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25. Kapitel

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Überlingen, Bodensee, 28. Februar 1923

»Du bist wahnsinnig, Sophie. Du bist schlicht und einfach komplett wahnsinnig.« Johanna sah ihre Freundin und Tante wütend an.

Sophie erwiderte ihren Blick kühl. »Dann bist du dir da ja ziemlich einig mit den Menschen, die den Stein auf mich geworfen haben.«

»So habe ich das doch nicht gemeint!«, rief Johanna erschrocken.

»Wie denn dann?« Sophie war tief verletzt wegen des Anschlags, und in dieser Verletztheit schlug und trat sie um sich und tat mit Absicht so, als verstehe sie Johanna nicht. Als wolle sie eine Sperre zwischen sich und ihr errichten und sich damit noch mehr isolieren.

»Du kannst doch nicht in ein Gebiet gehen, in dem der Franzosenhass kocht wie nirgendwo anders! Du bringst euch in Gefahr. Außerdem hat Luise doch geschrieben, was sie mit Siegfried gemacht haben. Auf ihn eingetreten und ihn ins Gefängnis geworfen!«

»Und weil ein paar Menschen meinen Bruder treten, sind nun alle Franzosen schlecht. Auch Pierre.«

Sophie brach in Tränen aus.

»Ach, Sophie«, Johanna zog sie in ihre Arme. »Natürlich nicht. Du weißt, dass ich nicht so denke. Aber ich habe Angst um dich. Wenn man dir schon in Überlingen einen Stein an den Kopf wirft, wie soll es dann erst im besetzten Gebiet werden, wenn die Menschen dort erfahren, dass du einmal mit einem Franzosen zusammen warst. Und dass Raphaels Vater Franzose ist.«

»Dort lebt ja keiner, der mich verrät«, zischte Sophie und befreite sich aus Johannas Umarmung. »Ich bin sicher, dass es deine Mutter war. Sie kann mir seither nicht mehr in die Augen schauen. Und es ist schon komisch: Einen Tag, nachdem sie, bis obenhin angefüllt mit Franzosenhass, hier ankommt und lange mit der Tratschtante Elsa Kleinschmitt unterwegs ist, fliegt mir ein Stein an den Kopf!«

Johanna schwieg. Sie glaubte auch, dass es ihre Mutter gewesen war, die den Verrat an Sophie begangen hatte.

»Wie auch immer«, brach Sophie schließlich das Schweigen. »Du wirst mir doch sicher zustimmen, dass es hier im Moment fast gefährlicher ist als in Essen, wo mich keiner kennt. Und wenn Helene mich wirklich verraten hat, dann macht es keinen Sinn, zu ihr nach Konstanz zu ziehen. Denn dann wird sie mich auch dort verraten.«

»Da hast du nicht unrecht«, murmelte Johanna. »Aber ins Ruhrgebiet gehen, ich weiß nicht … Ich habe ein ungutes Gefühl. Es ist das gleiche Gefühl der Bedrohung, das ich hatte, kurz bevor Luise und ich nach Russland entführt wurden.«

»Ach was«, lachte Sophie. »Uns wird schon nichts passieren.«

Doch sie sollte sich irren.

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