Читать книгу Das Geheimnis der Lukaskinder - Eva Markert - Страница 13
ОглавлениеMicha knallt hin
Wenn Mona wütend war, passierte alles Mögliche. Teller, Gläser, Glühbirnen zersprangen, Türen flogen auf und zu oder Bilder fielen von der Wand.
Mona glaubte auch, dass sie mehr Pickel bekam, wenn sie sich ärgerte. Sie hasste ihre Pickel. Kein Waschgel und keine Creme halfen dagegen. Auch wegen der Pickel versuchte sie, sich möglichst wenig zu ärgern. Aber es klappte meistens nicht. Kein Wunder, dass sie oft jede Menge davon hatte.
Vor kurzem hatte Alena ihr einen Trick verraten: „Stell dir einfach vor“, sagte sie, „deine Wut kocht in einem Topf. Sie schäumt hoch wie Milch, und dann legst du den Deckel auf den Topf und stellst die Flamme klein, sodass die Milch nicht überkochen kann.“
Manchmal funktionierte dieser Trick tatsächlich, aber leider nicht immer.
An diesem Morgen zum Beispiel war Mona schon brummig, als sie aufstand. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie gleich in der ersten Stunde Mathe hatte. Und in der dritten und vierten eine Doppelstunde Englisch. Das war mehr, als sie ertragen konnte.
In Mathe sollte Sarah eine Aufgabe an der Tafel vorrechnen. Die Ärmste! In letzter Zeit musste sie dauernd nach vorn. Man konnte fast denken, alle Lehrer hätten sie auf dem Kieker.
Unruhig beobachtete Mona, was Sarah an die Tafel schrieb. Hoffentlich war das alles richtig!
Plötzlich hörte sie unterdrücktes Kichern. Es kam von Micha und Fabio, die hinter ihnen saßen. Die beiden führten offensichtlich was im Schilde. Bloß was?
Da bemerkte sie, wie sich Sarahs Stuhl ganz leicht bewegte. Micha war auf die Kante seines Stuhls vorgerutscht und seine Füße angelten nach den Stuhlbeinen.
„Gut gemacht!“, sagte der Lehrer gerade.
Sarah sah erleichtert aus, als sie zu ihrem Platz zurückkehrte.
Mona hatte keine Zeit, sich mit ihr zu freuen, denn in dem Augenblick, als Sarah sich setzen wollte, zog Micha den Stuhl mit einem Ruck nach hinten.
Aber Mona war vorbereitet. Sie kniff die Augen zusammen und der Stuhl sauste wieder nach vorn. Es ging so schnell, dass Sarah gar nichts davon merkte. Aber Micha, der merkte was! Er hatte seine Füße fest um die Stuhlbeine gehakt und wurde von der Stuhlkante gerissen. Mit Karacho landete er auf dem Boden.
Die ganze Klasse johlte.
Micha rappelte sich auf. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Gekrümmt blieb er stehen.
Der Lehrer fand das gar nicht komisch. „Setz dich wieder hin!“, bellte er Micha an.
„Ich glaube, ich kann nicht. Au!“
Wieder grölten alle.
„Hinsetzen, habe ich gesagt!“
Micha ließ sich ganz vorsichtig nieder.
Mona drehte sich kurz um. „Heute Mittag wirst du wohl kaum mit dem Rad nach Hause fahren können“, sagte sie spöttisch.
„Ich wette, du bist schuld! Du hast mich irgendwie vom Stuhl gezerrt“, zischte Micha.
„Spinnst du? Wie sollte ich das geschafft haben?“
„Ruhe da hinten!“
Mona spürte, wie der Zorn auf Micha weiter in ihr brodelte. Es brachte gar nichts, an den Topf zu denken. Ihre Wut kochte so heftig, dass der Deckel klapperte. Er tanzte geradezu auf dem Topf.
„Wer hat Tafeldienst?“, hörte sie den Lehrer fragen.
„Ich.“ Micha stand auf und schob sich zur Tafel. Als er an ihr vorbeikam, drehte er sich kurz um und schnitt ihr eine Fratze.
Da schoss der Deckel senkrecht in die Höhe und die Wut im Topf schäumte über.
Micha stolperte über Monas Rucksack, der urplötzlich im Weg lag, und knallte wieder auf den Fußboden, diesmal auf die Knie. „Au, verdammt!“, schrie er.
Die anderen lachten.
„Wenn das so weitergeht“, brüllte Fabio, „müssen wir einen Rollstuhl besorgen und ihn nach der Schule nach Hause karren.“
Mitten in das Getöse hinein rief Micha: „Sie war’s! Sie hat mir ihren Rucksack vor die Füße geworfen.“ Mit dem Finger zeigte er auf Mona.
„Ist das wahr?“, fragte der Lehrer.
„Ich habe den Rucksack gar nicht angefasst.“
Das stimmte zwar, aber Monas Stimme zitterte ein bisschen.
„Sie lügt!“, rief Micha.
Mona spürte, wie die ganze Hitze aus dem Kochtopf in ihr Gesicht stieg.
„Weißt du nicht, wie gefährlich es ist, anderen ein Bein zu stellen?“, fragte der Lehrer empört.
„Anderen den Stuhl wegzuziehen auch“, begehrte Mona auf. „Ich habe gesehen, dass er Sarah ...“
„Damit hat sie es indirekt zugegeben“, schrie Fabio.
Der Lehrer sah Mona zornig an. „Dafür bekommst du einen Eintrag ins Klassenbuch.“
Mona fiel sofort die Mullhaupt ein. „Na bravo“, dachte sie. „Das wird die Wachtel der Mullhaupt bestimmt gleich auf die Nase binden!“