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Welt-Braille-Tag
Sechs winzige Punkte machen den entscheidenden Unterschied. Ja, diese sechs kleinen Punkte sind wie das Tor in eine völlig neue Welt. Die Welt der Literatur, der Poesie, der Sprachbilder und der Informationen. Gäbe es diese sechs Punkte nicht, bliebe vielen eine fantastische Welt verschlossen.
1829 erfand der 20-jährige Blinde Louis Braille die nach ihm benannte Brailleschrift, ein Alphabet aus maximal sechs kleinen Erhebungen im Papier, mit dessen Hilfe Millionen von blinden Menschen seither lesen und schreiben können.
Heute ist »Welt-Braille-Tag«, und das ist wirklich ein Grund zum Feiern. Weil Blinde durch Braille all das, was sie nicht sehen, zumindest in den Worten der Dichter und Denker miterleben können. Die sechs Punkte machen es ihnen möglich, mit den Fingern zu sehen. Schönheit zum Anfassen.
Nun ist Weihnachten zwar schon vorüber, aber vielleicht lohnt sich noch mal ein kleiner Rückblick. Denn: Jesus ist nichts anderes als eine Brailleschrift des Himmels. Gott, den wir Menschen nicht sehen können, erfindet sozusagen eine Schrift, mit deren Hilfe man ihn erkennen kann. Ja, Jesus ist das Medium, mit dessen Hilfe auch jemand, der für das Überirdische blind ist, eine Vorstellung davon bekommt, wie Gott ist. Liebe zum Anfassen.
Und mancher, der an Weihnachten in der Geburt Jesu etwas von Gottes Gegenwart erkennt, fühlt sich wie ein Blinder, der mithilfe der Brailleschrift zum ersten Mal eine bildhafte Vorstellung von der Welt bekommt. Natürlich braucht es dazu Fingerspitzengefühl – aber zugleich eröffnet sich eine neue Dimension des Lebens.