Читать книгу ÜBERLEBT - Infiziert mit dem Superkeim MRSA - Ezra Pierpaoli - Страница 11

20. August 2011

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Ich hatte eine weitere schlimme Nacht verbracht. In der Nacht werden die Schrecken und Ängste ja meist noch stärker und irrationaler. Ich glaube ich begann zu diesem Zeitpunkt zu verstehen, in welch gefährliche Situation ich geraten war, obwohl ich natürlich nicht ahnen konnte, was noch alles auf mich zukommen würde.

Am Vormittag bat ich eine Pflegerin, ob ich mit einem Seelsorger sprechen könne. Das war möglich, und bald darauf erschien ein jüngerer Herr, der sich als Spitalseelsorger vorstellte. Leider habe ich keine Ahnung mehr, was ich mit ihm besprach. Dies ist Teil einer retrograden Amnesie, also eines Gedächtnisverlustes, der bis zu diesem Datum zurückreichte, wie ich später feststellen musste. Ich hatte jedoch große Angst und besprach vermutlich meine Befürchtungen mit ihm. Im Kontrast dazu war es draußen ein schöner Hochsommertag mit viel Sonnenschein.

Am frühen Nachmittag kam meine Mutter zu Besuch. Wir setzten uns im Zimmer an das kleine Tischchen und unterhielten uns über die letzten Tage. Ich hatte Durst und fragte meine Mutter, ob sie mir ein Bier bestellen könne. Ich dachte zwar nicht unbedingt, dass mir dies erlaubt würde, aber zu meinem Erstaunen gestattete dies die Pflegerin. Es wurden uns vom internen Gastbetrieb zwei kühle Flaschen Bier gebracht. Ich genoss dieses in vollen Zügen. Dies sollte das Letzte für viele Monate sein.

Am Nachmittag verschlechterte sich mein Zustand. Ich hatte Schmerzen auf der Brust. Mein Unterleib war richtig aufgedunsen. Um das Atmen zu erleichtern, erhielt ich zusätzlich Sauerstoff über eine Sauerstoffmaske zugeführt. Es wurde ein zweites Computertomogramm des Schädels erstellt, da der dringende Verdacht bestand, dass Bakterien in die Stirnhöhlen gelangt sein könnten.

Die Durchführung des Computertomogramms war sehr unangenehm, da ich vom vielen Liegen Rückenschmerzen hatte. Ich musste mich auf eine schmale Liege legen. Der Kopf wurde mit Kunstoffkeilen so fixiert, dass ich ihn nicht drehen konnte. Ich wurde gefragt, ob ich an Klaustrophobie leide, da das Liegen in der schmalen Röhre des Tomographen sehr beengend sei. Falls dies der Fall gewesen wäre, hätte ich ein Beruhigungsmittel erhalten. Obwohl ich solch enge Räume beängstigend finde, verzichtete ich darauf. Der Operator versicherte mir, dass er mit mir über ein Mikrofon in Kontakt stehen würde und er die Prozedur auch abbrechen könnte, wenn es unbedingt sein müsste. Zur Ablenkung wurde ein Radiosender eingestellt. Ich wurde bis zur Brust in den engen Tunnel der Apparatur geschoben. Mit kreisender Bewegung drehte sich an der Einstiegsöffnung ein Lichtstrahl, vermutlich der rotierende Magnet, um meine Körperachse. Heftiger Lärm! Es fiel mir schwer, ruhig dazuliegen. Die Prozedur abzubrechen und nochmals zu wiederholen wollte ich jedoch auf keinen Fall.

Nach einer halben Ewigkeit meldete sich die Stimme des Operators, dass die Aufnahme bald zu Ende sein würde. Trotzdem dauerte es sicher nochmals fünfzehn Minuten, um all die Messdaten zu speichern. Endlich wurde die Bahre aus der Röhre gezogen. Die Messung war vorbei. Dieser Tag war der letzte, der mir einigermaßen in der Erinnerung haften blieb. Auch ein Besuch meiner Schwester und des Schwagers wurde vollständig aus der Erinnerung radiert. Ab diesem Zeitpunkt dramatisierte sich die Situation Tag für Tag.

ÜBERLEBT - Infiziert mit dem Superkeim MRSA

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