sie sieht das Kästchen und lässt es holen. Darin liegt ein weinender Knabe. Sie stellt fest, dass es ein hebräisches Kind ist. Worauf sie diese Feststellung gründet, wird nicht gesagt.
2. Mose 2:5 Und die Tochter Pharaos ging hernieder und wollte baden im Wasser; und ihre Jungfrauen gingen an dem Rande des Wassers. Und da sie das Kästlein im Schilf sah, sandte sie ihre Magd hin und ließ es holen. 2. Mose 2:6 Und da sie es auftat, sah sie das Kind; und siehe, das Knäblein weinete. Da jammerte es sie, und sprach: Es ist der ebräischen Kindlein eins.
Die Schwester des Neugeborenen bietet an, eine stillfähige hebräische Mutter zu rufen, um das Kind zu säugen. Darauf geht die Königstochter ein. So kommt es, dass jetzt die leibliche Mutter des Kindes geholt wird.
2. Mose 2:7 Da sprach seine Schwester zu der Tochter Pharaos: Soll ich hingehen und der ebräischen Weiber eine rufen, die da säuget, daß sie dir das Kindlein säuge? 2. Mose 2:8 Die Tochter Pharaos sprach zu ihr: Gehe hin! Die Jungfrau ging hin und rief des Kindes Mutter.
Die auch hier nicht namentlich genannte Mutter erhält den königlichen Auftrag, das Kind zu säugen.
2. Mose 2:9 Da sprach Pharaos Tochter zu ihr: Nimm hin das Kindlein und säuge mir's, ich will dir lohnen. Das Weib nahm das Kind und säugete es.
Hartnäckig hält sich die Meinung, Moses sei vom Schilfboot aus direkt von der Prinzessin adoptiert worden. Das trifft aber nicht zu. Entgegen manchem Hollywood-Streifen wächst Moses nicht bei der ägyptischen Prinzessin auf, sondern bei den Israeliten. Erst als junger Erwachsener kommt er an den Hof und erhält den Namen Moses.
2. Mose 2:10 Und da das Kind groß ward, brachte sie es der Tochter Pharaos, und es ward ihr Sohn; und hieß ihn Mose, denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.
Moses erschlägt einen Ägypter
Weil Moses bei den Israeliten aufgewachsen ist, fühlt er sich diesen verbunden. Anders wäre die Textpassage in Vers 11 "ging er aus zu seinen Brüdern" auch nicht zu verstehen. Wegen einer Misshandlung eines Israeliten durch einen Ägypter erschlägt Moses den Ägypter und verscharrt ihn im Sand.
2. Mose 2:11 Zu den Zeiten, da Mose war groß worden, ging er aus zu seinen Brüdern und sah ihre Last und ward gewahr, daß ein Ägypter schlug seiner Brüder, der ebräischen, einen. 2. Mose 2:12 Und er wandte sich hin und her, und da er sah, daß kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrete ihn in den Sand.
Aus freien Stücken haben einige Theologen erfunden, Moses hätte bei den Ägyptern eine Führungsrolle innegehabt. Das schließen sie aus dem Wort groß in Vers 11 und unterstellen, dass damit eine Rangbeschreibung gemeint sei. In Verbindung mit dem Vers 10, in dem dasselbe Wort verwendet wird, erhärtet sich diese Meinung überhaupt nicht. Es handelt sich bei der angeblichen Rolle von Moses um eine theologische Ausschmückung, für die es keine Textbasis gibt.
Bei einem Spaziergang trifft er auf zwei streitende Israeliten und ermahnt sie, sich nicht zu schlagen. Daraufhin erfährt er in der wutgeladenen Antwort, dass sein Mord an dem Ägypter bekannt ist.
2. Mose 2:13 Auf einen andern Tag ging er auch aus und sah zween ebräische Männer sich miteinander zanken; und sprach zu dem Ungerechten: Warum schlägest du deinen Nächsten? 2. Mose 2:14 Er aber sprach: Wer hat dich zum Obersten oder Richter über uns gesetzt? Willst du mich auch erwürgen, wie du den Ägypter erwürget hast? Da fürchtete sich Mose und sprach: Wie ist das laut worden?
