Читать книгу Ticky lernt die Erde kennen - Eva Markert - Страница 5
Der erste Ausflug mit dem Wolkenschiff
ОглавлениеTicky merkte schnell, dass es nicht nur ein bisschen schaukelte, sondern ziemlich stark. Hoffentlich stimmte es, dass ihm nicht schlecht wurde!
Er stand an einem der runden Wolkenfenster und blickte hinaus.
„Flieg noch tiefer! Ich kann kaum was erkennen.“
„Tiefer geht es nicht“, erklärte Adala, „sonst stoße ich mich.“
„Warum wäre das so schlimm?“
„Weißt du das etwa nicht?“
„Doch, natürlich“, behauptete Ticky schnell. „Ich will nur sehen, ob du es auch weißt.“
„Und ob ich das weiß! Es ist ganz schön unangenehm, kann ich dir sagen!“
„Stell dich nicht so an!“
Das sagten Plutolo und Saturno immer, wenn Ticky jammerte. Zum Beispiel, wenn er zu hastig aus dem Bett sprang, weil er sich verschlafen hatte, und dabei umknickte. Das tat scheußlich weh!
„Du musst eben früher wach werden und besser aufpassen“, meinte Plutolo dann.
Und Saturno mahnte: „Sei in Zukunft vorsichtiger und steh rechtzeitig auf.“
Manchmal ging es Ticky auf die Nerven, dass sie so oft das Gleiche sagten.
„Du musst eben vorsichtig sein“, riet er der Wolke jetzt.
„O danke, das ist ein ausgezeichneter Vorschlag!“, grummelte Adala, aber sie wirkte überhaupt nicht dankbar. Machte sie sich lustig über ihn?
„Wenn ich mich stoßen würde“, fuhr sie fort, „gäbe es einen gewaltigen Rums. Und wenn ich dann weine – du musst wissen: Alle Wolken weinen, wenn sie sich stoßen. Wenn ich dann also weine, löse ich mich auf. Was das für dich bedeutet, brauche ich dir wohl nicht zu erklären.“
Nein, das brauchte sie nicht. Ticky konnte es sich ziemlich genau vorstellen. Er würde fallen, fallen, fallen. Hart auf dem Boden aufschlagen. Und sich wahrscheinlich alle fünf Zacken brechen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
Urplötzlich tauchte unter ihnen, gefährlich nah, etwas Dunkles auf. Ticky fuhr zurück. „Pass auf!“, schrie er.
Die Wolke lachte dröhnend. „Das ist die Spitze eines Berges“, erklärte sie und stieg höher. „Da hast du wohl Angst gekriegt, was?“
„Pah! Ich und Angst? Nie im Leben!“
Ticky versuchte, mit dem Zittern aufzuhören. Er blickte wieder aus dem Bullauge – und erstarrte. Der Mond stand nämlich genau dort, wo Ticky jetzt eigentlich stehen müsste. Sein Licht flimmerte grell vor Zorn.
„Adala, du musst mich ganz schnell zurückbringen!“
Die Wolke blickte nach oben. „Oje, der Mond ist böse“, stellte sie fest. „Warum wohl, frage ich mich.“
„Keine Ahnung. Adala, bitte, beeile dich!“
Die Wolke segelte schneller. Kurz darauf hielt sie genau unter dem Mond an. Mit einem Satz sprang Ticky hinaus. Lautlos glitt Adala davon.
„Hm-mm-mm!“ Der Mond räusperte sich.
„Ich ... ich ...“, stotterte Ticky.
„Hast du etwa geglaubt, ich würde nicht merken, dass du dich verdrückt hast?“, fuhr der Mond ihn an.
„Ich ... ich ...“
„Zur Strafe wirst du morgen früher aufstehen und eine Stunde länger leuchten als die anderen. Und wehe, du verkrümelst dich noch mal! Dann kannst du was erleben! Hast du mich verstanden?“
„Ja, Mond“, antwortete Ticky kleinlaut.
Erst als er allein war, stöhnte er.