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HERA (Göttin der Geburt) - Die große Mutter

Sie war die Frau des starken Zeus und die große Mutter aller Mütter. Ihre Kraft besiegt sogar den Tod, denn ihr Geist strahlt so ewig wie die Sterne. Bevor sie starb, brachte sie im Traum ihre letzte Botschaft zu mir, in der sie mir das Licht ihrer Liebe behutsam in die Hände legte. Sie bat mich, es weiter für sie zu tragen: „Die Welt braucht dich, Enkeltochter, du bist wie ich Trägerin des Lichts. Geh hinaus und finde die Dunkelheit, erhelle sie, gib dich ganz!“. Als ich erwachte, weinte ich, denn ich wusste, ihre Zeit war gekommen. Ihr Grab war umringt von den Boten des Himmels, die lautlos das Lied der Unendlichkeit sangen. Die Heerschar der Menschen, die Abschied nahmen, waren all jene, deren Welt sie erhellte.

Sie war nicht immer ein einfacher Mensch, denn unbändig und streitbar war ihr Wesen. Hera, die selbst Proteus bezwang, betrat sein Haus und sagte: „Ich bin hier, um meine Tochter zu holen!“ Proteus versperrte ihr den Weg, er drohte ihr, doch sie wich nicht zurück: „Schlag zu, ich werde trotzdem nicht gehen!“ Da hob er die Faust und er schlug sie, das Blut lief über ihr Gesicht, aber sie blieb immer noch aufrecht. Dann ging sie an ihm vorbei und packte die Sachen meiner Mutter. Mein Vater stand dort, er war außer sich, dennoch ließ er sie gewähren. Ihr Mut war stärker als sein Zorn – er hat sie verwundet, aber nicht besiegt.

Selbst krank und schwach war sie erfüllt von ihrer Kraft und Menschenliebe. Sie war mächtig und dennoch bescheiden. Sie war Beschützerin der Schwachen und Kämpferin für die Armen. Wann immer jemandem Leid geschah, gab es nichts, was sie aufhielt, es zu lindern. Ihre Offenheit konnte Steine erweichen, ihr großes Herz öffnete jedem die Tür. Sie hat stets verteidigt, wen sie liebte, sie fürchtete nichts, wich vor keinem zurück. Sie kannte keine Angst vor dem Tod, denn sie wusste: „Gott holt mich heim.“ Sie sagte, sie sei für immer bei uns. Das ist sie noch heute, wird es ewig sein.

Ich sehe ihr Bild in meinem Inneren, die kleine Blume in ihrer Hand. Sie hält sie achtsam wie einen Juwel, denn alles ist kostbar in ihren Augen. So bleibt sie, für alle Zeiten jung, in meinen Gedanken, in meinem Herzen. Sie leuchtete hell auf unserer Erde, bis ihre Füße sie nicht mehr trugen. Als ihr Körper zu schwer war, um mit ihm zu reisen, ging ihre Seele fort, nachhaus.

Die Mutter meiner Mutter war sie, die starke Behüterin meiner Kindheit. Sie ist nun ein Stern, der über uns leuchtet. Ich gebe sie weiter, die Kraft ihres Lichts, in den finsteren Zeiten, in der Flut und im Sturm. Meine Großmutter wurde Teil des Feuers, das die Menschheit erhellt, das niemals erlischt. Als sie ging war ich tief in der Dunkelheit, mein Leben war einsam und voller Schmerzen. Sie hat mich stets liebevoll betrachtet und mir ihren Geist der Liebe geschenkt. Damals habe ich nicht gewusst, dass ich es tragen kann, das Licht. Denn in meiner Seele war es dunkel. Doch ich fand den Weg zurück, aus der Hölle, in die ich einst hinab fiel, aus der ich doch wie Persephone eines Tages wieder empor stieg. Meine Großmutter und der dritte Engel, sie haben mein Schicksal für mich bereitet. So suche ich stets nach Heras Spuren, wenn das Licht in mir wieder trüber wird. Ich erinnere mich an die große Kraft, die sie in sich trug, die auch ich in mir trage, um sie der Welt, den Menschen zu schenken, um mein eigenes Leben zu finden - meine Bestimmung, mein Glück.

Zigeunerkind

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