Читать книгу MarChip und die kleine Berthe - Esther Grünig-Schöni - Страница 5
Berthe‘s Überlegungen
ОглавлениеIst die Vergangenheit wesentlich und die Zukunft alleine maßgebend oder hat das Heute genug Wert?
Heute werden wir „Kosten und Belastung“ geschimpft, selbst wenn wir ein Leben lang geackert haben. Wir haben gearbeitet, wie andere heute arbeiten. Wir lagen nicht auf der faulen Haut. Was für ein Ausdruck. Das tut niemand, der leben will. Das Klima allerdings ist kälter geworden und ich rede nicht vom Wetter.
Sie wollen nicht mehr tragen helfen, wünschen uns tot. Wir sind nicht mehr produktiv genug. Weg mit uns oder immerhin zur Seite, aus dem Weg. Wir kosten, stören, nerven, sind unnütz, ein unangenehmer Anblick, alt. Doch alle werden es einmal sein.
Vielleicht sehe ich es zu schwarz und vielleicht bin ich zu alt, um zu wissen wie die Welt sich dreht; zu dumm um das Große zu verstehen; zu klein um global zu denken. Aber ich bin Berthe, die lebt und erfahren hat und manches kennt und sieht. Nur hört mich keiner.
Ist meine Stimme zu leise geworden? Ich stelle dennoch meine Sicht der Dinge und Ereignisse dar. Vielleicht ist gerade das, was ich beobachte Triebfeder und Motiv für Manches was geschieht. Wer weiß. Und vielleicht könnte geändert werden, was zutage tritt.
Meine Farben sollen schwarz, grau, braun, dunkel, unscheinbar sein. Wähle ich andere, gelte ich als durchgeknallt. Meine Farben leuchten. Das sollen sie nicht. Wer hat darin Unrecht? Niemand. Heute ist es so: Ich ecke an, weil ich nicht dem Bild entspreche, das sie sehen und haben wollen. Es war nicht immer so. Was damals geschah - nicht sehr lange her - ließ mich endlich wieder lebendig werden. Das ist gut so. Ich lebe. Das ist wesentlich. Aber gehen wir zu der Geschichte, die dies in mir bewirkt hat. Sie ist nicht schön … und doch …hat sie ihr Gutes.
Manchmal driften Welten auseinander. Raumwelten oder innere persönliche Welten. Es gibt viele davon. Sie sind unüberschaubar. Manchmal rollen sie aufeinander zu, finden sich, werden zu einem Teppich verwoben. Oder sie laufen eine Weile parallel in die gleiche Richtung. Sie berühren sich eine ihnen bemessene Zeit lang. - Ich weiß, gerade er mag das Zeitdiktat nicht. Wer? Später … Später tritt er ins Bild und wird erwähnt. Er erscheint in meinem Leben. - Ist diese bemessene Zeit vorbei, trennen sich diese Welten möglicherweise. Das weiß ich nicht mit Sicherheit. Es kann anders sein.