Читать книгу Kreuz Teufels Luder - Evelyna Kottmann - Страница 9
Liliths Tochter
ОглавлениеAls Lilith wieder schwanger war, wusste sie nicht, wer der Vater war. Sicher war nur, dass ihr erstes Kind das von Jakob war. Als Lilith die Schwangerschaft bemerkte, wollte sie das Kind nur loswerden. Sie versuchte es mit Schlaftabletten und Alkohol, doch es gelang ihr nicht, weil sie zu wenig davon nahm. Lilith hatte Angst, sie könnte selber sterben. Sie versuchte es damit, die Treppen hinunterzufallen, bis sie sich einen Rippenbruch holte. Doch das Kind in ihr war fest entschlossen, Liliths Unterfangen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Lilith versuchte, es mit einer Stricknadel aus sich herauszubekommen, was ihr einen Spitalaufenthalt und lange Bettruhe brachte. Lilith war fast im siebten Monat schwanger und die Ärzte versuchten, das Kind zu retten. Und es half kräftig mit, weil es für sich entschieden hatte, das Licht dieser Welt zu erblicken. Die Ärzte hatten Lilith klipp und klar gesagt, sie hätte Glück, wenn es ein gesundes Kind würde. Das Kind hatte gewonnen, und Lilith war verzweifelt, fand sich aber damit ab, dass es nun wohl auf die Welt kommen sollte.
Lilith bekam Besuch von der Behörde der Gemeinde, in der sie gerade lebten, und das gefiel ihr überhaupt nicht. Man schlug ihr vor, den Buben in einem Heim unterzubringen, und legte ihr ans Herz, das Kind, das sie erwartete, zur Adoption freizugeben. Lilith wollte nicht und bekam es mit der Angst zu tun, solche Angst, dass sie noch am selben Tag den Wohnort wechselte, ihre drei Zuhälter immer im Schlepptau. Einer war Pietro aus dem Tessin, einer Kurt aus dem Berner Oberland, und der Dritte war Jakob. Alle kassierten ein, und wenn sie genug hatten, verliessen sie sie für ein paar Tage oder Monate, damit der nächste wieder sein Geschäft machen konnte. Waren sie knapp bei Kasse, tauchten sie wieder auf. Sie reichten Lilith in der ganzen Schweiz an ihren Stammtischen herum.
Lilith war abgestumpft, verbraucht und hatte alles Mitgefühl verloren. Luisa kam im November 1961 in einem kleinen Dorf zur Welt, ohne Arzt und Hebamme. Lilith wollte nicht ins Spital, weil sie fürchten musste, dass man ihr das Kind wegnehmen würde. Lilith roch von nun an immer, wenn die Behörden bald vor der Tür stehen würden. Sie zog mit ihren beiden Kindern von einer Gemeinde in die andere und konnte sich so der Justiz entziehen.
Auf Luisa folgten noch Mascha, Alioscha, Mara, Mira, Lisa und als Letztgeborene Veronica.