Читать книгу Kornblumenjahre - Eva-Maria Bast - Страница 28

21. Kapitel

Оглавление

München, Bayern, 5. Februar 1923

Die Tage vor Lisbeths Hochzeit waren angefüllt mit aufgeregtem Treiben. Und Marlene war mittendrin. Es musste letzte Hand an die Aussteuer gelegt werden – Lisbeths Mutter bestand darauf, jede einzelne Serviette mit den Initialen ihrer Tochter zu versehen. LB. Lisbeth Böttcher. Lisbeth selbst interessierte sich nur für ihr Brautkleid, drehte sich, wenn die Schneiderin kam, wie ein Pfau hin und her und fragte Marlene ein ums andere Mal, ob sie glaube, dass ihr Bräutigam Gefallen an ihr in dem Kleid finden würde, was Marlene jedes Mal mit einem halbherzigen »Aber natürlich, meine Liebe« bestätigte, um dann wieder in ihre Träume zu versinken. Träume von Andreas. Lisbeth in ihrer Aufregung merkte nicht, wie es um die Freundin stand. Sie bemerkte nicht einmal, dass Marlene verzweifelt versuchte herauszufinden, ob er auch zur Hochzeit kommen würde. Mit Fragen, die zu beiläufig gestellt waren, als dass sie wirklich harmlos hätten sein können. Und dann – Lisbeth saß gerade vor ihrem Schminktisch und bürstete ihre goldenen Haare wie jeden Abend mit 100 Strichen, weil ihre Mutter ihr in ihrer Kindheit beigebracht hatte, dass sie dann einen betörenden Glanz entfalteten – sagte sie wie nebenbei den ersehnten Satz: »Ach, übrigens, Andreas wird auch da sein.« Marlene hätte beinahe die Stickerei fallen lassen. Lisbeths Mutter hatte sie ihr aufgedrängt, man werde sonst vor der Hochzeit nicht fertig.

»Ich denke, es ist dir recht, wenn wir ihn neben dich setzen«, überlegte Lisbeth und sah dabei nicht Marlene durch den Spiegel an, sondern sich selbst verzückt in die erwartungsfroh strahlenden Augen. So übersah sie auch, dass Marlenes Blick bei ihren Worten freudig erregt zu leuchten begann. »Er ist zwar schon etwas alt, aber immerhin seid ihr verwandt. Oder, Lenchen, das ist dir doch recht?« Erst jetzt ließ sie die Bürste sinken und wandte sich um, um Marlene anzusehen.

»Ja«, erwiderte die, hastig lächelnd. »Ja, natürlich ist es mir recht.«

Sie sahen sich in der Kirche wieder. Zwar saßen sie nicht nebeneinander, er saß auf der einen Seite der Kirchenbänke und sie auf der anderen, aber immer wieder kreuzten sich ihre Blicke, immer wieder sah Marlene dann als Erste weg, und er, er lächelte wissend. Und zufrieden. Nach der Kirche drängte er sich in der Reihe der Gratulanten neben sie. »Ich höre, du bist meine Tischdame, Marlene«, sagte er und berührte wie zufällig ihre Hand. Ihr Herz raste. »Ich freue mich wirklich sehr«, raunte er. »Wie ich neulich schon sagte: Du bist zu einer richtigen Schönheit herangewachsen.«

Die Worte, die sie hätte antworten mögen, lagen quer in ihrem Hals, sie brachte nur ein Krächzen hervor. So lächelte sie lediglich und nickte und war ungemein dankbar, als Nächste mit dem Gratulieren dran zu sein, sodass er nicht mehr auf eine Antwort warten konnte. Doch während sie ihrer Freundin und deren frischgebackenem Ehegatten gratulierte, war sie mit all ihren Sinnen bei ihm.

Kornblumenjahre

Подняться наверх