Auch der Pharao erfährt von dem Mord und verfügt, dass Moses getötet werden soll. Daraufhin flieht Moses nach Midian und wohnt dort bei einem Brunnen.
2. Mose 2:15 Und es kam vor Pharao, der trachtete nach Mose, daß er ihn erwürgete. Aber Mose floh vor Pharao und hielt sich im Lande Midian und wohnete bei einem Brunnen.
Das Land Midian liegt auf der arabischen Halbinsel östlich des Golfes von Akaba, dem östlichen Arm des Roten Meeres. Es umfasst ungefähr den Nordwesten vom heutigen Saudi-Arabien und den Südwesten von Jordanien. Um von Raemses dorthin zu gelangen, musste Moses kein Meer überqueren, sondern auf der Halbinsel Sinai die Wüste Negev durchlaufen. Die Strecke beträgt rund 200 Kilometer. Für jemanden, der die Gegend nicht kennt, ist die Chance, den Fußmarsch zu überleben, gering.
Die Begegnung am Brunnen in Midian
Moses hilft den sieben Töchtern des Priesters Reguel, als Hirten sie bei der Schaftränke von dem Brunnen verdrängen wollen. Sie berichten darüber ihrem Vater, der Moses daraufhin einlädt.
2. Mose 2:16 Der Priester aber in Midian hatte sieben Töchter, die kamen, Wasser zu schöpfen, und fülleten die Rinnen, daß sie ihres Vaters Schafe tränketen. 2. Mose 2:17 Da kamen die Hirten und stießen sie davon. Aber Mose machte sich auf und half ihnen und tränkte ihre Schafe. 2. Mose 2:18 Und da sie zu ihrem Vater Reguel kamen, sprach er: Wie seid ihr heute so bald kommen? 2. Mose 2:19 Sie sprachen: Ein ägyptischer Mann errettete uns von den Hirten und schöpfte uns und tränkte die Schafe. 2. Mose 2:20 Er sprach zu seinen Töchtern: Wo ist er? Warum habt ihr den Mann gelassen, daß ihr ihn nicht ludet, mit uns zu essen?
Die Einladung nimmt Moses an und heiratet Reguels Tochter Zipora. Mit ihr zeugt er zwei Söhne, Gersom und Elieser.
2. Mose 2:21 Und Mose bewilligte, bei dem Manne zu bleiben. Und er gab Mose seine Tochter Zipora. 2. Mose 2:22 Die gebar einen Sohn: und er hieß ihn Gersom; denn er sprach: Ich bin ein Fremdling worden im fremden Lande. (Und sie gebar noch einen Sohn, den hieß er Elieser, und sprach: Der GOtt meines Vaters ist mein Helfer und hat mich von der Hand Pharaos errettet.)
In Ägypten werden die Israeliten weiterhin geknechtet. Nach langer Zeit stirbt der Pharao, der Moses verurteilt hat.
2. Mose 2:23 Lange Zeit aber danach starb der König in Ägypten. Und die Kinder Israel seufzeten über ihre Arbeit und schrieen; und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor GOtt. 2. Mose 2:24 Und GOtt erhörete ihr Wehklagen und gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob. 2. Mose 2:25 Und er sah drein und nahm sich ihrer an.
Der Diktion des Textes folgend, ist es notwendig, dass die Israeliten durch ihr Klagen die Aufmerksamkeit Gottes erlangen. Obwohl er mehrfach versprochen hat, sich um sein Volk zu kümmern, sieht dies hier nach Unaufmerksamkeit aus. Die Wortwahl "gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob" hat die Anmutung einer plötzlichen Erinnerung. Nach jahrhundertelangem Klagen der Israeliten beginnt ihr Gott jetzt, sich mit der Situation zu befassen.